1 Ein wirklich mieser Tag

Vorwort:
Die einzelnen Kapitel sind so geschrieben, dass sie, wenn man ein bisschen darüber nachdenkt, schon erraten könnte, was sie für eine Rolle in der Gesamtgeschichte spielen. Deshalb würde ich persönlich davon abraten, alles an einem Stück zu lesen.

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Es war ihr letztes Jahr in Hogwarts und das erste in dem Voldemort keine Rolle mehr spielen sollte.

Dennoch hatte sie geglaubt, dieser eine Tag könne nicht mehr mieser werden, bis zu dem Satz: „Hermione, willst du meine Freundin werden?"

Aber vielleicht sollte man die Geschichte von Anfang an erzählen.

Begonnen hatte der bisher schrecklichste Tag ihres Lebens seit dem Krieg damit, dass ihr bester Freund Harry, der Einzige außer ihr, der zu den Schlafzimmern der Schulsprecher Zugang hatte, ihren Weckzauber manipuliert hatte. Statt wie gewohnt um sechs, war dieser erst gegen halb acht losgegangen. Harry hatte es damit begründet, dass er einmal ausschlafen wollte, sie hatte ihm an den Kopf geworfen, dass er nur früher ins Bett gehen müsse, anstatt mit Ginny während der Nachtruhezeit „sonstwas" zu treiben. So waren sie verblieben. Seither hatten sie kein Wort mehr gewechselt.

Sie hatte sich ihr letztes Jahr in Hogwarts wirklich anders vorgestellt.
Leider blieb ihr deshalb keine Zeit zum Frühstücken. Auch am Abend zuvor hatte sie nur wenig gegessen, wegen der Diät, die sie gerade machte. Die Folge war, dass sie mehr als nur etwas grummelig dem neuen Tag gegenüberstand.

Weiterhin trug es nicht dazu bei, ihre Laune zu verbessern, dass sie den Grund für ihre Diät vor dem ersten Klassenzimmer, das sie betreten musste, knutschend mit Ron vorfand.

Sie schoss den beiden einen bösen Blick zu, doch alles, was sie damit erreichte, war, dass sich ein Arm von Susan Bones enger um Ron schloss und der Kuss sich offensichtlich intensivierte.

Alles, was sie tun konnte, war ihr Kinn in die Luft zu recken und wegzusehen. Ihr Blick fiel dabei auf zwei Slytherins, die ihre Köpfe zusammen steckten und ihren Gesichtern nach zu urteilen etwas ausheckten. Malfoy und Zabini...

Wie diese beiden es hatten wagen können, nach dem Krieg erneut die Schule zu besuchen, war ihr nicht klar. Aber dass sie etwas planten und dies sicherlich keine positiven Konsequenzen für sie haben würde, war so sicher wie das X in Hexe.

Dann begann Slughorns Unterricht. Es war ein neuer, sehr schwerer Trank namens Morphmagus, den sie brauen sollten. Fertiggestellt konnte man sich mithilfe des Trankes in jedes beliebige Tier verwandeln, doch gelang er nur in den wenigsten Fällen. Nach Zugabe des Spinnenhaares sollte er eine dunkle lila Farbe bekommen. Ihr Trank war allerdings mehr pink als lila. Ein Blick zu Malfoy verriet ihr, dass der Trank von ihm und Zabini eher dunkelblau war. Sie musste grinsen, als sie Zabini hektisch den Kessel erhitzen sah, während Malfoy wild auf ihn einredete. Die zwei waren scheinbar dabei, das dritte Stadium des Trankes zu beginnen, in dem er wieder erhitzt wurde und beide, laut Slughorn, zusammenarbeiten mussten.

Der Rest der Elixiere war eher von einer Art „kack-braun" statt Lila, außer einem.

Sie starrte auf den Trank von Harry und Ron, der in einem perfekten Lila erstrahlte und aus dem sich bereits kleine Tröpfchen hellblauen Sprudels lösten. Unter dem Vorwand, sie würde ein paar Zutaten holen gehen, schlenderte sie unauffällig an Harrys Tisch vorbei. Dabei fiel ihr das Buch auf, das dort aufgeschlagen lag und in das jemand ganz offensichtlich Notizen gemacht hatte. Wie barbarisch! 

Sie zog es zu sich heran und starrte fassungslos auf die kleine zierliche Handschrift. Plötzlich wurde das Buch direkt vor ihr zugeschlagen. Sie blickte auf und sah in Harrys strahlend grüne Augen, die sie hinter seiner Brille scharf musterten.

„Das ist nicht dein ernst?", sie konnte es nicht glauben. Nicht nur, dass er tatsächlich das Zaubertrankbuch des letzten Schuljahres von Snape gefunden hatte, nein, auch dass er immer noch das darin Geschriebene verwendete.

„Kümmer dich um deine eigenen Sachen", entgegnete er ihr, mit einer Kälte, die seit ihrem ersten Jahr nicht mehr zwischen ihnen geherrscht hatte.

„Lass uns in Ruhe und kümmere dich um deinen eigenen Trank", schnauzte sie nun auch noch Ron an.

Hinter ihr erklang ein Schrei. Sie drehte sich panisch um und sah ihre Tränkepartnerin Sue, die ohne sie zu konsultieren die Temperatur des Trankes erhöht hatte, dessen Farbe sich zu einem ungesunden Orange verfärbte. Sie versuchte, rechtzeitig zurückzukommen, doch schaffte sie es nicht. Stattdessen explodierte der Inhalt des Kessels und der Trank spritzte durch das ganze Klassenzimmer.

