22. der Friedensweg
"Wieder ein Angriff. Diesmal in Airan." Die Anwesenden im Kjallhö stöhnten auf. Seit dem erscheinen des Weissen Gepards waren mehrere Wochen vergangen und die Angriffe lösten keine Panik mehr aus, eher eine andauernde Anspannung. Flourit ra fuhr fort: "Das ungewöhnliche daran ist, dass der Jungdrache auf dem Enráner gefunden wurde. Wenn ich mich nicht irre, sind Geparden keine sehr guten kletterer." Ein -normaler- Gepardendaemon knurrte zustimmend. "Erstaunlich ist auch, dass der Drache gut fünf meter lang war, und trotzdem wurde er getötet." Im Kjallhö wurde es still. Wird ja immer schlimmer.
Sagte ich zu Pold und Fjordawyrr. Inzwischen hatte ich auch Seelensprache gelernt, die sich nur aus einfachen Gefühlen zusammensetzte und ausschliesslich zum Seelenbindung-sprechen benutzt wurde.
Die Geheimkammer hatte ich auch immer wieder besucht, aber ausser diesem merkwürdigem Ding konnte ich nichts interessantes finden.
Also hatte ich mich anderen Sachen gewidmet: Kampf, Lesen, Argnorje, Jagen, Fährtenlesen und Verwandeln. Damit klappte es leider nicht ganz. Während Fern schon mal als Antilope durch die Kampfhalle galoppiert war und Annabeth als Gecko von der Decke gehangen hatte, konnte ich mir nicht mal eine einzige Feder wachsen lassen.
Fjord hatte mich immer wieder Beruhigt, es sei ganz normal, aber aufmuntern konnte er mich trotzdem nicht.
So in Gedanken versunken sass ich an jenem Tag am Tisch, bis Fjordawyrr mich aus den Gedanken fahren liess, indem er verkündete: Heute nimm ich dich auf den Friedensweg mit. Geöjrenn und Kejanga kommen natürlich auch mit. Endlich lernst du die anderen Clans kennen. Natürlich ist der LichtClan am besten, aber trotzdem müssen wir unsere Freunde und Feinde kennen. Ich sandte ihm einen zustimmenden Gedanken zu, dann brach ich die Verbindung ab und lief aus dem Kjallhö. Leo flatterte auf und folgte mir. In letzter Zeit war er immer müder geworden, bis Fjord ihm einen Tag zum Ausschlafen gegeben hatte. Seitdem war er einigermassen in Ordnung. Er landete auf meiner Schulter und ich streichelte ihm den struppogen Rücken. "Du solltest dich wirklich besser um deine Federn kümmern" meinte ich. Er grummelte nur.
Bald kamen auch Annabeth und Fern hinaus, dicht gefolgt von ihren Lehrern. Auch Fjordawyrr kam dazu. Geöjrenn erklärte mit seiner mürrischen, immer gelangweilten Stimme: "Der Friedensweg verläuft durch alle Territorien und es ist verboten, auf ihm jemanden anzugreifen. Der Friedensweg ist der einzige Ort, an dem man nicht angegriffen werden darf, ausgenommen die Dartluntt Tuurl. Kommt mit." Damit trottete er gemächtlich in eine Schmale Gasse, eine Abkürzung zum Bernsteintor, wie ich bereits wusste.
In wenigen Minuten waren wir dort, und ich legte meine Hand auf das Holz, um das Tor aufzudrücken. Dabei merkte ich, dass mein kleiner Finger nun nur an einen Stummel errinnerte. Der Bäenddar. Ging mir durch den Kopf. Die Verwandlung war langsam und schmerzlos, trotzdem war mir immer unbehaglich zumute, wenn ich meine Hand ansah. Ich fasste mich am Herz und drückte die Tür auf.
Vor uns erstreckte sich die weite Savanne, der Wind strich durch das Präriengrass und die Sonne schien warm auf uns herab. Hier draussen hatte ich es am liebsten: die Frische Luft, die vielen Tiere, die ich beobachten - oder jagen - konnte, aber vor allem: Das Wasserloch. Es war definitiv der Schönste Ort im ganzen Territorium, denn von den grossen Steinen am Ufer aus konnte man einen Wunderbaren überblick über die ganze Senke haben.
Jetzt aber gingen wir nicht dorthin. Wir bogen richtung Kàner-Berge ab. So nahe an der Grenze war ich noch nie gewesen. Die Berge sahen von hier aus schon unglaublich mächtig aus, Dabei waren wir sicher noch gut zwei Meilen davon entfernt. "Kommt, wir wollten heute noch die Berge überqueren und im Lunix-Territorium Rast machen. Die sind uns freundlicher gesinnt als die Kàner Argnora." Stachelte uns Kejanga an. Annabeth machte grosse Augen. "Was? So weit wollen wir laufen?" Lou lachte, auf ihre Antilopen-art. Lachend setzten wir unseren Weg fort.
Bald kamen wir bei den Kàner-Bergen an, Annabeth föllig aus der puste, wir anderen eigentlich ganz in Ordnung. Das lag daran, dass sie in der Schmiede arbeitete und deshalb weniger draussen war. Die Spitzen der Berge waren zwar zu sehen, aber um sie zu sehen, müsste ich mich wohl auf den Boden lagen. Die Felsen waren sehr Steil, und die einzige passierbar aussehende Stelle war ein enger Pass, durch den ein oft benutzter Weg führte. "So, wilkommen auf dem Friedensweg." Verkündete Fjordawyrr. Mit guter Laune betraten wir den Pfad.
Ich merkte das nicht sofort, aber alles Gestein hier glänzte. Ich enteckte einige Kristallsplitter auf dem Boden, sowie einige Adern Gold in den Wänden, die praktisch senkrecht über uns aufragten. Ich hob einen der Edelsteine auf. Er war hellviolett und makellos. Im Rest der Welt hätte er sicher grossen wert gehabt. Ich liess ihn wieder fallen. Kristalle waren vielleicht schön, aber sie gehörten immer noch dem KànerClan, und deshalb liess ich sie lieber in ruhe. Die Lage zwischen Erenax und dem KristallClan war schon seit langem angespannt.
Wir liefen weiter. Am späten Nachmittag kamen wir endlich aus dem engen Pass. Vor uns erstreckte sich eine weite Ebene aus dunklem Grass und schwarzem Sand. Nebel hing über dem Land wie ein sanfter Schleier. Die Sonne näherte sich dem Horizont und der Himmel begann, rot zu werden. Das Land wirkte nicht unfreundlich, einfach anders. Anders als Erenax. Aber mir machte das nichts aus. Es gefiel mir hier, schon jetzt. Wir gingen einen kleinen Abhang hinunter, und meine Schuhe berührten das feuchte Grass.
"Ziel erreicht" sagte Kejanga, "lasst uns hier Rasten." Fjordawyrr zog ein Stück stoff unter seinem Flügel hervor. Die anderen Drachen taten es ihm nach. Es überraschte mich, dass sie an Zelte gedacht hatten. Aber Drachen waren nun mal geheimnisvoll.
Zusammen bauten wir die Zelte auf, Obwohl unsere Daemonen nicht viel Hilfe leisten konnten. Bald waren wir fertig und krochen in die Zelte hinein. Unsere Lehrer blieben draussen, sie bevorzugten es, draussen zu schlafen. Ich war, zugegeben, froh darüber, denn so hatte ich ein ganzes Zelt für mich. Ich legte mich hin. Die Erde war weich und das Grass schützte mich vor schmutz. An Leo gerollt schlief ich ein.
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