Kapitel 1
"Richards! Steh auf du faules Stück. Der Tag hat begonnen!"
Donnerte eine unbarmherzige und unfreundliche Stimme. Ich schlug die Augen auf und sah direkt neben meinem Bett den Feldwebel meiner Kompanie stehen. Der Mann war ein absolutes Monster als Soldat. Er war groß, Trainiert wie ein Monster und Arme mit dem Umfang von Beinen. Seine fehlenden Haare auf seinen Kopf machte er mit einem Vollbart weg, in dem sich schon seine 40 Lebensjahre zeigten. Seine blass blauen Augen waren unfreundlich und kühl.
Ich hingegen stöhnte. Ächzend richtete ich mich auf. In meinem kleinen Zimmer war ein Bett aus Holz, einen Lumpen als Kissen und eine Decke die nicht wärmte. Ich war nicht freiwillig bei der Armee. Ich war ein Dieb. Mein ganzes Leben lang lebte ich in den Gossen der Hauptstadt, angewiesen auf mein Geschick beim Klauen und klettern. Schon als kleines Kind haben meine lieben Eltern mich weggeschickt. Sie hatten einfach kein Geld. Mein Vater der Inhaber eines kleinen Pubs, der mehr als schäbig aussah und auch solche Leute anzog. Billiger Alkohol, schlechtes Essen und zwielichtige Gäste brachten kaum Geld. Meine Mutter, um es nett auszudrücken, eine Freudenfrau. Meinen Vater heiratete sie nur, weil er wahrscheinlich mein Vater war. Liebe habe ich dort nie empfunden. Sie sagten mir auch ganz offen, dass ich ein Klotz am Bein war und nicht benötigt wurde.
Als Dieb machte ich mir schnell einen Namen, auch wenn der Ertrag mager war. Wer in der Gosse stahl der realisierte schnell, dass die Anderen so wenig hatten wie man selbst. Reiche gab es in der Gegend nicht. Dort zu stehlen war auch schwer, denn mit schäbigen, dreckigen und stinkenden Klamotten fiel man sehr schnell auf. Also lebte ich die ersten 13 Jahre meines Lebens im Dreck. Aber ich hatte Glück gehabt. Ich hatte keine Krankheiten mir eingefangen. Viele Kinder und Alte starben an uns unbekanntheiten Krankheiten. Außerdem hatte ich den perfekten Körperbau. Ich war normal groß, für das Leben als Dieb gut trainiert mit schnellen Beinen, flinken Fingern und kräftigen Armen für das Klettern. Meinen fast schon schwarzen Augen entging auch bei Nacht fast keine Bewegung.
Das Leben als Dieb war hart und man konnte keinem wirklich vertrauen. Es ging nur ums Überleben. Am ehesten hätte ich Cousin als Freund aufgezählt. Er war fast genau so geschickt wie ich und besaß die Fähigkeit sich aus jeder Lage zu befreien. Sowohl aus körperlichen wie auch aus mentalen. Er war ein aalglatter Lügner und wusste immer was man sagen musste. So konnten er und ich schon mehrmals einer Gefangennahme entgehen. Die Soldaten in unseren Vierteln waren nur minimal besserer Dreck als wir. Sie waren bestechlich und aggressiv. Durch ihre Waffen besaßen sie die größte Macht unter den Armen. Damit verhielten sie weniger als Soldaten und mehr als Verbrecher, die sie eigentlich jagen sollten.
Was mich von vielen anderen aber unterschied war meine Bildung, wenn man es denn so nennen konnte. Ich hatte durch einige eingeforderte Schulden Lesen, Schreiben und Rechnen gelernt. Ich hatte nie die Illusion dass ich es brauchen würde, aber es war eine Illusion aus diesem Leben zu entkommen. Schon seit ich denken konnte wusste ich, dass meine Chancen auf ein besseres Leben ziemlich gering waren. Ohne Bildung und Können nahm einen keiner als Gehilfen an. Doch in der Gosse lernte man neben dem Überleben noch eine weitere Sache im Leben: Träume helfen einem zu Überleben.