Unisono stöhnten die anderen Schüler auf. Nicht nur weil sie mit dem Trank bespritzt worden waren. Alle Kesselinhalte hatten etwas von dem ihren abbekommen und waren übergekocht.

Slughorn stapfte keuchend auf sie zu und baute sich vor Hermione und ihrer Tränkepartnerin Sue auf.

„Wie konnte das passieren?", wollte er etwas unwirsch wissen. „Sie beide wissen, dass sie alle Arbeit ihrer Klassenkameraden korrumpiert haben?"

Hermione versuchte, sich eine Ausrede einfallen zu lassen, aber Sue kam ihr zuvor.

„Wir haben gerade Stadium zwei verlassen und sind in Stadium drei gekommen, als Hermione vorne noch Pustelpuder holen wollte", Hermione warf ihr einen bösen Blick zu. Es stimmte, dass sie das zweite Stadium abgeschlossen hatten, aber das dritte begann erst mit dem Erhitzen des Trankes. Und das hatte Sue in Eigenregie gestartet.

„Soso", meinte Slughorn daraufhin und sah Hermione direkt an. Sie schluckte, brachte es aber nicht über sich, ihm die Wahrheit zu sagen. Sie würde Sue nicht verpetzen, das war nicht ihre Art.

„Ich habe Ihnen doch gesagt, dass sie in der dritten Stufe unbedingt beide bei dem Trank bleiben sollen!" Hermione biss sich auf die Lippen, während sie so getadelt wurde. „Gerade von Ihnen Miss Granger hätte ich mehr Verantwortungsbewusstsein erwartet." Es war wie eine rhetorische Ohrfeige für sie. Sie schluckte.

„Zehn Punkte Abzug für Gryffindor und bringen Sie dieses Klassenzimmer wieder in Ordnung, wenn Sie Ihre Note behalten wollen. Wir werden den Trank nächste Stunde wiederholen und dann sollten sie alle sich mehr an das Rezept halten. Miss Granger hat uns ja am lebenden Beispiel gezeigt, was passiert, wenn man sich nicht an die Anweisungen hält", erklärte Slughorn kälter, als sie es von ihm gewohnt war, wandte sich ab und verließ das Labor.

„Danke Hermione", zischte Ron ihr entgegen. Harry schüttelte nur den Kopf und packte sein Buch weg. Auch von Anderen kam ein boshaftes „Danke Hermione", dabei hätten die Meisten für eine zweite Chance dankbar sein sollen.

Eigentlich war neben Harrys, nur Malfoy und Zabinis Trank, vor dem Unfall noch irgendwie annehmbar gewesen. Aber jetzt war es wie bei allen Anderen auch, eine braune Brühe. Interessanterweise hielten die beiden sich mit Beschimpfungen auffällig zurück. Sie heckten ganz bestimmt etwas aus. Hermione musste dringend mit Harry und Ron darüber reden, wenn die Gemüter erst einmal abgekühlt waren.

Als alle anderen das Klassenzimmer verlassen hatten, begann sie mit dem Säubern. Selbst mit Zauberstab war es eine langwierige und unangenehme Arbeit, denn durch die vielen übergekochten Tränke, waren die stinkenden Flüssigkeiten in jede Ritze des alten Holzes gedrungen, aus denen nun ein beißender Gestank entwich. Doch sie führte ihre Arbeit ruhig und stetig aus.

Die Zeit des Mittagessens ging vorüber und sie spürte, wie sich ihr Magen zusammenkrampfte, als sie daran dachte, wieder eine Mahlzeit auslassen zu müssen.

Aber auch das brachte sie ihrem Ziel ein Stückchen näher. Es würde sicher dazu führen, dass sie ein paar Pfund abnahm. Würde Ron sie ja wieder ansehen, wenn sie so dünn wäre wie Susan? Immer positiv denken.

Sie atmete erschöpft aus, als sie endlich fertig war. Die Glocke verkündete ihr, dass die Mittagszeit vorüber war, aber immerhin würde sie nicht zu spät zum nächsten Unterricht kommen. Schnell packte sie ihre Bücher zusammen und verließ das Klassenzimmer, nur, um in einen anderen Schüler zu laufen.

Sie sah hoch und griff automatisch nach ihrem Zauberstab. Malfoy...

Er musste die ganze Zeit auf sie gewartet haben! Ihre Finger krampften sich um das magische Holz. Eines stand fest, sie würde noch vor Harry und Ron erfahren, was die Slytherins geplant hatten.

„Hey, immer ruhig, ich bin unbewaffnet", versuchte er sie zu beschwichtigen und zeigte ihr dabei seine leeren Handflächen, „ich will nur reden okay?"

Hermione starrte ihn an, ihr Misstrauen  immer noch augenscheinlich in ihrem Gesicht abzulesen.

Aber statt nach seinem Zauberstab zu greifen, griff Malfoy mit einer Hand verlegen in seine Haare. Sie beobachtete jede Bewegung von ihm.

Schließlich rückte er heraus mit der Sprache. „Hermione, willst du meine Freundin werden?"

Hermione sackte die Kinnlade herunter. Es brauchte viel, um ihr die Sprache zu verschlagen, aber Malfoy hatte es mit diesem Satz definitiv geschafft.


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Hiho :)

Hörbuchversion wird angefügt, sobald sie veröffentlicht ist.
Viele Grüße

Flämmle

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