Kapitel 5

Nervös starrte ich in den Spiegel. Ich zupfte mein Kleid zurecht und strich mir mehrmals den Rock glatt. Es dauerte nicht mehr lange, bis Marius mich abholen würde. Auf der einen Seite freute ich mich sehr auf dieses Treffen (ich konnte mir nicht erklären warum, jedoch machte mein Herz jedes Mal als ich daran dachte, einen kleinen Sprung. Warum auch immer.), auf der anderen Seite hatte ich Angst wegen dieser Information. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als es an der Badezimmertür klopfte. Mein Vater steckte den Kopf herein. "Dein Verehrer ist soeben eingetroffen. Lass ihn nicht allzu lange warten und lass das Buttermesser bitte in der Küche liegen.", sagte er grinsend. Ich würde mir diese Buttermesser-Sache für den Rest meines Lebens anhören müssen. Ein letztes Mal strich ich meinen Rock glatt und sagte:"Er ist nicht mein Verehrer. Wir gehen nur rein freundschaftlich gemeinsam essen, mehr nicht.", antwortete ich genervt und verließ das Badezimmer. "Das sagen sie alle. Ich glaube dir nicht.", sagte mein Vater, während er mich zur Tür begleitete.
Ich hatte mich an diesem Abend für ein kurzärmeliges, dunkelblaues Kleid entschieden. Dazu trug ich schwarze Schuhe und hatte noch eine kleine Handtasche, in der sich Geld befand, falls ich bezahlen sollte. Ich ging am Wohnzimmer vorbei, in dem sich Mary und Jane aufhielten. Mary bedeutete mir, zu ihr zu kommen. Ich gehorchte und ging ins Wohnzimmer. "Wir werden heute Abend die Drohungen, die du behalten hast, auf genaueres untersuchen.", sagte sie leise, damit Abigail und mein Vater nichts mitbekamen. "Viel Spaß bei deinem Treffen.", fügte sie in normaler Lautstärke hinzu. Ich nickte dankend und verließ das Wohnzimmer. Als ich mich umdrehte, machte Jane Kussgeräusche und sang, diesmal in voller Lautstärke, unser mittlerweile bekanntes Lied "Marius liebt Elisabeth". Ich hatte Angst, dass er davon etwas mitbekommen würde und bedeutete ihr, ruhig zu sein. Daraufhin sang sie sogar noch lauter und hörte erst damit auf, als Mary sie mit Sofakissen beschmiss. Ich musste lachen. Schließlich ging ich zur Tür, wo mein Vater und Abigail Marius die ganze Zeit lang vollredeten. "Da bin ich! Können wir gehen?", fragte ich. Mein Vater und Abigail schauten mich an, als ob sie gleich in Tränen ausbrechen würden. "Mein kleines Mädchen ist schon fast erwachsen!", sagte mein Vater und zog mich in eine Umarmung, mit der er mich fast erstickte. "Es kommt mir vor, als sei es gestern gewesen, dass du noch in Windeln hier herumgelaufen bist. Und jetzt, ein paar Jahre später, gehst du mit Jungs aus.", sagte er melancholisch. Als ich wirklich zu ersticken drohte, ließ er mich endlich los. "Sie werden so schnell erwachsen!", seufzte Abigail. Hilfe! Warum mussten sie sich so peinlich verhalten? "Können wir denn jetzt gehen?", fragte ich ungeduldig. Marius starrte mich staunend an und in diesem Moment fragte ich mich, ob es nicht doch die falsche Entscheidung gewesen war, mit ihm auszugehen. Ich räusperte mich. Er zuckte leicht zusammen und schaute mich verwirrt an. "Entschuldigung, hast du etwas gesagt?", fragte er. Ich musste lachen. "Ja. Ich habe gefragt, ob wir gehen können." "Ach so. Ja, das können wir.", sagte er. Als wir ein paar Schritte gegangen waren, rief mein Vater uns (oder besser gesagt Marius):"Wenn du ihr etwas antust, bekommst du es mit mir zu tun!", hinterher. Ein paar Passanten schauten uns verwirrt an. Warum musste er sich nur so verhalten?

