3. Drachen
Die Punkte kamen immer näher, und bald konnte ich auch ihre Farbe und Form erkennen. Die Punkte erinnerten nun an Vögel mit riesigen Flügeln. Der erste, der bei uns ankam, war dunkelbraun und sah aus wie ein laufendes Skelett. Wie dass Skelett eines Drachen. Ich hatte schon viele Geschichten über diese mystischen Wesen gehört, aber noch nie eins gesehen. Das, dass ich wusste war, das es zwölf heilige Clans gab, und dementsprechend auch zwölf Drachen. Dieser schien dem Todesclan zu gehören. Er nahm einen silbernen Ring am Rand des Schiffes und setzte sich auf den Bug. Nur Sekunden später kam das zweite Wesen an, ebenfalls ein Drache. Er war schlank gebaut, eingestellt auf Schnelligkeit. In seinen Augen lag etwas gelangweiltes, als wolle er sagen: Geht's noch langsamer? Er musste dem Lichtclan angehören. Er gab einige Zischlaute von sich, und aus irgendeinem Grund verstand ich, nein, ich fühlte, was es bedeutete: Du hast Glück, dass ich so langsam sein kann. wäre ich nicht so hoch geflogen, hättest du die Wette niemals gewonnen. Der Todesdrache zischte zurück: Gib die Fische her! Ich konnte das aber kaum verstehen, denn er hatte einen starken Akzent. Verrückt, dachte ich, denn ich wusste, was die Drachen sagten. Auch die anderen Wesen kamen an und jeder umschloss einen metallenen Ring mit den Klauen. Was mir vor kurzem unmöglich vorgekommen war, war auf einmal Alltag. Denn die Drachen erhoben sich langsam in die lüfte, und das Schiff ebenfalls.tatsächlich, wir flogen! Auch Pold und Lou, oder wie Ferns Daemonin auch hiess, schauten erstaunt auf, als wir aus dem Wasser emporgehoben wurden. Ich war erstaunt, dass die Drachen so stark waren, aber es waren immerhin zwölf. Doch sie waren verschieden: der Grösste mass wohl etwas über 10 Meter, ein anderer sah so gebrechlich aus, als könnte er kaum einen Kieselstein aufheben. Ein dritter war so muskulös, als könnte er das Schiff alleine tragen. Dabei gehörte er mit geschätzt 5 Metern zu den Kleinsten. "He, echt komisch, dass wir fliegen!" sagte Fern. Ja, es stimmte.Ich sah Leo fragend an und er erwiderte den blick. In Sekundenschnelle verwandelte er sich in eine Fledermaus und flog um meinen Kopf herum. Schliesslich hängte er sich kopfrüber an mein Ohrläppchen. Er sprach mit einer noch fiependeren Stimme als in Mausgestalt, und da seine stimme schon da beträchtlich hoch war, konnte man ihn kaum verstehen. Er sagte: "Diese Drachen sind ja tierisch stark! noch stärker als ich als Bär!" Doch es hörte sich eher so an: "Fiiise Fraaachen siind ja etwiiip tiiieriiif starfiip nochfiip stärkeiip alsfiip iiich aliiiip Bärfiiiiip!". Fern schaute mich dumm an, und ich lächelte. Er hatte nicht verstanden was Pold gesagt hatte. Ich erklärte es ihm, und er stimmte Leo zu.Ich widmete mich dem Fenster, besser gesagt der Aussicht hinter ihm, denn von oben sah es etwas anders aus. Die Wasseroberfläche war ganz glatt, nicht so wellig wie vorher, als das Schiff noch schwamm. Doch dann geschah etwas ungewöhnliches, aber nicht mit dem Schiff, sondern mit dem Wasser unter uns.Wie ein riesiger, tosender Wasserfall jagte es herab in eine unbeschreibliche tiefe. Unten sah man Schaum glitzern. Ich winkte Fern zum Fenster, was jedoch gar nicht nötig war, denn der Lärm hatte ihn dazu gebracht sich die Ohren zuzuhalten und mit großen Augen nach draußen zu starren. Dann sah ich aber etwas noch verrückteres. Und ja, es gab so was. Ein Fleck auf dem Horizont. Ein schwebender Fleck. Es