Zu viele der Armen starben ohne Träume im Dreck. Zu viele akzeptierten ihr scheinbares Schicksal. Ich tat dies noch nicht. Ich wollte raus dort und in einer gewissen Weise hatte ich das auch geschafft, wenn auch als Gefangener. Ich war nicht freiwillig in das Militär eingetreten. Der Drill und der geforderte Gehorsam waren nicht meine Träume. Doch mir blieb keine andere Wahl. Einige nicht korrupte Soldaten schaffen es mich gefangen zu nehmen, nachdem ich einen Sack voller Getreide gestohlen hatte. Mit einem guten Versteck hätte dieser alleine schon für ein gutes Viertel Jahr ausgereicht. Doch beim Klettern war ich von der Mauer abgerutscht. Noch nie in meinem Leben war mir so etwas passiert.
Die Soldaten brachten mich zu ihrem Vorgesetzten, der mich ausgiebig musterte und mir eine Wahl gab: der Galgen oder die Armee. So sehr ich kein Soldat werden wollte, mein Leben war mir wichtiger. Ich willigte ein, doch nicht ohne meine kuriosität zu befriedigen
"Wieso gebt ihr mir die Wahl? Es ist doch sicherlich gegen das Gesetz gesetzlose ungestraft davonkommen zu lassen."
Der Mann, einen beträchtlichen Laibesumfang und einen buschigen Schnauzer sah mich belustigt an
"Glaub mir, du wirst dir wünschen den Tod gewählt zu haben. Außerdem obliegt es mir zu entscheiden, ob du wertlos bist oder nicht.
Und du, bist sicherlich nicht wertlos. Du bist jung, kräftig, schnell und auch im Kopf nicht dumm. Du hast sicherlich das Zeug aus dem Rattenloch deiner Heimat zu entkommen. Genügt dir das als Antwort."
Ich konnte nicht genau feststellen was, aber mein Gefühl sagte mir, dass dieser Mann nicht die ganze Wahrheit sagte. Ich wusste nicht was er verbergen sollte oder warum er lügen sollte. Es war einfach mein Gefühl. Die Art und Weise wie er sprach, so als ob er einen Text einstudiert hätte. Das kurze Zögern, das er mit einem Lächeln überspielte. Doch mir blieb nichts anderes übrig als mitzuspielen.
So wurde ich in Ketten in einem kleinen Wagen geschmissen und wartete mehrere Stunden ab wo die Kutsche mich absetzen würde. Vielleicht wurde ich auch nur verarscht. Dieser Gedanke ging mir mehr als einmal durch den Kopf. Immerhin sah ich nun etwas von der Stadt, in der ich lebte. Ich sah den berühmten Markt, prunkvolle Bauten, das königliche Schloss und in der Ferne sogar den Turm der Magier. Das Bauwerk war selbst aus der beträchtlichen Entfernung beeindruckend.
Beendet wurden meine Gedanken als mein Transport abprubt zum Stehen kam. Die wurde aufgerissen und zum ersten Mal in meinem Leben sah ich das liebteizende Gesicht von Feldwebel Markus vor mir. Wir waren scheinbar in einer Art Innenhof. Ein kurzer Blick zeigte mir die Mauern hinter uns. Vor mir lag ein schmuckloses vierstöckiges Gebäude.
"Mitkommen." Raunzte er mich nur an und ging weg. Etwas unschlüssig folgte ich ihm. Den Gedanken die Flucht zu ergreifen geisterte durch meinen Geist, aber etwas hielt mich ab. Ich hatte das Gefühl, als ob dies ein Test war.
Deswegen folgte ich meinem Aufpasser und fand mich einer Treppe gegenüber.
"Dort unten wirst du schlafen. Jeden Morgen werde ich dich abholen und trainieren. Abends werde ich dich wieder hier her bringen. Wenn du nicht fit genug bist zum gehen, dann schläfst du hier draußen im Dreck. Ist das verstanden?"
"Bin ja nicht schwerhörig." Murmelte ich, leider nicht leise genug. Eine Faust wurde mir in den Magen gerammt. Sämtliche Luft im Körper wurde rausgepresst.
"In der Armee ist Gehorsam und Disziplin gefragt. Du hast weder das eine noch das Andere. An beidem werden wir arbeiten. Spätestens in zwei Wochen wirst du wie ein hilfloser Welpe mir folgen."
Tausend Antworten gingen mir durch den Kopf, aber ich hielt meinen Mund. Es machte keinen Sinn jetzt die dicke Lippe zu riskieren. Der Feldwebel knurrte zufrieden
"Du hast zum weiten mal heute bewiesen, dass die Gosse nicht dein Gehirn zermirbt hat. Bei einem Fluchtversuch wärst du nicht weit gekommen. Ich bin fast schon überrascht. Geh nun schlafen. Morgen wird für dich ein langer Tag."
