Kapitel 13

Es ging Isabella besser.
Sie wusste nicht so recht, woran es lag, denn im Grunde genommen hatte sich nicht viel an ihrem Leben geändert.
Sie ging noch immer jeden Tag nach der Schule zum Pastor und dann direkt nach Hause.
Ballett und Klavier wahren ihr noch immer verboten und auch ihre Bücher blieben ihr verwehrt.
Vielleicht lag Isabellas plötzlich besser werdende Laune daran, dass sie sich ihrem alten Leben wieder zugewendet hatte, vielleicht aber auch daran, dass sie nun in ihrer Freizeit eine neue Beschäftigung gefunden hatte, die ihr wirklich Freude bereitete.
Es  war ein frischer Herbstabend und Isabella legte sich die Anziehsachen für den morgigen Tag heraus.
Es war der Geburtstag einer ihrer Schulkameraden und somit der erste Tag seit Wochen, an dem Isabella erstmals woanders hinging.
Lange wühlte Isabella in ihrem Schrank herum, bis sie endlich ein passendes Outfit gefunden hatte.
Ein weiß kariertes Kleid mit einem Blauen Strickcardigan.
Isabella legte das Outfit mit einer dazu passenden Perlenkette auf den Boden.
Dann schlüpfte sie in ihren Seidenpyjama und setzte sich an ihren Schreibtisch.
Schon fast war sie fertig mit ihrem Werk, was Isabella fast schon ein wenig traurig machte.
Sie hatte sich hingesetzt und mit viel Mühe ein Märchen erfunden.
Obwohl Isabella überhaupt nicht zeichnen konnte, hatte sie so gut sie es konnte, auf jede Seite ein Bild gemalt und passend dazu ihren Text geschrieben.
Anschließend hatte sie unzählige Bastelutensilien genutzt und die unzähligen Blätter zu einem kleinen Buch gebastelt.
Dann schrieb sie die Widmung in das Buch und packte es anschließend sorgfältig ein.
Als Isabella am nächsten Morgen, natürlich in Begleitung ihrer Eltern, auf dem Weg zu dem Geburtstag war, zitterten ihr Hände vor Aufregung.
Sie hoffte das ihre Eltern dachten, sie wäre lediglich wegen dem Geburtstag aufgeregt.
Doch viel eher war Isabella aufgeregt wegen dem Vorhaben das sie geplant hatte.
Sie wusste, dass es falsch war, doch sie wusste auch, dass sie nicht anders konnte.
Um wirklich richtig mit allem abschließen zu können, musste sie einfach noch einmal ins Südviertel gehen!
Sie musste nicht Collin sehen, sie musste nur einfach sichergehen das Peter und er das Päckchen, was in Isabellas Tasche verstaut war, bekamen.
Als sie und ihre Mutter vor dem großen Gartenzaun ihrer Freundin angekommen waren, drehte sich Isabella möglichst unauffällig lächelnd zu ihr um.
„Vielen Dank fürs Bringen Mutter!", bedankte sie sich und wandte sich zum Gehen.
„Warte!", ihre Mutter trat neben sie.
„Ich begleite dich noch rein!"
Isabella schluckte.
Das lief nicht so gut wie sie gedacht hatte.
Mit knirschenden Zähnen folgte sie ihrer Mutter, die bereits in den Garten gegangen war.
Obwohl die beiden recht früh waren, wahr es bereits sehr voll.
Einige Mädchen standen im Garten verteilt und lachten laut, aber es waren zu Isabellas Überraschung auch einige Eltern zu sehen.
Na toll, hoffentlich würde es Isabellas Mutter nicht dazu verleiten noch länger zu bleiben.
„Schön, dass du da bist!", begrüßte das Geburtstagskind Isabella und schloss sie in eine Umarmung.
„Ich danke dir für deine Einladung!", erwidert  Isabella und lächelte.
„Und wie ist es nun endlich 18 zu sein?"
Das Mädchen strahlte.
