28
Ardy
"Die gehen ausnahmsweise mal aufs Haus.", sagte Joey, welcher uns unsere Burger brachte. "Ausnahmsweise Ardy!"
Ich versuchte Joey anzulächeln, doch so wirklich gelang mir das nicht. Dafür war das Thema viel zu ernst und bedrückend. Und irgendwie war mir auch der Appetit vergangen, was bei den anderen beiden auch der Fall zu sein schien.
"Danke Joey.", sagte Luna.
Er nickte nur verschwand wieder.
"Ihr habt ihn umgebracht?", fragte Taddl geschockt und ich dachte kurz, dass er aufspringt und einfach geht.
Bevor ich etwas sagen konnte, erzählte Luna weiter: "Ja. Das war der Abend an dem ich Ardy gesagt habe, dass ich nichts mehr mit ihnen zu tun haben will...."
Ardy (Rückblick)
"Scheiße! Ist das dein Ernst! Er ist tot!"
"Luna, du weißt-"
"Ich will nichts von dir hören!", schrie sie mich an.
Verzweifelt ging sie sich durchs Gesicht.
"Ardy, ich will so einen Scheiß nicht mehr machen."
"Was meinst du?"
"Das alles. Ich will das nicht mehr. Ich will ein normales Leben..."
"Normal?"
Ich verstand gar nichts mehr.
"Ja, normal. Einfach zur Schule gehen, mich mit Freunden im Café treffen, Abends einfach mal einen Film gucken und nicht bis Mitternacht auf dem Sportplatz abhängen."
"Das ist dir doch viel zu langweilig."
"Nein, ist es nicht. Ich hab auf der Schule neue Freunde gefunden und die haben mir gezeigt, dass es ganz normal ist, mal keine Scheiße zu bauen."
"Dein Ernst? Du willst uns also wegen solchen Geldscheißern versetzen?"
"Ja. Ich will eine Zukunft haben. Wenn du so weitermachst wirst du bald im Knast landen!"
"Übertreib mal nicht."
"Du hast jemanden umgebracht! Ich will damit nichts mehr mit zu tun haben und ich will da auch nicht weiter mit reingezogen werden!"
Ich fass es nicht was sie da sagte. Ich habe alles dafür getan, dass ihr Stiefvater weiterhin seinen Job behalten kann und so dankt sie es mir? Nach den ganzen Jahren?
Ungläubig schüttelte ich den Kopf.
"Du weißt, dass wir uns dann ab jetzt nicht mehr kennen?"
"Wie meinst du das?"
"Du willst diesen Scheiß nicht mehr? Du hast kein Bock mehr auf Stress? Dann sind wir jetzt Fremde. Das ist zu deinem eigenen Schutz. Denn wenn wir nochmal an so jemandem wie diese Gang geraten, dann ist es besser, wenn sie dich nicht mit uns in Verbindung bringen."
"Fremde? Ich muss nicht beschützt werden, ich kann auf mich selbst aufpassen!"
"Nein, kannst du nicht. Nicht, wenn wir wieder solche zwielichtigen Typen kennenlernen. Wenn wir uns jemals sehen, werden wir so tun als kennen wir uns nicht. Schließlich hast du gerade gesagt, dass du kein Bock auf uns hast!"
"Hab ich auch nicht mehr!"
Lunas Mutter kam herein und steckte den Kopf durch die Tür.
"Alles okay bei euch?", fragte sie besorgt.
"Ja, alles gut. Ardy wollte sowieso gerade gehen."
Ich stand vom Bett auf und ohne mich auch nur einmal zu ihr umzudrehen verschwand ich einfach.
Scheiß auf sie. So jemanden brauche ich nicht. Nach all den Jahren habe ich mich so in ihr geirrt. Ich dachte sie ist meine beste Freundin und würde immer zu mir halten, aber da hab ich mich wohl getäuscht.
Diesen Tag werde ich so schnell wohl nicht vergessen.