Damit schickte er mich die Treppe hinunter und ich fand mich in meinem Zimmer wieder. Mir war auch bewusst warum ich ein eigenes Zimmer bekam. Es sollte sicherstellen, dass ich nicht flüchten würde.
Nicht klar war mir jedoch der Grund, warum alle zu so weiten Maßnahmen gingen um mich aufzuhalten. Was für einen Unterschied würde ein Toter aus der Gosse schon machen? Rekruten gab es immer genug. Irgendwelche Idioten sahen im Töten und Kämpfen immer ihre heilige und ritterliche Pflicht. Ich war noch nie in einem Krieg, aber ich konnte mir nichts ritterliches in einem Kampf auf Leben und Tod vorstellen. Sicherlich gab es Zeiten in denen ein Kampf unvermeidbar war, aber sonst war es doch eher hinderlich. In der Gosse überlebten die Meisten durch die Fähigkeit kämpfen aus den Weg zu gehen und subtil ihre Ziele zu verfolgen.
Vielleicht, so meine naiven Gedanken, konnte ich aber durch dem Feldwebel etwas nützliches herausfinden. Er schien mehr zu wissen als er sagen wollte oder durfte. Doch als ich auf meinem unbequemen Bett lag realisierte ich, dass die Wahrscheinlichkeit dazu eher gering war. Doch sicher war, dass mein Leben nun anders werden würde.
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Und wie mein Leben anders wurde. Am ersten Morgen wurde ich mit den ersten Sonnenstrahlen geweckt. Das war im Winter sehr früh. Dann bekam ich richtige Klamotten für das Training. Allerdings sollte ich mich vorher waschen. Dazu führte man mich zu einem kleinen See. Der See war halb gefroren und ich konnte von Glück reden, dass ich keinen Herzstillstand erleiden musste. Nach dem Bad war ich sauber, aber auch durchgefroren. Dann gab es Frühstück. Es bestand aus Haferschleim und einem Becher Wasser. Selbst in der Gosse gab es besseres Essen. Dann beginn das Training. Erst durfte ich auf der Laufrunde viel Laufen. Als ich schließlich kotzen musste grinste Feldwebel Markus auf mich hinunter.
"Schon genug?" Sein grinsen provozierte mich so sehr, dass ich mich aufrichtete, ausspuckte und weiterlief. Irgendwann stoppte er mich und sah mich neutral an
"Gar nicht mal schlecht. Mal sehen wie viel Kraft du noch in dir hast."
Damit ging es zum Krafttraining. Gewichte heben, Klettern, Liegestütze und alle anderen Möglichkeiten. Als er das Training beendete waren meine Muskeln nur noch ein Haufen Brei.
"Mittagessen. Dann werden wir mit den Waffen beginnen."
Das Essen bestand aus einer großen Schüssel Eintopf und einem Becher Wasser. Danach wurden mir die Grundlagen des Schwertkampfes beigebracht. Ich fand das durchaus interessant. Allerdings verging die Freude bei all den blauen Flecken. Für jeden Fehler bekam ich einen Schlag mit dem Holzschwert ab. Nach dem Abendessen, Haferbrei und Wasser, und einem Bad im See durfte ich schlafen gehen. Damit war ein Tag geschafft.
Doch es gab keinen Tag Pause. Wochenlang machte ich jeden Tag das Selbe Programm. Es änderte sich nur darin, dass ich mehr Unterricht im Umgang mit Waffen bekam. Neben dem Schwert auch mit einer Axt und einem Speer. Ich wurde auch deutlich besser, aber ich war immer mehr gefrustet. Ich sah keine andere Seele. Wochenlang nur den Feldwebel und die Köchin. Klamotten wurden mir gestellt und andere Personen sah ich nicht. Sollte in einer Armee nicht der Zusammenhalt einer Kompanie trainiert werden? Ich ertrug dieses elendige Schweigen nicht mehr. Ich wurde schlechter behandelt als misshandelte Kinder.
Dennoch merkte ich die Fortschritte. Ich war auf einen neuen Höhepunkt der Fitness und war auch an den Waffen nicht ohne Talent. Ich konnte mehrmals mit dem Feldwebel scheinbar mithalten, bevor er mich besiegte.
