Kapitel 9
P..O.V Neyra
Ich gehe durch die Flure der Schule und höre plötzlich die Stimme, welche bei mir immer Ohrenschmerzen züchtet. Chayenne. Gerade will ich wieder kehrt machen und mich um die nächste Ecke schleichen, so dass sie mich nicht sieht, doch als ich die Stimme von Ash höre, stocke ich. Seit wann bitteschön verbringt er seine Zeit mit dieser Bitch?!
Also atme ich tief durch, schleiche mich wieder nach vorne und gucke um die Ecke. Die beiden scheinen heftig zu diskutieren und Ash sieht nicht besonders glücklich aus, eher verzweifelt und genervt. Irgendwie sieht er genau so aus, wie ich mich fühle, wenn ich mit dieser Tusse spreche. Chayenne dagegen hat ihr selbstgefälliges Grinsen aufgesetzt und wirkt eher uninteressiert an der Diskussion. Ich schüttle meinen Kopf und tauche wieder in die reale Welt ein, dann belausche ich das Gespräch von den beiden.
Auf die Frage, wieso ich das tue, habe ich keine genaue Antwort, denn ich bin mir selber nicht sicher.
,,Können wir diesen Kinderkram nicht einfach sein lassen?", fragt er etwad ruhiger und ich merke, wie sich fast wie von selbst meine Augen zu Schlitze verengen. Was für einen Kinderkram? Trifft er sich etwa heimlich mit ihr? Wenn ja, was wäre dann der Sinn hinter der ganzen Sache, dass ich mich an ihn ran machen soll?,,Sicher können wir das sein lassen", meint nun Chayenne gleichgültig dazu, ,,wenn du alles verlieren möchtest, was du aufgebaut hast. Sei doch nicht so ein Spielverderber", dann rauscht sie davon und lässt Ash wie den letzten Vollidioten dort stehen.
Schnell flüchte ich mich aufs Mädchenklo, da Chayenne genau in meine Richtung kommt und schließe in letzter Sekunde die Tür, bevor sie mich zum zweiten Mal an diesem Tag gesehen hätte. Ich seufze auf und denke angestrengt nach, über was die beiden geredet haben.
Ash kann sich unmöglich mit einer Person wie ihr treffen, er hasst sie wie die Pest, das habe ich in seinem Tagebuch gelesen, bevor ich es ihm zurück gegeben habe. Also muss es etwas anderes sein, aber was? Ich betrachte mich in dem großen, schmutzigen Spiegel von der ekligen Mädchentoilette und dann fällt es mir wie Schuppen von den Augen.
Sei kein Spielverderber, hallt eine widerliche Stimme in meinem Kopf.
Es muss eine Wette sein! Chayenne muss mit Ash ebenfalls eine Wette abgeschlossen haben, denn sie liebt es, andere Leute zu verarschen und ich habe auch schon eine Idee, um was es in der Wette gehen könnte.
Ich merke, wie ich mich angegriffen fühle, obwohl ich mir eigentlich gar nicht sicher bin und mir das Ganze egal sein könnte. Ich interessiere mich nicht für Ash und ich werde ihm das Herz brechen, nicht umgekehrt. Als wäre es überhaupt möglich, mein Herz zu brechen. Ich schultere meine Tasche und drehe mich Richtung Tür. Ash kann sich auf etwas gefasst machen, wenn er mkr Nachhilfe gibt. Dafür werde ich sorgen. Ich werde ihn so richtig nervös machen, ohne ihm zu sagen, dass ich es weiss. Und ich werde ihn in eine Situation bringen, sich in mich zu verlieben und dann, dann werde ich ihm sein kleines mickriges Herz in tausend Stücke zerreissen! Wie ich es hasse, wenn man eine Wette auf mich ansetzt. Nur noch ein paar Wochen und die beiden wünschten sich, sie wären nie geboren worden.
