14
Taddl
Ardy hatte wirklich nicht zu viel versprochen. Die Burger waren sehr lecker.
"Bis dann, Joey! Bis dann Manni."
"Stopp!", rief Joey aus der Küche und kam mit dem bekannten Kochlöffel raus. "Geld?"
"Ich hab nichts dabei.", meinte Ardy. "Erik gibt dir das später. Versprochen."
"Ich weiß wo du wohnst. Spätestens Mittwoch will ich das Geld haben. Sonst kommt dir der Kochlöffel oben wieder raus."
"Ist okay, Joey.", lachte Ardy und wir verschwanden nach draußen. "Keine Sorge, Joey ist echt nett. Er tut immer nur auf hartnäckig. Ist halt sein Laden und er muss sich ja auch irgendwie über Wasser halten."
Wir kamen relativ schnell auf dem Sportplatz an. Dieser war nicht wirklich groß und die Tore hatten keine Netze mehr. Die Kinder warteten bereits auf uns.
"Der Dicke geht ins Tor!", rief einer der Jungs. "Also, los Ardy."
"Ich kick dich gleich ins Tor.", lachte Ardy. "Wer macht die Teamaufteilung?"
"Ich und Melodie.", sagte der gleiche Junge wieder.
"Melodie und ich du Keck.", verbesserte Ardy ihn.
"Streber."
Ardy und ich waren diejenigen die als erstes gewählt wurden. Ich war in Melodies Team und Ardy in dem von Tyson. Es wurde abgemacht, dass das Spiel endete sobald eines der Teams fünf Tore geschossen haben. Es war wirklich knapp und kurzzeitig stand es 4:4. Doch dann machte Tyson das entscheidende Tor.
"Gut gespielt.", rief Melodie zu ihnen rüber.
"Ihr auch.", rief Tyson zurück. "Ardy, Taddl spielt ihr bald nochmal mit uns?"
"Ja! Taddl, du musst echt öfters vorbeikommen. Ohne dich hätten wir bestimmt haushoch verloren."
"Mein Gott, du wirst ja richtig beliebt hier.", lachte Ardy. "Wir spielen bald um eine Revanche."
Ardy und ich verließen den Platz und setzten unseren Weg fort.
"Tja, viel mehr gibt es hier nicht zu sehen. Nicht viel, ich weiß."
Nein, das war wirklich nicht viel. Aber die Kinder hier waren verdammt glücklich und sie alle spielten sehr fair für ihr Alter. Wenn ich mich erinnere wie ich früher war, war das ganz anders.
Hatte ich vielleicht einfach zu viele Spielsachen zum Spielen gehabt?
"Und hier wohne ich.", meinte Ardy und schloss die Tür auf. "Erik, also mein Onkel, ist noch arbeiten."
"Ist das eure Küche?", fragte ich zweifelnd.
Es sah ziemlich klein für eine Küche aus.
"Ja, komm ich zeig dir mein Zimmer."
Ardy hat keine Scherze gemacht als er gesagt hatte, dass mein Zimmer fast so groß war wie sein ganzes Haus. Es stimmte wirklich. Und so wohnte er? Wie ging das?
"So geschockt?", fragte Ardy lachend. "Dann hast du das Zimmer von Erik noch nicht gesehen. Er hat kein Bett. Nur eine Matratze. Und als meine Mom noch gelebt hat, haben sie sich das Zimmer geteilt. Es ist genauso klein wie meins."
"Wow... Das ist..."
"Taddl, es tut mir leid was ich letzte Woche zu dir gesagt habe. Ich war einfach überfordert mit der Situation als ich dich gefragt habe, ob du was für mich empfindest. Ich war in diesem Moment einfach sauer. Sauer auf dich und auf mich selbst. Auf dich, weil ich die Hoffnung hatte, dass du keine Gefühle für mich hast, dass wir uns einfach ignorieren. Und sauer auf mich, weil... weil ich das Gleiche fühle."
Er tat was? Okay, ich konnte gerade wirklich nicht glauben was ich da hörte.
"Das Problem ist einfach, dass ich nicht fähig bin eine Beziehung zu führen. Und ich will, dass du alles über mich weißt, bevor du dir weitere Hoffnungen machst. Ich wollte, dass du das falsche Bild, was du von uns hast ablegst. Und wie ich gesehen habe, hattest du hier auch ganz viel Spaß. Oder?"
"Ganz ehrlich? Ja! Es juckt hier einfach niemanden, wie du gerade aussiehst. Ich mein, schau uns an.", lachte ich und Ardy stimmte mit ein. "Ganz ehrlich Ardy, ich danke dir, dass du mir das gezeigt hast. Ich hätte nicht gedacht, dass die ganzen Leute hier so glücklich sind."
"Aber Taddl, das war noch nicht alles. Es gab einen Grund warum ich zwei Jahre weg war."
Ich schaute ihn fragend an. Sein Gesichtsausdruck wurde bedrückend. Muss wohl nichts Gutes sein.
"Meine Mom hat sich vor ein paar Jahren das Leben genommen. Ich habe sie im Schlafzimmer gefunden. Er dachte ich nur, dass sie schläft und hab sie schlafen gelassen. Aber als ich sie später wecken wollte, war sie nicht mehr erweckbar. Ich habe mir die ganze Zeit Vorwürfe gemacht, dass ich sie sterben gelassen habe. Ich hab mich gefragt was gewesen wäre, wenn ich sie sofort geweckt hätte. Der Rettungssanitäter meinte zwar, dass sie schon seit Stunden tot war, aber die Gedanken ließen mich nicht los. Ich fing an Drogen zu nehmen. Und damit meine ich nicht, dass ich mal einen Joint geraucht habe. Ich habe schlimmeres genommen, war fast dauerhaft high. Irgendwann entschied ich mit Erik, dass ich mich in eine Therapie begeben musste. Ich bin immer wieder rückfällig geworden und wollte mir etwas antun. Nach Jahren hab ich es dann raus geschafft. Was ich dir damit sagen will ist, dass ich seitdem totale Bindungsangst habe. Ich habe Angst, dass jemand, der mir etwas bedeutet mich einfach wieder verlässt. Das Gefühl habe ich manchmal auch bei Erik. Dann lieg ich einfach nur im Bett, weinend und hoffe, dass es ihm gut geht und er niemals die Gedanken hat sich das Leben zu nehmen."
Nach allem was ich heute gesehen hatte, schockte mich das am Meisten. Ich habe immer gedacht, dass so jemand wie Ardy niemals irgendwas an sich ranlässt. Dass ihm alles egal war. Aber so war das nicht. Er hatte wirklich tiefergehende Probleme.
"Danke, dass du mir das erzählt hast. Das ist nicht selbstverständlich."
Ardy zuckte nur mit den Schultern. "Du solltest es wissen. Naja, jetzt ist es deine Entscheidung ob du dich auf so jemanden einlassen willst."
Ardy war an der Wand gelehnt, die Hände verschränkt und schaute auf den Boden. Ich kam näher zu ihm, legte zwei Finger unter sein Kinn und hob so sein Gesicht an.
"Das schreckt mich nicht im Geringsten ab. Eher im Gegenteil."
Ardy runzelte die Stirn. "Das macht dich geil?"
Okay, das wars mit der Romantik.
"Kannst du kurz aufhören an Sex zu denken? Ich meine, dass es dich nur noch sympathischer macht."
Und dann überbrückte ich die letzten paar Zentimeter und küsste ihn. Doch es war ein anderer Kuss als sonst. Es war kein gieriger, verlangender Kuss, sondern einer voller Leidenschaft und ja...
vielleicht sogar ein wenig Liebe.
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