22 Irgendwas mit Daphne
Auf dem Weg zu den Kerkern kam ihnen eine Gruppe lachender Slytherin entgegen. Unter ihnen Daphne, das Mädchen, das nur die Hand auszustrecken brauchte, um ihr Glück zu fassen. Hermione spürte, wie Eifersucht in ihr aufstieg. Aber wollte sie wirklich erneut das Glück zweier Menschen zerstören, nur um ihre Eifersucht zu befriedigen?
„Warte einen Moment", sagte sie so zu Blaise und ging auf die anderen Schüler zu. Sofort fixierte sie Nott mit diesem abschätzigen Blick und erneut kam sie sich beobachtet vor. Dennoch versuchte sie, ihn zu ignorieren.
„Greengrass?", sprach sie Daphne an. Das Mädchen musterte sie interessiert. „Granger?", fragte sie zurück.
Sie war so verdammt schön. Stolz, würdevoll, edel, reinblütig und doch grazil. Alles das, was sich ein Malfoy wünschen konnte, war ihr quasi in die Wiege gelegt worden. Es war so natürlich, dass sich Draco in sie verliebte. Sie selbst besaß keine dieser Eigenschaften. Hermione kämpfte erneut die Eifersucht nieder, die in ihr hochstieg. „Ich beneide dich", gestand sie frei heraus. Daphne zog die Augenbrauen hoch. „Wäre ich du, ich würde sofort mit Draco ausgehen. Er ist...", sie erinnerte sich an die Zeit mit ihm. Wie konnte man das in Worte fassen? Wie konnte man ausdrücken, dass man im Krieg auf unterschiedlichen Fronten gekämpft hatte, aber nun in dem anderen jeweils eine Art Freiheit fand, die man so, seit der Schlacht nicht gespürt hatte?
„Draco?", fragte Daphne, sichtlich verwirrt.
„Ja, Draco empfindet etwas für dich und du wärst dumm, wenn du es nicht mit ihm probieren würdest. Je näher man ihn kennt, desto mehr Seiten offenbaren sich an ihm."
„Pfeif' ihn zurück", war Daphnes kalte Antwort. Hermione dachte zuerst, dieser Satz wäre an sie gerichtet, doch dann bemerkte sie, dass Blaise direkt hinter ihr war.
Der schaute nun auch entgeistert auf Hermione. „Du meinst Draco und Duffy?"
Nun war die Verwirrung perfekt. „Duffy?", fragte Hermione.
„Na, wenn Daphne wütend ist, sieht sie immer aus wie Duffy Duck!", kommentierte Blaise. „Schau dir an, wie sie die Hände zu Fäusten ballt, während sie die Arme nach unten streckt."
„Ich hasse es, wenn du mich so nennst!", empörte sich Daphne und änderte sofort ihre Haltung. Statt die Hände zu Fäusten zu ballen, verschränkte sie nun ihre Arme vor der Brust. Die Ähnlichkeit mit der schwarzen Ente wurde dadurch nur noch größer. Trotz der grotesken Situation konnte sich Hermione ein Grinsen nicht verkneifen. Was hatte sie vorhin noch gedacht? Stolz, würdevoll und grazil? Gerade entsprach sie so gar nicht der Barbie Puppe, für die sie Daphne immer gehalten hatte.
„Draco hat dir doch nicht erzählt, dass er auf Duffy steht?", der Tonfall in dem Blaise das fragte, war unergründlich. Irgendwas sagte Hermione, dass es dieses Mal besser war, nicht zu antworten.
„Ist mir egal wie, aber Regel das!", kam es von Daphne. Blaise nickte. Seine Bewegungen wurden fließender und plötzlich hatte er etwas Raubtierhaftes an sich. Geschmeidig glitt er auf Daphne zu, legte seine Arme um sie und küsste sie vor den Augen aller. Hermione bekam keine Luft mehr. Sie starrte die beiden an, als sie langsam verstand.
Blaise und Daphne ...
„Alles was das Entchen befielt", hörte sie Blaise sagen. Daphne fauchte, befreite sich aus seinem Griff und rauschte ab.