Aber was auch immer man von mir wollte, ich schwor mir bei klarem Verstand zu bleiben. Ich hatte nicht all die Jahre überlebt, nur um dann hier zu zerbrechen. Ich wollte auch Markus nicht die Genugtuung geben, dass er mich besiegt hatte. Und so richtete ich mich immer wieder auf, nahm immer wieder das Schwert und lief immer weiter. Das Essen veränderte sich ebenfalls nicht. Jeden verdammten Tag der gleiche Fraß. Mein Magen bestand wahrscheinlich schon aus Hafer. Ich konnte die widerliche Pampe nicht mehr sehen, zwang mich aber immer weiter sie hinunter zu würgen. Sollte ich es nicht tun, dann würde der nächste Tag umso härter werden.
Genau in Erinnerung blieb mir irgendwann ein Schwerteinheit. Markus hatte sich wie üblich vor mir aufgebaut und hielt seil Holzschwert in der Hand
"Heute üben wir eine neue Form des Kampfes. Du wirst mir genau zusehen und dann die Bewegungen kopieren."
Damit ging er in die Grubdstellung. Das Schwert über Kopf gehalten, dann einen schnellen Stoß nach vorne, ein abtauchen zur linken Seite und ein dann ein hieb auf Höhe der Kniekehle.
Ich musste auch lernen, wo eine Rüstung besonders anfällig war. Vor Allem an den Gelenken, wo es mehrere Rüstubgsteile gab, gab es Schwachstellen. Dies war an der Knkekehle, der Ferse, unter den Achseln und auf Höhe der Leiste. Für den Falle eines Kampfes wäre dieses Wissen tatsächlich nützlich gewesen, auch wenn ich mich fragte gegen wen gekämpft werden sollte. In der Gosse hieß es von den alten, dass durch die Vereinigung des Landes die Feinde verschwunden wären. Es gab wohl nicht mehr die ständigen Überfälle und Kriegserklärung. Ob das stimmte war mir unbekannt, schließlich hatte ich keine Ahnung von der Welt außerhalb. Der Gedanke an sich bedrückte mich schon.
Auf jeden Fall wiederholte ich die Schwertübung. Allerdings nicht schnell genug. Ein schneller Schlag des Holzschwertes gegen meinen Oberschenkel brachte mich in die Knie. Er knurrte, dass ich mehr beeilen sollte. Als ob das mit Schmerzen schneller gehen würde. Aber ich versuchte den Schmerz zu ignorieren und machte die Bewegungen noch einmal, und noch einmal und noch einmal. Nach dreißig malen war Feldwebel Markus endlich zufrieden.
"Alexander Richard. Wie sieht es aus? Folgst du mir jetzt wie ein kleiner Welpe? Sicherlich hast du keine Lust noch lange weiter so zu leben."
Ich Widerstand der Versuchung ihm ins Gesicht zu spucken. Dann sah ich ihm direkt in die Augen
"Ich werde nicht gebrochen. Eher sterben sie an Altersschwäche."
Einen Moment sah er mich überrascht an, bevor er schallend lachte
"Du bist zäh, Junge. Mal sehen wie lange noch."
Damit ging meine Tortur weiter. Doch auch wenn ich am liebsten kapituliert hätte um diesen Leben, wenn man es denn noch so nennen konnte, ein Ende zu setzen, so blieb ich stur. Es war nur noch reiner Trotz übrig geblieben. Mir gingen immer wieder die Worte des Mannes durch den Kopf, der mir das Angebot unterbreitet hatte:
Glaub mir, du wirst dir wünschen den Tod gewählt zu haben. Außerdem obliegt es mir zu entscheiden, ob du wertlos bist oder nicht. Und du, bist sicherlich nicht wertlos. Du bist jung, kräftig, schnell und auch im Kopf nicht dumm. Du hast sicherlich das Zeug aus dem Rattenloch deiner Heimat zu entkommen. Genügt dir das als Antwort."
Tatsächlich wäre es in der Retrospektive einfacher gewesen am Galgen zu hängen als sich zu quälen. Doch der zweite Teil seiner Aussage war für mich noch immer ein Rätsel. Wie wollte er mit einem einzigen Blick erkennen, ob ich als Soldat etwas tauge? Klettern und Stehlen waren nicht direkt die benötigten Eigenschaften. Außerdem, woher wollte er wissen, ob ich nicht dumm war. So ziemlich jeder in meiner Situation hätte das Leben als Soldat dem Tod vorgezogen. Ich glaubte nicht, dass er mich beobachtet hatte. Ebensowenig glaubte ich, dass er nur geraten hatte. Doch diese beiden Tatsachen hinterließen ein Dilemma in meinem Kopf. Woher wusste er es denn dann?