war kein Vogel, denn er bewegte sich nicht. Noch ein Drache? Es hatte keine Flügel. Eine fliegende Schildkröte? Sicher nicht. Wir kamen immer näher, und ich erkannte die Ausmaße des Flecks. Es war eine kleinere Insel, die mitten in der Luft schwebte. Ich deutete drauf. Fern sah sie an und machte ein überraschtes Gesicht. "Die fliegende Insel! davon habe ich in einem Buch gelesen. da lebte mal ein gigantisches Monster, aber ich dachte das sei ein Mythos!" Schrie er durch das Getöse. Jetzt konnte ich die Insel genau erkennen. Einige kleine Wasserfälle fielen von ihr herab, und ich sah ein kleines Wäldchen. Dann waren da noch ein paar rote Punkte. Wohl Pilze, dachte ich. Dann war da noch eine Kuhle in der Wiese. Eine ziemlich grosse Kuhle. Was hatte Fern vom Monster gesagt? Und warum flog unser Schiff genau darauf zu? Es musste doch sein Nest sein! Das Nest des Monsters! Das Schiff machte Anstalten zu landen. Rumms. Wir kamen am harten Boden auf. Der Kapitän lugte durch einen Türspalt über uns Hervor und rief: "Bitte alle aussteigen!" Ich merkte erst jetzt, wie still die Insel war. Kein tosen, keine Wellen, nur stille.alle Kinder stiegen langsam aus, und Ich sah die roten Punkte, die meine Aufmerksamkeit erregt hatten. Keine Pilze, sondern Zelte. Es schien ganz so, als würden wir hier eine Weile bleiben. "Hier werden eure Daemonen Ihre wahre Gestalt finden. Und ihr lernt euch zu verwandeln", verkündete der Kapitän. Seine Daemonin, eine rundliche Ente, nickte zustimmend. "Ich dachte immer, man würde das auf der 12-Clan Insel tun?" Fragte ein Mädchen. "Na dann, Überraschung!" Rief der Kapitän, er schien in bester Stimmung zu sein. Er führte uns zu den roten Zelten, und erklärte uns, dass wir uns so aufteilen durften, wie wir wollten. Ich und Fern nahmen ein Zelt gleich am Rand, es war das letzte freie. Niemand gesellte sich zu uns, und so stand uns eine ruhige Nacht bevor. Leo wollte mit Lou auf Jagd gehen, doch Kapitäns Ente sagte ihnen, dass es da draußen keine Tiere gab. Leo gab sich mit etwas Trockenfleisch zuftieden, aber Lou wollte es nicht anrühren. Sie verwandelte sich stattdessen in ein hellbraunes Wildpferd und begann ruhig zu grasen. "Ich verstehe einfach nicht, wie du dieses Grünzeug fressen kannst" , Mampfte Pold mit vollem Mund. Lou schluckte erst den bissen hinunter , ehe sie sprach: "Ich habe es gern. schon als Fohlen habe ich alle möglichen Pflanzen ausprobiert, selbst die Giftigen. Aber Grass ist das beste Futter." "Du nennst dich Fohlen!?"Bellte Leo. "Ja klar doch."sagte Lou und graste entspannt weiter.S Sie hatte einfach viel bessere Manieren als Pold, vielleicht hatte man sie bestraft, wenn sie etwas falsches getan hatte. Ich fragte Fern danach. Er sagte, seine Familie hätte strenge Regeln. "Aus welcher stadt kommst du denn?" fragte ich. Aus der Monumentenstadt." erwiederte er. Ich stellte mir natürlich vor, dass er in einem grossem Tempel lebte, doch er erklärte mir später, dass es in der Stadt nur einen einzigen Tempel gab, der als Kirche für den Hauptdrachen, den Titan, genutzt wurde. Er selbst lebte in einem ganz gewöhnlichem haus. Leo mischte sich merkwürdigerweise ins gespräch ein: "habt ihr nicht Lust zu fliegen? Ich Geh dann ma nämlich 'ne runde drehen." Das war aber merkwürdig. Pold flog sonst kaum. Auserdem hatte er sich noch nie in einen Spatz verwandelt, und jetzt flog er wie einer etwas unbeholfen durch die Lüfte.
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