Kapitel 25
"Nicht",sagst du leise, als Robin sich erhebt um Eddie die Tür zu öffnen.
Sie sieht dich aus sorgenvollen Augen an
"Wieso nicht? Lass ihn doch rein. Es klingt, als wolle er sich entschuldigen",flüstert sie und du schüttelst energisch den Kopf, während dir die Tränen übers Gesicht laufen.
"Ich will ihn nicht sehen",schluchzt du.
"Oh Izzy",sagt sie und setzt sich wieder neben dich. Sie legt einen Arm um dich.
"Vielleicht ist er gekommen um dir zu sagen, das er einen Fehler gemacht hat?",sagt sie aufmunternd.
"Das ist mir egal",antwortest du.
Robin erhebt sich wieder und du hälst sie am Handgelenk fest.
"Was machst du?"
"Ich schau nur, ob er gegangen ist",sagt sie und zieht vorsichtig ihre Hand aus deiner Umklammerung.
"Okay",sagst du und lässt den Kopf hängen.
Robin geht auf Zehenspitzen zur Tür und lehnt sich an die Wand.
Du musst schmunzeln. Sie sieht aus wie ein Agent, der sich anschleicht.
Robin wirft vorsichtig einen Blick durch das Fenster neben der Tür, dabei zieht sie den Vorhang ein Stück zu Seite.
"Er ist weg",sagt sie und du seufzt erleichtert.
"Izzy, ich weiß, er hat dir das Herz gebrochen. Aber du solltest ihm vielleicht die Chance geben, es zu erklären."
"Was gibt es denn da zu erklären? Er hat sehr deutlich gemacht, das er nicht dasselbe fühlt wie ich!",sagst du zornig.
"Das stimmt nicht ganz",sagt Robin und lässt sich vor dir auf dem Couchtisch nieder. Sie legt ihre Hände auf deine Knie.
"Er hat sehr wohl gesagt, das er etwas für dich empfindet",sagt sie sanft.
"Nicht direkt",sagst du und ziehst hörbar die Nase hoch.
"Doch, schon. Du hast ihm gesagt er soll zugeben, das er etwas für dich empfindet und er sagte Du weißt, das es so ist, also hat er es zugegeben",sagt sie und hält dir ihren ausgestreckten Zeigefinger unter die Nase.
"Robin,"sagst du müde, "Ich weiß, du wünschst dir, das es ein gutes Ende nimmt. Aber das Ende ist bereits geschrieben. Ich muss das Buch schließen."
Robin schüttelt den Kopf und du seufzt.
"Nein, du liegst falsch, Izzy!",sagt sie energisch.
"Ich meine es ernst, sprich mit ihm!"
Du verbirgst dein Gesicht in deinen Händen und stöhnst.
"Ich kann nicht",murmelst du, "Wenn er mir noch einmal sagt, das er nur Freundschaft will, dann bringt mich das um."
Robin legt seufzend den Kopf schief. Dann setzt sie sich auf die Couch.
"Okay",sagt sie, "Ich versteh dich. Wenn Vicky...",sie verstummt und sieht dich beinahe erschrocken an.
"Wenn Vicky dir sagen würde, das ihr nur Freunde seid, würde es dir genauso gehen."
Sagst du und hoffst, das es Robin die Hemmung nimmt, mit dir darüber zu sprechen.
"Ja",sagt Robin leise und knetet nervös ihre Hände.
"Wir sind hoffnungslose Fälle",sagst du und Robin kichert.
"Absolut hoffnungslos!"
Die nächsten Tage verbringst du damit abwechselnd weinend in deinem Bett zu liegen und mit Dustin aus der Ferne Huckepack zu üben. Er hat dir ein Funkgerät gegeben, worüber ihr kommuniziert.
Bislang ist es dir noch nicht gelungen, in Dustins Geist einzudringen und so langsam verlierst du die Hoffnung, das du es überhaupt schaffst. Vielleicht übersteigt das deine Kräfte. Vielleicht bist du auch einfach nur zu schwach, weil dein Körper seine ganze Kraft benötigt, um dich am Leben zu erhalten.
Du isst kaum.
Du schläfst kaum.
Eigentlich bist du nur noch ein Schatten deiner Selbst.
In der Schule läufst du mit leerem Blick durch die Gänge.
Wenn du zu Hause bist, starrst du stundenlang nur an die Decke und weinst.
Einzig und allein Dustin ist der Grund, das du überhaupt weiter machst.
Er motiviert dich. Er macht dir Mut und er bringt dich zum Lachen.
Du musst feststellen, das du ihn sehr vermisst hast.
"Vielleicht solltest du es erstmal bei Steve versuchen",hörst du Dustins Stimme, die aus dem Funkgerät dringt.
"Wieso sollte das besser klappen?",fragst du und das obligatorische Rauschen erklingt.
"Naja",sagt Dustin, "Er ist nicht die hellste Kerze auf der Torte."
Du lachst laut auf. Es tut gut zu lachen.
"Das, Henderson, war wirklich gemein!",antwortest du.
"Ich sage nur, wie es ist!"
Schmunzelnd schüttelst du den Kopf.
"Meinst du denn, er wäre bereit, als Versuchskaninchen herzuhalten?"
