Kapitel 4
Eine Weile stand Naruto wie bestellt und nicht abgeholt in seiner Wohnung. Traurig sah er zum Boden. Sein Freund schloss ihn aus. Wie fast immer wenn es darum ging etwas zu verarbeiten. Er atmete tief durch und fing an seine Wohnung noch einmal gründlich sauber zu machen und Staub zu putzen, auch schrieb er Sasuke einige Nachrichten, in denen er fragte wie es ihm ging, wie die Arbeit war, ob er heute nochmal vorbei kommen sollte. Doch auch nachdem er mehrere Stunden nervös durch die Wohnung gewandert war, hatte er keine Antwort erhalten.
„Ich wusste doch, dass er nicht arbeiten ist...", sprach er zu sich, als er bei Sasuke an der Arbeit angerufen hatte.
Also zog er sich seine Jacke und Schuhe an, um den Schwarzhaarigen zu suchen.
Zuerst dessen Wohnung. Obwohl er einen Zweitschlüssel hatte klingelte Naruto vorher. Dann trat er herein.
„Sasuke?"
Doch keiner antwortete, also schloss er zu und ging.
Nächste Station war der Park und danach das Baumhaus. Auch an weiteren Orten suchte der Uzumaki. Fand ihn jedoch nicht.
Das Naruto ihn suchte, wusste er nicht, auch das er unzählige Nachrichten bekam merkte er nicht, den der Vibrationsalarm war ausgeschaltet.
Erst spät in der Nacht sah er auf das Telefon und seufzte.
Naruto hatte einige Nachrichten geschrieben, doch der Schwarzhaarige legte das Handy einfach wieder zur Seite.
Er wollte allein sein, niemanden um sich haben und auch nichts denken. Vor allem wollte er Naruto nicht erklären müssen, wieso er ihn angelogen hatte.
Sasuke dachte zurück an die Vergangenheit. Daran wie unbeschwert seine Kindheit war, wie sein Bruder immer für ihn da war, wie seine Mutter ihn immer freundlich behandelt hat, auch wenn er etwas falsch gemacht hatte, wie sein Vater ihm immer gesagt hatte, dass sein Bruder besser wäre und er sich an ihm ein Beispiel nehmen sollte und wie Itachi ihn nach solchen Situationen immer wieder aufgebaut hatte.
Der junge Mann stand auf, ging zum Bild seiner Familie und nahm es in die Hand. Danach setzte er sich wieder auf das Sofa.
Wie lang saß er nun schon hier? Seit dem Mittag oder seit dem Nachmittag? Wie lange würde er wohl noch sitzen bleiben? Bis zum Morgen? Bis zum Mittag oder gar noch länger?
Er seufzte, denn er ließ sich auf die Seite fallen. In seinen Augen bildeten sich Tränen, die sich geräuschlos ihren Weg über die Wangen suchten.
Es ist mittlerweile nach Mitternacht und Naruto saß mittlerweile wieder ratlos in seiner Wohnung. Wo konnte sein Freund nur sein? Er hatte alle erdenklichen Möglichkeiten mehrmals abgesucht und hat ihn nicht gefunden. Noch nicht mal Anzeichen das dieser jemals dort gewesen war. Am nächsten Tag würde Sonntag sein, das heißt keiner von ihnen musste arbeiten und Naruto konnte Sasuke weiter suchen. Er hoffte nur, dass es diesem gut ging und nicht draußen in der eisigen Kälte erfrieren würde.
Beim weiteren Nachdenken wo der Schwarzhaarige sein könnte schlief er ein und träumte, von einem Haus vor dem er mit Sasuke stand.
„Hier wohnt mein Bruder", sagte dieser und sie gingen weiter.
Damals hatte der Blonde solange genervt, bis beide spazieren gegangen waren. Der Frühling ließ die Blüten in voller Pracht strahlen. Mit einem Ruck wurde er wach.
„Ich weiß wo er ist."
Schon wurden Schuhe und Jacke angezogen. Weg war der Wirbelwind. Er rannte sämtliche Straßen entlang, um das Haus in seinen Träumen zu finden.
