4. Eine Verwandlung
Leo flog etwa 3 mal um das Zeltlager herum, ehe er sich wieder neben mir niederließ. Aber er wollte sich nicht zurück in einen Fuchs verwandeln. Fern wisperte mir ins Ohr: "Dass ist ganz normal, dass er sich so merkwürdig verhält. Auch Lou weigert sich, eine andere Gestalt als die eines Wasserbüffels anzunehmen. Das liegt an der Nähe der Drachen. Die Daemonen finden allmählich ihre wahre Gestalt." "Pold muss ab jetzt immer ein Spatz sein???" fragte ich entsetzt. Fern beruhigte mich, dass Leo mit größter Wahrscheinlichkeit nur ein entfernter verwandter vom Spatz sein würde. "Also ein Vogel", schloss ich draus. "Und Lou ist dann eine Kuh", lachte Fern. Doch ich wusste, dass seine Daemonin genauso gut ein Nashorn sein konnte. Er hatte es nur als Witz gemeint. Ich lachte auch. Aus dem Zentrum des Lagers hörte ich einen Ruf. Das Mittagessen war fertig. Wir standen auf, Leo flatterte auf meine Schulter. Nur Lou bewegte sich nicht, sie hatte ja nicht warum, denn das Grass wuchs ja eh hier. In der Mitte des Zeltlagers angekommen, erblickten wir einen langen Tisch, an dem alle Kinder Platz hatten. Und sogar noch mehr: Der Kapitän und seine Mannschaft, Und natürlich auch die Drachen. Der Tisch war mit allem erdenklichem gedeckt: Obst und Gemüse, das verschiedenste Gebäck, Kartoffeln und Reis, Polenta, veganes und echtes Fleisch. Und Fisch. Den konnte man viel zu gut riechen. Ich sah , wie das blauhaarige Mädchen, dass mir auf der Fahrt aufgefallen war, Die Nase rümpfte und etwas nuschelte, was nicht unbedingt schön anzuhören war, denn die Leute in ihrer Nähe sahen sich verärgert nach ihr um. Leo schien wider Hunger zu haben, denn er wurde in einen mächtigen Steinadler und schlug sich den Bauch mit Fleisch voll. Wenigstens war er immer noch ein Fleischfresser. Das war eine gute Nachricht, denn ich musste deswegen kein Grünzeug essen. Ich lud mir den Teller voll und goss Rahmsauce darüber. Es schmeckte köstlich. Auch Fern ass sich satt, obwohl eher mit pflanzlicher Nahrung. Nach dem essen kam der Kapitän und rief: "alle bitte aufstehen! Jetzt wird die grosse Verwandlung eurer Daemonen kommen!" Wir standen alle gehorsam auf, aber es war offensichtlich, dass den meisten mulmlig zumute war. Auch ich war mir nicht sicher, wie ich mich fühlen sollte. Eher voller Vorfreude oder ängstlich? Wie auch immer, der Kapitän zog eine lange Liste aus der Tasche, und zählte die Kinder auf, aber er teilte sie dabei in zwölf Gruppen auf. Für jede war ein Drache zuständig. "Layra, Tochter des Leopards, Fermund, Sohn des Wolfes, Arnold, Sohn des Chamäleons,..." Er listete noch über zwanzig weitere Namen auf und fuhr dann fort: "Ihr kommt zum Lichtdrachen." Ich ging mit Fern, der, wie ich vor kurzem erst erfahren hatte, eigentlich Fermund hiess, zum Lichtdrachen. Er zischte: "Jetzt liegt es an euren Daemonen. Sie sollen kommen und mich berühren." Doch es war ein freundliches zischen. Ich sah Fern fragend an. "Kannst du ihn auch verstehen?", solltedieser Blick bedeuten. Er nickte. Er hatte verstanden. Ich schickte Leo vor. Fern schickte Lou, den Wasserbüffel. Alle schickten ihren Daemon. Pold streckte zögerlich den