Kapitel 18

~eine Woche später~

Viks Sicht:

Mein Kinn in meine Hand gestützt saß ich da und hörte nachdenklich dem Rauschen des Wasserfalls zu. Ich hatte ihn vor ein paar Tagen entdeckt. Er war etwa 50 Meter hoch. Schon komisch, dass wir ihn nicht früher entdeckt hatten. Das Rauschen war so laut, dass man denken könnte, dass man es noch am Festland hören könnte.

"Vik? Wo bist du?" Hörte ich meinen Namen rufen. Ich seufzte ein wenig und drehte mich um. Ich wollte diesen wunderbaren Ort nicht so schnell verlassen. Das Wasser glänzte in der Sonne und kühlte meine Füße. Vereinzelte Frösche und Eidechsen tummelten sich in der Nähe des kleinen Flusses. Doch dieser Ort würde nicht ewig mir alleine gehören. Max und Manuel kannten ihn bestimmt und Kelly und Rob würden ihn auch irgendwann mal finden.

"Ich bin hier!", antwortete ich also. Ein paar Sekunden später raschelte es auch schon und Rob trat aus dem Unterholz. Ich nickte ihm kurz zu und wandte mich dann wieder zurück, zum Wasserfall. "Wow. Echt schön hier", murmelte mein Freund und setzte sich auf einen Stein neben dem meinigen. Wir schwiegen kurz und beobachteten einen Hasen, der auf der anderen Seite des Flusses ein paar Schlücke Wasser trank.

"Ich muss mal mit dir reden", brach Rob die Stille. Ich hatte schon fast vergessen, dass er da war. "Hm?", machte ich, als Aufforderung anzufangen zu reden. Rob holte tief Luft: "Wir sind ja jetzt nur noch zu dritt", fing er an. Ich zeigte keine Reaktion. Das Häschen schaute allamiert auf und hoppelte schnell davon. "Max hat gesagt, dass der Chef es nicht erlauben würde, dass zu viele gemeinsam weggehen. Aber weil wir ja nur noch zu dritt sind, könnten wir zu dritt hier weg", offenbarte er seine Idee. Ich seufzte und setzte mich gerade auf. "Die Aussage war, dass nicht alle zusammen hier weg dürfen", erkärte ich zum gefühlt hundersten Mal. In dem Moment spührte ich ein Tippen auf meiner Schulter. In Erwartung Kelly, Max oder Manuel zu sehen, drehte ich mich um. Was ich jedoch sah, ließ mich den Atem anhalten. Auch Rob drehte sich um. "What language do you speak?", fragte der Mann stockend. Er sah aus wie ein typischer Indianer aus Filmen.

"German", antwortete Rob, als ich nichts sagte. "Ah, ihr Max und Manuel kennen, wir nehmen an?", fragte der Indianer in schlechtem Deutsch. Ich nickte. "Und ihr Freunde seid?" hinter dem Mann standen noch weitere Indianer, mit Bögen, Stöcken und Lanzen bewaffnet.

"Ein wenig. Wer seid ihr?" fragte ich. "Stamm Ahtna heißen. Ihr?"

(Ahtna gibt es wirklich, aber die leben ganz wo anders. Ich weiß wirklich fast gar nichts über die, außer wo sie leben und wie sie heißen, aber ich benutze für meine FF mal diesen Namen, falls es euch nichts ausmacht)

"Wir haben keinen Stamm. Ich heiße Viktor und das ist Rob", stellte ich uns beide vor. Ich hatte Angst vor diesem Stamm. Max und Manuel hatten viel über sie erzählt. Und nicht gerade viel Gutes.

"Was ihr wollen hier?", fragte ein anderer Indianer weiter hinten. "Es ist ein Experiment. Am Anfang waren wir...", fing ich an, doch der Häuptling unterbrach mich: "Was Experiment sein?" Ich schaute ihn etwas überrascht an. "Ein Experiment ist, wenn man etwas ausprobiert, bei dem man nicht weiß wie es ausgeht", antwortete Rob, da mir keine Erklärung einfiel.

Der Indianer nickte und schaute mich auffordernt an. "Jedenfalls... waren wir am Anfang 20 Youtuber. Youtuber ist ein Job..." "Wir wissen was Youtuber sein" Ich nickte wieder etwas überrascht. Warscheinlich wussten sie es von Max und Manuel. Warum die beiden ihnen so viel erzählt hatten, obwohl sie ja verfeindet waren, wusste ich nicht.

"Ja... wir wurden hier her geschickt, weil...", ich stoppte und sah Rob hilfesuchend an. "Wir durften uns aussuchen, ob wir hier mitmachen oder nicht. Es ging darum, dass wir zu zwanzigst versuchen, 10 Wochen lang zu überleben. Doch es hat sich herausgestellt, dass es so etwas wie ein Wettberwerb ist. Wir wussten das vorher nicht. Der jenige, der am längsten "überlebt" der hat gewonnen. Ihr zum Beispiel habt ein paar unserer Freunde angeschossen. Desswegen mussten sie die Insel verlassen. Jetzt sind wir nur noch zu dritt", beendete Rob.

Der Häuptling hatte andächdig zugehört und nickte jetzt. "Ich denke, einen eurer Freunde ich kennen" Rob und ich schauten uns überrascht an. "Wir können nichts dafür. Er uns angegriffen. Wir ihn gefangen haben. Ich euch zeigen kann" Ich überlegte kurz. War das etwa Nico? Das hieß, dass Manuel und Max gelogen hatten. Warum hatten sie das getan? Waren sie etwa doch nicht auf unserer Seite? Was war damals passiert?