Nach einer gefühlten Ewigkeit fand er es auch. Mit dem Wissen das Sasuke ihm höchstwahrscheinlich das Klingeln ignorieren würde, klingelte er bei einem Nachbarn um Einlass in das Treppenhaus zu gelangen. Dass es fünf Uhr morgens war interessierte ihn dabei nicht und er flehte solange bis man ihm Einlass gewährte. Er rennte die Treppen hinauf, um dann außer Atem vor der Wohnung stehen zu bleiben, an dessen Tür ein Schild mit dem Namen »Uchiha« hing. Er klopfte an die Tür.
„Sa-Sasuke! Ich weiß, dass du da bist! Bitte mach die Tür auf."
Der Uchiha schreckte aus dem Schlaf hoch und sah zur Tür: „Itachi...?"
Seine Stimme klang hoffnungsvoll und er lief an die Tür. Er öffnete sie uns sah den Blonden vor sich.
„Was machst du hier?"
Seufzend trat er einige Schritte zurück und ließ Naruto Einlass in die Wohnung.
„Ich habe keine Lust, mich dir gegenüber zu rechtfertigen... Geschweige denn, dass ich irgendwie Gesellschaft möchte... Ich will allein sein. Ich komme klar und mir geht es gut."
Letzteres war zwar gelogen, aber das musste der Uzumaki nicht wissen.
Naruto hatte mitbekommen wie sich der Blick von Sasuke von hoffnungsvoll in enttäuscht veränderte und dies versetzte seinem Herzen einige Stiche.
Auch die Worte des Uchiha ließen immer weiter kleinere Nadeln hindurch wandern.
Das alles spielte nun eine wichtige Rolle. Der Blonde konnte seinem Partner nicht in die Augen sehen. Ein schlechtes Gewissen plagte ihn.
„Ich... Also... Ich hab mir Sorgen gemacht. Weil... In solch einer Situation sollte man nicht alleine sein. Und du kannst mir so oft sagen, dass es dir gut geht, wie du willst... denn das stimmt nicht."
Auch weiterhin ließ er seinen Blick auf den Boden. Er wollte die Ablehnung für seine Anwesenheit nicht in den Augen sehen.
„Ich möchte dir doch nur helfen, Sasuke und dir eine Stütze sein...", sagte der Blonde leise.
Er sah seinen Freund an.
„MIR GEHT ES GUT", wurde er laut, ohne es zu wollen. „Ich brauche KEINE Hilfe. Gib mir einfach Zeit zum Verarbeiten!"
Der Uchiha ging ins Wohnzimmer und ließ sich auf dem Sofa nieder.
„Alles schön und gut, aber ich komme klar. Ich muss es nur verarbeiten..."
Dann glitt sein Blick zum Blonden.
„Musst du nicht arbeiten?"
Sasuke war der Meinung, dass er keine Hilfe brauchte. Schließlich hatte er bisher auch alles allein geschafft. Auch dieses Mal würde er es allein schaffen.
Was war die Information schon, dass ein Familienmitglied verstorben war? Der Schwarzhaarige zuckte innerlich mit den Schultern. Es war nicht das erste Mal, dass ihn eine solche Nachricht erreichte.
Diesmal konnte der Blonde ein zusammenzucken nicht unterdrücken. Noch nie war der Uchiha ihm gegenüber lauter geworden, eben weil er wusste wie Naruto darauf reagierte. Seine Hände wurden leicht schweißig und er versuchte dort das Zittern soweit es geht zu unterdrücken.
Auch die Ablehnung spürte er deutlich.
„Es ist Son-...", brach er mitten im Satz ab.
Es nützte nichts. Sasuke wollte ihn nicht hier haben.
„Ich gehe schon... Melde dich bitte...", verschwand der Uzumaki aus der Wohnung machte sich langsamen Schrittes nach Hause. Ihm kam es so vor, als würde es draußen jetzt noch kälter sein.
Auch hatte er die Handschuhe vergessen und diesmal war kein Sasuke da, um ihn zu belehren oder sie zu wärmen. Auch der Weg schien ihm doppelt so lang als er eigentlich war.
Zuhause angekommen setzte er sich auf die Couch und fing an zu überlegen. Hatte er was falsch gemacht? War er kein guter Freund?
„Naruto...", sagte er leise und sah ihm hinterher.
