Kapitel 22

Noch nie hatte sich Isabella so anders gefühlt wie in diesem Augenblick, obwohl sie sich lediglich die Haare geschnitten hatte.
Doch sie konnte sich an keinen Zeitpunkt ihres Lebens erinnern, an dem sie keine unglaublich langen Haare gehabt hatte.
Nun reichten sie nicht mal mehr bis auf die Schultern.
Isabella hatte erwartet, dass sie früher oder später ihre neue Frisur bereuen würde, zu ihrer Überraschung gefiel sie ihr jedoch ziemlich gut.
Sie war sich aber mehr als sicher, dass ihre Eltern alles andere als begeistert sein würden.
Eigentlich hatte Isabella versucht Mila davon zu überzeugen, ihre Haare genauso schön dunkel wie die von Mila zu bekommen.
Da jedoch weder Mila noch sie wichtige Utensilien dafür hatten, beschlossen sie diesen Plan erstmal auf Eis zu legen.
Isabellas Eltern sollten nicht gleich einen Herzinfarkt bekommen.
Als Isabella die Haustür hinter sich schloss, hörte sie das ihre Eltern gerade im Esszimmer waren.
Sie machte sich aber nicht die Mühe zu Ihnen zu gehen, sondern verschwand sofort in ihrem Zimmer.
Für den Rest des Abends hörte Isabella nichts mehr von Ihnen und selbst am nächsten Morgen rief sie keiner wie gewohnt zum Frühstück.
Erst am Nachmittag klopfte es leise an ihre Tür.
„Ms Isabella, ihre Mutter erwartet sie unten", hörte sie die Haushälterin sagen.
Isabella klappte ihr Tagebuch zu.
Bevor sie ging, versteckte sie es weit unter ihrer Matratze.
Sie durfte nicht nochmal den Fehler machen und riskieren, dass ihre Eltern ihr Tagebuch entdeckten.
Als Isabella die Tür öffnete, starrte sie die Haushälterin schockiert an.
Obwohl Isabella die Haushälterin immer mit viel Respekt und Freundlichkeit behandelte, störte sie der Gesichtsausdruck der Frau, obwohl sie wahrscheinlich selber so starren würde, wenn sie sich so gesehen hätte.
„Gibt es ein Problem?", fauchte Isabella.
Überrascht zuckte die Haushälterin zusammen.
„Entschuldigen sie bitte Mis"
Isabella antwortete nicht mehr und ging die Treppe hinunter.
Ihre Mutter hatte ihr den Rücken zugedreht und war gerade dabei, sämtliche Kleidungsstücke auf den Tisch auszubreiten.
„Ich werde Dir jetzt dein Outfit für morgen heraussuchen!", sagte sie kurz angebunden.
Isabella wusste nicht recht was sie machen sollte.
Sie spürte sofort, wie angespannt die Situation war, und wollte gar nicht erst wissen, was passieren würde, wenn ihre Mutter ihre Haare sah.
Deswegen wartete sie einfach ab bis die Situation aus den Fugen geraten würde.
„Ich bin mir noch nicht sicher, welche Schuhe zu dem Kleid passen", fuhr sie fort und hob ein paar silberne Schuhe mit dünnen Absätzen hoch.
Als sie sich umdrehte, erfuhr ihr ein Spitzer Schrei.
Die Schuhe vielen zu Boden.
Ihre Mutter sah Isabella so an, als würde ein riesiges Monster vor ihr stehen.
„Was hast du getan?", flüsterte sie geschockt.
Isabellas Vater musste wohl den Schrei ihrer Mutter gehört haben.
Er kam eilig ins Wohnzimmer.
„Wir müssen den Geburtstag absagen! So können wir sie doch nicht zeigen, alle werden denken sie ist verrückt geworden!"
Isabella verdrehte die Augen.
„Mutter, es sind nur kürzere Haare, viele Menschen haben eine solche Frisur, das ist keine große Sache!"
„Kind, du wirst nicht nur deinen Ruf zerstören, sondern unser allen!"
„Das ist jetzt genug!", schrie plötzlich Isabellas Vater laut.
Erschrocken zuckte Isabella zusammen.
Er wandte sich an seine Frau.
„Was ist in dich gefahren, natürlich werden die Feierlichkeiten stattfinden, komme was wolle!"
„Und du junge Dame!", er zeigte mit dem Finger direkt auf Isabella.
„Wirst morgen genau das tun, was wir Dir sagen!"
Er schnappte das Kleid von dem Tisch und warf es ihr grob zu.
„Und jetzt geh uns aus den Augen und komme morgen pünktlich fertiggemacht runter!"
Wortlos ging Isabella die Treppe hinauf.
Es würde ein Klacks für sie sein, sich für den Rest des Tages von Ihnen fernzuhalten, auch wenn sie den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte.
Sofort als Isabella die Zimmertür wieder hinter sich geschlossen hatte, holte sie ihr Tagebuch hervor und begann weiter zu schreiben.
Sie erkannte, wie gut es ihr tat sich alle ihre Sorgen von der Seele zu schreiben.
Und als Isabella so da saß und schrieb, wusste sie auf einmal, was sie machen wollte, was ihre tiefe Leidenschaft war, die sie auch ausleben wollte.
Das schreiben.
Sie erkannte, dass das Buch was sie in ihren Händen hielt, nicht nur ein einfaches Tagebuch war, sondern viel eher jeden anderen Menschen Kraft schenken sollte.
Isabella wollte alle ihre Gedanken mit den Menschen teilen!
Als sie fertig war, klopfte sie seufzend das Buch zu.
Sie wusste, dass sie niemanden das Buch zeigen konnte, nicht ohne das sie oder jemand aus dem Südviertel in große Gefahr kam.
Sie ließ sich mit dem Rücken auf das Bett fallen und starrte gegen die Wand.
Morgen war sie 18.
Ein Alter was sie, je näher es auch rückte, immer mehr fürchtete.
Wenn ihr Leben je älter sie wurde, nun immer schwerer wurde, wie kompliziert sollte es wohl dann erst werden, wenn sie tatsächlich erwachsen war?
Isabella schloss die Augen und versuchte diesen schrecklichen Gedanken zu verdrängen.

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