12
Ardy
Als ich aufwachte dachte ich echt, dass ich schlimmere Kopfschmerzen habe. Aber es ging tatsächlich. Ich setzte mich aufrecht hin und schaute neben mich. Taddl war nicht hier. War letzte Nacht irgendwas passiert zwischen uns? Ich versuchte scharf nachzudenken aber konnte mich daran nicht erinnern.
Die Tür ging auf und Taddl kam mit einem Glas Wasser herein.
"Du musst gehen.", sagte er und reichte mir das Glas, was ich dankbar annahm.
Ich hatte wirklich Durst.
"War die Nacht so schlecht? Ich bin eigentlich besser im Bett aber ich hab keine Ahnung-"
"Nein, Ardy. Es ist nichts passiert. Aber meine Eltern sind gleich wieder da und sie dürfen dich hier nicht sehen."
"Klar... Ich gehöre schließlich zum armen Volk."
Ich trank das Glas aus, stellte es auf den Nachtisch und zog mir meine Klamotten wieder an.
Dann ging ich gemeinsam mit Taddl Richtung Haustür. Doch bevor ich aus dieser raustreten konnte, wurde die Tür aufgeschlossen und Taddls Eltern kamen rein.
"Ähm... Guten Morgen. Wer sind Sie?", fragte Taddls Vater.
"Ardy, freut mich.", sagte ich höflich.
"Taddl, was tut sowas hier?"
Sowas? Okay, wow.
"Ähm... Er.... Er hat mir was für die Schule vorbeigebracht."
"Raus hier, sofort!", rief sein Vater. "Hast du was geklaut?"
"Ihr Ernst?", fragte ich lachend. "Ich brauch euren Scheiß aus dem Haus nicht. So nötig hab ich es nicht."
"Raus jetzt!", rief die Mutter.
"Beruhigt euch doch.", sagte Taddl. "Er hat mir doch nur was vorbeigebracht."
"Schon gut Taddl.", sagte ich. "Du kannst nichts dafür, dass du so eingebildete Eltern hast."
Und bevor noch einer von ihnen irgendwas sagen konnte, verschwand ich aus ihrem Haus.
Diese reichen Leute kotzen mich so an.
Kein Wunder, dass Taddl so dachte. Seine Eltern lebten es ihm so vor. Aber ehrlich gesagt ist mir das auch egal. Taddl ist schließlich kein Freund oder irgendwas von mir. Er ist einfach nur jemand der auf dieselbe Schule, in dieselbe Klasse wie ich geht.
Taddl
Es war nun fast eine ganze Woche vergangen seit Ardy bei mir übernachtet hatte. Meine Eltern hatten zu mir gesagt, dass sie nie wieder wollen, dass so jemand bei uns ins Haus kommt. Ich habe versucht sie zu beruhigen in dem ich ihnen gesagt habe, dass er mir nur etwas vorbeigebracht hat, weil wir zusammen an einer Gruppenarbeit gearbeitet haben. Aber das wollten sie nicht hören. Sie meinten, dass er mir das in der Schule hätte geben sollen.
Ich war aber auch selber Schuld und hätte Ardy eigentlich nicht ins Haus lassen sollen, schließlich weiß ich ja wie meine Eltern drauf sind.
Aber hätte ich ihn einfach so gehen lassen sollen? Nein, er hätte niemals nach Hause gefunden.
Ich lief durch den Garten der Schule, da mein Kurs eine Freistunde hatte. Es war ein extra Kurs in welchen nur die Leute durften, die auch das volle Geld für die Privatschule zahlten. Für die anderen Schüler, sprich Ardy und seine ganzen Leute, gab es auch einen extra Kurs. Aber ich hatte keine Ahnung was das für ein Kurs war.
Plötzlich sah ich wie hinter einer Hecke Rauch aufstieg und es stank ganz schön. Also eine normale Zigarette konnte das nicht sein. Ich ging um die Hecke herum und sah dort Ardy stehen.
Wer auch sonst?
"Verfolgst du mich irgendwie?", fragte er.
"Nein, aber du rauchst hier nicht grad unauffällig."
"Macht nichts, die Lehrer kommen hier anscheinend nie her. Nur der Hausmeister und den interessiert das einen Scheiß."
"Was ist das eigentlich? Gras?"
