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Taddl

Ich war froh, dass es endlich Freitag war und bald Wochenende. Außerdem sind meine Eltern heute morgen für das ganze Wochenende weggefahren und das wollte ich ausnutzen um Ardy zu mir einzuladen.
"Herr Hoffmanns Laune war ja heute auch wieder auf dem Höhepunkt.", sagte Luna genervt.
"Ist so. Er hatte richtig Bock uns das Wochenende zu vermiesen mit den ganzen Hausaufgaben."
"Seine Frau lässt ihn wahrscheinlich nicht mehr ran. Hat er überhaupt eine Frau?"
"Ich glaube nicht, dass er eine Frau hat.", mischte sich eine männliche Stimme ein.
Ich drehte mich um und sah Colin vor mir stehen.
"Sorry, ich wollte nicht einfach in euer Gespräch platzen."
"Schon gut.", sagte ich mit einer gewissen Skepsis.
Ardy hatte mich vor ihm gewarnt.
"Ich wollte euch eigentlich nur fragen ob ich mir eure Unterlagen in Französisch ausleihen darf. Ich häng ja ein wenig hinterher und wollte eigentlich gerne wieder französisch belegen. Schließlich hab ich ja auf dieser Schule die Chance das weiterzumachen."
"Auf welcher Schule warst du denn davor?", fragte Luna neugierig.
"Auf einer Privatschule in Amerika. Der Name sagt euch bestimmt nichts."
"Amerika? Krass, wie cool. Und wie kommt es, dass du jetzt wieder hier bist?"
Luna schien sich sehr für ihn zu interessieren.
Naja, man würde im ersten Moment auch nicht denken, dass er weniger Geld hat als wir. Laut seinen Klamotten, könnte er sogar sehr viel Geld haben.
"Ist mir ein bisschen unangenehm das zu sagen... Aber mein Vater hat seinen Job verloren und deswegen sind wir wieder hierher gezogen. Aber ich war froh als ich gehört habe, dass ich trotz allem weiter auf die Privatschule gehen darf. Naja, wenn auch unter anderem Umständen. Eigentlich wäre ich ja zu den Anderen an die Schule gekommen."
"Ja, da hast du schon echt Glück gehabt. Du kannst dir meine Unterlagen gerne ausleihen. Aber ich bin nicht die Beste in Französisch."
"Ach das macht ja nichts. Aber vielleicht kann man sich ja mal irgendwann zusammensetzen und ein wenig zusammen lernen."
"Warum eigentlich nicht? Luna und ich könnten beide ein wenig Nachhilfe benötigen."
Ich hab keine Ahnung was Ardy hat, Colin ist echt total nett.
"Na dann kann man sich ja mal treffen. Ich versuche hier gerade neuen Anschluss zu finden, mit den Leuten aus der anderen Schule hab ich mich noch nie so gut verstanden."
"Wie kommt es?", fragte ich ihn.
"Sie waren beziehungsweise sind, immer sehr rebellisch und ich hab halt versucht mich auf meine Noten zu konzentrieren. Ich wurde dann gleich als Streber abgestempelt und war das Opfer der Schule."
"Man, tut mir echt leid."
"Ach, alles gut. Ich hatte gehofft sie haben sich geändert. Aber anscheinend nicht."
Colin steckte seine Hände in seine Hosentasche. Und irgendwie tat er mir ein wenig leid. Ich hab diese Woche gesehen wie ihn alle ignoriert und verspottet haben. Dabei versuchte er nur wieder Anschluss zu finden. Ich glaube nicht, dass Ardy mich angelogen hat, aber ich denke, dass er sich geirrt hat was Colin angeht. Colin hat sich verändert, da war ich mir ziemlich sicher obwohl ich ihn nicht richtig kenne.
Plötzlich stellte sich jemand zwischen uns und schubste Colin weg.
"Bleib weg von ihnen.", sagte Ardy wütend.
Ilja stand hinter Colin und hielt ihn fest.
"Ardy, schon okay. Er hat nichts gemacht.", versuchte ich ihn zu beruhigen, bevor die Situation eskaliert.
"Noch nicht.", sagte Ardy nur, ohne sich zu mir umzudrehen. "Zeig es ihnen."
"Ich weiß nicht, was du meinst.", sagte Colin ängstlich.
"Hol es aus deiner Tasche oder wir machen es!", schrie Ardy ihn an.
"Ardy... ich wollte nur-"
"Ich hab kein Bock auf deine Ausreden.", sagte Ilja und fasste Colin in die Hosentasche.
Heraus zog er ein Messer und ein kleines Blatt Papier.
Ein Messer? Er hatte doch nichts damit vor... oder?
Ilja gab Ardy den Zettel, welchen Ardy sich genau durchlas.
"Das ist nicht dein Ernst oder?", fragte Ardy leicht lachend.
Dann machte er einen Schritt auf Colin zu und schlug ihm ins Gesicht.
"Ardy! Hör auf!", rief Luna.
"Provozier es nicht.", sagte Ardy leise zu Colin und nickte Ilja dann zu. Als Ilja Colin aus seinen Griffen befreite lief Colin sofort los um seine blutige Nase unter Kontrolle zu kriegen.
"Was wollte er mit dem Messer machen?", fragte ich Ardy.
"Ich will es nicht wissen.", sagte Ardy nur und folgte seinen Freunden, die auf dem Weg nach draußen waren.
"Okay, keine Ahnung was ich davon halten soll.", meinte Luna. "Aber ich will mir nicht mein Wochenende verderben lassen. Sorry, Taddl, aber muss jetzt echt los."
"Alles gut. Schönes Wochenende."
"Dir auch."
Luna umarmte mich einmal und ging dann los. 
Ich packte meine restlichen Sachen in den Spind und verschwand dann auch nach draußen in der Hoffnung Ardy noch irgendwo anzutreffen.
Tatsächlich stand er am Zaun und schien auf etwas oder jemanden zu warten.
"Hey.", begrüßte er mich. "Sorry, dass ich gerade einfach so weggegangen bin, aber es muss ja nicht jeder mitkriegen was auf dem Zettel steht."
"Alles gut. Zeig ihn mir gleich. Willst du mit zu mir kommen? Dann können wir in Ruhe reden."
"Und deine Eltern?"
"Die sind das ganze Wochenende über nicht da. Du kannst also bis Montag bleiben."
"Klingt gut."
Da Anne nach der Schule noch was mit ihren Freunden machte, konnten Ardy und ich alleine in meinem Auto nach Hause fahren. Ich legte eine Hand auf Ardys Oberschenkel und Ardy legte seine Hand auf meine.
Ich hätte nicht gedacht, dass ich jemals so für einen Jungen fühlen konnte, aber es fühlte sich einfach perfekt an.
Die Fahrt nach Hause dauerte nicht lang. Während ich Ardy und mir etwas zu trinken holte, ging Ardy schon mal in mein Zimmer.
"Hier.", sagte er und reichte mir den Zettel.

