Die Weihnachtsüberraschung

Willkommen zum heutigen Adventskalender-Türchen! Frohes Lesevergnügen!

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,,Guuute Naaacht, Stellaaaa! Morgen ist endlich Weihnachten!", rief mein kleiner Bruder aufgeregt als er an meinem Zimmer vorbeihüpfte. Meine Mutter folgte ihm amüsiert in sein Zimmer, um ihm wie versprochen vor dem Zubettgehen noch eine Gutenachtgeschichte vorzulesen.

,,Schlaf gut, Snow. Je schneller du einschläfst, desto schneller ist es soweit", antwortete ich schmunzelnd. Ich kannte meinen Bruder nur zu gut: vor Vorfreude fiel es ihm immer besonders schwer am Vorweihnachtsabend einzuschlafen. Ganz im Gegensatz zu unserer Schwester Susie und Hündin Poppy, beide Frühschläfer und auch heute schon längst im Traumland.

Ich schloss meine Zimmertür hinter mir und lief zu meinem Fenster. Ich schob die Gardine zur Seite und blickte auf die durch Straßenlaternen beleuchtete Straße hinaus. Es war noch kein Schnee gefallen, aber ich hoffte auf eine weiße Weihnacht.

Auch ich freute mich sehr auf das gemütliche Beisammensein morgen: Jedes Jahr an Weihnachten musizierten wir, schmückten den Tannenbaum und genossen ein leckeres Abendessen vor der magischen Bescherung.

Doch dieses Jahr war es mir im Trubel der Vorweihnachtszeit schwer gefallen mir für meine Familie eine besondere Weihnachtsüberraschung einfallen zu lassen. So waren die Adventstage verstrichen, meine letzten Prüfungen des Jahres absolviert, und schließlich der Vorweihnachtsabend herangerückt.

Nun stand ich mit mulmigem Gefühl und leeren Händen da und zerbrach mir den Kopf, was ich tun könnte. Ich seufzte leise, schloss die Augen und flüsterte meinen einzigen Weihnachtswunsch in die Welt hinaus:

,,Ich wünsche mir, dass ich heute Nacht eine Weihnachtsüberraschung für meine Familie finde."

Ich stellte mir mit geschlossenen Augen den schönen Moment vor, an dem wir gemeinsam morgen unter dem Weihnachtsbaum auf dem großen, orangenen Teppich saßen und die Überraschungen genossen, die wir uns gegenseitig bescherten.

Ich öffnete die Augen wieder. In diesem Moment sah ich eine Katze an meinem Fenster die spärlich beleuchtete Straße lautlos entlangspazieren. An sich nichts besonderes, wenn das nicht die Katzenstatue aus der Nebenstraße gewesen wäre...

Ich rieb mir ungläubig die Augen, aber da lief tatsächlich die bronzene Katze, die ich täglich beim Gassigehen sah und schon oft bewundert hatte. Neben der Statue standen eine Bank und eine Infotafel.

Lucy, so hieß die Katze, war in meinem Straßenviertel sehr bekannt und beliebt gewesen: oft war sie bei der Bäckerei anzutreffen, wo die Bäckersfrau ihr immer eine Schale Milch herausgestellt hatte.

Sie war sehr neugierig gewesen und hatte oftmals Bürger des Stadtviertels zur Bank oder ins Café begleitet. Leider war sie vergangenes Jahr verstorben und ihr zu Ehren hatte man diese kleine Skulptur errichtet.

Wenn ich von der Uni zurückkam und über das Wochenende meine Eltern besuchte, ging ich oft mit Poppy Gassi. Bei der Statue rasteten wir immer kurz, weil Poppy diese gerne neugierig beschnupperte.

Ich riss mich aus meiner ungläubigen Starre, öffnete das Fenster und kletterte schnell hinaus auf den äußeren Fenstersims, um ganz sicher zu gehen.

Ich rief flüsternd: „Lucy", und tatsächlich blieb die Katze stehen und drehte sich um. Mich schauten kluge, verspielte Augen an. „Stella", schnurrt sie zurück.

