Bonus 1 - Heimliches Lernen (Ron & Susan)

„RON! RON! RON!", die Menge feuerte ihn an während er auf seinem Besen die wenigen Wolken, des sonst so strahlend blauen Himmels durchbrach.

Ein plötzlicher Donnerschlag.


Ron Weasley schrak auf und blinzelte überrascht, als die unendlichen Weiten die gerade noch vor seinen Augen gewesen waren sich in die staubigen Räume der Bibliothek verwandelt hatten. Er blickte in Richtung des Donners. Neben ihm lag ein unglaublich dicker Wälzer auf dem Tisch.

Geschichte der Zauberkunst stand auf dem Einband. Wie Eiswasser schoss die Erkenntnis durch seine Adern. Die Zwischenprüfung! Er musste für die verdammte Zwischenprüfung lernen.

Sein Blick wanderte höher und er sah in das wütende Gesicht von Hermione Granger, seiner Freundin.

„Ronald Bilius Weasley. Wenn ich schon mit dir lernen soll, weil du das ganze Jahr bisher keine einzige Stunde mitverfolgt hast, solltest du wenigstens den Anstand haben und dabei wach bleiben", warf sie ihm vor. Ron schluckte. Wenn sie ihn bei seinem zweiten Vornamen nannte, dann war es wirklich schlimm. „Hermione ich... Zaubereigeschichte hat nun mal die Wirkung eines Schlaftrunkes." - „Dann wirst du dieses Jahr wohl wiederholen müssen. Ich kann jedenfalls nicht für dich lernen", entgegnete sie ihm. Da kam ihm die beste Idee, die er seit langem gehabt hatte. „Vielsafttrank?"


Sie schnaubte nur und rauschte davon. Er sah ihr verstört nach. Was nützte die klügste Freundin der Welt, wenn man sich das Wissen trotzdem selbst aneignen musste?

Er vergrub sein Gesicht in seinen Händen. 'Tief durchatmen', sagte er sich in seinem Gedanken. Es waren nur noch drei Tage bis zu den Zwischenprüfungen und sein Wissen was Zaubereigeschichte betraf war bestenfalls Null. Wie sollte er nur...


Jemand tippte ihn an der Schulter an. „Tut mir leid, aber wir schließen", flüsterte ihm eine hohe Mädchenstimme zu. Er sah auf. Das Mädchen das vor ihm stand, kannte er. Sie war in seinem Jahrgang! Bones... genau! Susan Bones.

„Sorry...", murmelte er, „ich wollte Zaubereigeschichte lernen aber schlafe jedes Mal ein." Sie kicherte. „Hast du schon Mal versucht, es mit etwas positivem zu verbinden?", fragte sie ihn. Er sah sie irritiert an. „In Zaubereigeschichte geht es um Kriege und Entdeckungen. Was soll daran positiv sein?", fragte er verwirrt.

„Magst du Quidditch?", wollte sie wissen. Was für eine Frage... „Natürlich", kam es, wie aus dem Zauberstab geschossen, aus seinem Mund. Sie grinste und schlug das Buch auf. „Wie haben die Chudley Cannons gegen die Tutshill Tornados letztes Jahr gespielt", fragte sie. „240 zu 450", kam es wie aus der Pistole geschossen von ihm. „Und sie durften magische Bohnen verwenden, wollten sie aber nicht wegen der Nebenwirkungen", erklärte Bones feierlich.

Hatte diese Hexe noch alle Tassen im Schrank? Warum magische Bohnen?!?

„Im Jahr 240 wurden magische Bohnen das erste Mal zum brauen eines Stärkungstranks verwendet. Im Jahr 450 kam man allerdings wegen der negativen Nebenwirkungen wieder davon ab. Stattdessen nimmt man heute nur noch einen Extrakt der Bohnen", sie zeigte ihm den Ausschnitt im Buch. Ron stand mit offenem Mund da. Gerade hatte er ernsthaft einen Ausschnitt aus dem Buch gelernt und es war kein bisschen langweilig gewesen!

