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Seine Stimme hallte herrisch durch die Eingangshalle und mir fuhr es kalt über den Rücken. Ich schluckte bevor ich antwortete. "I-ich wurde von einer Antiheldin erwischt und-"
"Wie bitte?" Unterbrach er mich. "Wie konnte das passieren, du warst doch hier in deinem Zimmer." Sagte er gereizt.
"Ja, sie ist durch das Fenster reingeflogen und hat mich überrumpelt." Versuchte ich es zu erklären, doch mein Vater unterbrach mich abermals.
"Wieso hast du dich nicht gewehrt? Du gehst doch zum Fechten? Und was ist mit deinem Bodyguard?". Ich suchte händeringend nach einer glaubwürdigen Erklärung, doch das war leichter gesagt als getan.
"Sie hatte magische Kräfte und alles ging so schnell das ich garnicht dazu gekommen bin irgendwas zu machen. Sie hat mich einfach überwältigt..."
Das klingt doch glaubwürdig oder? Der falsche Adrien sah jedenfalls nicht so aus als hätte er sich wehren können...nicht das er es gewollt hätte.
"Und was ist dann passiert?" frage er kalt.
"Sie hat mich zum Eiffelturm gebracht. Ladybug und Chat Noir waren inzwischen auch da. Sie haben mich gerettet..." Ich verstummte als ich seinen Blick sah.
"Sie haben dir also das Leben gerettet?" Fragte er ohne eine Miene zu verziehen. Stumm nickte ich, in der Angst irgendetwas falsch gemacht zu haben. Sein Blick war undurchdringbar wie eh und je und ich befürchtete, er könnte jederzeit total ausrasten. Als er nichts sagte ergriff ich kurzerhand das Wort.
"Sie haben mich oben auf der Turmspitze abgesetzt und sind dann verschwunden. Ich bin dann mit dem verwandelten Mädchen nach unten gegangen und habe mit dir telefoniert." Er nickte kurz.
"Das heißt das du das Mädchen schon kanntest bevor sie dich angegriffen hat?" Meinte er gelassen. Es machte mich ehrlich gesagt ziemlich nervös ,dass er so ruhig war obwohl es gerade darüber ging das ich mehr oder weniger in Lebensgefahr geschwebt war.
"J-ja sie geht ab morgen in meine Klasse. Ich habe schon ein bisschen mit ihr geredet, sie ist wirklich nett."
"Wie nett kann sie sein das sie dich ein paar Stunden nachdem ihr euch getroffen habt entführt?" Ich musste ertappt schlucken. Er stellte das ganze ziemlich drastisch dar. Tatsächlich hatte er ja Recht, aber was sollte ich sonst sagen, die Wahrheit wäre ja wohl noch schlimmer seiner Meinung nach...
"Sie wurde provoziert von..." ich verstummte.
"Ladybug" fügte ich kleinlaut hinzu. Das machte es wohl wirklich nicht gerade besser, denn sein Blick wurde finster. Ich ging erschrocken einen Schritt zurück. Überrascht über mich selbst ging ich diesen sofort wieder nach vorne. Was war denn nur los mit mir? Machte mein Vater mir wirklich solche Angst?
"Was für eine Heldin bringt ihre eigenen Schützlinge in Gefahr?" fuhr er mich an. Ich schluckte über seinen rauen Ton. Abgesehen davon, dass ich genauso wenig Ladybugs Gedanken lesen konnte wie er, wieso fragte er mich das?
"Das Mädchen hat Lügen über sie verbreitet, da war sie halt wütend." verteidigte ich Ladybug, obwohl er zugegebenermaßen ziemlich furchteinflößend war und sein Einwand mehr als berechtigt.
