15

Taddl

Meine Gefühle fuhren Achterbahn. In diesem Moment war ich einfach glücklich und mich interessierten auch nicht die dummen Blicke die ich bekam, während ich nach hause ging. Meine Klamotten waren durchnässt und überseht von Dreck.
Ich ließ den ganzen Tag nochmal Revue passieren und hatte ein Dauergrinsen auf dem Gesicht. Gott, ich musste wie ein Psycho aussehen.
"Taddl!", schrie meine Mom mich an und holte mich so aus meinen Gedanken. "Schuhe aus. Sofort! Was hast du getan?! Wo warst du den ganzen Tag?!"
"Mom, beruhig dich. Ich war..."
Scheiße, ich war auf keine Ausrede vorbereitet. Aber warum sollte ich mir denn überhaupt eine Ausrede einfallen lassen? Sie können ruhig die Wahrheit erfahren.
"Ich war bei Ardy. Drüben bei den..."
"Armen?!", fragte meine Mutter aufgebracht und ich nickte.
"Sie waren das?! Das hätte mir ja klar sein müssen. Ich werde sofort die Polizei alarmieren und-"
"Nein!", rief ich geschockt. "Warum die Polizei? Was sollen die denn machen?"
"Schau dich an. Sie haben deine Sachen verschmutzt. Du weißt selbst gut genug wie teuer deine Klamotten sind. Die können wir jetzt wegschmeißen. Das ist Sachbeschädigung."
"Erstens, können wir die Sachen auch einfach waschen und zweitens waren nicht sie das, sondern ich selbst."
"Du? Warum machst du sowas?!"
"Weil ich das erste Mal seit ich mich erinnere wieder richtig Spaß hatte. Mom, du hast keine Ahnung wie die Leute da sind. Sie brauchen das ganze Geld gar nicht. Sie haben sich und das ist viel mehr Wert."
"War ja klar, dass sie dich zwingen sowas zu sagen. Du wirst da nie wieder hingehen."
"Doch!", rief ich empört. "Du hast nicht das Recht über sie zu urteilen! Du kennst sie nicht!"
Ich war einfach total wütend, ging an meiner Mutter vorbei, weiter ins Bad.
Schnell sprang ich unter die Dusche, zog mir dann neue Klamotten an und schmiss mich in mein Bett. Zum ersten Mal schaute ich heute auf mein Handy.

Niko: Ey, ich hab etwas über Ardy herausgefunden.
Schreib mir zurück, los. Ich will deine Reaktion wissen, wenn wir ihm das unter die Nase reiben.
Damit können wir ihn richtig beleidigen.
Bro? Alles gut?

Taddl: Lass es sein, Niko.

Ich wollte ihm jetzt noch nicht erzählen was da zwischen Ardy und mir ist. Keine Ahnung was er von Ardy herausgefunden hat aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es eine Lüge ist.

Niko: Du lebst! Wo warst du? Bist du bereit die Neuigkeiten zu hören?

Taddl: Nein, ich will sie nicht hören. Sei mir nicht böse.

Niko: Schon gut, du wirst es ja in der Schule erfahren.

Ich ahnte Böses. Irgendwas führte er im Schilde. Ich weiß, dass Niko Ardy nicht ausstehen kann und ich konnte es am Anfang auch nicht. Aber würde Niko Ardy so kennen, wie ich ihn kennenlernen durfte, würde Niko ganz anders über ihn denken.