"Gut erkannt."
"Dein Ernst? Schlimm genug, dass du hier rauchst, aber dann auch noch Gras?"
"Boah, wer bist du? Die Polizei?"
"Ich mein ja nur....Hast du keinen Unterricht?"
"Ich schwänze. Und jetzt kannst du auch gehen. Wir sind keine Freunde, dass wir miteinander reden müssten."
"Schon gut. Hab ich dir irgendwas getan?"
"Ja, du hast Geld. Das reicht."
"Hey, man. Ich wollte echt einfach nur nett zu dir sein."
"Danke, aber darauf kann ich verzichten. Nur, weil wir die Geschichtsaufgaben zusammen machen mussten und ich dir danach einen geblasen habe heißt das nicht, dass wir befreundet sind, okay? Wenn du Bock zu ficken hast bin ich dabei. Dann sprich mich einfach an."
"Dir geht's also die ganze Zeit nur darum mich ins Bett zu kriegen?"
"Na, was denkst du denn?"
"Keine Ahnung, ich dachte...."
"Scheiße. Stehst du auf mich?"
Zögerlich zuckte ich mit den Schultern. Ich dachte schon die ganze Zeit darüber nach. Die ganze Woche über hat Ardy mich nicht einmal angeschaut, nicht ein Wort mit mir gewechselt. Das hat mich schon irgendwie gestört.
"Oh fuck.", lachte Ardy. "Hör mal, ich bin absolut nicht für eine Beziehung zu haben, okay? Vor allem nicht mit Leuten wie dir. Es wird niemals irgendwas zwischen uns sein. Check das, ja? Gott, wenn sie das wissen würden."
"Wer ist sie?"
"Meine Leute. Das ganze Dorf. Denkst du denn wir reden nicht so über euch, wie ihr über uns redet?"
"Keine Ahnung. Tut ihr es?"
"Scheiße, ja. Und weißt du auch warum, weil ihr uns ankotzt. Ihr denkt man könnte sich mit Geld wirklich alles kaufen. Wenn ihr schlecht drauf seid, dann gibt es halt ein neues Handy. Aber so läuft das nicht überall. Wenn du Bock hast irgendwo hin zu fahren, dann fährst du halt irgendwohin, denn du hast einen Führerschein und ein Auto. Du musst dir keine Sorgen machen ob es morgen noch was zu essen gibt, weil eure Kühlschränke immer gefüllt sind. Weil bei euch das Geld immer da ist. Aber stell dir mal eine Frage. Wenn du von jetzt auf gleich all dein Geld verlierst, wie viele Freunde hättest du dann noch? Würden sie immer noch alle hinter dir stehen, auch wenn du an zwei Tagen die gleichen Klamotten anziehst, weil du Wasser sparen musst? Oder, wenn du ihnen das Essen nicht mehr ausgeben kannst? Wenn du kein geilen Wagen mehr hast mit dem du angeben kannst, keine Markenklamotten mehr trägst und kein Handy mehr hast. Wer wäre dann noch da? Denk mal drüber nach."
Und mit diesen Worten, machte Ardy seinen Joint aus und verschwand.
Was war denn jetzt plötzlich mit ihm los? Vielleicht verträgt er den Joint nicht so gut wie er denkt.
Aber wenn ich ehrlich bin, dachte ich noch den ganzen Tag über seine Worte nach.
Er hat keinen Bock auf mich und würde niemals eine Beziehung mit mir eingehen. Gut fein, kann ich mit Leben. Ich glaube, diese Gefühle die ich habe sind in ein, zwei Tagen sowieso wieder weg. Das sind keine richtigen Gefühle.
Doch irgendwie ließ mich die Frage nicht los, was wäre, wenn ich kein Geld mehr hätte. Ich konnte mir nicht vorstellen wie es ist kein Geld zu haben.
Aber Luna und Niko würden doch immer hinter mir stehen. Wenn ich keine Klamotten hätte, dann würden sie mir halt welche kaufen...
Genau, sie würden mir welche kaufen, weil sie nicht wollen, dass ich ohne Markenklamotten rumlaufe.
Ardy hatte gar nicht so Unrecht mit dem was er sagte.
Ich glaube meine Freunde würden sich nicht mit mir abgeben, wenn ich kein Geld hätte...
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