"Und nicht nur das, wie oft wurdest du schon in deren Angelegenheiten verwickelt?" Überging er meine Bemerkung einfach.
"Du wurdest eingesperrt in deiner Schule und bist ständig Gefahr gelaufen von einem Monster erwischt zu werden."
"Aber das ist doch-"
"Das gleiche gilt für den Tag, an dem du wegen einer Klassenversammlung im Rathaus warst als ihr angegriffen wurdet. Und die Geschichte als du auf einmal in einem Bild gefangen warst. Ganz zu schweigen davon als dein Freund die ganze Stadt in Gefahr gebracht hat weil er nicht akzeptieren wollte das du keine Zeit hast?" Sagte er kühl. Ertappt sah ich zu Boden. Er hatte Recht, von außen gesehen war ich schon ziemlich oft in Gefahr gewesen während Ladybug und ich als Chat Noir gegen akkumatisierte Leute gekämpft hatten. Manchmal war ich durch Zufall dort und manchmal stand es in direkter Verbindung mit mir. Ich versuchte immer möglichst viele Menschen zu beschützen wenn wir kämpften aber das war nicht immer so leicht, jedoch war durch Ladybugs Kraft bis jetzt noch niemand zu Schaden gekommen. Und ich war auch immer wohlauf.
"Ladybug hat mich immer gerettet und bis jetzt ist mir noch nichts zugestoßen!" Sagte ich bestimmt.
"Bis jetzt Adrien, aber wer versichert dir das das so bleibt? Allein der Vorfall heute zeigt wie gefährlich es hier für dich ist." Ich schüttelte energisch den Kopf.
"Es ist nicht gefährlich! Ladybug hat uns doch versprochen das sie uns immer beschützen wird!" Erwiederte ich.
"Findest du es ist sicher wenn du von einer Schurkin angegriffen und in Lebensgefahr gebracht wirst? Ich jedenfalls nicht. Seitdem du in die Schule gehst kommen solche Vorfälle immer häufiger vor." Seine Stimme war so energiegeladen, so habe ich ihn selten erlebt. Es war als brodelte unter seiner kalten Fassade ein Vulkan. Ich konnte seinen Standpunkt durchaus verstehen, aber auch er wusste doch das Ladybug mich bis jetzt immer gerettet hat, soweit ich es ihm erzählt hatte. Wieso hatte er denn jetzt ein Problem damit?
"Aber Ladybug hat mich bis jetzt immer gerettet. Und alle anderen auch!" Er schloss die Augen für einen Moment dann fuhr er fort.
"Niemand kann uns versichern das es so bleibt! Wer weiß ob uns Ladybug vielleicht nicht nächstes Mal nicht beschützen kann? Ich mache mir nur Sorgen um dich..." Das war zu viel, ich würde mir doch nicht mit anhören wie er so schlecht über unsere Heldin redet. Zudem dass er sich so fürsorglich gibt obwohl er sich kein bisschen um mich kümmerte.
"Nein! Du lügst!" rief ich aufgebracht.
"Ladybug wird uns alle für immer beschützen und das weißt du! Sie würde uns niemals im Stich lassen! Außerdem interessiert es dich doch sowieso nicht, wie es mir geht, wenn du sagst du machst dir Sorgen um mich dann frag mich vielleicht zuerst was mir überhaupt fehlt bevor du mir hilfst!" Inzwischen schrie ich fast. Wutentbrannt starrte ich ihn an. Er sollte endlich wissen was ich denke. Wenn er sich offensichtlich nicht für meine Bedürfnisse interessiert, wieso sollte ich dann seine berücksichtigen? Entschlossen lief ich die Treppe hinauf, vorbei an meinem verdutzt schauenden Vater bis hoch in mein Zimmer.

