Kapitel 8

Sofort öffne ich meine Augen wieder und bin geschockt über diese enorme Reaktion meines Körpers, der den Kontakt mit ihm nur zu sehr zu genießen scheint.
Ich schaue den Jungen an, der jede meiner Bewegungen gebannt beobachtet.
"Aha, das scheint dir wohl zu gefallen", stellt er fest, zieht mich an meiner Hand zu sich und fährt mit dem Finger weiter von meinem Handrücken bis zu meinem Unterarm.
Mein Körper brennt unter jeder seiner Berührung und das Feuer breitet sich in mir aus.
"Hör auf!", sage ich zu dem Jungen und auch gleich zu meinem Körper, der gar nicht das macht, was mein Kopf will.
"Und wenn nicht?", fragt der Junge, seinen Augen funkeln amüsiert.
"Du bist widerlich", sage ich und sein Finger verharrt auf der Mitte meines Unterarms.

"Das sieht dein Körper aber anders", sagt der Junge und zeigt auf die Gänsehaut, die meinen ganzen Arm belagert.
"Mir ist kalt", entgegne ich.
"Du kannst ins warme Auto", schlägt der Junge vor und schaut von seinem Finger auf meinem Unterarm in meine Augen.
"Wie oft noch? Ich steige nicht ein!", sage ich mit fester Stimme.
Der Junge zuckt mit den Schultern und fährt mit seinem Finger weiter über meinen Unterarm.

Erneut lodert dieses unbeschreibliche Feuer in mir und ich schließe ungewollt die Augen, da mein Körper mal wieder die Kontrolle hat.

Lass es nicht zu! Sonst steigst du wohl möglich noch bei dem ein. Dann ist dein Körper dafür Schuld.

Ich öffne die Augen und sehe sofort in seine Augen, die mich belustigt anschauen.
Ich nutze diesen Augenblick, während er unaufmerksam in meine Augen schaut und entreiße ihm meinen Arm.
Sofort verschwindet das Feuer, als hätte es jemand mit einem Feuerlöscher gelöscht und mein Kopf gewinnt wieder den Kampf gegen meinen Körper.

Ich schaue ihn nur noch kurz an, bevor ich mich umdrehe und einfach davon gehe.
Doch als ich höre, dass er mir hinterher fährt, verschwinde ich in eine kleine Seitengasse, in die er mit dem Auto nicht kommt und laufe einen Umweg nach Hause.

Dort ist meine Mutter schon am kochen.
"Wo warst du gestern?"
Das nenne ich eine erstklassige Begrüßung.
"War bei Renée", lüge ich schnell.
Zu sagen, dass ich um ein Uhr zu Hause war, würde für mich wahrscheinlich noch Hausarrest bedeuten.
"Ach so", sagt sie und widmet sich wieder den Nudeln. Ich atme einmal tief ein und aus, als mir bewusst wird, dass mir eine Strafe erspart bleibt.

Ich verschwinde nach oben, wo ich zuerst mal dusche und vor allem oft meinen Unterarm wasche, damit ich dieses komische Gefühl los werde.
Danach esse ich mit meiner Mutter, da mein Vater heute später kommt.
Anschließend mache ich noch kurz Hausaufgaben und als ich gegen acht Uhr nicht weiß, was ich machen soll, entscheide ich mich dafür, mal wieder ein Buch zu lesen.

Ich habe sogar eins, das von einem Menschen geschrieben wurde und das auch Menschen gelesen haben.
Ich lese es gerne, weil ich mich dann wie ein normaler Mensch fühle.
Eigentlich bin ich ja gerade noch ein Mensch wie die auf der Erde, da ich noch keine Gabe habe, aber sobald ich sie habe, bin ich stärker.

Und irgendwann schlafe ich dann einfach beim Lesen ein.

Ich werde am nächsten Morgen von den Sonnenstrahlen geweckt, die mir direkt ins Gesicht strahlen.
Mein erster Blick gilt meiner Uhr an der Wand, die noch zwanzig Minuten bis zum Schulbeginn anzeigt.
Blitzschnell renne ich die Treppe hinab, esse, ziehe mich an und laufe zum Auto.
Gerade noch rechtzeitig parke ich auf dem kleinen Parkplatz vor der Schule und schaffe es noch vor meinem Lehrer in das Klassenzimmer.

Ich setze mich neben Lukas, der mich angrinst.
"Verschlafen?", fragt er.
Ich nicke und lege die Bücher sorgfältig auf den Tisch.
Während wir auch mal dem Lehrer wirklich zuhören, nimmt Lukas eine Haarsträhne und wickelt sie sich um den Finger. Die ganze Zeit spielt er mit ihr und ich kann mich gar nicht gescheit konzentrieren, obwohl ich mir Mühe gebe.
"Gut. Die Gruppen dürft ihr selber bilden", sagt der Lehrer, bevor bei uns das Getratsche los geht.
"Welche Gruppen?", frage ich Lukas, der die Haarsträhne zwischen zwei Finger nimmt und wie ein Pinsel damit über sein Blatt streicht.
"Keine Ahnung", gesteht er und grinst mich an.
Dann war ich anscheinend nicht die einzige, die nicht aufgepasst hat.

Am Ende bin ich dann mit Renée, Lukas und Sean in einer Gruppe.
Sean ist eigentlich ganz okay, aber er ist halt einer der Außenseiter in unserer Klasse, weshalb er in keiner Gruppe war und uns noch vom Lehrer zugeteilt zugeteilt wurde.
Zusammen müssen wir nächsten Montag ein Referat halten und deshalb brauchen wir noch einen Termin, an dem wir uns treffen können.
"Also unter der Woche nicht. Renée und ich müssen zum Hausmeister", sage ich.
"Okay und Freitagabend?", fragt Sean.
"Geht nicht", sagen Lukas und ich wie aus einem Mund.
"Okay, Samstag?"
Ich nicke und Lukas hat auch nichts dagegen.
"Also wir können uns bei mir treffen", schlage ich vor und am Ende der Stunde steht dann fest, dass wir uns am Samstagnachmittag bei mir treffen.

Lukas bleibt an der Kreuzung, an der wir uns trennen müssen stehen und schaut mir in die Augen.
"Ich habe mir was für Freitag überlegt", sagt er und strahlt mich wie verrückt an.
"Und?", frage ich neugierig.
"Überraschung."
"Komm schon."
Lukas schüttelt den Kopf.
"Dann weiß ich aber gar nicht, was ich anziehen soll", sage ich und lächle ihn an.
"Du hast dir noch nie Gedanken über deine Klamotten gemacht. Naja, zumindest nicht so wie andere Mädchen. Aber das blaue Kleid ist genau passend dafür", sagt er und beugt sich ein wenig zu mir.

Warte, woher weiß er von diesem Kleid?
Und da fällt mir ein, dass ich letztes Jahr mal mit Renée shoppen war und wir Lukas zum Taschen schleppen mitgenommen haben. Außerdem durfte er die Kleider bewerten und von dem blauen Kleid war er echt begeistert.
Ich grinse bei dem Gedanken.
"Wenn es mir überhaupt noch passt", murmele ich, auch wenn ich sicher bin, kein Bisschen gewachsen zu sein.

Lukas schaut mich skeptisch an.
"Natürlich passt das", behauptet er.
"Ja, vielleicht."
"Wenn nicht hast du eine Menge andere Kleider. Also was zum Anziehen wirst du schon haben."
Lukas ist mittlerweile meinem Gesicht sehr nahe, aber ich rege mich keinen Zentimeter.

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