Kapitel 8
"Ich schwöre bei Gott, wenn du mich noch einmal Rotschopf nennst, knall ich dir eine!",sagst du lachend und Eddie hält sich prustend den Bauch. Es ist inzwischen weit nach Mitternacht und ihr sitzt noch immer am offenen Fenster deines Schlafzimmers. In deinen Finger glüht bereits der zweite Joint und ihr habt das Bier inzwischen geleert.
"Aber es passt so gut zu dir!",ruft er und du stöhnst theatralisch.
Ihr kichert noch eine Weile, du wischst dir die Tränen aus den Augenwinkeln.
"Das tat gut!",sagst du seufzend und wirfst Eddie einen dankbaren Blick zu.
"Hab lange nicht mehr so gelacht",gibt Eddie zu und streckt seine Hand nach dem Joint aus, den du ihm gibst.
"Was machst du heute?",fragt er dann und du rümpfst die Nase.
"Zu Jasons Party gehen"
Eddie starrt dich mit offenem Mund an.
"Ist das dein Ernst?"
Du zuckst mit den Schultern.
"Ja, wieso nicht?"
"Wieso nicht? Der Typ ist ein Wichser!"
"Ich weiß!"
"Warum gehst du dann hin?"
Fieberhaft suchst du nach einer guten Erklärung, das du auf die Party des größten Arschlochs der Stadt gehen willst.
"Mitch hat mich gefragt, ob ich komme",sagst du dann und Eddie runzelt überrascht die Stirn.
"Mitch? Ist das nicht der Typ mit den wilden Haaren?"
"Musst du gerade sagen",sagst du lachend und greifst, ohne darüber nachzudenken, nach einer Strähne seines Haares. Schnell lässt du sie peinlich berührt los und verschränkst deine Arme vor der Brust. Eddie kichert.
"Ich find seine Haare irgendwie ganz cool",sagt er grinsend, "Gehört er nicht auch zu den arroganten Ballwerfern?"
"Ja."
"Mmh."
Ihr schweigt einen Moment.
"Du kennst ihn doch kaum",sagt Eddie dann und du siehst ihn an. Du erkennst einen Anflug von Sorge in seinem Blick und dein Herz macht einen Salto.
"Ich kenne dich auch kaum und trotzdem sitze ich hier mit dir mitten in der Nacht in meinem Schlafzimmer am Fenster, trinke Bier und rauche Gras",sagst du schulterzuckend.
"Auch wieder wahr",gibt Eddie zu und du schmunzelst.
"Aber ich bin kein Arschloch!",sagt er und hebt den Zeigefinger.
"Und woher weiß ich das?",fragst du lachend.
"Sieh mich doch an! Ich bin vielleicht ein Freak, aber doch kein Arschloch, oder?"
Eddie lacht, als habe er einen Witz gemacht. Du siehst ihn an. Ein Lächeln legt sich auf deine Lippen.
"Was?",fragt Eddie und zieht fragend die Augenbrauen hoch.
"Nichts, du liegst nur falsch" ,sagst du und nimmst ihm den Joint ab.
"Ich bin ein Arschloch?"
"Nein",sagst du und ziehst am Joint, "Aber du bist auch kein Freak."
Eddie legt den Kopf schief.
"Sag das Mal den anderen Hirnis an der Schule",sagt er und klingt ein wenig traurig, ob der Tatsache.
"Die Meinung der anderen interessiert mich nicht",sagst du und Eddie lächelt verlegen.
"Deshalb kann ich dich gut leiden. Du bist eine von uns",sagt Eddie.
Du schweigst. Am liebsten würdest du ihn jetzt an dich ziehen und küssen. Du vermisst diese Art der Nähe. Du vermisst, wie er schmeckt, seinen Duft, dieses wohlige Kribbeln wenn deine Finger seine Haut berühren.
"Alles okay?",fragt Eddie. Du starrst schon wieder.
"Ehm, ja, alles okay",sagst du schnell und drückst den Joint am Fenstersims aus.
Eddie klettert aus dem Fenster und verbeugt sich zum Abschied. Du kicherst. Dann geht er zu seinem Trailer und kaum hat er den Van passiert, verlierst du ihn aus den Augen. Seufzend stützt du dein Kinn auf deine Knie.
Es war ein schöner Abend aber er hinterlässt einen bitteren Geschmack auf deiner Zunge. Eddie hat dich eindeutig in die Schublade nur Freunde abgelegt und das schmerzt. Mehr als du es in Worte fassen kannst. Du hättest nie gedacht, das du ihn noch mehr vermissen würdest, wenn er in deiner Nähe ist. Trotzdem, der Anflug von Sorge in seinem Blick, als du ihm gesagt hast, du würdest mit Mitch ausgehen, macht dir Hoffnung. Hoffnung, das es vielleicht wieder so werden könnte, wie es einmal war. Mit diesem Gedanken im Kopf legst du dich ins Bett und schläfst augenblicklich ein.
Den Tag hast du gammelnd auf der Couch verbracht. Hin und wieder hast du dir einen Joint gebaut und dich ans Fenster gesetzt, in der Hoffnung, Eddie zu sehen. Doch er lässt sich nicht blicken.
Gegen Abend machst du dich für die Party fertig. Du ziehst eine schwarze Strumpfhose mit einigen Löchern an, darüber eine kurze schwarze Shorts. Das Top, das du eigentlich anziehen wolltest, findest du im Chaos deines Schlafzimmers nicht. Also greifst du nach einem schwarzen Trägertop.
