Die zweite

Es war ziemlich früh am Morgen, draußen war es noch dunkel, aber da ich schonmal aufgewacht bin, dachte ich mir ich könnte auch gleich aufstehen.
Überall auf dem Boden schliefen Leute, alle aus meiner Klasse, wir haben in Ricks Haus das Ende des Schuljahres gefeiert; es war eine nette Feier, aber ich hatte einen ziemlichen Kater, gestern hab ich mit dem Alkohol wohl übertrieben, aber auf einer Feier darf man halt nicht nüchtern bleiben.
Zumindest sagt Rick das immer. Und obwohl ich erst 17 war hatte ich die Rückenschmerzen einer 80 jährigen. Das lag vermutlich am harten Boden..
Als währe das nicht schon genug, merkte ich, dass mein BH fehlte, vielleicht hatte ich ihn vor dem schlafen ausgezogen, aber eigentlich wollte ich nicht länger als bis 3 Uhr morgens hier bleiben...
Ich beschloss mich später darum zu kümmern.
Ich machte mich auf den Weg ins Badezimmer, vorsichtig, dass ich nicht auf einen meiner schlafenden Mitschüler trat, ich fühlte mich wie eine Soldatin auf einem Minenfeld.
Ich ging die Treppen rauf und kickte ein paar Plastik Becher zur Seite, dann errichte ich endlich eins der Badezimmer.
Ich wusch mein Gesicht und suchte im Spiegelschrank über dem Waschbecken nach Kopfschmerztabletten, allerdings ohne Erfolg. Alles was ich fand waren Benzodiazepine, was auch immer das sein sollte.
Ich machte die Schranktür wieder zu und zuckte zusammen, im Spiegel sah ich direkt hinter mir eine dunkle Silhouette, ich blinzelte ein paar mal, dann erkannte ich wer hinter mir stand, es war Jane, ein hübsches kleines Mädchen in meinem Alter und mit kurzem rabenschwarzen Haar.
Ich drehte mich zu ihr um "Oh mein Gott, Jane, du hast mich erschreckt! Ich hab dich garnicht reinkommen hören"
Jane erwiderte nichts, sie schaute mich nur traurig an.
"Ähm, Jane? Ist irgendwas?"
Immer noch keine Antwort. Ihr Blick wurde immer trauriger und da, wo ich dachte sie würde in Tränen ausbrechen hob sie plötzlich ihre Hand. Sie zeigte zur Badewanne, welche von einem hellblauen Duschvorhang verdeckt war.
Ich folgte ihrem stummen Befehl und ging mit langsamen Schritten auf die Badewanne zu, irgendwie fühlte ich mich unwohl, ich hatte Angst, wusste aber nicht warum.
Ich stand direkt vor der Wanne und hob meine Hand, ich zögerte kurz, dann riss ich den Vorhang zur Seite.
Meine Augen weiteten sich und ich stieß einen Schrei aus; die Wanne war bis zum Rand gefüllt, aber nicht mit Wasser, sondern mit etwas rotem, war das Blut?
Ich drehte mich zu Jane, aber sie war weg.
Ich stand einfach da.
Ich wollte dieses schaurige Badezimmer verlassen, aber bevor ich auch nur einen Schritt machen konnte, landete ein Wassertropfen direkt vor meinen Füßen, ich starte auf das bisschen Wasser am Boden, dann fiel noch ein Tropfen herunter.
Ich hob meinen Kopf wieder und vor mir war Jane, sie starrte mich an, nicht mehr traurig, sie sah eher... verzweifelt aus. Ich brauchte einen Moment, bis mir die Schlinge um ihren Hals auffiel.
"Was ist d-"
Plötzlich riss sie ihren Mund auf, ihr Gesicht war zu einer schrecklichen Grimasse verzerrt und ihre Haut wurde grau. Ihr Mund war weit offen, als würde sie schreien, allerdings kam nur ein dumpfes gurgelndes Geräusch aus ihr heraus.
Dann kam das Wasser, es floss aus ihren Mund wie ein Fluss, immer und immer mehr Wasser, und auf einmal wurde sie an der Schlinge um ihren Hals in die Höhe in ein schwarzes nichts gerissen.
Ich taumelte rückwärts, hinter mir war die Badewanne, ich sties dagegen und viel rein, die rote Flüssigkeit schwappte über und da sah ich das bleiche Gesicht direkt neben mir, Janes Gesicht, ihre Augen waren offen und sie hatte ein Messer in ihrem Hals stecken.
Ich schrie und versuchte hektisch aus der Wanne rauszukommen, ich klatschte auf den kalten Boden und kroch so schnell wie möglich zur Tür.
Mein Herz fühlte sich an, als würde es jedem Moment aus meiner Brust springen. Ich versuchte mich zu beruhigen, ich schaute nach oben, das schwarze Nichts war wieder eine normale weiße Decke mit einer langweiligen kalten Lampe.
Langsam stand ich auf und tastete nach der Türklinke, mein Blick blieb an der Badewanne hängen. Ich öffnete die Tür, ging so schnell wie möglich raus und schlug sie hinter mir zu.
Was war das gerade?
Ist das wirklich passiert?
Nein.
Ich muss mir das alles eingebildet haben, die Situation gerade war so echt, aber das konnte doch nicht wahr sein!
Nach einigen Minuten beschloss ich, dass ich mir das alles nur eingebildet hatte.
Trotzdem würde ich dieses Badezimmer nie wieder betreten.