"Wie sollen wir denn jetzt ermitteln, ohne dass jemand etwas mitbekommt?", fragte Mary. "Mutter und William dürfen nicht den Verdacht schöpfen, dass wir etwas im Schilde führen." "Keine Angst Schwesterherz, ich habe alles genau durchdacht!", sagte Jane laut. "SHH! Nicht so laut! Du benimmst dich wirklich manchmal wie ein Bauer!", zischte Mary. "Tut mir leid, mein Fehler. Also, mein Plan lautet: zuerst untersuchen wir alles, was Elisabeth je erhalten hat, besser gesagt, was sie von alldem noch besitzt. Alles verdächtige und wichtige wird aufgeschrieben. Ich habe ein Notizbuch, darum müssen wir uns nicht mehr kümmern.", erklärte Jane. Sie standen auf, um sich ins Schlafzimmer ihrer Schwester zu begeben. "Sie hat doch alles aufbewahrt?", fragte Mary, etwas verzweifelt. "Natürlich hat sie das, es wäre auch sehr dumm, alles wegzuschmeißen. Falls diese Situation RICHTIG eskalieren sollte, hat sie Beweise und kann Anzeige erstatten. Ich habe gesehen, wie sie die Sachen in einer Kiste verstaut hat, die sie unter ihrem Bett versteckt.", erklärte Jane, während Mary die Zimmertür öffnete. "Man könnte glauben, du beschattest sie. Wie auch immer, lass uns anfangen." Die beiden holten die Kiste unter Elisabeths Bett hervor und öffneten sie. In ihr befanden sich verschiede Drohungen, die sie erhalten hatte, sowie die verunstaltete Marionette. "Dies ist ja ekelhaft!" Mary kramte die Marionette heraus und hielt sie geekelt hoch. "Ich finde diese Sache als Außenstehende schon schlimm, jedoch muss es für Elisabeth tausendmal schlimmer sein. Sieh dir das einmal an!" Jane schauderte beim Anblick dieses makaberen Objektes. "Igitt! Sobald wir herausgefunden haben, wer diese kranken Spielchen mit uns treibt, kommt diese Person nicht mehr lebendig nach Hause! Leg es wieder zurück, ich glaube, ich habe etwas interessantes gefunden." Jane winkte Mary zu sich. Sie hielt die zweite Drohung in der Hand. "Mir ist aufgefallen, in manchen Wörtern befindet sich ein Großbuchstabe, wo keiner hingehört. Ich habe es erst jetzt bemerkt. Es ist ganz bestimmt eine Art Botschaft.", erklärte Jane stolz. "Gut beobachtet, Schwesterchen! Ich muss zugeben, mir ist es auf den ersten Blick überhaupt nicht aufgefallen.", sagte Mary. "Hier, halte mal, ich muss dies sofort aufschreiben!", sagte Jane und kam kurz darauf mit einem braunen Notizbuch zurück. Sie klappte es auf, schrieb etwas hinein, legte den Brief hinein und klappte es zu. "Das hier wird unser Ermittlungsbuch, sozusagen. Alles verdächtige, alle Drohungen werde wir hier drin aufbewahren, somit ist es leichter herauszufinden, wer hinter alldem steckt.", erklärte sie. Mary nickte anerkennend. "Du hast wirklich immer die besten Ideen!", sagte sie und umarmte ihre Schwester. "Ach komm, nicht immer.", sagte Jane, hörbar stolz über das, was sie soeben herausgefunden hatte.

"Was wünschen sie als Getränk?", fragte die Kellnerin. Marius hatte ein kleines Restaurant am Picadilly Circus ausgesucht. Er hatte einen Tisch auf der Dachterrasse reserviert, ganz am Rande. Man konnte entweder hinunter in die Leere starren, oder die atemberaubende Aussicht genießen. Von unserem Platz aus konnte man fast ganz London sehen: Big Ben, die beginnenden Bauarbeiten für die Tower Bridge, daneben den Tower of London. Wir hatten sogar das Privileg gehabt, uns dort den Sonnenuntergang anzusehen.