Rob riss mich aus meinen Gedanken. Der Stamm hatte sich umgedreht und war davon gegangen. Rob riss mich mit sich, hinter ihnen her. "Sie haben Nico gefangen", flüsterte er mir zu. "Ich weiß", brummte ich zurück.

"Vergiss nicht, dass wir ihm nicht trauen sollten. Wir haben ihn nicht ohne Grund verstoßen" Ich zuckte überrrascht zusammen. "Warum haben wir ihn eigentlich verstoßen?" Rob schwieg kurz. "Ich glaube weil er damals Izzi grundlos zusammengeschlagen hat", antwortete er schließlich nachdenklich. Das war inzwischen so lange her. Ich dachte das Thema war abgeschlossen? Klar, wir mussten alle zusammenhalten, aber jetzt war Nico mehr als vier Wochen gefangen gewesen. Vielleicht sogar mehr? Ich hatte keine Ahnung, wie lange wir überhaupt auf der Insel waren, um ehrlich zu sein.

"Wir da sind", sagte plötzlich jemand. Ich schaute auf. Vor uns lang eine kleine Lichtung. Viele Indianerzelte standen auf dem glatten Untergrund. Ein kleiner Fluss plätscherte in der Mitte und versorgte so die Indianer mit Wasser. Ein paar Frauen holten mit ihren Kindern gerade Wasser. Es sah alles so ruhig und unberührt aus.

"Kommt. Meine Tochter gut Deutsch sprechen können. Abey!", das letzte Wort rief er in das kleine fast schon Dorf. Eine junge Frau mit schwarzen, glatten, langen Haaren lief zu uns hinüber. Sie hatte zwei kleine Zöpfe in den Haaren und hatte eine zierliche Figur. Im insgesamten sah sie wie eine klischee-Indianerin aus.

Sie sprach mit ihrem Vater kurz ein paar Worte, in einer mir unbekannten Sprache, und wandte sich dann uns zu. "Ich denke, ihr wollt Nico holen. Er ist in letzter Zeit nicht besonders gesprächig, wisst ihr?" "Das kann ich mir vorstellen. Wo ist er?", fragte ich lächelnd. "In diesem Zelt dort. Ich komme mit euch" Der Vater hatte recht gehabt, sie konnte wirklich viel besser Deutsch als er. Warum wusste ich nicht. Vielleicht würde sie mir ja alle meine Fragen beantworten?

Abey ging auf ein Zelt zu. Rob und ich folgten ihr. Die meisten Indianer sahen uns etwas komisch an, doch ich war das irgendwo gewohnt.

Warscheinlich weil ich hin und wieder vlogte und mich dann natürlich die Leute dumm ansahen, wenn ich im Gehen in eine Kamera hinein laberte.

Die junge Frau hob den kleinen Vorhang hoch und betrat das Innere. Ich ging nach ihr hinein und dann Rob. "Vik! Rob! Ich bin so froh euch zu sehen! Bitte bringt mich hier raus!", rief Nico. Er war an den Handgelenken gefesselt. Ansonsten war er recht frei. "Machen wir. Wir dürfen doch, Abey?", fragte Rob. "Ich denke er hat seine Strafe gehabt. Ihr könnt ihn mitnehmen" "Dürfte ich dir noch ein paar Fragen stellen?" "Klar" Nico richtete sich aufrechter auf. "Ich will aber endlich weg hier!" "Dann gehen wir beide und Vik und Abey bleiben hier", schlug Rob vor. Das fand Nico sehr gut und so verließen die beiden das Zelt. Abey setzte sich und bedeutete mir es ihr gleich zu tun. Ich gehorchte und ließ mich ihr gegenüber nieder. "Also, warum seid ihr mit Manuel und Max so verfeindet?" Ich glaubte zu sehen, dass sich kleine Tränen in den Augenwinkeln der jungen Frau bildete. "Das ist eine lange Geschichte. Einst waren wir nicht so angriffslustig und schossen alles ab was sich bewegte. Wir waren offener. Darum haben wir uns auch mit Manuel und...Max...", sie musste sich beherrschen, als sie diesen Namen sagte. Doch sie war nicht wirklich wütend, sondern traurig, "...angefreundet. Sie waren zuerst sehr nett zu uns und haben uns ihre Sprache beigebracht. Deutsch, Englisch und auch ein wenig Latein. Wir haben ihnen unsere Sprache beigebracht. Ich hatte mit Max für ein paar Monate eine Beziehung. Desswegen kann ich auch so gut Deutsch. Das Ganze ging knapp 2 Jahre gut, bis... ein besonders harter Winter kam. Es gab nur wenig zu Essen und es gab regelmäßig Schneestürme, Gewitter und heftige Winde. So kam es, dass wir alle kaum etwas zu Essen hatten. Die Schiffe konnten nichts mehr liefern, wegen dem schlechten Wetter. Unser Essen wurde rasant weniger, während Max und Manuel nie Hunger leiden mussten. Wir haben sie gefragt, ob wir etwas abhaben konnten, doch sie haben immer strikt verneint. Wir wussten nicht wie sie es angestellt hatten, immer so viel Essen zu haben, bis zu diesem einen Tag... kurz gesagt, wir haben sie erwischt, wie sie von uns Essen stohlen. Es kam zu einem Kampf, der sich bis heute in die Länge zieht", erzählte sie die Geschichte. Ich hatte ein wenig Mitleid mit ihr. "Das tut mir Leid. Ich hätte nicht fragen sollen" "Doch. Es war dein gutes Recht" Abey wischte sich eine Träne weg. "Danke, dass du es mir erzählt hast", murmelte ich. Sie nickte bloß und stand wieder auf. Ich tat es ihr gleich und zusammen gingen wir aus dem Zelt.

(Wow... 1600 Wörter... ich glaube ich habe noch nie so viel gehabt...)

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