9 Post-War
Ginny hatte es irgendwie geschafft, in den Schulsprecherräumen zu übernachten. Es war nicht konform mit den Regeln von Hogwarts, aber Hermione würde sie nicht verpetzen. Selbst wusste sie es auch nur, weil das Porträt sich nicht geöffnet hatte und bei ihrer Morgentoilette plötzlich ein Rotschopf hinter ihr im Spiegel auftauchte. "Ginny!", sie drehte sich um und strahlte ihre Freundin breit an. "Ach Mine", Ginny nahm sie in die Arme, sodass Hermione erst gar nicht wusste, was los war. Verwirrt sah sie ihre Kameradin an. "Was ist los?"
Ginny lächelte sie sanft an. "Weißt du, wann du das letzte Mal gesummt hast, als du deine Haare gekämmt hast?" Hermione war es nicht aufgefallen, dass sie gesummt hatte. Und überhaupt war es nichts Ungewöhnliches, zu summen, während man sich kämmte, oder? "Das letzte Mal als du gesummt hast, war, als du mit Ron ausgegangen bist", fing Ginny an. Was wollte sie ihr damit sagen? "Du warst damals einfach so glücklich. Ich dachte, dass du nie wieder so glücklich sein könntest." Da war Ginny nicht die Einzige gewesen, aber bald würde sie ja wieder mit Ron zusammen sein. "Und dann kam der Schleimbatzen", fuhr Ginny fort. Hermione war verwirrt. Dann verstand sie. "Du meinst Draco?" Aber Ginny war doch diejenige, die sich relativ gut damit abgefunden hatte, oder? Zumindest gestern ...
Ginny bemühte sich um ein Lächeln. "Ja, Draco. Ich sollte ihn wohl in Zukunft bei seinem wirklichen Namen nennen, was?" Diese Ablehnung war am Tag zuvor nicht da gewesen. "Weißt du Mine, ich dachte erst, das ist alles ein blöder Scherz. Dann habe ich geglaubt, dass die Slytherins es einfach ausnutzen, dass du an das Gute in jedem glaubst. Naja, deshalb haben Harry und ich dir gestern nachspioniert." Hermione starrte sie fassungslos an. Ginny hob schnell abwehrend ihre Hände. "Wir wollten dir nichts Böses, glaub mir. Wir wollten dich nur vor den Slytherinintrigen beschützen." Hermione erinnerte sich an die Situation des Vortages. Harry war offensichtlich misstrauisch gewesen, doch Ginny... musste alles genau geplant haben! Sie hatte es nicht akzeptiert, im Gegenteil. Sie war noch misstrauischer als Harry gewesen! "Dann haben wir euch im Café gesehen", fuhr Ginny fort, "und es sah so aus, als würdet ihr es beide hassen."
Sie hatten es beide gehasst, dachte Hermione. Und wenn sie es recht bedachte, war Draco schon den ganzen Tag gereizter als normal gewesen. "Und dann, von einem Moment zum Nächsten, kämpft ihr, Seite an Seite, und lacht und habt Spaß und ..." Sie zuckte mit den Schultern. "Was ich sagen will, für mich ist Malfoy nach wie vor ein Schleimbatzen, aber wenn er dich glücklich macht, werde ich versuchen, mich mit ihm abzufinden." Hermione musste beinahe kichern. Waren sie wirklich so überzeugend gewesen? Sie strahlte ihre Freundin an und nahm sie in die Arme. "Danke Gin, auch dafür, dass du dir solche Sorgen um mich gemacht hast."