„Einfach unglaublich!", jubelte sie.
„Noch wenige Monate und dann ist es für dich auch endlich so weit!", sie zwinkerte.
„Allerdings!", gab Isabella überrascht zurück.
Tatsächlich waren die letzten Wochen wie im Flug vergangen und ihr 18 Geburtstag rückte immer näher.
Isabella schluckte.
Sie hasste Geburtstage und insbesondere ihren 18.
In den letzten Jahren hatte sie sich schon über jede Zahl die neu zu ihren Lebensjahren gerechnet wurde, geärgert, doch dieses Jahr würde es besonders schlimm werden.
Isabella würde offiziell volljährig sein.
Dann würde sie die Schule beenden und das richtige Leben würde beginnen.
Isabella würde erwachsen sein.
Und genau das war es, weswegen sich Isabella fürchtete.
Sie war noch nicht dazu bereit erwachsen zu werden.
Sie war noch nicht bereit die Schule zu verlassen.
Sie hatte nicht das Gefühl, das sie genügend gelernt hatte, um tatsächlich komplett auf die Welt dort draußen vorbereitet zu sein.
Isabella fühlte sich noch immer wie ein Kind, unselbstständig und verantwortungslos!
Wie sollte es also werden, wenn sie erstmal mit 18 die Schule beendet hatte?
Auf einmal dachte sie an Collin.
Collin war 19 und würde bald 20 werden.
Im Gegensatz zu Isabella benahm er sich um einiges reifer und erwachsener als sie.
Obwohl er die Schule schon so früh beenden musste, hatte Isabella das Gefühl, das er ebenfalls viel schlauer war als sie.
Er wusste alles über Bücher, Geschichte, sogar Politik und Mathematik, er konnte soviel das sich Isabella manchmal fragte, was er eigentlich nicht konnte.
Doch obwohl Collin einerseits so erwachsen wirkte, unterschied er sich dennoch von Isabellas Eltern.
Trotzdem wirkte er noch so jugendlich und kindlich, Malte und zeichnete gerne, hörte Musik oder dachte sich Geschichten aus.
Er war Kind und erwachsener zugleich, und genau das gefiel Isabella so sehr an ihm.
Isabellas Eltern hatten immer zu ihr gesagt, wenn erstmal die Schule beendet wäre, würde der Ernst des Lebens beginnen und Isabella müsste ernsthaft erwachsen werden.
Doch Isabella hoffte insgeheim, dass sie nach der Schule genauso werden würde wie Collin.
Erwachsen aber irgendwie auch nicht.
Immer noch ein Kind, doch trotzdem selbstständig.
Isabella schüttelte seufzend den Kopf.
Sie dachte nicht gerne über so etwas nach.
Nun wandte sich die Gastgeberin Isabellas Mutter zu.
„Meine Mutter ist übrigens auch im Haus, sie würde sich freuen sie zu sehen, sie hat so viele Fragen zu euren perfekten Garten!"
„Oh das freut mich, dann werde ich sie mal aufsuchen!", lächelnd streichelte Isabellas Mutter die Schulter des Mädchens, warf Isabellas einen strengen Blick zu und ging.
Isabella stöhnte innerlich.
Nun war sie wirklich aufgeschmissen.
Was sollte sie tun, wenn ihre Mutter den ganzen Abend blieb und im schlimmsten Fall sie am Ende auch noch wieder mit nach Hause nahm?
Den ganzen Abend über stand Isabella nervös im Garten und tippte ungeduldig auf ihren Füßen auf und ab.
Heimlich spähte sie immer wieder durchs Fenster, um nach ihrer Mutter zu sehen, doch diese sah alles andere als Aufsbruchsbereit aus, im Gegenteil nahm sie sich ein Glas Champagner nach dem anderen und lachte lauthals mit den anderen Müttern.
Isabella verdrehte die Augen.