Er hätte nicht laut werden dürfen. Er hätte seinen Frust nicht an ihm auslassen dürfen. Ein Seufzen entwich ihm über die Lippen. Seine Augen schlossen sich, dann aber öffnete er diese wieder und stand auf.
Naruto auch noch zu verlieren, würde er nun wirklich nicht verkraften. Seine Füße schlüpften in die Schuhe und seine Arme in den Mantel, bevor er diesen schloss.
Er rannte durch die Stadt und kam nach einer halben Stunde bei Narutos Wohnung an. Er klingelte.
„Naruto! Mach die Tür auf", sagte er gegen diese gelehnt. „Ich habe Fehler gemacht und mich falsch verhalten."
Doch als niemand öffnete hämmerte er mit der Hand gegen die Tür.
„Naruto..."
Langsam rutschte er an der Tür auf den Boden.
„Mach auf..."
Er war eingeschlafen, die fast schlaflose Nacht und die Sorgen forderten ihr Tribut. Das Klopfen ließ ihn langsam aus seiner Traumwelt auftauchen. Als kein neues Klopfen ertönte, drehte er sich um und zog die Decke höher.
Das »Mach auf« hörte er nur leise und fragte sich ob das nun Einbildung war oder nicht. Naruto rang mit sich, stand jedoch nach einer Weile auf um die Tür zu öffnen.
„Sasuke", rief er etwas lauter und fiel vor genau diesem auf die Knie um ihn zu umarmen. „Es tut mir leid. Ich werde dich nicht mehr belästigen und auch in Ruhe lassen, wann du willst, aber bitte schließ mich nicht aus."
Tränen bildeten sich in seinen Augen und eine stahl sich über die Wange des Blonden.
„Es tut mir leid", sagte Sasuke und drückte seinen Partner an sich. „Ich hätte dich nicht von mir schieben dürfen... Ich hätte mit dir reden sollen..."
Seine Stimme wurde von kleinen Schluchzern unterbrochen, denn über seine Wangen liefen Tränen.
„Lass uns rein gehen...", murmelte er leise.
Zusammen standen sie auf und gingen in die Wohnung. Die Beiden gingen ins Wohnzimmer und setzten sich auf das Sofa.
„Ich bin nicht gut im Reden... Deswegen versuche ich vielleicht so viel allein hinzubekommen... Nicht das ich dir nicht vertraue, im Gegenteil: Vor dir habe ich keine Geheimnisse", sagte er sanft und nahm dem Kleineren in den Arm.
Fast schon wie ein Ertrinkender klammerte sich der Blonde an seinen Partner.
„Dir brauch es nicht Leid zu tun. Ich hab dich einfach zu sehr bedrängt... Und wenn du allein sein willst, dann muss ich das akzeptieren. Aber bitte, Sasuke versprich mir, dass du mich nicht mehr anlügen wirst, auf die Frage wie es dir geht... Bitte..."
Er legte seinen Kopf auf die Schulter von Sasuke und hatte die Augen geschlossen um diese Nähe zu genießen.
Sasuke schloss die Augen und merkte wie die Tränen aufhörten, sich den Weg über die Wangen zu suchen.
„Ich war ein Arschloch... Ein riesen großes Arschloch, um ganz genau zu sein."
Er strich mit den Fingern durch das blonde Haar seines Partners und merkte nach einiger Zeit, wie seine Augen immer schwerer wurden. Er schlief auf der Couch, mit Naruto im Arm ein und es half. Die Träume blieben fern.
Als er nach einer ganzen Weile die Augen wieder öffnete, versuchte er sich zu bewegen, doch zum einen verhinderte Naruto dies und zum anderen tat ihm alles weh, weil er ungünstig gelegen hatte.
„Autsch...", kam es ihm nur knapp über die Lippen.
Wie spät war es eigentlich? Musste er nicht an die Arbeit? Obwohl er immer noch in seinem Inneren einen großen Kampf austragen musste, würde er weiter machen. Wenn irgendwo ein Leben beendet wurde, dann begann irgendwo anders ein neues Leben.
Durch die Bewegung wurde Naruto so langsam aus seinem Schlaf geholt. Jedoch wehrte er sich dagegen indem er sich enger an Sasuke kuscheln wollte, was ihn ebenfalls aufstöhnen ließ.
