11

Taddl

Jemand schnipste mit zwei Fingern vor meinen Augen rum.
"Taddl, hörst du mir zu?", fragte Luna.
"Ähm... Sorry, was hast du gesagt?"
Luna lachte kurz. "Ich meinte, dass-"
Wieder hörte ich ihr nicht zu, denn Ardy lief mit Killian an uns vorbei. Sie waren in ein Gespräch vertieft, doch als Ardy mich sah zwinkerte er mir kurz zu.
Dann spürte ich plötzlich einen Tritt gegen mein Schienbein.
"Was soll das?", fragte ich Luna empört.
"Sag einfach, wenn du kein Bock hast mir zuzuhören."
"Doch, ich hör dir ja zu. Kannst du das nochmal erzählen?"
Luna schaute mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.
"Was ist los bei dir?"
"Nichts. Ist alles gut."
"Jetzt lüg mich nicht an. Irgendwas ist doch los. Sag mir was es ist."
"Ich hab einfach schlecht geschlafen."
"Taddl..."
Ich seufzte und schaute mich um ob uns jemand hören konnte. Doch viele der Schüler sind bereits in ihre Klassenräume gegangen.
"Ardy war gestern bei mir.", flüsterte ich.
"Was? Scheiße, was haben deine Eltern gesagt?"
"Nichts, die waren nicht da. Darum geht es auch gar nicht. Wir haben halt die Geschichtsaufgaben gemacht.... naja und irgendwann, kurz bevor er gehen wollte..."
Luna schaute mich abwartend an. In ihrem Blick sah ich, dass sie irgendwas ahnte.
"Hat er dir was angetan?", fragte sie, als ich nicht weitersprach.
"Quatsch, nein. Kurz bevor er gehen wollte.... hab ich ihn geküsst."
Luna zog die Augenbrauen hoch. "Du... Was?"
"Man ich hab keine Ahnung warum ich das getan habe."
"Was hat er dann getan?"
"Er hat den Kuss erwidert. Er ist schwul. Damit geht er offen um."
"Ist doch okay, Taddl. Manchmal gehen Gefühle mit einem durch. Und solange es nur bei einem Kuss blieb ist doch alles gut."
Ich antwortete darauf nicht.
"Es blieb doch nur bei einem Kuss... oder?"
Dieses mal schüttelte ich langsam den Kopf, weswegen Luna große Augen machte.
"Ihr... habt miteinander geschlafen?"
"Nein, soweit kam es auch nicht..."
"Jetzt lass dir nicht alles aus der Nase ziehen. Was ist passiert?"
"Er... er hat mir einen geblasen."
"Oh...okay. Und...? Hat es dir... gefallen?"
Ich zuckte mit den Schultern. "Joa, schon... Aber das muss unbedingt unter uns bleiben."
"Schon gut, ich erzähle keinem etwas."
Zum Glück klingelte es zum Unterricht und ich konnte dem weiteren Gespräch entgehen.

(...)

