Verhör

Am nächsten Morgen wachte ich davon auf, dass irgendwer kräftig gegen meine Zellentür trat. Ich fühlte mich bescheuert als ich mich aufsetzte. Es war nahezu Dämlich, dass ich mich in diese Situation gebracht hatte. Ich warf diese Gedanken zur Seite, jetzt war ich in dieser Situation musste damit klarkommen. Außerdem hatte ich jetzt einen Fluchtplan.
Bald schon würde ich irgendwo untertauchen und selbstständig werden – in Ruhe Sachen stehlen, irgendwann, wenn ich in Sicherheit war zumindest.

Als irgendwer den Schlüssel im Schloss drehte stand ich schnell auf und lehnte mich an die Wand neben mir, um alles gut im Blick zu haben.
Die Tür schwang auf und ein Polizist hielt mir ein Tablett entgegen. Ich ging zögernd auf die Tür zu und nahm es ihm schließlich aus der Hand. Gemächlich ging ich zum Tisch und stellte es ab. Als ich mich setzte und anfing zu essen schloss er die Tür wieder.
Nach dem Frühstück wartete ich ab, was passieren würde.

Den halben Vormittag langweilte ich mich rum und wartete darauf, dass etwas überhaupt etwas passierte. Dann am Nachmittag holte mich der Polizist aus meiner Zelle und ich wurde in einen Verhörraum gebracht.

Als wir eintraten saßen dort drei wichtig aussehende Männer in Anzügen und eine mindestens genauso wichtig aussehende Frau. Mit ernster Miene guckten sie mich an. Es beeindruckte mich nicht und ich schaute ernst zurück.
Der Mann drückte mich auf einen Stuhl gegenüber von ihnen
„Guten Tag" begrüßte mich die Frau mit einem nicken auf Deutsch. Es war das erste Mal seit langem, dass jemand etwas auf Deutsch zu mir sagte und ich musste lächeln
„Was ist so lustig" fragte sie mich interessiert.
„Es ist das erste Mal seit langem, dass jemand mit mir Deutsch redet."
„Achso....Also, wir haben einige Fragen an dich, aber zuerst stellen wir uns vor. Ich bin Magdalen Simons, Deutsche Oberkommissarin und ermittele in dem Fall, zu dem auch du gehörst. Ich dolmetsche manchmal, bin aber heute als Befragerin dabei. Die zwei Kollegen neben mir sind von Interpol und ermitteln ebenfalls in dem Fall. Der Kollege ganz rechts ist Kommissar Maltens, der extra aus Deutschlang gekommen ist, er ermittelt in Deutschland und ist Chef der Soko"
„Aha" antwortete ich ungerührt „Ihnen" ich nickte in Richtung Kommissar Maltens „bin ich dann damals wohl entwicht, richtig?"
„darum geht es heute nicht Finn" wies mich Magdalen Simons zurecht. Achja, jetzt hieß ich wieder Finn...
Ich musterte Kommissar Maltens und sah, dass er leicht beeindruckt war, so schnell einen Zusammenhang zwischen ihm und meiner Flucht erstellt hatte. Dabei war es offensichtlich.
„Was wollen sie denn Wissen?" erkundigte ich mich.
„Ja, wir würden gerne wissen, ob du Kontakt zu deinen Leuten hattest und wo sie ihr Quartier haben" fragten mich die Interpol – Agenten.
„Ja also. Das Quartier liegt in Alaska. Ich hatte keinen Kontakt dorthin, aber es leben dort etwa 400 Leute" Eifrig schrieben sie mit, bis sie bei der Zahl 400 innehielten
„400?" fragte er entsetzt nach, bis er sich plötzlich zurücklehnte und mich sauer anguckte „Wir können dafür sorgen, dass du zwei Jahre für Falschinformationen kriegst!"
Ich lehnte mich ebenfalls zurück und verschränkte meine Arme „Das wäre ja noch schön. Sehen sie, wenn ich ihnen irgendetwas sage, dann käme das Selbstmord gleich"
„Wir haben die Möglichkeit dich zu schützen. Du kämst in ein Zeugenschutzprogramm" versuchte er mich zu überzeugen. Zeugenschutzprogramm würde bedeuten, dass ich ein normales Leben würde führen müssen. Bei dem Gedanken schüttelte ich den Kopf. Schrecklich.
Zu den Leuten sagte ich nur „Das sähe dann aus, dass ich bewacht in irgendeiner Ländlichen Gegend vergammele, nee Sorry"
Die beiden Interpolo Typen schauten sich zweifelnd an.
Dafür redete ich weiter „Das ist also auch der Grund, warum sie mich in Schutzhaft nehmen, damit ich nicht geklaut werde, oder?"
„Menschen werden nicht geklaut" meinte Kommissar Maltens „Höchstens Entführt. Oder warum benutzt du das Wort klauen?"
Alle vier Personen guckten mich erwartungsvoll an. Ich wollte jetzt nicht einbringen, dass ich selber schon Menschen geklaut hatte und das es so etwas sehr wohl gab, aber ich glaubte, sie vermuteten so etwas schon und wollten mich aus der Reserve locken. Das ließ ich nicht zu und antwortete einfach lächelnd „Verzeiht, ich habe so lange kein Deutsch mehr gesprochen, da ist mir das Wort entführen nicht mehr eingefallen, ist das ein Problem?"
Die Frau schüttelte den Kopf „Nein gar nicht, aber fangen wir von vorne an. Wie bist du an gefälschte Papiere gekommen?"
„Die habe ich in Verlas Büro gefunden als ich mich da mal reingeschlichen habe, ich konnte sie dann ja auch gut verwenden" erklärte ich in einem sachlichen Ton.
Die Fragen kamen jetzt kurz und abwechselnd von den beiden Kommissaren und den Interpol Leuten. Sie hofften wahrscheinlich auf Ungereimtheiten zu stoßen, um interessante Informationen über die Diebe herauszufinden, aber ich hatte genug Zeit gehabt, um mir eine gute Hintergrundstory zu überlegen, die so wenig wie möglich mit den Dieben zu tun hatte.
Die Männer von Interpol waren enttäuscht, dass sie so wenig von mir erfuhren und auch die anderen waren etwas enttäuscht so wenig zu erfahren. Wahrscheinlich hatten die sich mehr erhofft. Aber diesen gefallen würde ich ihnen nicht geben.
„Wir machen dann erst mal eine Pause" meinte Kommissar Maltens nah einiger Zeit. Die Interpol Agents verabschiedeten sich und gingen.