Ardy

"Stimmt das, was die Kids erzählt haben?", fragte Ilja, welcher plötzlich neben mir herlief.
"Guten Morgen. Danke für den Herzinfarkt.", begrüßte ich ihn erschrocken.
"Stimmt das?"
"Ilja, siehst du mich mit einer Glaskugel rumlaufen? Ich bin kein Hellseher. Was willst du?"
"War Taddl bei uns? Die Kinder haben von ihm geschwärmt."
"Ja, stimmt."
"Was ist los bei dir? Warum?"
"Erklär ich dir später. Es ist zu früh zum Reden."
"Okay, ich denke du hattest einen guten Grund. Aber während du an diesem Wochenende etwas mit Taddl unternommen hast, haben wir uns einen Streich ausgedacht."
"Mhm. Und weiter?"
"Wir haben so komische Luftschlangenspraydosen gekauft. Du weißt schon, dieses Zeug klebt total und normale Spraydosen in verschiedenen Farben. Wir haben alle welche im Rucksack, du kriegst auch gleich welche und bevor der Unterricht losgeht werden wir den reichen Pissern ein wenig Farbe ins Gesicht sprühen."
"Nicht die einfallsreichste Idee aber lustig. Doch die Lehrer werden sofort darauf kommen, dass wir das waren. Das wisst ihr?"
"Das würden die so oder so denken. Was wollen sie machen? Uns alle rauswerfen? Wenn wir zusammenhalten können sie nichts machen außer uns nachsitzen zu lassen."
"Hast Recht. Bin dabei."
Als Ilja und ich in der Schule ankamen wurde ich bereits erwartet. Nina drückte mir mehrere Spraydosen in die Hand und dann mischten wir uns alle unter die Leute.
Wir warteten bis die meisten Schüler da waren, dann nickte ich Nina zu, diese wiederum gab den anderen Bescheid und schon zückten alle die Spraydosen. Es war ein totales durcheinander, hier und da kreischten ein paar Mädels. Ich stand vor Luna und grinste sie an. Dann drehte ich mich um und lief zu Niko um seine Haare von hinten grün anzusprühen.
"Was ist mit dir?!", schrie er mich an.
Ilja kam zu mir und sprühte seine weißen Schuhe in pink an. "Steht dir."
"Du Hurensohn, die haben mehr gekostet als dein Leben!"
"Ohhh, der kleine Niko muss gleich weinen.", verspottete ich ihn.
Ilja lachte nur und ich drehte Niko den Rücken zu.
"Wenn ich deine Mom gewesen wäre, hätte ich mich auch umgebracht!"
Sofort blieb ich stehen und ballte die Fäuste, langsam drehte ich mich zu ihm um.
"Oh nein, bist du jetzt sauer, weil ich dein kleines Geheimnis kenne? Jeder hier soll wissen, dass du Schuld am Selbstmord deiner Mutter bist!"
Ich warf meine Spraydose nach ihm, doch leider traf ich nicht. Aber das machte nichts. Ich kam in schnellen Schritten auf ihn zu und gab ihm einen Schlag in den Bauch. Dann packte ich ihn an den Haaren und zog so seinen Kopf nach hinten. Ich schlug ihm erneut in den Bauch und dann gab ich ihm einen Tritt zwischen die Beine.
"Los Ardy!", wurde ich angefeuert.
"Er hat es verdient!"
"Der Schwächling wehrt sich ja nicht mal!"
Ich verpasste ihm einen Schlag unter den Kiefer. Seine Haare ließ ich los und gab ihm einen Tritt gegen den Bauch. Er fiel auf den Boden und ich schlug ihm wieder in den Bauch.
"So ein Schwächling!"
"Verprügel ihn Ardy!"
Niko fing an zu husten und spuckte Blut, doch das ignorierte ich einfach. Als ich gerade zum nächsten Schlag ausholte, wurde ich von gepackt und von ihm weggezogen.
"Beruhig dich!", schrie mich jemand an.
Ich war in so einem Rausch, dass ich keine Ahnung hatte wer das war, doch das war mir auch egal. Ich befreite mich aus seinem Griff und ging wieder auf Niko zu, Luna stand bereits neben ihm. Die starken Arme packten mich erneut und zogen mich nach draußen.
"Ardy! Hey..." Erst als Taddl sein Gesicht in meine Hände nahm und mich zwang ihn anzugucken beruhigte ich mich etwas.
"Du hast ihn fast umgebracht."
"Das hat er verdient!", schrie ich und spürte wie mir Tränen in die Augen stiegen.
Ohne Worte nahm Taddl mich in den Arm, ich schmiegte mich an seine Brust.
"Niko ist ein Arsch und er hat die Schläge verdient. Aber ich will nicht, dass du von der Schule fliegst.", sagte er beruhigend.
Ich löste mich aus Taddls Umarmung und schaute ihn an. "Woher weiß er das?"
"Ich hab keine Ahnung. Ich schwöre dir, ich habe es ihm nicht erzählt."
Ich schaute durchs Fenster und sah, dass ein Lehrer und Luna Niko aufhalfen. Luna schaute durchs Fenster und unsere Blicke trafen sich.
Sie schüttelte langsam und ungläubig mit dem Kopf.

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