"Zwei Wasser bitte.", bestellte Marius und die Kellnerin hielt uns die Karte hin. "Wie gefällt es dir hier?", fragte er und sah mich dabei erwartungsvoll an. "Ich liebe es hier! Diese Aussicht, einfach wunderschön! Eine wirklich sehr gute Wahl!", sagte ich, immer noch staunend. "Bevor wir nach Österreich gezogen sind, bin ich oft mit meinem Großvater hierher gekommen. Dies hier ist sozusagen ein Geheimtipp von ihm.", sagte er etwas betrübt. "Was ist los?", fragte ich besorgt. "Es ist nur,... es ist nichts, kein Grund zur Sorge." "Du kannst es mir sagen." "Also gut. Mein Großvater ist heute vor einem Jahr verstorben. Wir standen uns sehr nahe, immer wenn ich Sorgen hatte, konnte ich immer mit ihm darüber reden. Er hat, wie du wahrscheinlich weißt, bei uns gelebt. Seit er verstorben ist, ist die Wohnung so leer. Ich besuche häufig sein Grab, in der Hoffnung etwas Trost finden zu können, jedoch streue ich damit nur Salz in die Wunde. Ich habe es noch nicht richtig verarbeitet." Man sah ihm an, dass er Mühe hatte, darüber zu reden. "Ich möchte dich nicht kränken, aber weshalb ist er gestorben?", fragte ich behutsam. "Kein Problem, ich habe dich ja ausgequetscht. Er bekam urplötzlich eine seltene Form von Tuberkulose und verstarb innerhalb weniger Stunden." "Das tut mir leid.", sagte ich und griff unter dem Tisch nach seiner Hand. Er schaute mich erschrocken an und wurde roter als eine Tomate, wodurch ich erschrak und meine Hand schneller als man "Date" sagen kann wegzog. "Oh nein!", sagte er und schaute in eine andere Richtung. Ich tat es ihm nach und erblickte ein skandalös gekleidetes Mädchen, das auf uns zu schritt. Sie trug ihre blonden Haare offen. Sie hatte ein rosa, viel zu tief ausgeschnittenes Kleid an, das mein Vater längst verbrannt hätte, würde ich solch eines besitzen. Sie nahm sich einen Stuhl und setzte sich, ohne zu fragen, an unseren Tisch. "Marius! Ich bin so froh, dich zu sehen!", sagte sie und rückte mit ihrem Stuhl immer näher an ihn heran. "Hannah, falls du es noch nicht bemerkt hättest, ich habe gerade ein Date. Wenn du bitte gehen könntest.", sagte Marius kalt. Sie drehte sich zu mir um und schenkte mir einen hasserfüllten Blick. "Und du bist?", fragte sie knapp. "Definitiv nicht so billig gekleidet wie du.", antwortete ich entschlossen und schenkte ihr ein zuckersüßes Lächeln. Sie verdrehte die Augen und sagte enttäuscht, an Marius gewandt:"Ich hätte nie gedacht, dass du in Sachen Frauen solch einen schlechten Geschmack besitzt! Noch nicht einmal hübsch ist sie! Warum nimmst du die da, wenn du mich haben könntest?" "Weil sie nicht so falsch ist wir du.", antwortete er gelassen. Sie drehte sich beleidigt um und stolzierte davon. Als sie außer Hörweite war, musste ich grinsen. "Was war das denn?", prustete ich und fiel vor lauter Lachen fast von meinem Stuhl. "Dieses Mädchen nervt fürchterlich. Sie bildet sich ein, sie hätte eine Chance bei mir, was sie noch nicht einmal im Traum hat. Sie bekommt immer das, was sie will, dabei müssen immer viele Menschen leiden. Deswegen hasse ich sie so sehr. Sie behandelt andere Menschen wie ihre Sklaven. Und falsch ist sie auch noch. Die schlimmste Person, die ich kenne.", erklärte er. "Du hast dich vorhin wirklich gut gewehrt, du hättest ihr Gesicht sehen sollen!", sagte er lachend. "Dabei habe ich nur die Wahrheit gesagt!", sagte ich.