Ihr Plan durfte jetzt nicht ins Wasser fallen, das war ihre Chance, ihre einzige, letzte Chance noch einmal ins Südviertel zu kommen und alles geradezubiegen, zumindest um mit einem besseren gewissen so weiter wie bisher zu leben.
Auf einmal griff ein blondes Mädchen nach Isabellas Handgelenk und zog sie hinter sich her.
„Komm her Isabella wir spielen jetzt etwas Lustiges!"
Begeistert zog sie Isabella hinter einen großen Baum, hinter dem ein Haufen von kichernden Mädchen im Kreis verteilt saßen.
„Neulich als ich spazieren gegangen bin, habe ich ein paar Teenager dieses Spiel mit der Flasche spielen sehen", flüsterte das blonde Mädchen.
„Ich glaube es wahren Kinder aus dem Südviertel, es sah zumindest ziemlich danach aus, mit ihrer schmutzigen Kleidung, aber das Spiel sah richtig spannend aus!"
Sie wies mit dem Zeigefinger auf die Flasche.
„Man muss das Getränk drehen, bis es auf eine Person zeigt und ihr dann eine Frage oder Aufgabe stellen!"
Das Mädchen kicherte.
„Ich habe sogar gesehen das sich ein Junge und ein Mädchen während des Spiels geküsst haben! Meine Mutter hat mich daraufhin schnell weitergezogen und meinte, dass es sich nicht gehört solche Spiele zu spielen, aber ich fand es unglaublich lustig!"
Isabella nickte und versuchte wenigstens ein wenig Begeisterung zu zeigen, doch um ehrlich zu sein interessierte sie sich überhaupt nicht für dieses Spiel!
Das einzige, was sie wollte war es, endlich ins Südviertel zu kommen um das Päckchen abliefern zu können.
„Fangen wir an!", rief eine der Gäste ungeduldig und das Mädchen begann die Flasche zu drehen.
Sie drehte und drehte sich, bis sie schließlich auf ein Mädchen mit einem grünen Sommerkleid zeigte.
Diese lachte ganz begeistert als die Flasche auf sie zeigte.
Kurz überlegte das Mädchen, dann fuhr ihr ein Lächeln über die Lippen.
„Erzähle dein peinlichstes Erlebnis, das du jemals hattest!"
Verlegen schwieg das andere Mädchen zuerst, schilderte dann aber dennoch von ihrem Erlebnissen bei dem sie sich das ganze Kleid bei einem Wanderausflug zerissen hatte.
Als sie fertig erzählt hatte, begann alle laut zu lachen und die Flasche wurde erneut gedreht.
Und so ging es weiter.
Die Mädchen mussten ihre schlechteste Schulnote verraten, oder ein Glas Champagner auf einmal austrinken.
Irgendwann war Isabella von dem Spiel gelangweilt.
Sie war mit den Gedanken so vollkommen woanders, dass sie sich einfach nicht mehr auf das Flaschendrehen konzentrieren konnte.
Als jedoch die Flasche erneut gedreht wurde und schließlich bei ihr landete, blickte sie erschrocken auf.
Sie war nicht besonders erpicht drauf irgendetwas Privates von sich vor den anderen preis zu geben.
Das Mädchen was an der Reihe war ihr eine Frage zu stellen, überlegte kurz.
„Was war das verbotenste was du je gemacht hast, womit hast du deine Eltern an meisten verärgert?"
Isabella lief knallrot an.
Sie konnte doch nicht zugeben, dass sie sich die letzten Monate gegen alle Prinzipien des Systems gestellt hatte und sich mit einem Jungen aus dem Südviertel traf.
Doch konnte sie jetzt wo sie alle anstarrten eine gescheite Lüge parat haben.
„Ich bin einmal an einen Ort geschlichen, an dem es mir verboten wurde hinzugehen, aber ich habe es dennoch gemacht?", flüsterte sie schließlich.
Dies war zumindest ein Teil der Wahrheit.
„Und was war das für ein Ort?", wurde nachgehakt.
„Das weiß ich nicht mehr, ich war noch sehr klein!", log Isabella.
