Der Deal

Eine Woche später:

Das Flugzeug setzte zur Landung an und kam mit quietschenden Reifen auf der nassen Landebahn auf. Langsam rollte es aus und wurde fuhr zu seiner Parkposition. Vor zehn Stunden war es noch in Amerika gewesen, in der Sonne. In Deutschland regnete es, typisch Deutschland – wie ich das Land gar nicht vermisst hatte!
Wir warteten, bis alle Passagiere ausgestiegen waren, dann kamen wir dran. Als wir auf die Außentreppe gingen, stand unten schon ein Polizeiauto. Ich lächelte und sagte zu meinem Begleiter „So wurde ich noch nie Empfangen, was für ein Luxus" Er lachte und sagte „So, dann mal weiter, du musst in einer halben Stunde im Gericht sein" Ich nickte „Beeilen wir uns lieber, ich hasse nämlich Regen".


Wenige Stunden später:

Ich hatte mir einen riskanten Plan überlegt und würde jetzt anfangen, ihn auszuführen. Wie gesagt, er war riskant, aber was war das schon nicht.

Ich saß der Richterin in ihrem Büro im Gerichtsgebäude gegenüber. Ich hatte angedeutet, einen Deal machen zu wollen und wurde deshalb nicht angeklagt. Vorausgesetzt sie würden den Vorschlag annehmen.

Die Frau war schon etwas älter und ich hatte durch die Familienfotos auf ihrem Schreibtisch darauf geschlossen, dass die Richterin ein Emotionaler Mensch war. Ich würde ein bisschen auf die Tränendrüse drücken, würde bestimmt wirken.
Neben der Richterin waren noch andere wichtige Personen im Raum, die über den Vorschlag entscheiden würden. Unter anderem Kommissar Maltens, der als Berater anwesend war.