"Wo sind wir eigentlich stehengeblieben? Ach ja. Ich finde, mein Verlust ist viel weniger schlimm als deiner. Mein Großvater ist an Tuberkulose gestorben, dir hat man deine Mutter und deine Schwester absichtlich genommen. Wie verarbeitest du den Tod deiner Schwester eigentlich?" Ich seufzte. Eine einzige Frage hatte mir meine gute Laune zerstört. Ich durfte nicht weinen. "Es gibt Momente, an denen ich sehr an sie denken muss und sie sehr vermisse. Sie war immerhin immer für mich da und hat sich fast wie eine Mutter um mich gekümmert. Langsam aber sicher fange ich an, es zu akzeptieren." Ich zwang mich zu einem Lächeln. "Wann findet eigentlich ihre Beerdigung statt? Wenn du möchtest komme ich mit.", fragte er. Ich hatte dieses Detail in unserem ersten Gespräch bewusste ausgelassen, um zu sehen, ob ich ihm auch wirklich nich vertrauen konnte. Er hatte sich nicht so dramatisch verändert, wie ich anfangs gedacht hatte und war nich ganz der Alte geblieben. Ich beschloss, es ihn zu sagen. "Es wird noch keine Beerdigung stattfinden. Dounias Leiche wurde letzte Woche beim Bestatter gestohlen. Mein Vater hat zwar bei der Polizei Anzeige gegen Unbekannt erstattet, jedoch weigert sich diese zu ermitteln. Es gäbe anscheinen nicht genug Hinweise, um herauszufinden, wer der Mörder und Verfasser der Drohungen ist. Angeblich hätten sie wichtigeres zu tun.", erzählte ich. Es regte mich furchtbar auf, dass die Polizei unseren Fall als unwichtig bezeichnete. Marius schaute mich entsetzt an. "Das Schlimmste ist jedoch, dass dieser Irre mir eine Kette aus ihren Zähnen hat zukommen lassen." Ich bekam eine Gänsehaut, als ich mich zurückerinnerte. Marius schüttelte den Kopf und vertiefte sich in die Karte. Ich beschloss, das gleiche zu tun und schaute mir die Menüs an. Ich hätte nie im Leben gedacht, dass es Marius genauso schlecht ging wie mir. Er hatte ebenfalls eine geliebte Person völlig unerwartet verloren. Ich war so in meine Gedanken vertieft, dass ich heftig zusammenzuckte, als die Kellnerin uns unser Wasser brachte und unsere Bestellung aufschreiben wollte. "Ich nehme die Nummer 4 H", bestellte ich und reichte ihr die Karte. "Für mich die 3 E", sagte Marius und reichte ihr ebenfalls seine Karte. "Apropos: was wolltest du mir so wichtiges sagen?", fragte ich, während ich uns beiden Wasser einschenkte. "Ich glaube, ich habe etwas gesehen, was wichtig sein könnte.", vermutete er. Ich schaute ihn erwartungsvoll an. "Ich bin am Todestag deiner Schwester an ihrer Wohnung vorbeigegangen, denn ich besuchte meine Tante und mein Weg führte mich dort vorbei. Dort habe ich gesehen, wie sie einen Mann in ihrem Alter geküsst und sich von ihm verabschiedet hat. Am Abend, als ich nach Hause ging, habe ich gesehen, wie Abigail in dieses Gebäude hineinging. Ich weiß nicht, was beide dort wollten, ich dachte nur, es könnte hilfreich sein.", berichtete er. Da hatten wir es doch! Abigail machte sich sehr verdächtig. "Danke, dass du es mir gesagt hast, es ist mir sehr hilfreich.", sagte ich triumphierend. "Du hast vorhin erwähnt, dass die Polizei sich nicht für euren Fall interessiert. Wie wollt ihr denn da Licht in die Dunkelheit bringen?", fragte Marius neugierig. "Wir nehmen die Ermittlungen selbst in die Hand. Mary und Jane wollen die Identität des Verrückten herausfinden, ich kümmere mich um die Hinweise.", erklärte ich. "Warte: du kümmerst dich alleine um die Hinweise? Was machen wir denn, wenn dieser Idiot dir etwas antut?", fragte er aufgebracht. "Machst du dir etwa Sorgen um mich?", fragte ich und konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. "Ähm, nein, es ist nur,... Man sollte eine Lady keine gefährlichen Sachen alleine machen lassen, wenn man weiß, dass ihr etwas zustoßen könnte.", stammelte er und errötete dabei. "Das heißt, du bist dabei? Mitmachen auf eigene Gefahr!", warnte ich ein letztes Mal. "Natürlich bin ich dabei! Ich möchte dir helfen. Was wissen wir bis jetzt?" Ich nahm einen großen Schluck Wasser. "Nicht besonders viel, außer dass sie am Donnerstagmorgen tot in ihrer Wohnung aufgefunden wurde und eben dies, was du mir soeben berichtet hast. Mary und Jane untersuchen die Drohungen auf weitere Hinweise.", sagte ich. "Das ist wirklich nicht besonders viel. Ich bin mir sicher, dass wir zu viert alles schnell aufklären werden.", sagte er. Dabei legte er den Kopf schief und lächelte. Andere Mädchen wären schon, warum auch immer, schon längst in Ohnmacht gefallen. Ich verstand wie sooft nicht, weshalb. In diesem Moment kam auch schon die Kellnerin mit unserem Essen.