Zu ihrer Erleichterung verloren die anderen schon ziemlich schnell das Interesse an ihrer Geschichte und hakten auch nicht weiter nach.
Doch zu Isabellas Verdruss landete die Flasche bei der nächsten Runde schon wieder auf ihr.
Ein anderes Mädchen überlegte kurz.
„Hmm... Was ist das kostbarste, was du je besessen hast?"
Isabella dachte für einen Augenblick nach.
Da gab es vieles was unglaublich kostbar war.
Sei es das teure Porzellan, das sie besaßen, die Statuen, die im Haus verteilt waren oder andere Dinge.
Doch dann kam Isabella auf einmal eine Idee.
„Die Perlenkette meiner Großmutter", sagte sie gespielt begeistert.
„Mir wurde erzählt, dass sie einst einer echten Prinzessin gehört hat und dann wurde sie von Generation zu Generation weitergegeben, seit dem ist sie das Markenzeichen unserer Familie!"
Isabella beugte sich ein wenig nach vorne.
„Und wenn ich 18 werde, werde ich wahrscheinlich diese Kette bekommen!"
Gebannt betrachteten die Mädchen Isabella.
Zugeben fühlte sich Isabella ein wenig schlecht.
Sie hatte zwar nicht komplett gelogen, denn tatsächlich gab es diese Kette wirklich, sie war eins der teuersten und kostbarsten Gegenstände in ihrem Haus und würde ihr nach der Tradition am 18. Geburtstag vererbt werden.
Doch den Teil mit der Prinzessin hatte sie sich komplett ausgedacht.
„Wow, dann bist du also mit einer richtigen Prinzessin verwandt!"
Isabella nickte.
„Diese Perlenkette würde ich gerne mal sehen!", sagte eins der Mädchen.
„Sie liegt in einer Glasvitrine im Zimmer meiner Eltern und eigentlich ist es für mich verboten.."
Vorsichtig spähte Isabella Richtung Haus, nicht das sich ihre Mutter ausgerechnet in diesem Moment dazu entschied nach ihr zu gucken.
„Aber ich könnte mich ja heimlich nach Hause schleichen und sie holen, wenn ihr mich deckt?"
Ein Mädchen kicherte.
„Das klingt spaßig, ich finde das sollte deine Aufgabe in diesem Spiel sein!"
„Ja!", rief das Geburtstagskind.
„Ich kann dir mein Fahrrad geben damit du schneller bist und falls dich deine Mutter sucht, decken wir dich!"
Isabella lächelte.
Ihr Ticket in die kurze aber verlockende Freiheit.
„Super, so machen wir es!"
Als Isabella so schnell wie noch nie durch die dunkle Nacht raste, füllte sie ein eigenartiges Gefühl in ihrem Bauch.
Es war ein Gefühl der Freiheit, ein Freiheitsgefühl, dass sie seit langen nicht mehr verspürt hatte, doch andererseits verspürte sie auch unglaubliche Aufregung und Nervosität.
Zum einen hatte sie noch immer die große Angst, dass ihre Mutter sie eventuell doch noch erwischen könnte, dies würde nämlich ihre komplette Abgrenzung zur Außenwelt bedeuten.
Doch noch viel mehr Angst hatte sie davor, dass einer aus dem Südviertel sie erkennen könnte, oder noch viel schlimmer, das Collin sie finden würde.
Es war feige von ihr, dass sie Collin nicht persönlich entgegentreten konnte, sich nicht persönlich bei ihm entschuldigte, doch Isabella wahr sich mehr als sicher, dass ihr ein Abschied so noch viel schwerer fallen würde.
Als sie vor dem Südviertel hielt, zitterten Isabellas Hände so stark, dass ihr das Päckchen beinah aus der Hand fiel.
Vorsichtig blickte sie sich um, bedacht darauf das sie keiner sah.
Doch das Südviertel lag komplett im Dunkeln und sah wie so oft Nachts, vollkommen verlassen aus.
