suchend
Doch kurz bevor es zu dem sehnsüchtig erwarteten Kuss kommt, bäumt sich das Meer auf. Die Flut kommt. Eine riesige Welle türmt sich auf. Aber von Julius ist nichts zu sehen.
Sofort lösen sich die Gesichter von Julien und Mailo, ohne dass es zu einem Kuss gekommen ist. Schweigend schauen sie zu Boden, um den anderen nicht ansehen zu müssen. Die knisternde Stimmung ist mit einmal dahin.
"Es wäre auch zu schön gewesen, wenn er aufgetaucht wäre", seufzt Julien. Mailo würde ihn gerne trösten, traut sich aber nicht, Julien zu berühren. Obwohl sie sich vorhin fast geküsst hätten.
"Mailo ... wegen vorhin", stammelt Julien. Mailo senkt seinen Blick zu Boden. "Wir haben uns da von irgendwas leiten lassen", sagt Julien etwas betreten. Mailo nickt traurig. Es wäre sein erster Kuss gewesen. Und er mag Julien.
Verlegen schaut Julien zu Mailo hinüber. Mailo weicht den Blicken aus. "Es wäre falsch gewesen. Ich ... ich empfinde für Junis echt viel. Und du meintest vielleicht nicht mich, sondern meinen Bruder. Eigentlich ist es ja er, an den du denkst, oder?"
Mailo hebt unentschlossen die Schultern. "Es ist besser, wenn ich ... ähm ... jetzt gehe, Julien", stammelt Mailo. Traurig nickt Julien und bleibt auf dem Felsen sitzen. Auch er kann seine Gefühle nicht ordnen. Er mag Junis und er mag auch Mailo. Voller Sehnsucht schaut Julien auf das Meer. Eine kleine Flasche strandet an der Sandbank unterhalb des Felsens. Julien lächelt. "Bestimmt eine Flaschenpost", denkt er.
Er springt vom Felsen. Neugierig greift er nach der Flasche. Darin ist tatsächlich ein eingerolltes Blatt Papier. Total aufgeregt faltet er es auseinander. Sein Puls rast höher. Es ist eine Zeichnung, auf der ein Junge ist, der genauso aussieht wie er. Er drückt das Blatt Papier an seine Brust und seufzt glücklich: "Das ist ein Zeichen. Danke, Julius!"
Mailo geht inzwischen völlig verwirrt zurück in das Hotelzimmer. Als er die Tür aufmacht, seufzt er erleichtert auf. Junis scheint noch unterwegs zu sein. Das ist ihm ganz Recht, wo doch gerade Funkstille zwischen den Zwillingen herrscht. Und der fast-Kuss mit Julien macht alles noch komplizierter.
Junis ist tatsächlich noch unterwegs. Er hatte sich ja mit Danilo, seinem ersten Urlaubsdate, verabredet. Sie waren eine Runde Tretboot gefahren und essen nun ein Eis.
Immer wieder versucht Danilo, Junis anzubaggern. Doch Junis geht nicht darauf ein. Etwas beleidigt fragt Danilo: "Heyy, was ist los mit dir? Du bist doch neulich auch nicht so zurückhaltend gewesen und sofort zur Sache gekommen. Und echt Mann, das war verdammt geil."
Entschuldigend schaut Junis ihn an: "Heyy, es liegt nicht an dir. Ich finde dich total heiß, aber ..." Er seufzt und atmet tief durch. "Aber ich habe mich tatsächlich verliebt hier .... und dann ist da noch beef mit meinem Bruder, weil der mir alles versaut hat, der Idiot."
Obwohl Danilo gerne mit Junis zusammen wäre und ihn die Antwort deshalb verletzt, tröstet er Junis ganz tapfer. Der bekommt das gar nicht so richtig mit. Denn sein Blick geht ins Leere - überall Julien suchend und stets an ihn denkend.
Mailo ist erschöpft eingeschlafen und träumt von Julien. Oder ist es doch dessen Zwilling Julius, der da in seinen erotischen Träumen auftaucht? Das Klirren auf den Balkon lässt ihn hochschrecken. Wieder einmal spürt er sein Herz sich fast überschlagen. Vorsichtig nähert er sich der Balkontür. Unsicher und ängstlich fragt er: "Ist da wer?"
Als Antwort springt nur die Balkontür auf.
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