3. Kapitel

Amselpelz öffnete die Augen. Er saß auf einer riesigen, freien Fläche. Die Luft strich eiskalt über sein Fell und selbst die Grashalme unter seinen Pfoten waren von Frost bedeckt. Über ihm leuchteten die Sterne heller als je zuvor. Als der junge Kater sich weiter um sah, stiegen die Sterne zu ihm herab. Sie wuchsen und nahmen die Gestalten von Katzen an.
Sie setzten sich in Reihen hintereinander und sahen den Heiler an. Freude überkam ihn. Es war wie damals, als er das erste Mal beim Sternenclan gewesen war. Noch immer faszinierte ihn die unglaubliche Ausstrahlung, die von den Sternenclankatzen ausging. Sie schienen so voller Weisheit und Stärke zu sein. Eine Bewegung, die er in seinem Augenwinkel wahrnahm, holte ihn aus seinen Gedanken zurück. Eine graue Kätzin trat vor, in ihren blauen Augen und auf ihrem Pelz funkelten die Sterne.

Sie war ihm überaus bekannt. „Teichschimmer!" Miaute er freudig. Die Freude zeigte sich auch im Gesicht der Kätzin, als sie immer näher zu ihrem Sohn lief. „Hör gut zu, ich habe eine Prophezeiung für dich." Der schwarze Kater nickte, und so begann sie zu sprechen. Sie war besorgt, das konnte er erkennen. „Schatten wird kommen und viele Opfer fordern. N-''

Der Kater öffnete die Augen. Die Kräftige stimme des zweiten Anführers, der soeben die Katzen aufzählte, die auf Patrouille gehen sollten, hatte ihn aus dem Traum gerissen. Mäusedung! Er war sich sicher, dass dies noch nicht alles gewesen war, doch das konnte er ja nun nicht mehr erfahren.

Amselpelz rappelte sich auf, leckte seinen Pelz ordentlich und steckte seine Nase aus dem Heilerbau. Auch wenn dies nicht alles gewesen war, musste er dennoch dringend mit Sprenkelstern sprechen. Die warme Sonne schien auf seine schwarze Schnauze und das Licht blendete ihn. Nachdem dies nachgelassen hatte, verließ Amselpelz seinen Bau.

Der schwarze Kater streckte sich vor dem Heilerbau. Er ließ seinen Blick über das Lager schweifen und bemerkte erstaunt, dass kaum mehr zu erkennen war, was hier Grauenhaftes vor 5 Monden vor sich gegangen war.
Der Gestank von Blut überkam ihm und es schien so, als würde er Schneeherz' toten Körper vor sich sehen. Dann schüttelte er sich und alles war wieder beim Alten.
Alle Baue waren wieder errichtet und die Dornenbarriere war ebenfalls wieder ausreichend hoch nachgewachsen.
Schattenjunges spielte vor der Kinderstube und alles schien so friedlich. So trottete er hinüber zum Anführerfelsen, das mulmige Gefühl wollte jedoch nicht aus seinem Magen verschwinden.

„Sprenkelstern? Darf ich eintreten?"
„Natürlich! Komm nur herein, Amselpelz." War die Antwort der Anführerin. Also trat der junge Heiler in den Bau ein. Es roch nach kaltem Stein und frischem Moos, als er die gesprenkelte Kätzin in ihrem Nest sitzen sah. „Gibt es ein Problem, Amselpelz?" „Ja, ich mache mir große Sorgen um den Clan. Ich habe eine Prophezeiung bekommen."
Die Kätzin nickte verständnisvoll. „Erzähl mir mehr."
„Ich war auf der Sternenlichtung, Teichschimmer hat zu mir gesprochen. Sie meinte, Schatten wird kommen und viele Opfer fordern." Wieder nickte Sprenkelstern, doch dieses Mal hatte sie eine andere Antwort. „Ich habe diese Prophezeiung auch bekommen."

Amselpelz war überrascht. Für gewöhnlich bekamen nur die Heiler eine Prophezeiung, dass die Anführerin sie ebenfalls bekommen hatte, musste bedeuten, dass es sehr wichtig war. Seine Verwunderung lies er sich allerdings nicht ansehen, und so fragte er die Kätzin: „Was meinst du, wie könnte man die Bedeutung deuten?" Schattenstern überlegte etwas, bevor sie antwortete. „Ich schätze, Schatten dürfte etwas Lebendes sein. Vielleicht überfällt uns erneut eine Meute aus Füchsen?"
Der Kater mit dem schwarzen Pelz dachte ebenfalls nach. „Vielleicht ist es auch eine Krankheit, gegen die wir kein Heilmittel haben. Ich habe von einer Krankheit gehört, die schwarzer Tod heißen soll. Vielleicht ist das Schatten?" „Ich schätze wir sollten aufhören uns den Kopf zu zerbrechen. Allerdings müssen wir wachsam bleiben, schließlich könnte es praktisch alles Mögliche sein." Sie sah auf den Boden. „Auch eine Katze." Amselpelz nickte zustimmend und verließ langsam den Anführerbau. „Danke für deine Zeit, Sprenkelstern." Dann eilte er zurück in den Heilerbau um Kräuter zu sortieren.

Der dunkle, schwarz-braune Kater grinste zufrieden und in seinen orangenen Augen funkelte es verschmitzt. Er war durch Zufall neben dem Anführerbau gewesen, als sie begonnen hatten zu sprechen, und nun hatte er das gesamte Gespräch gehört.
Er lief zu seiner Wurfschwester Eulenseele. „Es gibt eine Prophezeiung, die sagt, dass Schatten viele Opfer fordern wird. Vielleicht ist Schattenjunges ja gemeint? So komisch, wie sie sich immer verhält, wäre das doch eine gute Erklärung!" Er sprach beabsichtigt so laut, dass Kirschnacht und Ampfelmorgen, die in der Nähe saßen, ebenfalls begannen zu tuscheln. „Ich wusste doch, dass mit diesem Jungen was nicht stimmt." „Und unser Bruder lässt sie auch noch in die Nähe von Birkenjunges."
Immer weiter verbreiteten sich die Nachrichten im Clan so lange, bis beinahe jeder darüber sprach.

Schattenjunges saß am Rand des Geschehens, als eine beige Kätzin mit dem Namen Sandblüte auf sie zukam. „Was willst du noch hier im Clan? Du bist eine Gefahr für uns alle!" Das Junge war verwirrt und wusste nicht wirklich, was sie darauf antworten sollte. Als sie dann endlich etwas sagen wollte, drehte sich die Kätzin wieder um und lief zurück zu den anderen, um gemeinsam über sie zu lästern.

Schattenjunges eilte in die Kinderstube, darin angekommen, brach sie in Tränen aus. Weidenherz zog sie sanft mit ihrem Schweif an ihren Pelz und spürte, dass das Junge zitterte.
„Mama?" Ihre Stimme zitterte ebenfalls und sie sprach leise und unsicher. „Ja, mein Liebling?"
„Glaubst du ich bin eine Gefahr für den Clan?"

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