Das war die erste Warnung.
Bring Ardy dazu mir 5.000€ zu zahlen und ich lass euch in Ruhe.
Was würde bloß passieren, wenn deine Eltern eure Beziehung herausfinden?
Außerdem wäre es doch schade, wenn dir etwas zustoßen würde, oder?

Ich war geschockt von diesem Zettel. Wollte er mir ernsthaft drohen?
"Er wollte dich mit dem Messer angreifen, Taddl.", sagte Ardy ernst.
"Nein. Das würde er doch nicht vor allen Schülern machen."
"Doch. So wie ich ihn kenne hätte er deine Hand mit dem Messer verletzt. Nicht doll, aber schlimm genug um dich einzuschüchtern. Und dann hätte er dir den Zettel heimlich zugesteckt. Colin ist ein guter Schauspieler. Glaub ihm kein Wort, bitte."
"Das werde ich nicht... Nicht mehr. Aber warum will er 5.000€ haben? Immer noch wegen eurer Vergangenheit."
"Wahrscheinlich schon. Ich weiß gar nicht mehr wie viel die ganzen Sachen damals Wert waren. Aber da seine Familie jetzt pleite ist, will er wahrscheinlich noch mehr Geld als die 5.000€. Aber das kann er vergessen."
"Pass bitte auf dich auf. Und lass dich nicht von ihm provozieren. Ich mach mir wirklich Sorgen um dich."
Er grinste nur. Scheiße, wie ich dieses Grinsen liebe. 
Dann kletterte er auf meinen Schoß, schlang seine Arme um meinen Hals und gab mir einen leichten Kuss.
"Du brauchst dir keine Sorgen machen. Ich hab alles unter Kontrolle, Süßer."

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