Als Isabella unter dem kleinen Loch im Zaun hindurchkletterte, überlegte sie fieberhaft, wo sie das Päckchen ablegen konnte, ohne das jemand sie sah.
Collins Hütte war ausgeschlossen, erstens war sie so weit vom Eingang entfernt, dass Isabella eine ganze Weile durchs Viertel brauchen würde, außerdem wäre die Gefahr umso höher das jemand, wenn nicht sogar Collin, sie entdecken könnte.
Doch auch das alte Hausdach wäre riskant.
Immerhin verbrachte Collin ja die größte Zeit seiner Freiheit dort oben.
Doch vielleicht könnte Isabella ja das Paket unauffällig in die Nähe des Baums legen, durch den man sicher auf das Hausdach gelangte und dann schnell verschwinden.
Doch würde Collin dann das Paket überhaupt bekommen?
Isabella überlegte lange, kam jedoch zu dem Schluss das sie in der wenigen Zeit die sie hatte keine gescheite Lösung für ihr Problem finden würde.
Also machte sie sich leise auf den Weg zum Dach.
Als sich Isabella durch den Weg von kleinen Zelten und Hütten Schlich dachte sie an die Feier zurück.
Ob ihre Mutter wohl bemerkt hatte das sie weg war?
Würde sie Verdacht schöpfen, wenn sie es rausfinden würde?
„Isabella?", erschrocken fuhr Isabella herum.
Es war zwar nicht die Stimme ,die sie erwartet hatte, doch trotzdem fühlte sie sich ein wenig Unbehaglich.
„Mila? Was machst du denn hier?"
Das braunhaarige Mädchen zog auf Isabellas Antwort hin die Augenbraue ein wenig spöttisch nach oben.
„Nun ja ich wohne hier, weißt du!"
„Oh ja richtig!", flüsterte Isabella und war froh, dass es mittlerweile schon so dunkel war, das man nicht sehen konnte wie rot sie anlief.
„Ich sollte dich lieber fragen, was du hier machst", fuhr Mila fort.
„Nicht das noch ein armes kleines Mädchen das alleine hier rumirrt wie du, von einem von uns gefressen wird!"
Isabella biss die Zähne hart zusammen.
Doch sie hatte keine Lust auf Streit, nicht in ihrer momentanen Verfassung und erst recht nicht, wenn sie so wenig Zeit hatte.
„Schon verstanden, ich bin schon weg!", murmelte sie und wandte sich gerade zum Gehen, als Mila sie aufhielt.
„Warte...", kurz schwieg sie.
„Ich kann dich zu Collin bringen, wenn du möchtest, er müsste bei sich zu Hause sein und sich um Peter kümmern!", hörte Isabella eine kleine Spur von schlechten Gewissen in ihrer Stimme?
Schnell schüttelte sie den Kopf.
„Sag Collin bitte nicht das ich hier bin, ich wollte gerade wieder gehen!"
Doch dann fiel Isabella wieder das Päckchen in ihrer Hand ein.
„Allerdings könntest du ihm das hier von mir geben!", vorsichtig reichte sie Mila das Päckchen.
Mila war ein wenig verdutzt von ihrer Antwort.
„Sicher, soll ich ihm noch irgendetwas ausrichten?"
„Nein, es reicht schon, wenn du es ihm einfach gibst!"
Mila runzelte die Stirn, dann blickte sie forschend zu Isabella.
„Ich habe euch lange nicht mehr zusammen gesehen!", stellte sie forschend fest. 
Schnell wandte sich Isabella zum gehen.
„Ich muss dann auch los!", sagte sie eilig.
Mila schüttelte den Kopf, als währe sie in Gedanken versunken gewesen.
„Na dann!"
Sie drehte sich ebenfalls um und wollte gerade gehen, als Isabella etwas einfiel.
„Mila?"
Überrascht drehte sie sich um.
„Ja?"
„Woher weißt du eigentlich das ich Isabella heiße?"