Ich machte einen erschrockenen Satz nach hinten. „D-d-du k-kannst sprechen? U-und w-weißt meinen N-namen?", fragte ich völlig perplex.

„Du ja auch", meinte sie nur verschmitzt und blieb in kurzer Entfernung zu mir sitzen.

„Wie kann das sein?", fragte ich, nun mit etwas gefassterer Stimme.

„Ich kenne dich und deine Familie. Mit eurem Hund lauft ihr immer an mir vorbei", meinte sie.

Sie ergänzte: „Und hast du dir nicht soeben etwas zu Weihnachten gewünscht? Ich würde sagen, dein Wunsch geht gerade in Erfüllung. Voilà - stets zu Diensten, meine Liebe. Lass uns gemeinsam Weihnachtsgeschenke für deine Familie finden."

Ich nickte nur verblüfft.

„Aber sei gewarnt. Der magische Weihnachtswunsch ist immer ein zweischneidiges Schwert. Dein Wunsch hat mich aus der Starre geweckt, aber nicht nur mich, sondern auch alle anderen Statuen der Stadt. Und nicht alle sind so hilfsbereite, nette Zeitgenossen wie ich", meinte Lucy maunzend.

Ich nickte erneut, erschauderte kurz und versuchte mir hektisch in Erinnerung zu rufen, welche Statuen die Straßen und Plätze dieser Stadt säumten.

Meine Stadt war bekannt für ihre zahlreichen Statuen - erst vergangenes Jahr wurden drei neue Statuen von berühmten Frauen, die in dieser Stadt gewirkt hatten, zum Stadtbild hinzugefügt. Aber auch unheimliche Statuen hatte ich schon angetroffen.

War da nicht zwei Haltestellen weiter die gesichtslose Statue mit den Schlangen als Haare?

Ich schüttelte den Kopf und verbannte diese Gedanken aus meinem Kopf. Vielleicht würde ich ihnen nicht über den Weg laufen.

„Hast du eine Idee wo wir anfangen könnten?", fragte ich die Katze.

Sie schwieg ein bisschen, dann meinte sie: „Erst letztens lief dein kleiner Bruder mit Schulfreunden an mir vorbei. Ich hörte sie über ein neues Astronauten-Set reden, das er gerne hätte. Wir sollten zum Spielzeugladen gehen und uns dort umsehen."

„Aber es ist mitten in der Nacht. Der Laden hat doch bestimmt schon zu", meinte ich niedergeschlagen.

„Das ist doch für uns kein Problem. Ich kenne einen versteckten Eingang, weil ich dort gerne Mäuse fange und der Ladenbesitzer mir dort immer ein Schälchen Milch hingestellt hat", meinte Lucy nur und lief los.

„Warte kurz, lass mich schnell meinen Mantel und meine Tasche mit meinem Geldbeutel holen... und meine Stiefel.", sagte ich hastig, und kletterte zurück in mein Zimmer. Kurze Zeit später liefen wir los.

Schon von weitem konnte ich sehen, dass der Spielzeugladen nicht ruhig und verlassen am Ende der Straße stand, sondern, dass ganz schön was los war.

Ich sah einen kleinen Statue-Jungen durch die Scheibe ins Innere des weihnachtlich dekorierten Ladens schauen. Er war völlig unbeeindruckt von der steinernen Flötenspielerin, die versuchte, mit einer schönen Weihnachtsmelodie seine Aufmerksamkeit zu ergattern. Entrüstet gab sie auf und machte sich auf den Weg, um dankbareres Publikum zu finden.

Als wir fast am Laden angekommen waren, sprang plötzlich eine Statue mit Schwert aus der Böschung. Ich schrie auf und wich aus.

„Ich lasse nicht zu, dass Sie diesen ahnungslosen Jungen von hinten angreifen!", rief der Statuemann voller Überzeugung.