zierlichen Fuss vor, berührte den Drachen aber nicht. Der Drache zählte ab: "auf 1 berührt ihr mich. 3...2...1...Los!" Alle Daemonen griffen zu. Ein Lichtblitz. Ich sah eine Weile kaum was, dann erblickte ich Leo. In seiner neuen Gestalt. Er war kein Fuchs. und auch kein Spatz. Gar kein Singvogel. Er war ein Adler. Ein ziemlich kleiner Adler. Ein Habichtsadler, wenn man es genau nimmt. Oben hatte er Dunkelbraune Federn, Unten war er gelblich Weiss. Nur eins war vom alten Pold geblieben: seine türkisblauen Augen, die an den Rändern dunkel waren. Ich wendete meinen Blick von Leo ab, obwohl er mir übermäßig gefiel. Stattdessen sah ich Lou an, die Überraschenderweise eine Antilope war. Der Drache sah sich zufrieden um, denn alle Daemonen, die Ihn berührt hatten, waren schnelle Tiere. Von Langbeinigen Wölfen über wilde Schlangen und wendige Kolibris bis hin zu glänzenden Libellen stachen alle durch ihre Schnelligkeit und Glanz heraus. einfach Tiere des Lichts. Ich nahm Leo In den Arm, und streichelte seine Federn. Sie waren noch Struppig, doch dass liess sich leicht wiedergutmachen. Ich nahm einen Kamm in die Hand, und obwohl es mir unpassend vorkam, "kämmte" ich seine Federn. Überraschenderweise ging es ganz gut. Schon bald waren sie glänzend und seidig weich. Pold streckte seine Flügel aus und versuchte mal mit ihnen zu schlagen. Mir fiel dabei eine Orange-rote Feder auf. Ein Denkmal an Leos frühere Lieblingsgestalt. Ich lächelte dem Lichtdrachen zu, und er grinste mit seinen spitzen Zähnen zurück. Dann zwinkerte er. Es war zwar Verrückt, aber der Drache konnte zwinkern. Fern spielte währenddessen mit Lou, die sich rasch in ihre neue Gestalt einzugewöhnen schien. Bei Leo sah es ganz und gar anders aus. Er wehrte sich, versuchte sich zu verwandeln, aber vergebens. schließlich sank er verstört zusammen. Erst in diesem Augenblick wurde mir bewusst, dass sich Pold nicht mehr verwandeln konnte. Das war nun meine Aufgabe. Auf einmal klopfte mir eine Klauenhand an die Schulter. Der Lichtdrache sah mit mit seinen, nun mal, leuchtenden Augen an und bedeutete mir mitzukommen. Er ging auch zu Fern und wir gingen zusammen hinter die anderen Zelte, heraus aus dem Lager. Dort trafen wir eine ziemlich außergewöhnliche Gemeinschaft an. Ein Hirschdaemon mit Efeu im Geweih nickte uns zu, eine schneeweiße Katze mit Eiszapfen im Fell sah uns mit Eisblauen Augen an, Ein Feuerroter Paradiesvogel Mit verschlungenen Flammenmustern flog an uns vorbei. Es waren noch mehr: ein pechschwarzer Wolf, der vom Nebel umgeben zu sein schien, Ein Nashorn, dessen Spalten im Panzer rötlich leuchteten und eine Regenbogenfarbene Libelle waren auch dabei. Die Drachen sassen in einem Kreis um uns herum. Es waren insgesamt 24 Daemonen versammelt, alle sahen besonders aus. Bis auf uns. Wir waren ganz normal. Das glaubten wir jedenfalls. Bis der Lichtdrache einem Nachtblauen zunickte. Er hatte einen Gelblichen Mond auf der Stirn, seine Hörner lagen Tief am Kopf und in seinen Augen blitzte Argwohn. Er war ein Nachtdrache. eine Rauchwolke stob aus seinen Nüstern, und um uns war auf einmal Nacht.
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