5. Olivia

Ich hasste sie.
Ich hasste die Stimme in meinem Kopf, die mir sagte, dass ich mich mit dem nächstliegenden Messer erstechen sollte. Sie sagte mir, dass ich es nicht wert war, am Leben sein zu dürfen.
Welch Ironie, dass meine Eltern mich immer 'Liv' nannten. Hörte sich wie das englische Wort für Leben an, nicht wahr? Tja, Stimme, was sagst du jetzt?
Ich hatte Angst zu schlafen, denn wenn ich schlief, hatte ich noch weniger Kontrolle über die Stimme in meinem Kopf. Nicht einmal einen Namen hat sie verdient, sie ist einfach nur 'die Stimme'.
Meine Eltern und ich hatten schon alles Mögliche ausprobiert, um sie aus meinem Kopf zu vertreiben, aber sie ist zu stark. Keine Medikamente und keine Therapien hatten bei mir angeschlagen. Ständig kam sie wieder, und ich war einfach zu schwach, um gegen sie anzukämpfen.
Diese Schübe kamen abrupt, einer schlimmer als der andere. Einmal befahl mir die Stimme in das Schlafzimmer meiner Eltern einzudringen und meine Mutter zu erwürgen. Wenn mein Vater mich nicht aufgehalten hätte, wäre sie nun tot. Ich wollte sie nicht töten, aber gegen die Stimme konnte ich nichts tun.
In der Psychiatrie war es mit ihr nicht besser geworden. Immer wieder verdarb sie mir die Freude am Leben, die ich noch vor Jahren hatte.
Immer wieder wurde ich mit Platzwunden am Kopf im Krankenhaus eingeliefert, weil ich meinen Kopf gegen die Wand knallte, um sie so zu vertreiben. Auch das half nicht, doch ich versuchte es erneut - immer wieder - stetig wiederholend...
Mein Leben war hoffnungslos, denn sie würde ich nie wieder loswerden. Nicht heute, nicht morgen, nicht in zehn Jahren.
HOFFNUNGSLOS!
Das Einzige, was mir bleib, waren meine SuicidePeople, wie ich sie gerne nannte. Dave, Joyce, Ramon und Sara hatten zwar alle eine andere Geschichte zu erzählen, trotzdem konnten sie sich auf eine kranke Art und Weise in mich hineinversetzen.
Leise lief ich durch die dunklen Straßen zu unserem Treffpunkt am Waldrand. Dort gab es eine kleine unbenutzte Hütte, in der wir uns heute das erste Mal treffen wollten.

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