"Du musstest wirklich nicht meinen Teil auch noch bezahlen. Ich gebe dir das Geld morgen zurück, versprochen.", sagte ich. "Nein, wirst du nicht. Ich lade dich ein und Punkt, keine Diskussion mehr.", sagte Marius, während wir über die Brücke bis nach Hause gingen. "Wie war das noch einmal mit dem ersten Hinweis?", fragte er. Ich hatte ihm, als wir das Restaurant verlassen hatten, davon berichtet. "Diese Person wartet am Abend des Balls bei meiner Stammbank auf mich und wird ihn mir dort übergeben. Ich muss um Mitternacht da sein und alleine dorthin kommen. Ich weiß nicht, was mich dort erwarten wird.", erklärte ich. "Schade, dass ich nicht anwesend sein kann. Meine Familie und ich sind ja nur einfache Bürger.", sagte er mit hochnäsiger Stimme. "Es ist wirklich schade, dass dieser Ball nur für "bessere" Leute ist. Sollte ich eines Tages Premierministerin sein, würde ich Bälle veranstalten, zu denen jeder kommen darf. Jedoch finde ich es unfair, dass Mary und ich nicht in Begleitung erscheinen dürfen, was ich sehr seltsam finde. Glaube mir, ich ahne schon böses!", sagte ich. "Ich glaube, ich weiß, was sie vorhaben. Dein Vater und der Premierminister kennen sich schon seit Jahren, oder liege ich falsch?" Ich schüttelte den Kopf. "Ihr seit drei Töchter, alle noch zu vergeben. Der Premierminister hat zwei Söhne, die ebenfalls noch zu vergeben sind. Ich denke, das erklärt sich von selbst.", sagte er. Mein Vater hatte ernsthaft vor, mich zu verkuppeln! "Sollen wir dich hineinschmuggeln? Du könntest dich als Sohn eines österreichischen Aristokraten und als mein Freund ausgeben. Des würde mit deinem Akzent sogar funktionieren.", sagte ich. Marius seufzte. "Wenn deine Eltern mich nicht kennen würden, ja. Jedoch kennen sie mich, deshalb würde unser Plan ins Wasser fallen. Ich würde ed gerne tun, aber es geht nicht.", sagte er betrübt. Wir waren auch schon bei mir zu Hause angekommen. "Ich würde mich morgen am liebsten krank stellen, damit ich nicht dahin muss. Ich möchte nicht verkuppelt werden.", jammerte ich. "Das wird bestimmt gut ausgehen. Vergiss nicht: wenn dieser Kerl dir zu nahe kommt, erstichst du ihn einfach mit einem Buttermesser. Angeblich eine sehr effektive Methode!", sagte er lachend. Ich musste lachen. Ich wusste nicht, ob es normal war, dass ich das Gefühl hatte, mich hätte jemand in den Magen getreten, als sich Hannah an ihn herangemacht hatte und als ich daran dachte, wahrscheinlich einen Fremden heiraten zu müssen. "Vielen Dank noch einmal, dass du meinen Teil übernommen hast. Es war wirklich schön mit dir. Wir müssen dies unbedingt wiederholen!", sagte ich zufrieden. "Mach dir keine Sorgen wegen des Balls morgen. Es wird schon alles gut.", sagte er und zog mich in eine Umarmung. Anfangs war ich furchtbar erschrocken, weil mein Herz urplötzlich zu rasen anfing, als wäre ich gerade nach Dover und zurück gerannt. Ich schloss ihn ebenfalls in meine Arme und blieben eine Weile so stehen. Wir ließen uns schließlich los und bevor er ging, sagte er:"Vergiss morgen dein Buttermesser nicht!" Als er weg war, wusste ich nicht mehr, wo mit der Kopf stand. Ich verspürte das seltsamste Gefühl, das du dir vorstellen kannst, in meinem Magen und konnte mit beim besten Willen nicht erklären, was es war.