Sie gingen ohne ein Wort weiter zu den Kerkern. Hermione wurde das bedrückende Gefühl nicht los, einen eklatanten Fehler begangen zu haben. „Schlangennest", das Passwort gab den Zugang zum Gemeinschaftsraum der Slytherins frei. Doch Blaise ging direkt auf ein Porträt mit einem Jongleur zu. „Sternschnuppenregen", der Jongleur hielt inne, grinste Blaise an und öffnete dann die Geheimtür. Hatten alle Syltherinschlafzimmer einen so speziellen Schutz, fragte sich Hermione. Doch bevor sie eine Antwort erhalten konnte, hörte sie, wie Blaise in den Raum flötete.
„Wo ist denn mein kleines Drachenbaby!" Mit einem Zauberstabschlenker von Blaise entflammten an allen Wänden mehrere Fackeln.
„Bleib mir bloß weg mit deiner aufgesetzten Pseudo-Guten-Laune. Das ertrag ich heute wirklich nicht mehr", kam es grummelnd aus einem der beiden Betten.
„Och... und dabei habe ich dir sogar noch Besuch mitgebracht", ein Auge lugte aus einem Berg Decken hervor. Dann drang ein Stöhnen aus den Tiefen der Laken.
„Oh unser Romeo hat heute wohl seinen schlechten Tag", meinte Blaise mit einem messerscharfen Grinsen. Hermione wusste mit der Szene einfach nichts anzufangen. Natürlich hatte Draco einen schlechten Tag und sie hatte das dumpfe Gefühl, dass er noch viel schlechter werden würde.
„Soll ich dir ein bisschen von ihm erzählen?" Hermione hätte wirklich nichts dagegen gehabt, Geschichten von Blaise zu hören, aber Draco schien es da anders zu gehen. Im Nu saß er aufrecht im Bett. „Blaise?", fragte er böse. Doch sein Freund ging gar nicht darauf ein. „Schon als wir in unserem ersten Jahr im Zug nach Hogwarts fuhren, hat eine Hexe seine Aufmerksamkeit erregt. Er war geradezu bezaubert von ihr, nicht wahr Draco?"
„Blaise, das geht sie nichts an, das geht niemanden was an! Und schon gar keine Gryffindor!"
„Ach Dracylein, tut es das nicht?", die honigsüße Stimme von Blaise passte überhaupt nicht zu seinem Verhalten. „Anfangs dachten wir, das wäre schon am nächsten Tag vorbei gewesen. Wie wir uns geirrt haben. Aber Draco war ja auch alles andere als subtil in seiner Vorgehensweise. Was hast du noch alles getan, um sie im Laufe der Jahre zu beeindrucken? Hmm Draco? Ich erinnere mich, da war dieser eine Fluch, den du gelernt hast und mit dem du eigentlich diejenigen verfluchen wolltest, die sich über sie lustig machen. Der ist ja mal komplett daneben gegangen. Ach ja und deine Komplimente...", bei diesen Worten zwinkerte Blaise Hermione zu, „... du musst wissen, er hat irgendwann versucht ihre Aufmerksamkeit mit Beleidigungen zu erreichen. Ein bisschen wie 'es gibt keine schlechte Publicity', nicht wahr Draco?"
„Blaise, ich bring dich um! Das geht niemanden was an! Du machst mich zum Gespött der Schule!" Doch den riesigen Slytherin brachten diese Worte nur zum Lachen. „Aber ihre Aufmerksamkeit hast du doch dadurch gekriegt, nicht wahr Dracylein? Ach und da ist dann auch noch dieser grandiose Beschützerinstinkt, den er hat", fuhr Blaise fort. „Aber man muss ihm zugestehen, dass er sie bis zuletzt vor allen Gefahren irgendwie retten konnte. Irgendwie nicht wahr Draco?"
Von besagtem Jungen kam nur noch ein lautes Fauchen.
Blaise näherte sich Draco, Schritt für Schritt. Warum reizte er ihn so sehr? Und warum musste Blaise so weit gehen, Dracos intimste Geheimnisse vor ihr offen zu legen? Ihre Haut begann zu kribbeln.