Die letzte Stunde saß ich auf einen der ungemütlichen Küchenstühle mit einem der letzten sauberen Plastik Becher in der Hand, ich hatte mir Whisky eingeschenkt, aber noch keinen Schluck getrunken.
Ich überlegte kurz, dann kippte ich den gesamten Inhalt ins Waschbecken und ging in das Wohnzimmer, alle schliefen noch, mein Blick wanderte zum kleinen runden Tisch vor dem Fernseher, ich sah mein Handy darauf liegen, unübersehbar in einer neongelben hülle. Ich lief darauf zu und nahm es in die Hand, ich fluchte leise, als mir der zerbrochene Bildschirm auffiel, das Handy war auf jeden Fall im Eimer. Ich runzelte die Stirn, als ich sah, dass alle Handys die auf dem Tisch lagen zerbrochen waren. Wer auch immer das gemacht hatte, hatte einen schlechten Sinn für Humor.
Ich trat wütend gegen die Wand und ein Bild fiel herunter.
Ich hob es auf, es war ein Bild von einer Landschaft, nichts was mich interessierte, glücklicherweise hatte der Bilderrahmen nur eine kleine Schramme, Ricks Wohnung zu demolieren war das letzte was ich gerade tun wollte.
Ich wollte das Bild wieder an die Wand hängen, aber direkt unter den dafür vorgesehenen Nagel war ein Loch und in diesem Loch war ein Schuhkarton.
Normalerweise bin ich nicht wirklich neugierig und ich durchsuche auch nicht die Sachen von anderen, aber das war irgendwie merkwürdig.
Ich legte das Bild zur Seite und nahm den Karton heraus, ich öffnete ihn und war erstmal verwirrt.
Darin waren ein schwarzer und ein roter BH.
Wieso sollte Rick BHs in seiner Wand verstecken?
Doch dann fiel mir auf, der schwarze gehörte mir!
Sollte das jetzt irgendein perverser Witz sein? Ich wollte ihn heraus nehmen aber sobald mein Fingerspitzen ihn berührten hatte ich eine verschwommene Szene vor den Augen.
Jane, wie sie von jemanden unter Wasser gedrückt wird sie wehrte sich und wollte schreien, doch dann rammte ihr die andere Person ein Messer in den Hals.
Ich ließ den Schuhkarton fallen.
Jetzt sah ich schon Gespenster! Ich wurde langsam aber sicher verrückt, da war ich mir sicher.
Vielleicht lag es auch am Alkohol? Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Ich beschloss zumindest nie wieder welchen zu trinken.
Ich wollte nachhause, ich eilte zur Tür, aber sie war abgeschlossen!
Im ersten Moment wollte ich sie einfach eintreten, aber dann dachte ich mir ich sollte Rick einfach nach den Schlüssel fragen, wie ein normaler Mensch und nicht wie eine Verrückte.
Im Wohnzimmer, in dem immer noch alle schliefen, konnte ich ihn nicht finden, vermutlich war er in seinem Zimmer, wieso sollte er auch mit den anderen auf dem Boden schlafen, wenn er ein Bett hatte.
Wieso schliefen überhaupt alle hier?
Ich ging wieder die Treppen rauf, sein Zimmer war am Ende des Ganges.
Ich klopfte an und ging rein.
"Rick?" Ich schaute mich um, sah ihn aber auch hier nicht.
Ich stand einfach nur da und überlegte wo er sein könnte.
"Was machst du hier?"  Ricks stimme ertönte plötzlich hinter mir.
Er hatte nur eine boxershorts und ein offenes Hemd an. Ziemlich freizügig, nichts was ich an hätte, wenn mein Haus voller Menschen wäre.
Als ich ihm ansah hörte ich plötzlich einen schrillen, lauten Schrei. Ich zuckte zusammen.
"Ist irgendwas?" Er hob fragend eine Augenbraue.
"Hast du das nicht gehört? Den Schrei gerade?"
"Nein, ich hab gar nichts gehört... aber zurück zu meiner Frage, was machst du hier?"
"Oh, ähm, ich wollte dich fragen, ob du vielleicht die Haustür unten aufschließen könntest" ich klang ziemlich kleinlaut, Rick schüchterte mich ein bisschen ein, er war groß und erinnerte einen an Ted Bundy.
"Achso, klar" er lächelte mich an. Ein kaltes Lächeln.
In diesem Moment wünschte ich mir ich hätte dir Tür eingetretenen anstatt nach dem Schlüssel zu fragen.
Er machte einen Schritt zur Seite, um mir den Vortritt zu lassen, obwohl ich ihn nur ungerne direkt hinter mir hatte, ging ich voraus, keiner von uns sagte ein Wort.
An der Treppe angelangt spürte ich plötzlich etwas in meinem Rücken. Bevor ich wusste was geschah, lag ich schon am anderen Ende der Treppe.
Ich konnte mich nicht bewegen.
Auf einmal hörte ich schallendes Gelächter "Haha, du bist schon die zweite! Schade, du hast nicht so geschrien wie die andere, sie war lustiger"
Ich schaute nach oben, Rick stand am anderen Ende der Treppe, er grinste wie ein Irrer.
Hinter ihm sah ich Jane, sie schaute traurig auf mich herab. Sie blieb stehen, während Rick mit einem Messer in der Hand auf mich zu lief.
Das letzte was ich sah, war wie sich Jane mit den Händen ihre Augen bedeckte.
Dann starb auch ich.










Ich hoffe es hat euch gefallen obwohl es nicht gut war :P
Ich werde in einigen Wochen eine Zombie Story veröffentlichen (auf englisch und mit vielen Kapiteln) falls ihr interessierst seid
Danke fürs lesen~

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