16

Taddl

"Warst du am Wochenende bei Ardy?", fragte Luna mich in der Pause.
"Wie kommst du darauf?"
"Weil du nicht zu erreichen warst."
"Und deswegen soll ich bei Ardy gewesen sein? Luna, ich kann auch einfach bei meinen Großeltern gewesen sein."
"Klar, aber du hast Ardy mit nach draußen gezogen und dort saht ihr ziemlich vertraut aus. Wundert mich, dass das sonst keiner gesehen hat."
Ich seufzte. "Erzähl es einfach keinem, okay?"
"Läuft da was zwischen euch? Seid ihr ein Paar?"
"Seit gestern. Sag es keinem."
"Scheiße, Taddl.... Warum tust du das?"
Luna sah plötzlich total verzweifelt aus.
"Was?"
"Sich auf Ardy einlassen?"
"Du kennst ihn doch gar nicht richtig. Ardy ist eigentlich echt korrekt. Die ganzen Leute sind nicht so wie du denkst."
"Doch Taddl, genau so sind sie. Sie sind gefährlich, du hast ja gar keine Ahnung. Ardy spielt nur mit dir. Du kennst ihn nicht."
"Aber du?", fragte ich wütend.
Luna seufzte und ich kannte diesen Gesichtsausdruck genau. Sie überlegte was sie als nächstes sagen würde.
"Wir müssen los.", sagte sie schlussendlich.
"Luna. Was ist?"
"Ich wünschte einfach nur, dass du mir glaubst."
"Was ist?", fragte ich erneut.
"Nichts."
Luna lief einfach los zum nächsten Unterricht ohne auf mich zu warten. Irgendwas hatte sie zu verheimlichen. Sie erzählte mir doch sonst auch immer alles. War sie eifersüchtig oder was war ihr Problem?
"Luna, jetzt rede mit mir. Was ist dein Problem mit ihm?", fragte ich und ging ihr in schnellen Schritten hinterher.
"Merkst du das wirklich nicht? Ardy hat Niko gerade fast umgebracht. Er hat immer ein Messer dabei und schreckt vor nichts zurück. Muss ich dir noch irgendwelche Argumente liefern?"
"Das was Niko gesagt hat, ging gar nicht. Ardy leidet wirklich doll unter dem Suizid seiner Mutter. Ich hätte auch nicht ruhig bleiben können. Gib ihm doch eine Chance."
"Niemals, werde ich ihm eine Chance geben. Wenn du so in dein Verderben rennen willst dann tue es. Aber sag nicht ich hätte dich nicht gewarnt."
Luna ging in die Klasse und setzte sich auf ihren Platz. Ich seufzte und setzte mich auch hin. 
Ich hätte niemals gedacht, dass Luna so reagieren würde, wenn ich eine Beziehung eingehe. Von Niko und den Anderen hätte ich das schon erwartet, aber von Luna? Sie steht sonst eigentlich immer hinter mir, egal was ist. Aber um ehrlich zu sein, ließ mich Lunas Warnung nicht los. Was ist, wenn Ardy wirklich mehr Dreck am Stecken hat als ich dachte. Aber auf der anderen Seite hat er mir gestern doch sein Herz ausgeschüttet. Ach, ich weiß auch nicht. Am besten ist es, wenn ich ihn einfach mal darauf anspreche.