Du wirfst dir eine schwarze Kapuzenjacke über und darüber deine Lederjacke. Vielleicht frierst du dann zur Abwechslung Mal etwas weniger.
Du wühlst im Rucksack nach dem Flyer um die Adresse zu erfahren. Natürlich befindet sich Jasons trautes Heim im Nobelviertel von Hawkins. Das kann ja was werden. Seufzend greifst du nach deinem Autoschlüssel und verlässt den Trailer.
"Du meine Güte, was für ein Anblick!",hörst du Eddies Stimme und hebst den Kopf.
"Da wird sich Mitch aber nicht satt sehen können!"
Eddie steht grinsend an seinem Van.
Du verdrehst die Augen.
"Halt die Klappe, Munson!",erwiderst du und Eddie lacht. Schnell wendest du dich deinem Auto zu, als du bemerkst, das du errörest. Natürlich. Den ganzen Tag siehst du ihn nicht und dann, wenn du zu dieser dämlichen Party aufbrichst, taucht er plötzlich auf.
"Viel Spaß, Rotschopf! Und mach nichts, was ich nicht auch tun würde!",sagt er zwinkernd und du zeigst ihm lachend den Mittelfinger.
Pompöser ging es nun wirklich nicht, denkst du, als du deinen Wagen vor Jasons Haus abstellst. Das Grundstück ist von einem Zaun umgeben und am Ende einer langen Auffahrt steht, etwas erhaben, ein altes Herrenhaus, natürlich mit Säulen vor der riesigen Haustür. Es strahlt in einem makellosen weiß, das dich fast erblinden lässt. Du verdrehst die Augen und steigst aus deinem Wagen. Augenblicklich dringt die laute Musik der Party zu dir herüber. Du schließt dich den, offenbar schon deutlich angetrunkenen, Jugendlichen an, die sich den Weg zum Haus hinauf bahnen. Hoffend, das du in der Menge untergehst, betrittst du hinter ihnen das Haus. Der Eingangsbereich ist noch dekadenter als du es von außen vermutet hattest. Polierter Marmorboden trifft auf riesigen Kronleuchter an der Decke. Meine Güte. Wie unnötig, denkst du seufzend und suchend lässt du deinen Blick über die Menge der Leute schweifen, in der Hoffnung, irgendwo die Bar zu entdecken. Stattdessen siehst du Mitch, der auf dich zukommt. Na super. Auch das noch.
"Izzy! Du bist gekommen!",sagt er und freut sich sichtlich.
"Offensichtlich",sagst du trocken.
"Wo gibt's hier Alkohol?",schiebst du hinterher und Mitch strahlt über das ganze Gesicht.
"Folgen Sie mir unauffällig, junge Dame",sagt er und nimmt dich bei der Hand. Er zieht dich hinter sich her durch die Menge. In Vorbeigehen entdeckst du Chrissy, die neben Jason steht, die Arme vor der Brust verschränkt.
Sie sieht nicht sehr zufrieden aus.
Mitch lotst dich in die Küche. Auf der enorm großen Kücheninsel stehen unzählige Alkoholflaschen.
"Was bevorzugst du?",fragt Mitch und lässt endlich deine Hand los.
"Bier",sagst du und er legt lachend den Kopf in den Nacken.
"Oh nein, wir sind nicht hier um Bier zu trinken. Ich misch dir was."
Du verdrehst die Augen.
"Das gibt's ja nicht. Ginger!",hörst du Jasons nervtötende Stimme.
Mitch legt einen Arm um dich.
"Hab doch gesagt, sie kommt!",sagt er, scheinbar stolz. Offenbar denkt er, du bist nur wegen ihm hier. Du musst ihn irgendwie abschütteln.
Jason steht, mit Chrissy im Schlepptau, an die Kücheninsel gelehnt und grinst breit.
"Na dann wünsche ich viel Spaß. Die Schlafzimmer sind oben. Sucht euch eins aus",sagt er zwinkernd und du windest dich aus Mitch Arm.
"Das wird nicht passieren!",sagst du bestimmt und Jason lacht.
"Lobe den Tag nicht vor dem Abend!",sagt er und du verkneifst es dir, ihn zu korrigieren. Es ist bereits Abend, du dämlicher Idiot, denkst du dir stattdessen. Du siehst Chrissy an. Ihre Lippen sind zu einem schmalen Strich zusammengepresst. Sie wirkt teilnahmslos.
"Hey, ich bin Izzy",sagst du und streckst ihr eine Hand entgegen. Sie lächelt dich nur gezwungen an, macht aber keine Anstalten, deine Hand zu schütteln.
"Sei nicht unhöflich, Chrissy",sagt Jason und versetzt ihr einen leichten Stoß, der sie nach vorne stolpern lässt.
"Hi. Ich bin Chrissy",sagt sie daraufhin leise und augenblicklich tut sie dir unendlich leid.
"Na, geht doch!",sagt Jason und legt einen Arm um sie.
Wie gerne du ihm jetzt eine reinhauen würdest.
Dann zieht er Chrissy mit sich und verschwindet mit ihr in der Menge. Mitch hält dir lächelnd einen roten Plastikbecher vor die Nase.
"Guten Durst!",sagt er und du nimmst den Becher entgegen und wirfst einen skeptischen Blick hinein.
"Rum und Cola",sagt er triumphierend, als hätte er das Rad neu erfunden.
"Äh, danke",sagst du und nimmst einen Schluck. Du verziehst das Gesicht.
"Gute Mische, oder?",fragt Mitch amüsiert.
"Brennt kaum",sagst du kühl und setzt dich in Bewegung.
Mitch folgt dir unaufgefordert.
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