In der Wohnung angekommen, zog ich meine Schuhe aus und wollte in mein Zimmer gehen, um über das Geschehene zu grübeln, als eine aufgeregte Mary auf mich zustürmte und mich in ihr Zimmer zerrte. "Was ist los?", fragte ich, während ich gegen den Türrahmen knallte. "Setz dich hin. Wir haben etwas gefunden.", sagte sie und schien sehr glücklich. Ich setzte mich auf ihr Bett und schaute sie erwartungsvoll an. Jane kam nach ein paar Minuten stolz in ihr Zimmer und setzte sich neben mich. Sie hielt eine der Drohungen in der Hand. Sie hielt sie mir unter die Augen und fragte:"Fällt dir etwas auf?" Ich betrachtete den Brief so genau ich konnte, doch es fiel mir nichts besonderes auf. "Was soll denn damit sein?" Ich war verwirrt. "In manchen Wörtern befindet sich ein Großbuchstabe, wo keiner hingehört. Siehst du?" Sie zeigte mir die gemeinten Wörter. Jetzt, wo ich sie gesehen hatte, fiel es mir ebenfalls auf. "Was hat das zu bedeuten?", fragte ich. "Ich weiß es nicht, aber keine Panik, Detektiv Jane wird es bald herausfinden!", verkündete sie stolz und zwinkerte mir zu. Obwohl ich sie bis vor kurzem noch gehasst hatte, war ich froh, sie zu haben. Sie schaffte es, mich in diesen schweren Zeiten etwas aufzumuntern. "Wie war es überhaupt auf deinem Date?", fragte sie mit nerviger Stimme. Ich hätte dies erwarten müssen. "Erstens: es war kein Date. Zweitens: er hat etwas gesehen, was uns wahrscheinlich weiterbringen könnte." "Ehrlich? Erzähl!" "An Dounias Todestag besuchte Marius seine Tante und musste an der Wohnung meiner Schwester vorbeigehen. Dort hat er sie mit einem Mann in ihrem Alter gesehen, den sie geküsst und sich von ihm verabschiedet hat. Als er Abends auf demselben Weg wieder nach Hause ging, hat er gesehen, wir Abigail in die Residenz reinging.", berichtete ich. Mary und Jane sahen mich schockiert an. "Was ist los?", fragte ich verwundert. Nach einer Weile des Schweigens sagte Jane schließlich:"Abigail hielt sich an Dounias Todestag bei ihr auf, was sie sehr verdächtig aussehen lässt. Sie hat ihr nichts getan, davon bin ich überzeugt. Meine Mutter bringt keine Leute um." Ich nickte, obwohl ich an der letzten Aussage zweifelte. "Aber wer ist dieser Mann? Soweit ich wusste, hatte Dounia keinen Freund, sonst hätte sie es mir gesagt.", sagte ich. "Wenn ihre Beziehung nich frisch war, denke ich nicht. Sie wollten bestimmt nich herausfinden, wie ernst das ganze war. Schau mal, du und Marius wisst auch nicht, wie ernst eure Beziehung ist, obwohl ich mir sicher bin, dass ihr heute Abend viel geknutscht habt." Den letzten Satz sprach Jane lachend aus. Ich verdrehte die Augen uns schüttelte den Kopf. "Apropos: da gibt es noch etwas, das ich euch sagen muss.", sagte ich unsicher. "Rede nicht! Ich wusste es! Deine heimliche Beziehung ist aufgeflogen. Erwischt!", sagte Jane lachend. Mary schmiss ihr ein Kissen ins Gesicht, worauf sie Ruhe gab. "Was denn?", fragte sie. "Ic habe Marius alles erzählt. Er hat gesagt, dass er uns helfen möchte und sich mir mir um die Hinweise kümmern.", erklärte ich unsicher. Es ist in Ordnung, solange ihr bei unseren Treffen nicht herumknutscht!", sagte Jane, worauf ich sie mit Kissen beschmiss.

Schließlich kam der Tag, an dem der große Ball stattfinden sollte. Wir hatten stundenlang damit verbracht, uns für diese Veranstaltung herauszuputzen, um möglichst schön auszusehen. Ich war, wie immer, die letzte die fertig war. "Schließ die Augen, ich führe dich zum Spiegel, damit du dich betrachten kannst.", sagte Abigail und nahm meine Hand. Ich schloss meine Augen und ließ mich von ihr führen. Der Weg in das Schlafzimmer meines Vaters (in dem sich ein riesiger Spiegel befand, in dem ich mich von oben vis unten bewundern konnte) verlief fast reibungslos, außer dass ich einmal fast hinfiel und in zwei Türrahmen knallte. An unserem Ziel angekommen, sagte Abigail:"Du kannst deine Augen aufmachen!" Ich erkannte mich kaum wieder. Ich trug mein cremefarbenes Etwas, die passende Kette, Schuhe und Ohrringe.

Wie immer hoffe ich, dass es euch gefallen hat :)

Glaubt ihr, dass Elisabeth verkuppelt wird?

Lasst mir euer Feedback da (wenn ihr möchtet) und bis nächste Woche :)

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