„Ich fasse noch mal zusammen, du möchtest, dass wir dich entlassen und uns dadurch hilfst, die anderen Diebe zu fassen? Du erwartest, dass wir dich einfach laufen lassen und darauf vertrauen, dass du nicht abhaust?" fragte sie mich skeptisch.
Auch Kommissar Maltens wirkte ein bisschen ungläubig „Wir haben ein Jahr gebraucht, um dich zu kriegen und dann auch nur, weil du freiwillig zu uns gekommen bist. Warum sollten wir dir trauen?"
„Und deinen Unterlagen haben wir entnommen, dass du dich nicht an Abmachungen hältst" ergänzte ein anderer Mann.
„Ja, ich weiß, aber es gibt da ein paar andere Dinge, die ich nicht erzählt habe, die aber trotzdem wichtig sind"
„Ach was" bemerkte die Richterin wieder und blätterte in meiner Akte „Dein Leben ist wie ein schwarzes Loch, um das mal so auszudrücken."
Eine weitere Frau ergänzte „So weit ich mich erinnere, hast du bisher noch überhaupt gar nichts gezählt. Von wegen ein paar Dinge. Außerdem hast du bereits einen Deal ausgeschlagen."
„Die Lage hat sich geändert. Ich habe nachgedacht und mich geändert. Ich weiß jetzt, was ich in meinem Leben machen möchte." Ich atmete gedehnt aus „Also" fuhr ich fort „ Ich habe in Amerika etwas gesucht und es auch gefunden. Dabei habe ich mir die Diebe zu Feinden gemacht. Ich wusste das, aber hier bin ich in Sicherheit. Das war der einzige Grund, warum ich mich gestellt habe. Wenn ich aber wieder rauskomme und das wird unweigerlich irgendwann passieren, werden sie versuchen, mich zu fangen. Ich möchte nicht wissen, was sie dann mit mir machen. Außerdem" Ich senkte den Kopf, so als wäre mir das, was ich als nächstes sagen wollte, unangenehm "Ich habe zwar noch nie etwas von Verantwortung gehalten, aber ich möchte nicht, dass meinem Bruder etwas passiert, verstehen Sie?"
Ich warf einen emotional geladenen Blick in die Runde, hoffentlich würden die mir das abkaufen!
„Das hört sich interessant an" bemerkte ein Mann im dunklen Anzug „Was hast du denn herausgefunden, was es nur in Amerika gibt?" ich war schlau genug, um zu merken, dass er nur Informationen wollte, wahrscheinlich erhoffte er sich irgendeinen Aufenthaltsort. Würde er nicht bekommen.
„Sie sind von Interpol, richtig?"
Er lächelte „Richtig. Aber du kannst dir doch sicher denken, dass wir dich nicht gehen lassen, wenn du uns nicht die ganze Wahrheit sagst. Woher wissen wir überhaupt, was von dem was du sagst, stimmt?"
Jetzt würde das Überraschungsmoment kommen. „Ja....also, ich habe herausgefunden, was mit meinen Eltern passiert ist"
Die Leute schauten mich überrascht an. Meine Eltern waren ein weiteres schwarzes Loch in meinem Leben. Das war auch der Grund, warum es mich nicht gab. Ich hatte keine Geburtsurkunde, außerdem war niemandem der Name meiner Eltern bekannt. Ich war damals sozusagen aus dem nichts aufgetaucht. „Meine Eltern wollten mit mir und meinem Bruder fliehen, damit wir eine sichere Zukunft haben" ich machte eine Pause und fuhr fort „Leider wurden sie dabei umgebracht"
Es herrschte ein überraschtes Schweigen, dann bemerkte die Richterin „Das tut uns schrecklich leid, aber dann könnte man ja meinen, dass du die Mörder deiner Eltern rächen willst"
Ich lächelte und lehnte mich vor „Will ich ja auch, aber nicht so wie sie denken. Mord ist eine dreckige Sache, damit will ich nichts zu tun haben, aber ich weiß, dass es genauso schlimm für jemanden ist, wenn er weiß, dass er verraten wurde"
„Aha. Aber um die Frage von meinem Kollegen nochmal aufzugreifen, warum sollten wir dir trauen?" hakte Kommissar Maltens nach.
Ich seufzte und schaute die Anwesenden Ernst und mit einer Spur Traurigkeit an. Ich glaube ich hatte genau die richtige Mischung getroffen. „Ich kann Ihnen Anhaltspunkte geben, aber bitte" ich machte eine kurze Pause „Sie, Sie machen mich zu einem Monster. Ich bin 16, ein Kind, natürlich Trauer ich und es verletzt mich" Gefühle waren immer gut, ich brauchte mehr davon „Warum sollten sie mir glauben? Ja, ich habe gestohlen und falsche Dinge getan, über die ich nicht einmal reden möchte. Ja, ich habe Albträume, mir geht es oft nicht gut, aber bitte geben Sie mir die Chance, wenigstens ein kleines Bisschen wieder gut zu machen!" Ich schloss die Augen „denn diese Chance haben mir die Diebe nie gegeben. Bitte helfen Sie mir, indem ich ihnen helfen darf" Mein Blick war jetzt klar und fest, ich wirkte entschlossen und aufrichtig.
Es herrschte einen Moment betroffenes Schweigen, dann brach ein junger Mann die Stille.
„Wir könnten ihn ja überwachen" schlug er vor.
Jetzt musste ich auf ihrer Seite stehen „Das würde ihnen auffallen, aber es gibt doch so Ortungsgeräte, damit würden sie immer wissen wo ich bin. Solche, die man unter die Haut machen kann."
„Angenommen wir lassen dich gehen....Warum bist du dir so sicher, dass sie nach dir suchen bzw. wissen wo du bist?" fragte der Interpol Mann.
„Weil ich etwas weiß, was ich nicht wissen soll" antwortete ich
„Nur Theoretisch, wie sollten wir ihn früher aus dem Gefängnis kriegen? Ich mein, alles muss authentisch wirken, damit er nicht auffliegt" warf der junge Mann ein.
„Ich könnte wegen guter Führung früher entlassen werden" grinste ich „Nein im Ernst, ihnen müsste da doch was einfallen"
„Dann noch eine Frage, wer sind denn die Mörder deiner Eltern?" fragte die Richterin
„Das werden sie erfahren, wenn Sie sie haben" Ich hatte keine Ahnung wer es gewesen war und ich wollte es auch nicht wissen.
„Wir werden das alles überprüfen und über deinen Vorschlag nachdenken"
Damit war die Verhandlung vorbei und ich wurde ins Gefängnis zurück gebracht. Ich hatte sie überzeugt, da war ich mir sicher. Ich würde bald den Vertrag unterschreiben und dann wäre ich endlich wieder frei und sicher!


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