Es war zum Haareraufen. Es war auch der einzige sinnvolle Gedanke außerhalb der Trainings. Wenn er mir zeigen wollte, dass ich nicht dumm war, dann verstand ich seine Absicht nicht. Hier trainierte ich nur die Muskeln, nicht das Hirn. Jeden Abend versuchte ich auf eine andere Schlussfolgerung zu kommen, und jede Abend scheiterte ich. Ich wälzte mich auf meinem Bett von links nach rechts, ging in meinem Zimmer jeden Meter ab, fand aber nichts erleuchtendes. Die Steine waren glatt gehauen, die Tür war mit mehreren Schlössern professionell verschlossen und die Gitterstäbe vor meinem winzigen Fenster hatte die Dicke eines Armes.
Deswegen musste ich mir überlegen, was ich jetzt machen konnte. Weitermachen war eine Möglichkeit, aber eine wenig Angenehme Variante. Nach den ganzen Monaten hatte ich auch schon weite Fortschritte im Umgang mit Waffen gemacht. Mir war bewusst, dass für das Meistern der Waffen Jahre von Nöten sein würden. Dafür war mir aber diese Arbeit zu langweilig und erschien mir zu sinnlos.
Eine zweite Möglichkeit wäre während des Trainings zu türmen. Dies war sicherlich die gefährlichste Variante. Es gab zu viele unbekannte Variablen. Zum einen den Feldwebel. Ich hatte noch nie gesehen, dass er sich richtig angestrengt hat. Damit wusste ich auch nicht über welche Fähigkeiten er verfügte. Dann war das Problem noch offen, dass ich nicht wusste, was auf mich warten würde. Mauern mit Wachen oder sogar Fallen. Ziemlich sicher war, dass sich mein Trainer keine großen Sorgen machte, dass ich abhauen würde. Entweder war er der Mann mit dem besten Pokerface, oder er war sich sicher, dass eine Flucht unmöglich war.
Die dritte Option war einfach beim Feldwebel nachzufragen. Eigentlich hatte ich nichts zu verlieren. Seine Antwort konnte nicht schlimmer sein als sein Training. Doch alleine bei ihm nach etwas zu fragen löste in mir schon Unbehagen aus. Vielleicht aus Stolz, vielleicht aus Arroganz, aber ich sträubte mich mit all meiner Kraft ihm auch nur ein Stück näher zu kommen. Die vierte Variante war, dass ich mich ergeben könnte. Sie wäre wahrscheinlich auch der Weg von Variante Drei. Wenn er mir etwas sagen wollen würde, dann müsste ich ihm entgegen kommen. Aber all dies hatte ebenfalls Gefahren. Woher konnte ich wissen, dass er mir tatsächlich etwas sagen würde. Sicher genug war ich mir, dass er etwas wusste. Aber warum sollte er mir etwas sagen?
Interessanter wäre da schon die Möglichkeit etwas auf Erkundungstur zu gehen. Schon mehrmals schlief ich draußen im Dreck. Bei einer solchen Gelegenheit konnte ich mal einen Blick in das scheinbare Hauptgebäude werfen. Was konnte den schon passieren? Gefoltert wurde ich ja schon und der Tod machte auch keine Angst. Allerdings musste es schnell und präzise ablaufen. Außerdem musste es absolut fehlerfrei passieren. Wenn ich entdeckt werden würde, dann wären meine Chancen auf das Entkommen gleich Null. Deswegen musste alles so zurückgelassen werden wie ich es vorfand. Damit fiel auch die Option weg die Schlösser zu knacken. Das wäre zu auffällig.
Von all diesen möglichen Plänen erschien mir nur einer reizvoll, nämlich der letzte und mit jedem Tag wurde der Gedanke angenehmer. Deswegen beschloss ich zu guter letzt, dass ich mein Glück versuchen würde. Ich hatte nicht viel zu verlieren. Allerdings war es nötig, dass der Tag perfekt ablaufen musste. Es musste so aussehen, als wäre ich körperlich am Ende, damit ich den Feldwebel täuschen konnte. Gleichzeitig durfte ich mich nicht so weit verausgaben, dass ich zu erschöpft zum klettern war. Mit diesen Gedanken schloss ich die Augen, bereit zuzuschlagen.
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