P.O.V Ash
Heute ist Freitag Nachmittag und seit Mittwoch, an dem Tag, als wir das Datum für die Nachhilfe vereinbart haben, habe ich Neyra nicht mehr zu Gesicht bekommen. Langsam werde ich nervös und sehe auf meine Uhr. Es geht noch 15 Minuten, bis sie da ist und meine Hände sind schon jetzt schwitzig.
Gott, wie ich das hasse.
Ich seufze auf. Ich werde das doch nie im Leben hinbekommen, dass sie sich in mich verliebt. Aber eigentlich läuft alles viel zu glatt. Ich meine, wieso ist sie in letzter Zeit so nett zu mir? Wieso braucht sie Nachhilfe und hat ausgerechnet mich gefragt und wieso mobbt sie mich nicht mehr und hat alles was in dem Tagebuch steht, für sich behalten und es mir zurück gegeben?
Ich gucke gedankenverloren auf den quadratischen Holztisch, auf welchem ich schon alle Bücher bereitgelegt und sie mindestens tausend Mal perfektioniert habe.
Meine Eltern sind wie immer arbeiten und wir haben unsere Ruhe. Als es plötzlich an der Tür klingelt, zucke ich zusammen. Ich gucke nochmals auf meine Armbanduhr. Seit wann kommt Neyra 10 Minuten zu früh? 10 Minuten zu spät passt viel mehr zu ihr. Verunsichert gehe ich zu der Tür und öffne sie. Neyra steht davor und sieht mich mit einem schüchternen Lächeln an, ihre Haare hat sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und ihr Outfit... wie soll ich sagen, es ist ungewohnt, sie in einem Kleid zu sehen, doch es steht ihr unglaublich gut. Ich reiße schnell meine Augen von ihrem Körper los und sehe in ihr Gesicht. ,,Hey", meint sie und geht an mir vorbei, rein ins Haus. Ich muss schmunzeln. Und da ist sie schon wieder, die alte Neyra.
Schnell schließe ich die Tür und folge ihr. ,,Hey, hattest du keine Probleme, den Weg zu finden?", frage ich sie und gehe nach ihr in die Küche. Neyra schüttelt den Kopf und sieht sich in unserem riesigen Haus um. Als ihr Blick auf die Bücher fällt, seufzt sie leise auf. ,,Willst du wirklich Mathe machen?", fragt sie irrtiert und ich nicke. ,,Ich dachte, du wärst diejenige, die mich nach Nachhilfe gefragt hat", ich setze mich an den Tisch und sie sieht mich ein wenig enttäuscht an, setzt sich dann aber schließlich neben mich. Ihr Verhalten irritiert mich ein wenig, doch ich versuche mich dazu zu zwingen, dass ich ruhig bleibe und mir nichts anmerken lasse.
"Also, was genau verstehst du nicht?", frage ich sie und schlage das Buch auf Seite 57 auf. Sie seufzt und sieht mich an, das spüre ich genau. Ich allerdings, starre weiterhin ins Buch. ,,Naja alles, ich meine es ist ein Fach, was aufeinander aufbaut. Man muss die vorherigen Themen verstehen, um in den nächsten weiterzukommen und da ich schon vor einigen Jahren die Hoffnung aufgegeben habe, ist das bei mir eh alles umsonst", meint sie leicht lächelnd. Nun sehe ich auf. Ich bin erstaunt, solche Worte aus ihrem Mund zu hören, erstaunt darüber, dass sie recht hat und am meisten erstaunt, dass sie einsichtig ist.
"Du hast recht, aber hör zu, genau deshalb bist du ja jetzt bei mir. Wir können das alles zusammen aufarbeiten, wir können das schaffen. Aber du musst mithelfen und an dich glauben und wenn du magst, dann können wir auch noch einen weiteren Nachmittag dazu nehmen, ich habe Zeit", meine ich schmunzelnd und bin stolz auf mich, wie geschickt ich es verpackt habe, dass ich sie mehr sehe. Neyra beginnt zu grinsen und sieht mich an. Sie kommt mir näher und sieht tief in meine Augen "Liebend gerne", haucht sie.
-Z
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