Lucy rettete sich flink in die Böschung, aber ich konnte mich nicht so leicht verstecken.

„Herr Schwertmann, ich tue dem Jungen doch nichts", beeilte ich mich schnell zu sagen. „Ich suche doch nur im selben Laden ein Weihnachtsgeschenk für meinen kleinen Bruder."

Der Schwertmann beäugte mich skeptisch. Dann schob er das Schwert wieder zurück in die Schwertscheide.

„Entschuldigen Sie, werte Dame, mir wurde eingetrichtert skeptisch zu sein und überall Gefahren zu antizipieren. Da war ich wohl etwas voreilig."

Ich lächelte nun zögerlich.

„Keine Ursache, es ist ja nichts passiert. Wie heißen Sie denn?", fragte ich vorsichtig, da meine Neugierde Oberhand gewann.

„Mein Name ist Roland, Gnädigste. Meine Aufgabe ist es, die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt zu verteidigen", erwiderte dieser voller respektablem Stolz.

„Es freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen. Kennen Sie sich zufällig mit Spielzeug aus?"

„Oh, da bin ich etwas überfragt, Gnädigste. Aber hatten Sie bis eben nicht auch noch eine Begleitung?"

Roland hatte Recht. Ich sah mich um, aber Lucy war weit und breit nicht zu sehen. Dafür kam aber der kleine Junge vom Schaufenster auf mich zu.

„Aber ich kenne mich mit Spielzeug aus!", rief dieser enthusiastisch. „Wenn du mich mit reinnimmst, dann helfe ich dir!"

So machten wir uns zu Dritt auf die Suche nach dem Hintereingang. Wenige Zeit später hatten wir ihn gefunden, und Roland half mit seinem Schwert, uns Zugang zu dem Laden zu verschaffen.

Im Laden angekommen, jauchzte der kleine Junge vor Freude und lugte in die verschiedenen Regale hinein.

„Schau mal, das ist toll! Ich habe das vorhin auch schon im Schaufenster gesehen!" rief der Junge und kam mit einer Schachtel aus einem der Regale hervor. Er hielt das Astronauten-Set in der Hand.

„Das ist perfekt, danke dir!" Ich nahm die Box entgegen, sah jedoch sein niedergeschlagenes Gesicht.

„Hol doch schnell noch ein zweites Set. Ich schenke es dir als kleines Dankeschön und Weihnachtsgeschenk!"

Sofort war die gute Laune wieder da und der Junge rannte blitzschnell hin und zurück. In der Zwischenzeit legte ich die Scheine und etwas Trinkgeld auf die Kasse.

Ich war mir sicher, dass auch Poppy sich über das Astronauten-Set freuen würde - denn Snow würde mit seiner Rakete sicher durch die Flure rennen und Poppy neugierig direkt hinterherlaufen und mitspielen.

Ich schaute mich nach Roland um und sah, dass auch er verschwunden war. Ich konnte mir denken, dass ihn vermutlich ein anderer Notfall aus dem Laden gelockt hatte.

Gemeinsam mit dem Jungen verließ ich den Laden. Er bedankte sich, und rannte davon, um das Set direkt auszupacken und auszuprobieren. Ich atmete tief die kühle Nachtluft ein. Dann schaute ich mich ein bisschen ratlos um. Wie sollte es weitergehen?

Da sah ich Licht aus dem Nachbarladen kommen. Es war der kleine Buchladen mit anliegendem Café, in dem ich als Kind immer gerne gestöbert hatte.

Ich blieb vor dem Laden stehen und bewunderte die Schneemann-Lichterkette, die über dem Eingang hing. Als ich durch das Ladenfenster schaute, sah ich eine weitere lebendige Statue.

Es war eine junge Dame, die auf einem der gemütlichen Sessel saß und in einem Buch blätterte. Ich versuchte, die Ladentür zu öffnen. Das gelang, und die Eingangsglocke bimmelte.

Die junge Dame schaute von ihrem Buch auf. Ich erkannte sie sofort! Es war eine der drei neuen Statuen, die die Bürgermeisterin erst kürzlich eingeweiht hatte.