„Meistens dadurch, dass er sie auf die Gefahren explizit hinwies! Gerade dieser Beschützerinstinkt hat mir die Wahrheit irgendwann verraten."
„Verdammt Blaise, was hab ich dir getan, dass du versuchst, mich hier zum Gespött zu machen?"
Hermione starrte von einem zum anderen und zurück. Die Gänsehaut, die sich bei ihr eingestellt hatte, wollte nicht weichen. Sollte sie Draco warnen oder würde das die Situation noch verschlimmern?
„Dazu komme ich gleich", ging Blaise auf die Frage ein. „Als du schließlich mit Hermione hier ausgegangen bist, dachte ich, das ganze Affentheater hat endlich ein Ende." Er war nun gefährlich nahe an Draco heran. „Und da treffe ich Hermione zufällig und will sie zu dir bringen. Weißt du, was dann geschehen ist?"
Draco schluckte. „Was?", brachte nun er aus trockener Kehle heraus. Die Anspannung war nun greifbar.
„Wir haben Duffy getroffen. Und stell dir vor, was passiert ist. Hermione hat meiner Verlobten erzählt, dass du wahnsinnig in sie verliebt bist!" Für einen Augenblick geschah gar nichts.
Dann brach die Hölle los. Gleichzeitig warf sich Blaise auf das Bett, während Draco davon mit einem Kreischen flüchtete. Hermione griff nach ihrem Zauberstab. Wenn Blaise Draco etwas antun würde, musste sie dazwischengehen.
Die Verfolgungsjagd in dem Raum war schnell beendet. Blaise hielt den zappelnden Draco tatsächlich mit einer Hand in der Luft fest, während Hermione ihren Zauberstab drohend auf ihn gerichtet hielt.
„Es ist mir egal wie, aber du klärst das jetzt... und wenn du noch einmal meine Duffy, in deine komischen Spielchen mit reinziehst, schwöre ich dir, bring ich dich um." Mit diesen Worten ließ Blaise, ganz ohne Zauber, Draco einfach zu Boden fallen und stürmte aus dem Raum.
„Dreimalverfluchte Drachenscheiße", fluchte Draco vor sich hin. Sie ging vorsichtig auf ihn zu.
Er würde sie nicht beleidigen, wie das letzte Mal. „Ist...", sie nahm all ihren Mut zusammen, „ist alles in Ordnung?"
Draco starrte sie aus weit aufgerissenen Augen an. Er hatte ganz offensichtlich für einen Moment ihre Anwesenheit vollkommen vergessen. Dann sprang er auf und rannte zum Porträt.
„Aufmachen", schrie er. Doch statt sich zu öffnen, erschien nur der Jongleur.
„Wie ist das Passwort?", fragte das Bild in einer nasalen Stimme, während es vier Teetassen jonglierte. „Sternschnuppenschauer." - „Das war das alte Passwort, wie ist das neue Passwort?"
Draco starrte fassungslos auf das Bild. Dann kam es aus dem Hintergrund: „Archie, weißt du, wo das gute Teeservice ist?" Vor lauter Schreck fielen dem Jongleur alle Tassen mit lautem Klirren herunter. Er sah sich um und verschwand eiligst aus dem Rahmen. Draco blieb nichts anderes übrig, als die Hintergrundlandschaft anzustarren.
„Draco?", fragte Hermione noch einmal. Schließlich drehte sich Draco zu ihr um. Sie konnte sehen, dass er um Fassung rang. „Versprich mir, nichts von dem, was du eben gehört hast, irgendjemandem jemals zu erzählen, ok?", kam es gepresst von ihm. Sie nickte schweigend.
„Wer war das Mädchen?", fragte sie und konnte eine kleine Hoffnung nicht unterdrücken, dass zwischen ihnen alles gut werden würde.
„Eine Ravenclaw", antwortete Draco und sie spürte, wie ihr Herz zersplitterte, „Cho Chang."
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Und nehmt Draco nicht zu ernst ;D
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