Kommissar Maltens und Magdalen Simons machten nach 10 Minuten alleine mit mir weiter. Doch bevor ich weitere Fragen beantworten wollte, musste ich noch etwas anderes klären. „Ich hab Hunger, kann ich etwas zum Essen bekommen?"
„Das müsste kein Problem sein"
Schon nach 5 Minuten hatte ich einen Sandwich vor mir liegen und ich verspeiste ihn mit Genuss. „Sagen sie, was passiert eigentlich jetzt mit mir?" fragte ich mit vollen Mund
„Du kommst, sobald du die Ausreiseerlaubnis hast, nach Deutschland"
„und dann?" ich nahm einen weiteren bissen.
„Vor ein Gericht" ich schaute auf.
„Warum das?"
„weil du mit gefälschten Papieren gereist bist. Er wird klären, in wie weit du Schuldig bist" erklärte Magdalen Simons und machte sich Notizen.
„Aber" ich schwieg, was sollte ich auch machen „Meinen sie, ich komme auf Bewährung raus?"
„Nein, vermutlich nicht"
„Sie wollen doch nur Zeit schinden, damit sie etwas finden, um mich länger festhalten zu können"
„Werden wir denn etwas finden?" fragte sie herausfordernd.
Ich schüttelte den Kopf „Natürlich nicht. Also warum wollen sie mich festhalten?"
„Bei dir besteht einfach das Risiko, dass du abhaust, ich mein dich bindet ja nichts an einen bestimmten Ort"
„Ja das ist richtig" sagte ich und fand es irgendwie nicht richtig. Überhaupt, ich blieb erstaunlicherweise ruhig, obwohl die mich einsperren wollten. Aber ich musste diese Rolle weiterspielen, damit sie Authentisch wirkte.
„Und wie lange?" fragte ich weiter
„Das wird der Richter klären" antwortete Kommissar Maltens.
„Aha" also wahrscheinlich nicht besonders lang. „Was wollen Sie denn noch von mir?" fragte ich weiter.
„Genau" setzte Magdalen Simons an „du musst verschiedene Formulare Unterschreiben" sie klappte eine auf dem Tisch liegende Mappe auf und schob sie mir hin. „Wenn du Fragen hast, sagst du einfach Bescheid."
Ich nickte und begann die Blätter durchzuschauen. Das oberste Blatt enthielt irgendetwas über meinen Rückflug, etwas mit Rechten. Die beiden darunter auch, nur das letzte machte mich stutzig. Da stand etwas mit Psychologischer Beratung.
„Das Unterschreibe ich nicht" ich schob das Blatt zu ihnen zurück. „das ist ja völliger Quatsch, wofür soll das bitte gut sein?"
„Wir haben das für dich empfohlen, damit du deine Erlebnisse verarbeiten kannst." erklärte mir Frau Simons.
„Wenn ich so etwas gebraucht hätte, hätte ich das gesagt." Gab ich eisern zurück.
„Gut Okay, aber alle anderen Kinder haben das auch gemacht" sagte sie beschwichtigend.
„Ich bin aber nicht alle anderen Kinder!" sagte ich kühl.
Magdalen Simons schaute mich kurz an, bevor sie meinte „Dann halt eben nicht" in ihrer Stimme lag so etwas wie Erkenntnis; vermutlich, weil sie gemerkt hatte, dass ich wirklich nicht wie die anderen war.
Damit war alles geklärt. Sie sagten mir noch, dass ich in den nächsten Tagen zurückfliegen würde, was ich allerding auch schon den Unterlagen entnommen hatte.

Dieser Teil meines Plans hatte zumindest schon mal geklappt. Ich würde nach Deutschland kommen und von dort aus konnte es weitergehen.
Erst mal ging ich allerdings in meine Zelle zurück und musste warten. Da ich keine Sachen zu packen hatte, legte ich mich einfach nur auch mein Bett und versuchte vergeblich zu schlafen. Immer wieder lief vor meinem Geistigen Auge mein Fluchtplan schief und mir wurde klar, dass er auf fast keine Eventualitäten eingerichtet war.
War ich erst mal im Gefängnis, musste ich auch wieder raus und da läge der schwierigste Teil. Wenn mein Plan allerdings funktionierte, musste ich erst gar nicht rein.


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