Als Harry und Ginny die Schulsprecherräumlichkeiten verließen, wartete davor schon ein Slytherin auf Hermione. Obwohl diesmal sie es war, die ihre Freunde heimlich beobachtete, konnte sie sehen, wie Harry Draco zunickte, während ihm Ginny sogar ein Lächeln zuwarf. Selbst diese kleinen Gesten kosteten die beiden Überwindung, stellte Hermione fest. Als sie um die Ecke waren, warf Hermione noch einen Blick in den Spiegel. Ein letztes Mal fuhr sie sich verzweifelt durch die Haare. Wenn sie versuchte, diesen Wust auch nur ein bisschen zu glätten, dann würde sie zu spät zum Unterricht kommen. Ein Seufzen glitt über ihre Lippen, kurz bevor auch sie das Porträt zur Seite schob und sich von Draco begrüßen ließ.
Er nahm sie in den Arm und dieses Mal konnte sie es tatsächlich etwas genießen. Zusammen gingen sie in den Speisesaal. Dort wurde etwas herumgereicht, dass eine vage Ähnlichkeit mit einer Zeitung hatte. Als sie eintraten, kam sich Hermione vor, als würde die Aufmerksamkeit von den Zetteln zu ihr wandern. Beim Vorbeigehen am Hufflepuff-Tisch konnte sie einen ersten Blick auf die Zeitung erhaschen. Es war die Schülerzeitung und sie und Draco waren auf dem Titelbild.
Beide tauchten sie, vollkommen mit Sahne beschmiert, hinter einem umgestürzten Tisch auf und grinsten verschmitzt in die Kamera. Dann, plötzlich, leckte Malfoy über ihre Wange und sie konnte sogar auf dem schwarz-weiß Bild sehen, wie sie rot wurde. Daraufhin verschwanden sie wieder kabbelnd hinter dem Tisch, nur um erneut voll mit Sahne beschmiert wieder aufzutauchen. Kaum hatten sie den Slytherin-Tisch erreicht, schnappte Draco sich eine der Zeitungen seiner Freunde und starrte sie entgeistert an. Hermione konnte so auch endlich den Artikel lesen.
Die Kuchenkriege: Hermione Granger und Draco Malfoy ein Paar? Eskalation in Madame Puddifoots Café. Alles nur gestellt sagen die einen. Wahre Liebe meinen die anderen. Wir haben beide interviewt. Danach kam ein Teil der Fragen, die sie Seamus beantwortet hatten. Auch die beleidigenden Worte von Bones waren schwarz auf weiß gedruckt. Bis am Ende die Einschätzung des Autors stand:
'Meiner Meinung nach passen beide hervorragend zusammen. Man konnte die Vibration in der Luft spüren, welche die Kriegsheldin und der angebliche Todesser verströmten. Beide werden in Schemata gesteckt, denen sie entsprechen müssen. Hermione Granger hat ein strahlendes Vorbild zu sein und für Draco Malfoy wäre es fatal, wenn er seinen Zauberstab zum falschen Zeitpunkt erhebt. Es ist kein Wunder, dass alles, was die beiden Tun oder Sagen, gestellt wirkt. Aber als sie zusammen in Madame Puddifoots Café den Kuchenkrieg anzettelten, haben sie diese Rollen abgelegt. Vielleicht ist es das, was wir brauchen, um die schlimmen Zeiten des Krieges zu vergessen. Ein wenig Ablenkung und Spaß und eine ganze Menge Liebe.'
Was bei Merlins Herzchenunterhose hatte sich Seamus da zusammengereimt? Ein Blick in Malfoys Gesicht zeigte ihr, dass auch er verwirrt wirkte. Wahrscheinlich würde er gleich platzen vor Wut. Dann aber gab er die Zeitung zurück, ohne auch nur sein Gesicht zu verziehen. Sie machte sich ein gedankliches Memo, dass sie sich trotzdem ein Exemplar besorgen wollte. Egal, wann sie auseinandergehen würden, dieser Artikel würde sie daran erinnern, dass Malfoy auch eine andere Seite hatte.