„Sind Sie Annette von Droste-Hülshoff?", fragte ich schüchtern.

Die junge Dame lächelte und sagte: „Ja, das bin ich. Und wer sind Sie?"

„Mein Name ist Stella. Ich habe Ihre Gedichte im Literaturunterricht gelesen und sie haben mir sehr gut gefallen", sagte ich schüchtern.

Ihre Augen wurden groß. „Das freut mich aber sehr. Nenne mich doch gerne Anne. Was verschlägt Dich in diese Stube?"

„Ich möchte meine ältere Schwester überraschen mit einem schönen Geschenk. Ich bin jedoch noch auf der Suche."

„Vielleicht kann ich weiterhelfen. Ich habe ebenfalls eine ältere Schwester, Jenny, und wir schätzen einander sehr. Liest Deine Schwester gerne?", fragte sie mit investigativer Stimme.

„Ja, sehr gerne. Sie hat zwei Regale voller Bücher in ihrem Zimmer stehen."

„Hat sie eine Lieblingskategorie?", fragte die Dichterin weiter.

„Sie liest alles, was ihr in die Hände fällt. Aber ich denke, sie mag Gedichte besonders gerne", sagte ich nach kurzem Nachdenken.

„Wenn Du magst, können wir ihr ein ganz besonderes und persönliches Geschenk machen...", setzte Statue-Annette an.

„Ja, bitte, unbedingt!", unterbrach ich sie enthusiastisch.

Sie lächelte nur. „Was hältst Du davon, wenn Du ihr ein Gedicht schreibst, und ich abschließend ebenfalls ein paar Worte hinzufüge?"

„Eine wundervolle Idee. Aber ich bin keine besonders gute Dichterin. Und Briefpapier haben wir auch keins", meinte ich verunsichert.

„Aber, meine Liebe. Schreibe über etwas das von Herzen kommt. Zum Beispiel, was Du an deiner Schwester besonders schätzt. Vielleicht mit einer winterlichen Komponente."

Ich nicke, während mir erste Ideen durch den Kopf gingen.

„Und was das Briefpapier angeht - ich habe wunderschönes Papier im hinteren Teil des Ladens gesehen, das bringe ich dir gerne."

Wenig später kam sie zurück mit filigranem Papier mit winterlichen Motiven. Ich war begeistert. Schnell schaute ich nach dem Preis, legte den entsprechenden Wert mit etwas Trinkgeld neben die Kasse.

Anschließend zog ich einen Kugelschreiber aus der Tasche, um zu schreiben.

„Was ist denn das für ein sonderbarer Stift?", fragte sie neugierig.

Ich zeigte und erklärte ihr, wie der Kuli funktionierte und sie war ganz begeistert. So brainstormten wir eine Weile zusammen und verfassten doch recht schnell die Zeilen. Am Schluss ergänzte sie vier Zeilen und wir beide unterschrieben.

Das würde mir Susie morgen niemals glauben, dachte ich nur schmunzelnd.

Diese Erfahrung fühlte sich gerade so an, als hätte man seinen Lieblingsstar getroffen. Einfach genial!

Ich bedankte mich noch einmal bei der Dichterin und verabschiedete mich. Ich überließ sie wieder ihrer Lektüre.

Draußen erwartete mich eine weitere Überraschung: Es schneite!

Ich konnte mich daran kaum sattsehen. Trotz der Kälte fühlte ich mich innerlich ganz warm. Was für eine abenteuerliche Nacht! Und schon zwei Weihnachtsüberraschungen hatte ich sicher in meiner Tasche verstaut. Jetzt fehlte nur noch etwas Schönes für meine Eltern.

Ich lief durch die geschmückten Straßen und bewunderte die Weihnachtsdekorationen in der Nachbarschaft. Besonders gefiel mir ein kleiner Garten, in dem das Lichterketten-Rentier Rudolf einen Schlitten mit Weihnachtsmann, Elfen und Geschenkesack zog.