Oben knallte ich wütend die Tür zu und Plagg kam aus meiner Jacke, der durch mein Geschrei wohl wach geworden war, heraus.
"Wow, das war mal ne klare Ansage." sagte er leicht beeindruckt. Ich ließ mich auf mein Bett fallen und atmete erschöpft aus.
"Mag sein, aber wie ich meinen Vater kenne versteht er es einfach nicht und ändert rein garnichts an seiner Vorgehensweise. Das macht er nie. So ist er einfach." Ich drehte mich auf den Rücken und sah an die Decke. Ein Windhauch kam durch das offene Fenster und wehte mir ein paar Haare ins Gesicht. Es war einfach immer so. Er entschied was für mich das 'Beste' war und merkte dabei garnicht das er mir damit nur schadete... Dabei war er noch so nett als meine Mutter noch lebte.
"Aber wieso nicht? Er ist doch dein Vater, wieso sollte er so unsensibel sein?" Plagg setzte sich neben mich auf die Decke. Ich sah zu ihm rüber, so war der kleine Kwami doch sonst nicht. Aber ich war sonst nicht so...
"Ich weiß es nicht genau, aber seitdem meine Mutter gestorben ist ist alles so kalt zwischen uns geworden. Zuerst dachte ich nur, wir brauchen beide etwas Zeit für uns, aber es hat sich nicht verändert seitdem." Ich musste kurz innehalten, die Erinnerung an meine Mutter war immer sehr schmerzhaft. Denn wie sehr ich mir das auch wünschte, ich war einfach nicht darüber hinweg und ich glaubte nicht, das ich das je sein würde, aber musste ich das denn? Wenn ich damit zurecht käme würde sie doch in Vergessenheit geraten, oder nicht? Und das hatte sie nicht verdient.
"Er hat sich immer mehr in seine Arbeit vertieft und ich konnte nicht wirklich was dagegen unternehmen...
"Ich biss mir wütend auf die Unterlippe. Es ärgerte mich immer noch, das ich es nicht geschafft habe, dass unsere Beziehung nicht nur darauf basiert, dass er mich irgendwo hinschickt, ich mache was er will und ihn nur in Form einer gefühlslosen Assistentin sehe, die mir ein trockenes 'Gut gemacht' hinwirft.
"Das muss ziemlich frustrierend sein..." Bemekte der Kwami leise. Ich nickte stumm, ich merkte, wie ich den Tränen nah war. Es mag lächerlich sein, aber ich vermisste die Zeit, in der wir alle noch eine glückliche Familie waren.
"Ja, es war wirklich schön damals. Ich habe das Gefühl, sie hat uns zusammengehalten. Seitdem sie weg ist ist es zwischen uns so förmlich geworden." Ich sah den Kleinen Kater an und legte den Kopf schief.
"Wieso willst du das überhaupt wissen?" fragte ich nach kurzer Überlegung. Es war ja nicht das erste mal das ich so ähnlich mit meinem Vater geredet hatte, nur diesmal etwas...direkter. Eine Zeit lang schwieg er, dann flog er auf meinen Schreibtisch und ich setzte mich auf, damit ich ihn sehen konnte. Er schien mit den Gedanken bereits woanders zu sein, und auch ich hatte nicht wirklich Lust, das Thema weiter durchzukauen.
"Erinnerst du dich daran, was ich dir gesagt habe als wir und das erste mal getroffen haben?" Ich überlegte kurz. Es war schon eine Weile her, also wusste ich es nicht mehr wortwörtlich.
"Also du hast mir erzählt das ich mich in Chat Noir verwandeln kann und das Ladybug den Akkuma einfangen kann." Ich stoppte für einen Moment. "Und das ich niemanden sagen soll wer ich bin..." Er hatte die Augen geschlossen während er nickte.
"Was passiert denn jetzt? Sind meine Kräfte ab sofort eingeschränkt?" Fragte ich. Plagg schüttelte den Kopf. Dann setzte er sich auf mein angewinkeltes Knie und sah mich an.
"Nein, nicht direkt. Es ist eher so das du dich dadurch verletzlich machst." Verkündete er mir. Verwirrt schüttelte ich den Kopf und runzelte die Stirn.
"Inwiefern mache ich mich verletzlich?" Fragte ich ihn ahnungslos.
"Naja wenn jeder weiß wer du bist, dauert es nicht lange und du machst die Leute, die dir nahe stehen ebenfalls zur Zielscheibe und man kann sie als Druckmittel gegen dich verwenden. Ich will dich ja nicht verunsichern aber du hast ja heute auf dem Eiffelturm gesehen wie einfach das passiert. Es ist egal wie stark du bist, wenn jemand der dir nahe steht in Gefahr ist würdest du alles tun um diese diese Person zu retten." Ich schnaubte verächtlich.
"Mein Vater hat seine Chancen verspielt. Wenn er in Gefahr wäre würde ich ihn nur retten weil das meine Pflicht ist." Sagte ich bestimmt. Plagg antwortete darauf nicht und ich musste zur Seite schauen um meine Deckung nicht zu verlieren. Er musste ja nicht alles wissen. "Aber du müsstest es tun. Was ist mit Nino? Chloè? Marinette? Alya? Deine Freunde könnten genauso gut ins Visier geraten. Es könnte jeden treffen." Betrübt sah ich zu Boden.
"Aber außer Ladybug weiß das doch niemand und sie wird es bestimmt nicht verraten, sie ist ja selber eine Superheldin." Bestimmt wusste sie davon, ihr Kwami musste ihr das ja auch erzählt haben.
"Ja, ganz sicher weiß sie das. Und wenn nicht wird sie gar nicht erst in diese Situation gelangen, Immer bin ich ihre Glückskatze!" Witzelte ich. Von Plagg kam nur ein verzweifeltes Stöhnen.
"Oh man du solltest das echt lassen, irgendwann ist es nicht mehr lustig." Er machte eine kurze Pause in der er zu überlegen schien.
"Ach warte mal, es war nie lustig!" Ich lachte in mich hinein, froh darum das die ernste Stimmung sich etwas gelockert hat.
"Ihr habt einfach alle keine Ahnung von wahrer Comedy!" Ich drehte mich theatralisch weg und seufzte übertrieben.
"Du bist echt ein Idiot, weißt du das?" Fragte Plagg genervt. Ich musste lachen und auch mein kleiner Kwami stimmte mit ein. Da hörte ich auf einmal ein Grummeln. Vorwurfsvoll sah ich Plagg an. Dieser grinste schuldig und öffnete fordernd den Mund. Ich rollte mit den Augen und holte die Tüte mit dem Camembert aus dem Schrank.
"Aber nicht zu viel sonst ist irgendwann nichts mehr da." Er überging meine Bemerkung und stürzte sich sofort auf den Käse.
"Na dann...lass dir doch einfach...neuen bringen." Brachte er unter lauten Schmatzern hervor. Mist. Das stimmte. Plötzlich fiel mein Blick auf einen Zettel auf meinen Englisch-Hausaufgaben.
"Oh!" Da fiel mir ein, dass Ladybug mir ja eine Nachricht hinterlassen wollte. Hastig faltete ich das Papier auseinander. Plagg war inzwischen auch neben mir und guckte mir neugierig über die Schulter.

