Kein Zögern

Am nächsten Morgen verließ ich pünktlich um 11 Uhr die dreckige Herberge. Ich hatte mir überlegt, dass ich das restliche Geld dringend umtauschen sollte, wenn ich nicht weiter damit auffallen wollte.
Da ich mich ein bisschen auskannte was solche Sachen betraf, suchte ich in verlassenen Straßen nach Leuten, die mir ohne zu weiter zu fragen Geld tauschen würden. In einer ruhigen Gasse, nahe dem Markt wo ich gestern Essen geklaut hatte, fand ich einen Mann. Er saß auf einer umgekippten Obstkiste und rauchte. Ich ging auf ihn zu, doch er bemerkte mich erst als ich fast vor ihm stand „ Sir?" Der Mann blickte auf „Verzieh dich Junge, hier gibt es heute nichts mehr zum Arbeiten" Der Mann sah ungepflegt aus und wirkte äußerst unfreundlich. Bestimmt meinte er mit "Arbeiten" irgendwelche schmutzigen Drogenjobs. Hier war ich an der richtigen Adresse. Dieser Mann ließ wohl von anderen Kindern schmutzige Arbeiten verrichten. „Ich will auch keine Arbeit, oder sehe ich so aus?" testete ich seinen Charakter etwas aus „Nerv nicht kleiner" versuchte er mich los zu werden „ Können sie mein Geld wechseln?" ich hielt dem Mann meine letzten 50 Euro vors Gesicht „Euro, wo hast du die denn her?" er blickte mir prüfend ins Gesicht. Sein interesse war gewekt „Ist doch egal" Ich schaute ungerührt zurück „Junge du gefällst mir, ich hätte da doch noch einige Jobs für dich". Ich musterte den Mann, nein, der wollte nur mein Geld. „Ich kann dir tolle Jobs besorgen, bei denen du viel mehr als nur 50 Euro verdienst. Selbstverständlich alles in Dollar. Für meine Bemühungen brauche ich aber ein Startkapital" Er nickte in Richtung des Geldes. „Ich will nur Tauschen und zwar genau jetzt." Ich hatte bei den Obdachlosen ein Messer mitgehen lassen, zog es aus der Tasche und hielt es ihm vor sein unrasiertes Gesicht. „Los!" der überraschte Mann lachte höhnisch auf „Du kannst doch gar nicht damit umgehen!" Ich sah, wie er seine Hand zu einer Erhebung an seiner linken Seite schob. Warum mussten die immer alle eine Waffe haben?! Ohne zu zögern zielte ich mit meinen kalten grünen Augen und warf.

Das schmutzige Metall blitzte in der Sonne kurz auf, bevor es sich in den Magen des anderen bohrte. Der Mann erstarrte und klappte mit einem Stöhnen nach vorne weg. Als er auf dem Boden lag, griff er sich geschockt an die Wunde, aus der bereits Blut strömte. Der Mann wand sich unter Schmerzen auf dem Boden. Mit meinem Fuß drehte ich ihn auf den Rücken und bückte mich zu ihm runter. Das Messer packte ich am Griff und zog es mit einem Ruck wieder raus. „Sorry, aber das brauche ich noch". Ich hob das Shirt an und entdeckte tatsächlich einen Revolver. Ein altes Modell, aber immerhin. Der Mann schrie vor Schmerzen, es war Zeit hier weg zu kommen. Wenn ich hier überleben wollte, durfte ich nicht zögern. Falk hatte mir eine Stelle gezeigt, an der die Verletzungen nicht tödlich sein würden. Der Mann hatte große Schmerzen und starrte mich immer noch mit seinen Panikgeweiteten Augen entsetzt an. Schnell tastete ich nach seinem Portmonee und zog den entsprechenden Dollarbetrag raus. Als letztes zog ich die Waffe mit einem Stofftuch aus seinem Hosenbund, damit er mich nicht noch aus dem Hinterhalt erschoss und steckte sie in meine Innentasche. Mir war beigebracht worden, immer mir allem zu rechnen. – wobei ich nicht glaubte, dass der verblutende Mann mir noch etwas antun könne würde.
Ich stand wieder auf und blickte zu dem Typen runter. „Tja, ich wollte nur tauschen, Pech gehabt" zischte ich verärgert. Ich ließ den 50ger auf den Boden fallen und zog mich langsam aus der Gasse zurück. Als ich um die Ecke war rannte ich los. Auf dem zu dieser Zeit vollem Marktplatz machte ich zwei Polizisten auf den Mann in der Gasse aufmerksam. Zuerst schauten sie mich misstrauisch an, doch als ich ihnen die Waffen in die Hände drückte, mit der Begründung sie da gefunden zu haben, verschwanden sie ganz schnell in die entsprechende Richtung Ich hatte Glück, sie ließen mich einfach stehen und ich lief ich noch etwas durch die Menge, bevor ich mit einem Frühstück in den Taschen den Marktplatz verließ. Ich steuerte das Parkhaus an, an dem ich die Penner getroffen hatte. Oben auf dem Dach packte ich mein Diebesgut aus und frühstückte genüsslich.

Seit einer Woche war ich bereits in der Stadt. Da die Nächte relativ warm waren, hatte ich wieder auf dem Parkhaus übernachtet. Auch die Tage waren erträglich gewesen. Zwar langweilte ich mich ziemlich, musste es aber ertragen, da ich nicht auffallen wollte.
Von dem Mann, den ich schwer verletzt hatte, hatte ich nichts mehr gehört – allerdings hatte ich mir auch nicht die Mühe gemacht, mich zu erkundigen. Er war mir egal. Außerdem war ich mir ziemlich sicher, dass er nicht sagen würde wer ihn angegriffen hatte, da er offenkundig selber in illegalen Machenschaften steckte. Um sicher zu gehen wollte ich dennoch die Stadt wechseln. Durch diese Taktik konnte ich verhindern, dass sich jemand mein Gesicht oder mich merkte und später evtl. wiedererkannte.
Ich hatte den Bahnhof mehrfach erkundigt und mir anschließend ein Zugticket nach Miami gekauft. Morgen früh ging meine Bahn, so hatte ich noch genug Zeit bis zur Abfahrt und konnte in Ruhe meine weitere Flucht planen.


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