Als ich um die Ecke ging, sah ich aus dem Augenwinkel eine bronzene Figur: Lucy!

Ich war erleichtert zu sehen, dass es ihr gut ging. Als ich näher kam, sah ich, dass sie vor der Bäckerei saß, bei der sie Stammgast gewesen war. Sie schaute wehmütig.

„Lucy, da bist du ja. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht", meinte ich zur Begrüßung.

„Tut mir Leid, dass ich dich im Stich gelassen habe."

„Ach Lucy, mache dir keinen Kopf. Es ist alles soweit gut gegangen. Aber vielleicht kannst du mir wieder weiterhelfen", sagte ich behutsam.

„Ich helfe gerne, wenn ich kann."

„Hast du eine Idee, womit ich meinen Eltern eine Freude machen könnte?"

„Schenke ihnen vielleicht etwas, das sie mit dir in Verbindung bringen. Oder etwas, wobei du immer an deine Eltern denken musst", meinte Lucy, während sie weiterhin wehmütig auf die Bäckerei schaute.

„Ist alles in Ordnung bei dir, Lucy?", fragte ich nun wieder besorgt.

„Ja. Ich vermisse nur die Zeit, als mir Selma von der Bäckerei immer eine Schale Milch vor die Tür gestellt hat. Als Statue sehe ich sie immer auf dem Weg zur Arbeit, aber kann ihr nicht folgen und niemand bringt mir Milch", sagte sie traurig.

Da hatte ich einen Einfall.

„Komm mit, Lucy. Das ändern wir jetzt. Weißt du, wie wir in den Laden kommen?"

„Selma hat einen Ersatzschlüssel hier irgendwo versteckt. Sie ist vergesslich und geht deshalb gerne auf Nummer sicher", meinte Lucy mit Gewissheit.

Ich ging auf die Bäckerei zu und suchte nach dem Ersatzschlüssel für die Eingangstür. Nach einigem Suchen fand ich ihn versteckt unter Steinen nahe der Eingangstür.

Wir betraten den Laden und da fand ich auch schon den Kühlschrank. Ich stellte Lucy eine mit kalter Milch gefüllte Schale auf den Boden. Sie stürzte sich mit leuchtenden Augen darauf und schleckte genüsslich.

„Ich denke, ich hab's! Ich backe meinen Eltern unsere Spezialplätzchen. Die haben wir jahrelang nicht mehr gemeinsam gebacken und gegessen, weil wir alle in der Vorweihnachtszeit so viel zu tun haben und an verschiedenen Orten sind."

„Das ist eine tolle Idee", meinte Lucy kurz, schleckte dabei aber direkt weiter an der Milch, die ich nachgegossen hatte.

„Mal sehen, ob alle Zutaten da sind."

Ich stöberte im Hinterraum der Bäckerei und fand alles, was ich brauchte. Ich machte mich gleich ans Werk.

Wenig später, schob ich die Plätzchen in den Backofen und bereitete den Guss und die Deko vor. Diese Bäckerei hatte wirklich alles, was das Herz begehrte. Eine richtige Weihnachtsbäckerei...! ,,Gibt's so manche Leckerei", begann ich zu summen.

Die Ladentür bimmelte und zwei mir unbekannte Statuen traten ein.

„Hier duftet es köstlich-zimtig! Wir würden gerne vier Plätzchen erwerben."

Ich lächelte unwillkürlich, weil meine Plätzchen wohl Kundschaft angelockt hatte.

„Tut mir Leid, diese Plätzchen sind ein Weihnachtsgeschenk für meine Eltern und nicht verkäuflich."

„Schade", meinten die Gäste.

Ich schaute auf meine Armbanduhr. Es war zwei Uhr morgens, also schon deutlich nach Mitternacht!

„Frohe Weihnachten!", rief ich voller Freude. „Wissen Sie was, geben Sie mir einen Moment. Dann hole ich die Plätzchen aus dem Backofen, verziere sie und schenke Ihnen zwei. Als Weihnachtsgeschenk."

