21~
Vanessas sicht:
Auf einmal ist es ganz ruhig in der Küche. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können.
,,Vanessa?", hakt Ben nach.
,,Nein.", sage ich unsicher.
,,Gut.", antwortet Luke und die anderen nicken auch.
Zum Glück kennen die Feuerherzen mich noch nicht so gut, dass sie sehen, wann ich Lüge und wann nicht.
Im Moment weiß ich echt nicht mehr, wo ich richtig bin. Sind die Kerle, oder die Feuerherzen die richtige Mannschaft für mich?
Wo fühle ich mich sicherer?
Ich habe Angst, dass die Kerle mich nochmal im Stich lassen. Aber habe ich das nicht getan? Ich bin gegangen. Ich habe sie zurückgelassen.
Also bin ich doch Schuld. Ich bin schuld daran dass Markus lustlos ist, Leon die ganze Zeit schlecht drauf ist und allgemein die ganze Mannschaft schlechter geworden ist.
Das alles ist meine Schuld!
,,Könnt ihr bitte gehen?", Wende ich mich an meine Gäste.
,,Wer?", fragt Leon.
,,Alle!",antworte ich mit fester Stimme.
,,Alle außer Klette.", füge ich noch hinzu.
,,Und wieso darf sie bleiben?", hakt Nico nach.
,,Weil ich jemanden zum Reden brauche! Mädchensache.", erkläre ich und scheuche die Jungs aus meinem Haus.
,,Was ist den los?", fragt Klette vorsichtig.
Mittlerweile sitzen wir beide nebeneinander auf meinem Bett, an die Wand gelehnt und haben bisher kein Wort miteinander geredet.
,,Ich bekomme mein Leben zur Zeit einfach nicht mehr auf die Reihe!", sage ich verzweifelt.
Als ich Klettes fragenden Blick sehe, seufze ich kurz auf und fange dann an zu erklären: ,,Also, als ich euch vor ein paar Wochen verlassen habe, habe ich mit mir selbst gekämpft. Ich wollte nicht weg, aber ich musste. Ich hatte und habe immer noch Angst, dass die Jungs mich wieder so anschreien und das hat mich total fertig gemacht. Ich gebe zu, ich habe Angst vor etwas. Ich habe in gewisser Weise Angst vor den Jungs. Aber irgendwas zieht mich zu euch. Ich weiß nicht, was es ist, aber ich will wieder zurück. Ich fühle mich hier allerdings auch wohl. Ich habe mich hier eingelebt, habe Freude gefunden und eine neue Fußballmannschaft, welche ich nicht im Stich lassen will, wie euch. Ich will nicht zweimal den selben Fehler begehen. Ich habe Angst, dass die Feuerherzen dann nie wieder mit mir reden und das würde mich zerbrechen. Ich habe auch Angst davor, dass die Kerle, also die Jungs mich nicht mehr haben wollen. Und dann sind da noch Leon und Nico. Als Leon mich im Training umarmt hat, hatte ich so ein komisches Gefühl im Bauch. Das kann ich nicht beschreiben. Es ist ein unglaublich schönes Gefühl, andererseits nervt es auch manchmal. Und bei Nico fühle ich mich so geborgen, er ist wie ein großer Bruder für mich, den ich nie hatte. Ich will ihn nicht verlieren, aber auch euch will ich nicht verlieren. Ich hänge an beiden Mannschaften sehr. Ihr, also die Kerle, ihr seit sowas wie meine zweite Familie und die Feuerherzen sind wie Geschwister für mich. Mein Leben ist im Moment einfach nicht so leicht und dass die Jungs mich dann angeschrieen haben, war nur der Auslöser. Ich bin nicht wütend auf euch. Ich bin nur verletzt. Kannst du mich jetzt verstehen?"
Nachdem ich geendet habe, ist es erstmal still. Klette schaut mich an, wischt einmal mit ihrer Hand über meine Wange und umarmt mich dann ganz fest und lange.
Ich habe vor lauter erzählen gar nicht gemerkt, dass ich angefangen habe zu weinen.
,,Das ist echt krass. Ich wusste das nicht. Tut mir leid.", sagt Klette leise und nimmt mich wieder in den Arm.
,,Du kannst doch nichts dafür.", versuche ich zu sagen. Stattdessen kommt aber vor lauter weinen nur ein: ,,Du...nicht...für.", raus.
,,Vielleicht solltest du mal wegen Nico in deinem Stammbaum nachschauen. Ihr seht euch echt sehr ähnlich."
,,Bist du dir sicher Klette?"
,,Ja. Hast du einen hier? Ich helfe dir.", verspricht meine beste Freundin und ich nicke.
Nach ca. 10 Minuten habe ich dann den Stammbaum in meinem Kleiderschrank gefunden. Fragt bitte nicht, wie der da hin gekommen ist. Ich weiß es selbst nicht.
Ich verliere irgendwie ständig Dinge, die ich hinterher in meinem Kleiderschrank wiederfinde...
Naja, jetzt sitzen wir jedenfalls auf meinem Bett.
Ich habe den Stammbaum in der Hand.
,,Nico ist so alt wie du, also müsste er ja auch bei dir in der Reihe stehen.", stellt Klette fest.
,,Wenn er wirklich mit mir Verwandt ist.", füge ich hinzu und Klette nickt.
Dann beugen wir unsere Köpfe über den Stammbaum.
Und tatsächlich! Ganz oben, in der bis jetzt letzten Reihe, stehen ich und Nico zusammen! Direkt nebeneinander stehen unsere Namen!
Unsere Striche gehen beide von den selben Erwachsenen aus.
Wir sind Geschwister! Nico ist mein Bruder! MEIN BRUDER!
Ich ziehe mein Handy aus der Tasche und wähle Nicos Nummer.
,,Ja?", geht er gleich dran.
,,Nico ich muss dir was sagen, bitte komm so schnell wie nur möglich zu mir.", sage ich mit tränerstickter Stimme. Ich meine das ist doch normal. Meine Eltern haben mich 15 Jahre lang angelogen!
,,Vanessa? Was ist passiert? Weinst du?"
,,Komm einfach zu mir. Sofort!"
,,Bin gleich da!"
Dann lege ich auf.
Wie versprochen klingelt es 5 Minuten später an der Tür und keine Minute später steht Nico auch schon in meinem Zimmer.
,,Vanessa! Was ist los?", fragt er fürsorglich und kommt auf mich zu.
,,Das ist los!", versuche ich gar nicht erst zu erklären, sondern drücke ihm den Stammbaum in die Hand.
,,Was soll ich damit?", fragt er irritiert.
,,Lesen!"
,,Ist ja gut, komm mal runter!"
,,Ich soll runter kommen? Wahrscheinlich bist du gleich genauso wütend wie ich auf unsere Eltern!", schreie ich ihn an.
,,Unsere Eltern?"
Jetzt wirkt er noch verwirrter.
,,Tschuldigung. Lies einfach, bitte.", kam es noch leise von mir.
Schnell überflog er den Stammbaum und stockte, als er ganz oben ankam.
,,Was soll das bedeuten?", frag er immer noch verwirrt.
,,Nico, ich schätze wir sind Geschwister."
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Das nächste Kapitel ist fertig und jetzt online!
Yay!😍
Wie findet ihr es?
Meinungen, Verbesserungen und Ideen für den weiteren Verlauf des Buches gerne - wie immer - in die Komentare.
Danke❤
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