„Warum sind wir nicht ins Bett gegangen... Mir tut alles weh. Dir doch auch, oder?"
Naruto hob seinen Kopf und erhaschte dabei einen Blick auf die Uhr. Diese zeigte 8.45 Uhr. Da es sowohl morgens, als auch abends dunkel war, war Naruto der Meinung es sei morgens und geriet in Panik. Etwas unpraktisch stand er auf und versuchte sich zu strecken.
„Sasuke wir müssen und beeilen es ist gleich um neun wir müssen los und kommen beide zu spät!"
Sasuke stand auf und streckte sich.
„Ich hab auch nicht so gut geschlafen, aber immerhin besser als gar nicht."
Durch das Strecken hörte man diverse Knack-Geräusche. Er ging zum Balkon und sah nach draußen.
„Es ist Abend... Wir müssen nicht an die Arbeit..."
Er sah wie bereits Lichter ausgeschaltet wurden und das Treiben auf der Straße sich beruhigte.
„Morgen müssen wir wieder arbeiten..."
Er ging zu seinem Freund und umarmte diesen von hinten.
„Lass uns weiter schlafen. Ein bequemes Bett tut dir sicher auch gut."
Gesagt, getan und beide lagen daraufhin im Bett.
Die Tage und auch Wochen vergingen. Naruto versuchte seinen Freund nicht zu sehr in Watte zu packen, aber konnte ihn auch nicht alleine lassen. Jede einzelne Minute die er hatte versuchte der Blonde bei Sasuke zu sein. Sein Chef machte ihm das jedoch schwer, denn dieser ließ ihn jeden Tag mehr als zwei Überstunden schieben mit der Begründung: »Es ist Weihnachtszeit«.
Und am Tag vor Heilig Abend trieb er das Ganze auf die Spitze. Naruto und Sasuke saßen gerade auf der Couch und sahen sich einen Film an, als das Telefon des Blonden klingelte.
„Uzumaki", ging er heran und mit jeder Sekunde die verstrich wurde seine Miene fester und ebenso deprimierter. „Aber mein Frei stand doch schon seit-..."
Doch er wurde von einem wütenden Chef unterbrochen, welcher dann mit einem lautem zornigen »bis morgen« auflegte.
Gespannt hörte Sasuke seinem Partner zu, was das Telefongespräch betraf. Naruto musste arbeiten und Sasuke würde am nächsten Tag allein bleiben.
„Du musst morgen arbeiten?", fragte der Größere um Bestätigung zu bekommen.
Als Naruto nickte, seufzte der Uchiha.
„Schade... Aber wenn der Chef ruft, dann müssen wir springen, auch wenn es Ausbeute ist..."
Auf dem Gesicht des Älteren konnte man die Enttäuschung sehen, aber Sasuke tat es mit einem Schulter zucken ab.
„Wie lange musst du arbeiten? Hoffentlich nicht bis zum Ende... Ich will noch was von meinem Freund am Heiligabend haben..."
„Ja, muss ich...", grummelte Naruto und ging zu seinem Freund auf die Couch zurück, um sich an diesen zu kuscheln.
„Er hat mir eine zwölf-Stunden-Schicht aufgebrummt. Dabei hab ich die letzten Wochen schon Überstunden geschoben... Er sagte, ich sollte neun Uhr anfangen...", nuschelte er unzufrieden. „Warum ausgerechnet an Weihnachten? Die Jahre zuvor hatte er auch nur vormittags kurz offen."
Der blonde Chaot ärgerte sich, sogar mehr als das.
Er schloss die Augen und nahm seinen Partner in die Arme.
Am nächsten Tag wartete der Uchiha bis Naruto an die Arbeit gegangen war und machte sich auf den Weg, um noch ein Geschenk für den Kleineren zu kaufen.
Doch was? Eine Kette, damit er den Ring - der eigentlich für die Verlobung war - tragen konnte? Keine so schlechte Idee. Er ging in einen Schmuckladen und kaufte eine Kette, die optisch auch zum Ring passte.
Zu Hause angekommen, packte er das Geschenk ein und legte es unter den Weihnachtsbaum, welchen die Beiden zusammen geschmückt hatten.
Jetzt hieß es: Warten. Warten, dass der Blonde nach Hause kam.
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