Der Rest des Tages verlief wesentlich angenehmer als die Letzten. Hermione konnte nicht sagen, ob es nun an ihr oder doch an Draco lag. Wenn sie es hätte beschreiben müssen, wäre sie wohl zu dem Schluss gekommen, dass sie besser harmonierten als zuvor. Die Unzufriedenheit zwischen ihnen war verschwunden, stattdessen ließen sie sich aufeinander ein.
Draco, erkannte sie, mit jedem Satz den sie mit ihm wechselte und jeder Geste, die sie austauschten, war auch nur ein Junge in ihrem Alter. Er war nicht das personifizierte Böse, dass sie in ihm so lange gesehen hatte. Im Gegenteil. Er war zwar oft voreingenommen, aber ging dennoch beinahe nett mit den Meisten um. Die Ausnahme bildeten diejenigen, die ihn, oder seine Freunde beleidigten. Es war überraschend, wie schnell er seine Attitüden verändern konnte, wenn er glaubte, ungerecht behandelt worden zu sein. Er erinnerte sie an einen Gryffindor, wenn er jemanden beschimpfte, der sich schlecht über einen Freund von ihm geäußert hatte. Am Slytherintisch nahm man das gelassen. In den anderen Häusern wurde das öfter zu einem großen Streit.
Ihre Gedanken wanderten zu ... nein ... das war nicht möglich. Als sie Kinder waren, war es Draco, der diesen Kleinkrieg angezettelt hatte. Niemand anderes. Punkt!
„Hättest du Lust auf ein Date?", der Satz riss sie aus ihren Gedanken.
„Bitte was?", fragte sie entgeistert.
„Ein Date in der Bibliothek", bot er ihr an. Sie starrte zurück. „Du willst Sex in der Bibliothek?", fragte sie ungläubig und leicht angewidert. So weit würde sie nicht gehen! Er starrte zurück.
Dann begann er, schallend zu lachen. Er brauchte ein paar Momente, bevor er sich wieder so weit gefangen hatte, dass er antworten konnte: „Nein, ganz sicher nicht. Stell dir mal vor, wie Madame Pince reagieren würde, wenn sie zwei Schüler, bei einem Stelldichein, zwischen ihren heiligen Büchern erwischt." Sie mussten beide kurz und herzhaft lachen, bevor Draco weitererzählte. „Wir hatten heute Vormittag Heilkunst, bei Madame Pomfrey. Sie hat Gruppenaufträge für je zwei Schüler verteilt. Ihr bekommt heute Nachmittag die gleiche Aufgabe. Na ja, und da dachte ich..."
„Dass ich ihn schreiben könnte und du ihn einfach abschreibst ...", vervollständigte sie seinen Satz genervt. Es war immer dasselbe, wenn jemand mit ihr zusammen Hausarbeiten machen wollte. Sicher würde sie den gleichen Auftrag bekommen. Das hatte Draco ja hervorragend eingefädelt.
„Es ist eine Gruppenarbeit – also zu zweit. Wir haben beide eine ungerade Anzahl an Schülern. Da habe ich den Vorschlag gemacht, dass wir beide eine Gruppe bilden könnten und Madame Pomfrey hat zugestimmt. Naja, ich muss in meinen nächsten Unterricht. Wir treffen uns heute um fünf in der Bib." Er hatte gar nicht mehr auf eine Antwort von ihr gewartet, sondern war nach diesen Worten direkt gegangen.
Hermione starrte ihm noch lange nach. Sie fühlte sich betrogen. Beinahe hätte sie ihn gemocht.
In diesem Moment merkte sie, dass sie sich selbst belog. Es war kein Beinahe. Sie hatte ihn gemocht. Und nun hinterging er sie, wie Harry und Ron es auch immer taten. Sie alle wollten nur von ihrem Fleiß profitieren. Sie würde den Aufsatz schreiben und Malfoy die gute Note einheimsen. Es verletzte sie zutiefst.
Jetzt wünschte sie sich, dass sie ihn nie besser kennengelernt hätte.
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