Sie hatte sonst noch nie ihren Namen gesagt.
Nun grinste Mila.
Es wahr weder ein spöttisches grinsen noch ein sarkastisches, wie es Isabella sonst von ihr kannte, nein das erste mal sah Isabella ein wirklich aufrichtiges Lächeln.
„Collin hat mir gesagt das du es nicht leiden kannst wenn man dich Prinzessin nennt!"
„Er hat mit dir über mich geredet?", fragte Isabella überrascht.
„Klar!", sie zuckte mit den Schultern.
„Naja er hat viel über dich geredet", korrigierte sie sich.
Dann drehte sie sich um und ging.
Isabella schluckte.
Mit einem Kloß im Hals ging sie Richtung Ausgang.
Obwohl Isabella bewusst war, dass sie sich beeilen sollte, fuhr sie auf dem Rückweg zum Geburtstag nicht annähernd so schnell wie sie es auf dem Hinweg getan hatte.
Irgendwas hatte sie Lustlos traurig und missbillig gemacht.
Sie hatte gedacht, dass sie sich besser fühlen würde, wenn sie erstmal sicher das Geschenk vorbei gebracht hatte.
Doch sie fühlte sich alles andere als gut.
Vielleicht lag es daran was Mila gesagt hatte, überlegte Isabella.
Mila war zu ihrer Überraschung sehr nett gewesen, netter als sie es jemals für möglich gehalten hatte, doch etwas ihrer Worte belasteten sie.
Er hat viel über dich geredet, hatte sie sich korrigiert.
Collin hatte also aufgehört von Isabella zu erzählen.
Er hatte also schon längst mit ihr abgeschlossen, während Isabella selber noch so sehr an ihm hing.
Schnell schüttelte sie den Kopf.
Das wahr doch bescheuert was sie dachte.
Natürlich redete Collin nicht mehr von ihr, weil er sie nicht mehr als eine Freundin betrachtete, wer blieb schon mit einem Mädchen befreundet, das einem solch scheußliche Worte an den Kopf geworfen hatte.
Doch warum verletzte es Isabella so sehr, dass er bereits mit ihr abgeschlossen hatte?
War es nicht das gewesen was sie gewollt hatte?
Sie hatte sich bewusst dafür entschieden die Freundschaft zu beenden, um Collin und Peter zu schützen, um es sich selber leichter zu machen, die Kontaktsperre zu ertragen.
Also musste sie auch mit den Konsequenzen rechnen.
Als Isabella schon fast beim Haus angekommen war, stieg sie vom Fahrrad an und schon das letzte Stück.
Vor dem Gartentor blieb sie noch einmal stehen.
Sie hörte die Musik der Band und das laute Gelächter der Mädchen und in ihrer Nase stieg der all bekannte Geruch von Champagner und Meeresfrüchten auf.
Kurz schloss Isabella die Augen und leckte den Kopf in den Nacken.
Dann blickte sie in den dunklen Himmel hinauf.
Der Himmel war klar, fern von dunklen Wolken und tausende dunkle Sterne bedeckten, wie Streusel auf einem Kuchen, den Horizont.
Wie ruhig es dort oben aus sah, so frei und so fern von all dem Drama und Schmerz.
Dann dachte Isabella an das zurück, was Collin ihr gesagt hatte.
Sie streckte den Zeigefinger aus und richtete sie auf einen Stern in der Ferne.
Wie verlockend es doch einfach war, auf das Fahrrad zu springen und so lange den Stern zu folgen bis Isabella an einem Ort war der ihr gefiel.
Nun waren ihre Augen wieder aufs Fahrrad gerichtet, doch ehe Isabella noch weiter überlegen konnte, würde sie aus den Gedanken gerissen.
„Da bist du ja!", eilig riss einer ihrer Mitschülerinnen an ihrem Arm und zog sie in den Garten zurück.
„Deine Mutter hat schon die ganze Zeit gefragt!", wir mussten ihr ständig verklickern das du im Bad bist!
