Kapitel 12
Paolas Sicht:
Ganz leise nahm ich ein Zischen war. Jedoch schaffte ich nicht meine Augen zu öffnen oder sonst etwas zu unternehmen. Als das Zischen ein weiteres Mal ertönte, fing ich an, ein wenig wacher zu werden. Meine Augenlider waren jedoch weiterhin schwer wie Blei. Spätestens dann, als ein gellender Schrei durch die Höhle schallte war ich hellwach. Was war passiert?
Ich öffnete meine Augen und blickte direkt in die schwarzen Pupillen einer Schlange. Einen Moment starrten wir uns einfach nur an. Die gespaltene Zunge des Tieres schnellte vor und zurück.
Ich war zu geschockt, um etwas zu unternehmen, als sich die langen, spitzen Giftzähne in meine Hand bohrte, die vor meinem Gesicht lag.
Ich schrie auf. Doch nicht vor Schmerz, sondern hauptsächlich vor Schock und Angst.
Eine Hand schloss sich um den Hals der Schlange, was sich als keine gute Idee entpuppte, denn das Tier schnellte herum und biss auch in diese Hand. Sofort gab diese sie frei.
Ich war immernoch zu geschockt, dass ich mich keinen Centimeter von der Stelle bewegte. Diesen Job nahm mir allerdings jemand anders ab. Ich wurde von der Schlange weg gezogen und schlug auf dem harten Boden der Höhle auf. Was mir aber nicht viel ausmachte. Hauptsache weg von dieser Schlange!
Ich kam langsam zu mir und realisierte was gerade geschehen war. Mein Blick suchte den Weg zu meiner Hand. Blut qoll aus den zwei kleinen löchern. Doch das war nicht das beunruhigende. Innerhalb ein paar Sekunden färbte sich meine Hand blaurot. Mir wurde schlecht und schwindelig.
"Paola! Alles in Ordnung?" Nahm ich schwach eine Stimme wahr. Ich konnte sie nicht richtig zuordnen, doch warscheinlich war es Kelly. Ich schwankte und versuchte mich zu konzentrieren. Gerade bekam ich noch mit, wie auch Felix seine blaue Hand hielt und ebenfalls schwankte und blass wurde. Mehr sah ich nicht, da ich nach hinten kippte und auf einem weichen Schoß von jemandem landete.
"Wach bleiben! Bitte! Paola! Was sollen wir tun?" "Gib her!" Ich spürte wie jemand meine Hand nahm und ein kaltes Metall aufsetzte. Ich vermutete ein Messer, das wir von Max und Manuel bekommen hatten.
Meine Vermutung bestätigte sich, als ein feuriger Schmerz sich in meiner Hand ausbreitete. Dann wurde an meiner Wunde gesaugt. Ich konnte noch ein letztes Mal die Augen öffnen, bevor alles Schwarz um mich wurde. Es war Luca, der mir das Gift aus dem Körper saugte.
~
"Sie wacht auf", flüsterte jemand. Ich öffnete meine schweren Augen. Es war Shanti gewesen, die dicht neben Ju saß und mich besorgt betrachtete.
"Ich habe es dir doch gesagt", antwortete Julien sanft und strich ihr vorsichtig über das Haar.
"Was ist passiert?", hauchte ich. Mein Blick fiel auf meine Hand. Ein Handtuch war darum gewickelt. Wo hatten sie denn ein Handtuch her?
Auch, wenn ich mich genauer umsah, kam mir nichts bekannt vor. Auf dem anderen Bett, neben mir, lag Max, mit ebenfalls einem Handtuch um seine Hand. Es war eine Hütte, in der wir vier lagen. Ein Kamin und etliche kleine Andenken schmückten sie.
Sogar einen Teppich gab es. Wenn ich es mir so überlegte, war das Bett auf dem ich lag, schon sehr weich.
"Wie geht es dir?", fragte Shanti. "Meine Hand tut weh und mir ist ein wenig schlecht, doch ansonsten ganz gut", murmelte ich. "Wo bin ich?" "In der Hütte von Manuel und Max. Die beiden sind gerade Jagen. Die Sonne geht gleich auf. Willst du nach Hause fahren?" Ich überlegte. Fast jeder, der hier auf der Insel lebte, war bereits verletzt oder krank geworden. Die meisten hatten die Insel verlassen, doch zum Beispiel Max oder Emrah nicht. Bis her zumindest. Wenn ich hier bleiben würde, würde es mich vielleicht noch härter treffen. Die Chance zu gewinnen, war wirklich nicht sehr hoch. Andere hatten viel bessere Voraussetzungen als ich. Außerdem vermisste ich Sascha sehr stark. Ich war schließlich mit ihm verlobt! Doch ich war niemand der schnell aufgab. Wiederum wollte ich aber nicht von einem Pfeil getroffen werden...
"Also?", fragte Shanti. "Ich werde gehen", antwortete ich keinlaut. Ich wollte nicht unbedingt alleine in dem Boot mit den zwei Männern nach Hause fahren, doch das mussten alle, bis auf einen, mal tun.
"Dann wirst du nicht alleine fahren", versprach Ju. Ich schaute ihn etwas verwirrt an. "Max sieht nicht besonders gut aus. Er ist noch geschwächt von dem Husten und dem Fieber. Ich denke, er sollte ebenfalls nach Hause fahren" Ich nickte und schaute auf den Boden. So endete mein Abenteuer also. Nach drei Wochen. Wegen einem Schlangenbiss.
Nachdem ich Julien und Shanti zum Abschied umarmt hatte, stieg ich in das Boot. "Sagt Luca bitte, dass ich ihm sehr dankbar bin. Er hat mir mein Leben gerettet", murmelte ich. Am Liebsten würde ich mit ihm selbst reden, doch wenn ich nach Hause wollte, musste ich wohl jetzt fahren.
~
Ich ließ meinen Blick noch mal über die Bäume und den Strand schweifen und setzte mich dann. Max neben mir. Immernoch bewusstlos.
"Na dann", sagte einer der beiden Männer und das Boot fuhr los. Ich winkte Ju und Shanti noch zu, bis sie nur noch zwei kleine Pünktchen waren.
Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen! Die Chips! Max hatte doch davon erzählt! Auch Emrah hatte etwas davon gesagt! Sie können die Entscheidung des jeweiligen Youtubers beeinflussen. Das hieß, dass ich in dieser Entscheidung ebenfalls beeinflusst wurde. Wollte ich in Wahrheit gar nicht hier weg? Doch es gab gute Gründe warum schon.
Mein Blick blieb an Max hängen. Er hatte keine Wahl. Er musste hier weg. Doch es würde ihm sicher viel leichter fallen, wenn noch jemand anders dabei wäre.
Wollten sie auch, dass ich das hier dachte?
Mir war das im Moment ganz egal. Sollen sie mir doch falsche Gedanken aufzwingen! Ich blieb bei meinem Freund.
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