Ardy

"Nein! Ich mach das nicht!"
"Ardy, bitte..."
"Nein! Eher hack ich mir meine Hand ab!"
"Ardy, er will nur mit dir reden.", sagte Erik ruhig.
"Ich aber nicht mit ihm. Er hat sich sein ganzes Leben lang kein Stück für mich interessiert und plötzlich will er mich kennenlernen?"
"Er ist immer noch dein Vater."
"Ist er nicht! Er ist mein Erzeuger. Ich hatte nie einen Vater und ich will auch keinen. Mom würde nicht wollen, dass ich mich mit ihm treffe."
"Gib ihm eine Chance. Nur eine. Rede mit ihm. Vielleicht hat er einen guten Grund warum er dich nie kennengelernt hat."
"Erik, ich will das nicht. Ich hab diesem Bastard nichts zu sagen."
"Aber er dir vielleicht. Es ist nur ein Treffen. Und vielleicht springt dabei auch etwas Kohle für dich raus."
"Ich will sein dreckiges Geld nicht."
"Du weißt, dass er nicht locker lassen wird, bis du mit ihm geredet hast."
Ich seufzte. Erik hatte Recht. Er wird wahrscheinlich immer wieder zu uns kommen, bis er sich mit mir unterhalten hat.
"Nur ein Gespräch. Danach will ich nie wieder was mit ihm zu tun haben."
"Schauen wir mal wie es läuft."
Ich gebe es ja zu, ich war schon gespannt wie er aussieht und was aus ihm geworden ist. Aber er wollte nie was mit mir zu tun haben und hat sich nicht einmal gemeldet. Er wollte doch irgendwas von mir.
"Erik, ich muss dir bald übrigens jemanden vorstellen."
"Oha, ist es soweit? Wann ist die Hochzeit?"
"Übertreib mal nicht.", lachte ich. "Er-"
"Ardy!", rief Nina und kam reingestürmt. "Ähm... Sorry für die Störung. Kannst du mal bitte mitkommen?"
"Ja ich komm gleich."
"Ne, jetzt. Bitte? Ist dringend."
Ich sah die Panik in Ninas Blick und wusste, dass es etwas Ernstes sein musste.
"Ja ist gut. Erik, wir reden später."
"Sei vorsichtig."
Gott sei Dank konnte Erik Ninas Blick nicht so gut lesen wie ich. 
Ich schloss die Haustür hinter mir und ging ein wenig vom Haus weg, damit Erik uns nicht hörte.
"Frag mich nicht wie das passieren konnte, aber Colin ist hier und meint Stress machen zu müssen."
"Colin? Ich dachte er wohnt auf der anderen Seite von Deutschland?"
"Ja, dachte ich auch und jetzt ist er auf Krawall aus."
"Dann sollten wir uns beeilen."
Nina führte mich an den Rand des Dorfes, wo ich bereits laute Stimmen hörte.
"Colin, du Nuttensohn, was willst du?", schrie ich zu ihm rüber und kam mit sicheren Schritten auf ihn zu.
Heimlich steckte Ilja mir ein Messer in die Hosentasche, während ich weiter auf Colin zu lief.
"Ich wollte euch nur begrüßen und euch mitteilen, dass ich wieder da bin. Und plötzlich fangen deine Leute hier so ein Stress an."
"Klar.", sagte ich ironisch. "Warum bist du hier?"
"Die Firma in dem mein Vater gearbeitet hat ist pleite gegangen und so konnten wir uns das Haus in der Stadt und die Schule nicht mehr leisten. Aber wie ich höre gehen wir hier jetzt alle auf eine Privatschule. Ich freu mich schon."
"Wirst du nicht langsam erwachsen? Wir hassen diese reichen Leute und du auch. Tun wir uns doch einfach zusammen."
"Und dann soll ich auf dich hören, weil du das Sagen hast? Auf gar keinen Fall. Ich werde dir niemals verzeihen!"
"Tja, dann hast du selbst Schuld. Ich hab versucht dir ein Friedensangebot zu machen."
Seit ich Colin kenne kann ich nicht ausstehen. Es fing an mit Kinderstreitereien. Dann kam ich irgendwann auf die Idee bei ihm einzubrechen und hab mit ein paar Leuten alles bei ihm verwüstet und ziemlich wertvolle Sachen mitgenommen. Seine Eltern wollten diese Sachen eigentlich verkaufen, weil sie nichts mehr verdient haben. Aber da kam ich ihnen zuvor. Ich hab die ganzen Sachen verkauft und das Geld behalten. Außer Colin wusste niemand, dass wir die Sachen geklaut haben. Seine Eltern dachten immer, dass Colin mir und den Anderen die Schuld nur zuschieben will, weil er mich nicht ausstehen kann. Seitdem hasst er mich. Außerdem will er mir immer zeigen, dass er der Stärkere von uns beiden ist, auch wenn das nicht stimmt. Aber soll mir recht sein.
"Gut, du hast uns jetzt gesagt, dass du wieder da bist, dann kannst du auch gehen."
"Wir haben noch eine Rechnung offen Ardy, das weißt du."
"Jaja, laber nur weiter.", sagte ich und wartete, dass er geht.
Ich bin ja nicht dumm und drehte ihm den Rücken zu, dann hab ich gleich noch ein Messer im Rücken stecken.

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