"Klar, er steht auf dich! Und, wie ich schon sagte, er ist nicht so helle."
Wieder lachst du.
"Dabei fällt mir ein, das wir eigentlich vor hatten, auf ein Date zu gehen",sagst du und lässt den Knopf am Funkgerät los.
Stille.
Dann knackt es.
"Echt jetzt? Du und Harrington?",tönt es aus dem Funkgerät.
"Er ist hartnäckig",sagst du.
"Ja das stimmt, Ausdauer hat er. Das muss man ihm lassen. Er schwört ja darauf, das sich Hartnäckigkeit auszahlt. Scheint wohl zu stimmen."
Du hälst das Funkgerät in deinen Händen und bemerkst, wie sie zittern.
Der Gedanke daran, wie das Date mit Steve zustande gekommen ist, führt dich unweigerlich zurück zu Eddie. Seine Eifersucht. Seine Wut. Seine Sturheit. Seine verletzenden Worte.
Dir wird heiß.
In deinem Hals bildet sich ein Kloß und deine Atmung wird flacher.
Du versuchst, dich zu beruhigen, an etwas anderes zu denken. Du atmest tief ein und aus.
Wenn du jetzt anfängst zu weinen , hörst du nicht mehr auf.
"Hey Dustin",presst du hervor und deine Stimme klingt kratzig.
"Ja?"
"Danke"
"Wofür?"
"Dafür, das du mir glaubst",sagst du und lächelst.
"Klar! Ist doch cool! Man trifft nicht alle Tage eine Zeitreisende!"
Gedankenverloren kaust du auf deinem Stift herum, während Mr.Peterson etwas an die Tafel schreibt.
Wer die Nachtigall stört liegt aufgeschlagen auf deinem Pult.
Doch du kannst dich nicht auf den Unterricht konzentrieren.
Eddie sitzt direkt hinter dir.
Du hast dich nicht einmal getraut, ihn anzusehen, als du den Klassenraum betreten hast.
Doch du bist dir sicher, das er dich beobachtet hat. Das er dich auch jetzt beobachtet. Du spürst seinen Blick in deinem Nacken.
"Ms. Winchester! Können Sie mir beantworten , wieso das Buch aus der Perspektive von Scout geschrieben wurde?"
Du schaust auf und starrst Mr. Peterson an.
"Ehm...",machst du.
"Weil Scouts kindliche Unschuld eine völlig neue Perspektive auf die Geschehnisse bietet."
Du zuckst zusammen.
"Mr. Munson! Das Sie eines Tages einen sinnvollen Kommentar abgeben, hätte ich nicht gedacht! Sehr gut!",sagt Mr. Peterson erstaunt.
Deine Muskeln spannen sich an und deine Hände schwitzen.
Allein Eddies Stimme zu hören, bringt dich völlig aus der Fassung.
Mr. Peterson wendet sich wieder der Tafel zu.
Plötzlich erscheint Eddies Gesicht neben deinem und du ziehst hörbar Luft ein.
"Izzy, können wir reden?",flüstert Eddie dicht an deinem Ohr. Ein Schauer läuft dir über den Rücken.
Du antwortest nicht.
"Bitte!",fügt er hinzu und du springst auf.
"Ms. Winchester, wo gehen Sie hin?",ruft dir Mr. Peterson hinterher, als du aus dem Klassenzimmer stürmst.
Du hörst Schritte hinter dir auf dem Lenoleumboden.
"Izzy, bitte warte!"
"Verschwinde!",rufst du, ohne dich umzudrehen.
"Ich will nur mit dir reden Izzy, bitte!",ruft Eddie und seine Stimme klingt flehend.
"Ich aber nicht mit dir!",antwortest du und beschleunigst deine Schritte.
Endlich erreichst du die Mädchentoiletten und reißt die Tür auf.
Du hoffst inständig, das Eddie dir nicht folgt.
Doch du irrst dich.
Kaum fällt die Tür ins Schloss schwingt sie bereits wieder auf.
"Izzy, jetzt hör mir doch zu!"
"Nein!",brüllst du und drehst dich zu ihm um.
"Ich will nicht hören, was du zu sagen hast! Es ist mir egal!"
In sein Gesicht zu sehen bringt dich beinahe um. Der Kloß in deinem Hals wird größer.
Eddies sanfte Augen ruhen auf dir. Er sieht wahnsinnig unglücklich aus.
"Ich will mich doch nur entschuldigen!"
"Das kannst du dir sparen!"
"Bitte Izzy,"er macht einen Schritt auf dich zu und du weichst zurück.
"Ich hab mich wie ein Arschloch verhalten!"
"Oh, allerdings! Und glaub ja nicht, das du das wieder gut machen kannst. Ich bin durch mit dir, Munson!"zischst du und drängst dich an ihm vorbei zurück auf den Flur. Du rennst zum Ausgang und auf dein Auto zu.
Du fingerst mit zitternden Händen deine Schlüssel aus deiner Jeans, schließt den Wagen auf und lässt dich hinter das Lenkrad fallen.
Heiße Tränen rinnen bereits deine Wangen hinab.
Du startest den Motor und drückst auf das Gaspedal.
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