Der Tag, an dem ich meine beste Freundin verloren habe...
Ardy
"Warte, Luna. So war das nicht.", sagte ich schnell. "Er ist nicht gestorben."
Luna schaute mich fragend an. "Doch. Du hast an dem Abend doch selbst-"
"Nein, ich hab gesagt, dass ich nicht auf seine Atmung geachtet habe. Aber er ist nicht gestorben. Seine Leute haben ihn gefunden und er wurde ins Krankenhaus gebracht. Er hatte eine Not OP, aber er hat es überlebt. Ich konnte es dir nur nie erklären, weil... naja... Wir kannten uns ja nicht mehr."
Luna schaute mich mit großen Augen an. "Du hast ihn nie umgebracht?"
"Nein."
"Scheiße Ardy... Ich dachte echt du hättest es getan... Es tut mir so unendlich leid..."
"Ist schon okay."
Ich schaute Taddl an und nahm seine Hand in meine.
"Alles gut?", fragte ich besorgt.
"Ja... Nur sehr viele Informationen auf einmal."
"Es tut mir leid, dass ich dir das alles nie viel früher erzählt habe.", meinte Luna.
"Es reicht jetzt mit deinen Entschuldigungen.", lachte ich und die Anderen beiden stimmten mit ein.
"Joey! Linn hat das Diner Schild kaputt gemacht!", rief Iljas, welcher reinkam.
"Das stimmt gar nicht! Ilja hat mit dem Ball dagegen geschossen und dann hat es sich verbogen!"
Linn war Iljas kleine Schwester und ging in die Grundschule.
"Ihr beiden!", rief Joey und kam auf sie zu. "Was habt ihr hier zu suchen, wenn ihr so dreckig seid?! Und das Schild werdet ihr mit euren eigenen Händen wieder reparieren!"
"Okay Chef!"
"Und jetzt raus hier! Ihr macht meinen ganzen Laden dreckig! Ihr fangt ja an wie Ardy. Und noch mehr von seiner Sorte kann ich nicht vertragen."
"Ey! Das hab ich gehört!", rief ich mit vollem Mund.
Ilja drehte sich zu mir um und als er Luna und Taddl sah wirkte er ein wenig geschockt.
"Ilja!", rief Joey ihm hinterher, als er auf uns zukam.
"Digger, was macht ihr hier?", fragte er.
"Essen.", sagte ich. "Erklär dir das alles später."
"Ja solltest du auch. Später. Die Anderen kommen gleich hierher. Und wenn sie euch hier zu dritt sehen..."
Werden sie Fragen stellen. Schon klar. Ich wollte erstmal alles mit Ilja besprechen, bevor ich den Anderen von Taddl erzähle und auch das mit Luna.
"Wir gehen.", sagte ich und zeigte den beiden mit einer Kopfbewegung mir zu folgen.
"Ich finde es ist keine gute Idee, wenn die Anderen euch hier sehen. Zumindest im Moment noch nicht. Ich will ihnen alles in Ruhe erklären. Ich meine, eure Eltern werden wahrscheinlich auch nicht begeistert sein, wenn sie hören, dass ihr hier seid."
"Hast recht.", meinte Taddl. "Meine Eltern würden mich in meinem Zimmer einsperren."
"Keine Sorge, dann komm ich dich einfach besuchen. Es ist schließlich nicht schwer bei euch einzubrechen."
"Alter, das sollte dir jetzt Sorgen machen.", sagte Luna lachend. "Ardy kann überall einbrechen, wenn er will."
"Man muss nur wissen wie man es richtig macht."
"Angeber.", meinte Luna, weswegen ich ihr einen Schlag gegen den Arm gab.
Obwohl Luna und ich solange nicht mehr miteinander gesprochen haben, fühlte es sich so an, als würden wir schon unser ganzes Leben miteinander verbringen.
Es war fast alles perfekt. Wäre da nicht Colin.
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