„Kannst...", er sah Bones an, „kannst du mit mir lernen? Ich schaff die Zwischenprüfungen sonst nicht." Sie verdrehte die Augen. „Nein, heute nicht mehr", erklärte sie ihm. Das war ja so klar. „Wir schließen", verkündete sie erneut, „komm morgen einfach zu mir in die Bibliothek. Irgendwie bring ich dich schon durch die Prüfungen."

„Danke", er sah sie an und in diesem einen Moment fühlte er sich, als wäre sie seine Retterin.


Eine Woche später kam er stolz aus dem Prüfungsraum. Seine Freundin erwartete ihn bereits. „Und?", fragte Hermione, mit hochgezogener Augenbraue. „Zwar kein Ohnegleichen, aber immerhin ein Erwartungen Übertroffen", verkündete er ihr stolz. Auch Hermiones zweite Augenbraue wanderte nach oben. „Was?", fragte sie vollkommen überrumpelt. „Naja, als der Druck weg war, dich durch mein Wissen zu beeindrucken, lief es recht gut", aus dem Augenwinkel konnte er Bones sehen, die ihm zuzwinkerte. Als sein Blick wieder auf den Hermiones traf, erkannte er, dass sie wirklich überrascht war. „Vielleicht sollte ich dich öfter alleine lernen lassen", es klang als spiele sie wirklich mit dem Gedanken. Insgeheim fragte er sich, ob er auch in dieser Zeit mit Bones lernen könnte. Mit ihr war lernen... angenehm. Er würde es sogar als Interessant oder lustig bezeichnen. Sie hatten beide die gleichen Interessen und sie war der liebenswerteste Mensch den er je kennen gelernt hatte. Bevor er und Bones angefangen hatten sich zu treffen, hätte er sich nicht einmal ausmalen können, dass er sich einmal an Hermione vorbei in die Bibliothek zu schleichen würde.


„Hermione Granger?", wurde nun auch seine Freundin zu einer Prüfung aufgerufen. Ron atmete auf, als sie ihn verließ. Er mochte sie wirklich, aber ihre Nähe sorgte immer ein bisschen dafür, dass er sich eingeengt fühlte. Sie war so perfekt im Vergleich zu ihm. Harry und Hermione waren bei allem vorne dran und er immer derjenige der beiden nachjagte.

„Und wie ist es gelaufen?", fragte Bones. „Spitze", erklärte er mit breitem Grinsen, „nur als ich meinte dass die Ballycastle Bats den Koboldaufstand niedergeschlagen haben, bekam ich einige verwirrte Blicke von den Prüfern." Sie lachte und ihr Lachen verursachte eine Hitze die in seinem Bauch aufstieg und erst bei seinen Wangen endete.

„Susan", er wusste er begab sich auf glattes Eis als er sie bei ihrem Vornamen nannte, „würdest du dich weiter mit mir treffen?" Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen. „Du hast bereits eine Freundin Weasley", antwortete sie ihm. Sein Blick wanderte kurz zu der Tür des Prüfungsraums. 'Und eine sehr eifersüchtige dazu', fügte er im Gedanken hinzu. „Ich meine ja nur zum Lernen... und vielleicht als Freunde", versuchte er sie zu überreden. Ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht und ließ es erstrahlen. „Okay... Ronald", allein seinen Vornamen aus ihrem Mund zu hören, verursachte bei ihm eine Gänsehaut. Vornamen waren unter Reinblütigen Familien eine große Sache. Seine Familie handhabte es allerdings nicht so streng. Aber als seine Mutter Hermione das erste Mal Mione genannt hatte, war es dennoch ein Signal für alle anderen gewesen, dass sie nun zur Familie gehörte. Nicht zuletzt, ein Signal für ihn, was man von ihm erwartete. Er fragte sich, ob sie bei ihrem nächsten Besuch mit seiner Mutter zusammen ihr Brautkleid aussuchen würde. Die Gänsehaut verursachte nun ein frösteln bei ihm, als die Tür zum Prüfungszimmer erneut aufging und eine breit grinsende Hermione darin stand.