"Hallo Chat, oder Adrien,
Ich möchte mich bei dir bedanken, das du mich vor einem großen Fehler bewahrt hast. Hättest du mich nicht davon abgehalten, wüsste ich nicht was passiert wäre. Ich weiß das es dich einiges an Überwindung gekostet haben muss mir zu sagen, wer du bist, und aus wahrscheinlich dem selben Grund warum es für dich nicht so leicht war kann ich dir nicht sagen wer ich bin. Aber ich verspreche dir, dass dein Geheimnis bei mir sicher ist.
Bis dann,
Ladybug."

Wieder und wieder las ich die Zeilen durch. Ich klammerte mich an das Papier und ein strahlendes Lächeln hatte sich auf meinem Gesicht ausgebreitet.
"Na also, dann ist ja alles gut." Bemerkte Plagg nach kurzer Zeit.
"Gut? Es ist wunderbar!" Ich hatte das Gefühl ich könnte Bäume ausreißen, so sehr motivierten mich diese Worte. In diesem Moment war es mir egal wie mein Vater sich anstellte oder das Hawk Moth jeder Zeit einen weiteten Plan in die Tat umsetzen könnte. Es war mir egal ob die Sonne morgen nicht scheinen könnte, ich hatte meine Eigene Sonne. Eine gepunktete, die für mich scheinen würde und für ganz Paris immer das Licht in der Dunkelheit sein würde. "Vielen Dank, Ladybug"

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So! Das ist das Ende dieses Buches, aber die Fortsetzung kommt(vermutlich)!

Ich möchte nochmals Danke an alle die sich dazu entschieden haben diese FF zu lesen und hoffe das es euch gefallen hat.

ABER!!!

Dieses Buch hat rund 300 Reads und 10 Kapitel, das heißt, sofern mein Taschenrechner nicht lügt, das es ungefähr 30 Leser gibt.
Und weil ich so gemein bin fordere ich euch jetzt alle dazu auf, mir euren ganz persönlichen, exklusiven Senf oder Ketchup in die Kommentare zu schreiben und mir zu sagen wie ihr das ganze fandet.
Ja, ich meine dich!

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