Jedes Jahr gab es im Park ein riesiges Sommerfest und jeder war eingeladen. Selbst andere Städte kamen nur wegen diesem Fest hierher. Die früheren Jahre durfte ich nur bis 21 Uhr bleiben, danach musste ich nach hause kommen. Doch da ich jetzt volljährig war, war es für meine Eltern okay, dass ich länger blieb. Es hätte mich gewundert, wenn Ardy mit seinen Leuten nicht hier aufgekreuzt wäre. Und vielleicht kamen sie auch jedes Jahr hierher, nur hab ich sie nie gesehen, da ich um 21 Uhr nicht mehr hier sein durfte.
Die Feier war im vollen Gange. Ich schaute mich ein wenig um und sah Ardy. Er sprach mit irgendeinem Typen den ich nicht kannte. Seine Hand ruhte auf der Hüfte von diesem Typen.
Und plötzlich hatte ich ein ganz komisches Gefühl. Ein Gefühl der Eifersucht?
Was ist los mit mir? Wir waren nicht mal zusammen. Wir hatten eigentlich nichts miteinander zu tun. Und trotzdem konnte ich diesen Anblick nicht mit ansehen.
Ich drehte mich wieder zu meinen Freunden um, damit ich nicht weiter an Ardy denken musste.
Im Laufe des Abends lief Ardy mit diesem Typen an uns vorbei, weg vom Park und ich wusste genau was da jetzt zwischen ihnen passierte.
Ardy sah ich den ganzen Abend nicht wieder. Der andere Typ tauchte kurz mal auf, verschwand aber auch wieder ziemlich schnell. 
Um 4 Uhr entschied ich mich auch nach Hause gehen. Ich wohnte Gott sei Dank nur ein paar Minuten Fußweg entfernt.
"Hey!", rief jemand und umfasste meine Schultern. 
Verwirrt drehte ich mich um und sah Ardy.
"Willst du schon gehen?"
Ardys Anblick schockierte mich ein wenig. Er hatte sehr tiefe Augenringe, war total blass und riesige Pupillen.
"Alles gut bei dir?", fragte ich zweifelnd.
"Sehr gut. Warum gehst schon? Wir könn noch was trinken. Ah ne warte, du willss dich eh nich mit mir abgeben."
Ardy sprach ziemlich verwaschen, aber noch gut genug, dass ich ihn verstand.
"Das hab ich nicht-"
Plötzlich kam mir ein beunruhigender Gedanke.
"Ardy, was hast du eingenommen?"
Ardy grinste. Fuck! Das machte mich jedes Mal schwach.
"Ecstasy."
"Was?!"
"Reg dich ab. Ist nich sooo schlimm. Ich hab das schonmal genomm. Kann jetz nur nich nach Hause. Dann würde mein Onkel ausrasten."
"Dann pass auf dich auf, ja?"
Ich wollte gerade gehen, aber Ardy ging mir hinterher.
"Warte, ich komm mit. Nich, dass du wieder von so Typen angemach wirst."
Ich seufzte, davon abhalten konnte ich ihn sowieso nicht.
"Wer war der Typ mit dem du da geredet hast?"
"Weiß nich. Hab sein Namen vergessen. Aaaber! Dein Schwanz is größer, als seiner."
"Das nehme ich mal als Kompliment."
"Solltes du auch. Weißt du Taddl. Ich glaube Sex mit dir wär gar nich so schlecht. Hast du eigentlich drüber nachgedacht?"
"Worüber?"
"Ob du schwul bist? Ich meine, dass ich deinen Schwanz gelutscht hab, hat dir gefalln. Kannst nicht abstreitn."
"Ich weiß es ehrlich gesagt nicht.", sagte ich.
"Du solltes das nich verheimlichen, wenn es so is. Weil, das macht dich auf Dauer kaputt."
"Danke, dass du mich nach Hause begleitet hast.", sagte ich, da wir nun vor meiner Auffahrt standen.
"Kein Ding."
"Findest du in deinem Zustand auch nach Hause?"
"Jaaa, klar. Ich muss die Straße hier runter und dann nur nach...äh...links! Un dann geradeaus un nochma rechts."
"Du musst eigentlich nur die Straße wieder zurücklaufen."
"Ja sag ich doch. Tschö, Taddl."
Ardy ist nicht mal fünf Schritte gelaufen und schon lief er den falschen Weg.
"Ardy!", rief ich. 
Er drehte sich langsam um und kam wieder auf mich zu.
"Komm mit rein."
"Warum?"
"Du findest den Weg in deinem Zustand nicht nachhause. Also komm."
Ich gab den Sicherheitscode vom Tor ein und lief dann mit Ardy einmal um das Haus herum. Zu meinem Zimmer führte eine Wendeltreppe nach oben auf meinen Balkon und so weiter in mein Zimmer. Wenn ich feiern gehe ließ ich immer die Tür von meinem Balkon offen um dort reinzugehen damit ich meine Eltern nicht weckte.
Ich hatte tatsächlich etwas Angst, dass Ardy es nicht schaffte die Treppen hochzulaufen, aber es klappte dann doch ganz gut.
"Hier, kannst anziehen.", sagte ich und schmiss ihm ein Hemd von mir zu.
Während er sich umzog beobachtete ich ihn heimlich. Ich musste schon sagen, einen schlecht gebauten Körper hatte er nicht. Außerdem hatte er ein großes Tattoo auf der Brust was wirklich heiß aussah.
Okay, stopp. Hörte ich mir gerade eigentlich selbst zu? Naja, es lag garantiert am Alkohol, dass ich solche Gedanken hatte.
"Du kannst in meinem Bett schlafen, ich nehme das Sofa."
Ardy schaute mich mit zusammengezogenen Augenbrauen an.
"Dein Bett is groß genug für beide."
Da hatte er schon recht. Aber war das nicht irgendwie komisch?
"Komm schon Taddl, ich hab dir ein geblasen. Intimer wirds zwischen uns nich."
Ardy kletterte ins Bett und ließ mir eine Seite frei. Na gut, mein Bett war schließlich wirklich sehr groß.
"Warum bis du eigentlich plötzlich nett zu mir?", fragte er mich.
"Wie meinst du das?", fragte ich ihn verwirrt.
"Du bist doch genau wie die andern auch. Has zu mir gesagt, dass wir auch einfach arbeiten könn."
"Ich war in dem Moment einfach sauer auf dich, weil du meinen besten Freund verprügelt hast."
"Okay...", sagte er nur und legte sich hin.

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