Als nächstes ging Susan zum Zimmer. Sie war schön in seinen Augen, auf ihre ganz eigene Art. Lavender war glamourös gewesen. Hermione dagegen wirkte mit ihren Haaren wild und unbeherrschbar. Susan mochte neben beiden verblassen, aber alles an ihr strahlte Sanftheit und Liebe aus. Schnell verbot er sich diesen Gedanken. Hermione war seine Freundin! Er würde ihr das Herz brechen, wenn er sich in Susan verliebte!


Einige Wochen später lag er zusammen mit Susan im Schatten eines Baumes. „Es ist so anstrengend ihr Freund zu sein", erklärte er ihr, „sie ist einfach zu perfekt. Sie kann alle Zauber und ist ein wandelndes Lexikon. Ich kann quasi nur mit Wissen glänzen, wenn ich sie zitiere." Eigentlich hatten sie heute wieder einmal lernen wollen, aber es war anders gekommen. Wie so oft in letzter Zeit hatte er sich mit Hermione gestritten. Susan hörte ihm einfach nur zu und kommentierte es nicht, was ihm nur zu recht war. Er wusste selbst, dass alles was er Hermione vorwerfen konnte nicht gerechtfertigt war. „Es ist frustrierend. Sie klammert sich an mir fest, obwohl ich ihr nie das bieten werde können, was sie verdient", seine Stimme brach. „Liebst du sie?", fragte Susan.

„Ich denke schon... Mehr als alles andere auf der Welt", erklärte Ron ihr. Susan nickte. „Dann solltest du zu ihr zurückgehen und dich entschuldigen", schlug sie vor. Er schüttelte den Kopf um ihn wieder klar zu bekommen. Dann stand er auf. „Ich werde mit ihr Schluss machen", kam es monoton von seinen Lippen. Es war, als hätte er beschlossen eine Mauer, die ihm die Sicht nahm einzureißen. Ein plötzliches Gefühl der Freiheit ergriff ihn, als er sich klar wurde, dass er diesen Entschluss tatsächlich gefasst hatte.

„Aber wenn du sie doch liebst...", kam es von Susan. „Ich liebe sie mehr wie alles andere auf der Welt", wiederholte er sich, „aber sie hat etwas Besseres als mich verdient. Und ich werde dafür sorgen, dass sie wirklich etwas Besseres bekommt!" Dann hielt er kurz inne. „Ich liebe sie wirklich, aber nicht als Frau, sondern als gute Freundin", sein Blick huschte über die schmale Gestalt von Susan, die immer noch auf dem Boden saß, „aber dich liebe ich als Frau." Der letzte Teil des Satzes kam kratzig aus seiner Kehle. Eine Wahrheit die sich schon lange aus seinem tiefsten Inneren hatte befreien wollen.


Dann sah er zu, dass er Land gewann. Er hatte zu viel Angst vor ihrer Antwort. Auch wollte er ihr Zeit geben, darüber nachzudenken. Egal zu welcher Entscheidung sie kämen, Hermione durfte erst einmal nichts von Susan erfahren. Er wusste nur zu gut, dass seine zukünftige Ex vermuten würde, dass Susan es von Anfang an auf ihn abgesehen gehabt hätte. Sie würde bei ihr die Schuld suchen.

Aber dieses Mal, wollte Ron alles richtig machen. Wenn Susan ja sagen würde, dann würde er sie so lieben, wie sie es verdiente.



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Vielleicht noch ein kleiner Hinweis:

Warum Susan?
Rein theoretisch wären auch viele andere Mädchen gegangen. Allerdings wollte ich die Patil Zwillinge und Lavender von vorn herein ausschließen, da diese drei Personen eine Art Rückschritt bedeutet hätten. Zudem wollte ich Ron durchaus eine Perspektive mit seiner neuen Freundin geben und zeigen, dass er durchaus eine Charakterentwicklung durchgemacht hat.

Susan Bones brachte vom Charakter her viel mit, das ich mir gut zu Ron vorstellen konnte. Sie ist jemand die lieber im Hintergrund bleibt, eher schüchtern als extrovertiert. Meist komplett unscheinbar. Wir sind im ersten Moment immer von dem angezogen, das glitzert und glänzt. (Hermione und Lavender.) Aber kann man nicht auch Schätze im Unscheinbaren finden?

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