Das setzte ich in die Tat um. Zufrieden verließen die beiden Statuen die Bäckerei. Ich ließ zwei Plätzchen als kleines Geschenk an die Bäckerei zurück, mit etwas Geld für die verwendeten Lebensmittel. Dann räumte ich auf.

Ich verpackte die verbleibenden zehn Plätzchen in zwei durchsichtigen, kleinen Geschenketütchen. Dann atmete ich tief durch und bewunderte das Ergebnis:

Ich hatte für meine ganze Familie Geschenke gefunden und dabei eine magische, abenteuerliche Nacht erlebt. Ich war besonderen Persönlichkeiten begegnet und war kreativ geworden. Mein Weihnachtswunsch hatte sich mehr als erfüllt: Diese Nacht war meine größte Weihnachtsüberraschung!

In dem Moment, in dem ich das dachte, verwandelte sich Lucy wieder zu einer Bronzestatue. Mitten in der Bäckerei stand sie nun, versteinert, gemeinsam mit ihrer geliebten Milchschale.

Ich rieb mir die Augen. Doch Lucy blieb versteinert. Da kam mir die Erkenntnis: Mein Weihnachtswunsch hatte sich soeben erfüllt, daher hatte auch die Magie ein Ende gefunden.

Wenn alle Statuen in der Stadt an dem Ort wieder versteinert wurden, an dem sie soeben zuletzt gewesen sind, dann erlebte die ganze Stadt morgen eine Weihnachtsüberraschung...

Mit diesem Gedanken im Kopf und einem Schmunzeln im Gesicht, schloss ich die Bäckerei hinter mir ab und lief nach Hause. Auch auf dem Rückweg fielen Schneeflocken und ließen eine weiße Weihnacht erahnen.

Ich hielt kurz inne und reckte mein Gesicht dem Himmel entgegen und genoss das Gefühl der Schneeflocken auf meinem Gesicht.

Dann ging ich zügigen Schrittes weiter und kletterte durch das Fenster zurück in mein Zimmer. Es war alles ruhig im Haus. Ich verstaute die Weihnachtsgeschenke sicher in meinem altbewährten Versteck und fiel erschöpft ins Bett. Mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht und voller Vorfreude auf den Weihnachtsabend schlief ich ein.

❆❆❆ Ende ❆❆❆

Vielen Dank, dass Du diese Adventsgeschichte zu Ende gelesen hast!

Auch wenn diese Geschichte frei erfunden ist, nimmt sie Bezug auf reale Statuen und Persönlichkeiten, etwa die Rolandstatue, die bürgerliche Freiheiten beschützt und oft an Märkten steht.

Annette von Droste-Hülshoff ist ebenfalls eine reale Dichterin, die eine Schwester namens Jenny hatte, der sie sehr nahe stand. Sie ist bekannt für das Gedicht ,,Der Knabe im Moor."

Die Statue mit den Schlangen sollte vage an Medusa erinnern, die andere zu Stein erstarren ließ, sobald man sie anblickte. Ganz im Gegenteil zum ,,zum Lebenerwachen" von Versteinertem in dieser Geschichte.

Beim Schreiben der Geschichte fragte ich mich, ob tatsächlich jemand eine Statue für eine geliebte, verstorbene Katze errichtet hatte - und stieß dabei auf die Geschichte von Chicco, dem Kater in Memmingen.

Es bleibt ganz Deiner Fantasie überlassen, ob Stella nun geträumt hat, nachdem sie die Augen zu Beginn kurz geschlossen hatte. Ein Abenteuer hat sie allemal erlebt und ihrer Familie viel zu Erzählen am Weihnachtsabend - die schönste Weihnachtsüberraschung aus meiner Sicht.

Ich freue mich auf Euer Feedback und wünsche Euch eine frohe Adventszeit und ein besinnliches Weihnachtsfest.

Eure norafelane (Nora F. E.)

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