„Oh verdammt!"
Eilig folgt Isabella dem Mädchen in den Garten zurück.
Als sie ihre Mutter sah, lief sie eilig zu ihr hin.
Diese hob argwöhnisch die Augenbraue, als sie ihre Tochter sah.
„Wo warst du?", fragte sie argwöhnisch.
„Entschuldige bitte, ich war im Bad, ich habe mein Kleid dreckig gemacht!"
Ihr Mutter musterte sie verwirrt, sagte aber nichts weiter.
Stattdessen wandte sie sich ihren Freundinnen zu und beteiligte sich wieder lebhaft an den Gesprächen.
Seufzend setzte sich Isabella neben sie, während sie die anderen Mädchen missbilligend betrachteten.
Sie waren sauer das Isabella ihnen nicht sofort die Perlenkette präsentierte.
Isabella spielte kurz mit den Gedanken ihnen einfach die Perlenkette um ihren Hals zu zeigen, doch um ehrlich zu sein fühlte sie sich in diesem Moment gar nicht danach, auch nur mit irgend jemanden zu reden.
Sie wollte alleine in ihrem Zimmer sitzen und endlich von dieser Feier verschwinden.
Obwohl Isabella wusste wie unhöflich es war, zupfte sie ihrer Mutter kurz am Rock.
„Können wir bald gehen Mutter?", fragte sie und beherrschte sich dabei nicht ganz so unhöflich wirken.
Verlegen lächelte Isabellas Mutter.
Isabella wusste ganz genau das sie das nur vor den anderen tat, eigentlich hätte sie in diesem Moment ganz anders reagiert.
„Ach Isabella, möchtest du nicht noch ein wenig bleiben?"
„Natürlich kann sie das!", mischte sich die Mutter des Geburtstagskind ein.
„Wir haben ein großes Zimmer und etliche der Mädchen übernachten hier, du kannst dich gerne anschließen!"
Isabellas Mutter drehte sich zu ihrer Tochter um und betrachtete sie mit einem eindringlichen Blick.
„Wäre das nicht wundervoll?", frage sie.
Doch Isabella war diesmal stur und wollte nicht nachgeben.
„Um ehrlich zu sein habe ich diese furchtbaren Migräneanfälle, ich fürchte ich sollte lieber nach Hause gehen!"
Sie guckte gespielt gekränkt.
„So schade, ich hätte gerne hier übernachtet!"
Tröstend tätschelte die Frau ihr die Schulter.
„Das macht doch garnichts, ruhe dich bloß aus meine Liebe, du kannst ja auch ein anderes mal bei uns übernachten!"
Isabella lächelte dankend.
„Darauf greife ich gerne zurück".
Sie wandte sich zu ihrer Mutter.
„Wenn du aber gerne noch bleiben möchtest kann ich auch schon mal alleine vor gehen"
„Kommt nicht in Frage!", entgegnete ihre Mutter einen Ton zu harsch.
„Nicht das Dir so spät noch etwas passiert!", fügte sie schnell hinzu, doch Isabella wusste das sie in Wahrheit nur Angst vor der Reaktion ihres Vaters hatte, wenn dieser erfahren würde das sie Isabella unbeaufsichtigt lies.
Als Isabella und ihre Mutter sich nach einer gefühlten Ewigkeit dann schließlich von allen verabschiedet hatten, gingen sie schweigend durch die dunkle Nacht.
„Du hast dich heute Nacht aber nicht sonderlich gut benommen!", sagte ihre Mutter schließlich nach einer Weile.
Doch Isabella zuckte lediglich mit den Schultern.
„Mir ging es nun mal nicht gut!", gab sie trocken wieder.
Im Haus angekommen ging Isabella ohne ein weiteres Wort auf ihr Zimmer.
Wortlos legte sie sich aufs Bett und starrte an die Decke.
Und in diesem Moment fragte sie sich, wie es bloß mit ihrem Leben weiter gehen sollte.

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