Feuerwerk im Schnee

21, 20, 19 ...

Harry und Mykaela saßen in den mit Schafsfellen bedeckten Holzstühlen zwanzig Meter von der Hütte entfernt, wovon aus sie einen wunderschönen Ausblick über das Tal am Fuße des Hügels hatten.

18, 17, 16 ...

Mit je einer Tasse warmer Milch in der Hand warteten sie darauf, dass der lange dünne Zeiger auf Harry's Armbanduhr auf die Ziffer 12 hüpfte.

15, 14, 13 ...

Die Gedanken flogen automatisch zu all den schönen und nicht so schönen Erlebnissen des vergangenen Jahres.
Mykaela's erster Fischausflug zum Beispiel. Dieser endete damit, dass sich ihr Haken in Harry's Kehrseite verfing. Sein 'Da muss ich wohl meinen Arsch für hinhalten' brachte sie außerdem so sehr zum Lachen, dass er ihr die Angel aus der Hand nehmen musste, damit sie ihm den Haken nicht noch weiter in den Jeans-Stoff trieb.

12, 11, 10 ...

Er musste jedoch auch an die Besuche bei ihren Eltern denken, bei denen Harry jedesmal die Hoffnung in den Augen seiner Freundin sah, welche jedoch spätestens dann verblasste, wenn ihre Mutter panisch den Hilfeknopf betätigte. Es war schon zu oft vorgekommen, dass ihre Eltern davon ausgegangen waren, dass die beiden Einbrecher waren.

9, 8, 7 ...

Inmitten all dieser Erinnerungen stand jedoch Mykaela und die unendliche Liebe, die er für diese Frau empfand.
Selbst wenn ihr Kennenlernen durch einen weniger schönen Umstand geschehen war, so war er dennoch dankbar für diesen Schicksalsschlag und ihre komplette Genesung danach.

6, 5, 4 ...

„Kommen Sie Herr Doktor", vernahm Harry Mykaela's Stimme, ehe er die ihm entgegengestreckte Hand sah.

Er ergriff sie und wurde von der Blonden mit der pinken Mütze aus dem Stuhl gezogen.
Gemeinsam machten sie noch ein paar wenige Schritte nach vorne, damit sie noch mehr vom Tal und somit auch vom Feuerwerk, das in wenigen Sekunden losgehen würde, sehen konnten.

3, 2, 1 ...

„Frohes neues Jahr, mein Engel", rief Harry Mykaela über die nun non-stop abgelassenen Feuerwerke zu, zog sie zu sich und ließ sie auf den Zehenspitzen den halben Weg zu sich kommen, ehe er seine Lippen auf ihre legte.

Alles um ihn herum verstummte und verblasste. Einzig der Engel in seinen Armen zählte in diesem Moment und er genoss ihre Nähe, Wärme und Liebe, die sie mit ihren süßen Lippen gerade deutlich ausdrückte.
Harry erschrack beinahe, als sie sich voneinander lösten und die lauten Raketen weiterhin über ihren Köpfen zerplatzten und dann in einem goldenen, silbernen und multifarbigen Regen zurück gen Erde rieselten.

Erleuchtet von den explodierenden bunten Feuerwerkskörpern sah der Dunkelhaarige seiner Freundin in die Augen und sah das Glitzern, das ihm verrieht, dass sie ihn genauso liebte, wie er sie.

Lächelnd holte sie Luft und nahm seine Hände in ihre: „Frohes neues Jahr, a Dheaidí."

Harry liebte es, wenn Mykaela ihre irischen Wurzeln beim Sprechen zum Vorschein brachte, denn er liebte, wie diese Sprache aus ihrem Mund klang. Dennoch machte ihn das Wort stutzig. Er kannte einige wenige Worte gut, aber sein Name, den er eigentlich erwartet hätte, war es nicht. Dieser hieß im irisch Gälischen nämlich Anraí. A Dheaidí kam ihm aber ebenfalls bekannt vor. Er hatte dieses Wort schon einmal gehört.
Seine Gedanken rasten wild durcheinander auf der Suche nach des Rätsels Lösung, während ihn seine Freundin nach wie vor anstrahlte und abwartend ansah.
Und just in dem Moment, in dem Mykaela ihm erklärte, was sie gemeint hatte, kam ihm die Bedeutung des Wortes in den Sinn und sein Herz setzte aus.

„Könntest du das bitte wiederholen?", bat Harry etwas atemlos und mit weit aufgerissenen Augen.

Tränen füllten die Augen seiner Freundin und mit einem breiten Lächeln erklärte sie ihm erneut, dass sie nächstes Jahr zu Dritt hier oben stehen würden, dass Harry Vater werden würde.
Vater. Daddy, a Dheaidí. A Dheaidí hieß Daddy. Er erinnerte sich, wie Mykaela ihren Vater jedes Mal mit diesem Wort ansprach, wenn sie ihre Eltern im Krankenhaus besuchten.

Eine besonders große und farbige Rakete explodierte mit lautem Getöse und löste somit Harry's Starre und ließ sein Herz wieder schlagen – wenngleich in einem verschnellerten Rhythmus
Ohne wirklich einen klaren Gedanken fassen zu können, sank er auf die Knie und legte seine großen Hände auf den dick eingepackten Bauch seines Engels.

Nichts auf dieser Welt hätte diesen Moment vollkommener machen können. Er stand mit seinem Engel auf einem schneebedeckten Hügel, während über ihnen das schönste Feuerwerk abging, und durfte erfahren, dass er dieses Jahr mit Mykaela und dem noch unbekannten Menschlein in ihr eine Familie gründen würde.
Sein Herz schwoll an und seine Augen füllten sich mit salzigen Freudentränen.
Sein Kopf ersetzte die Hände auf ihrem Bauch und er legte seine Arme um ihre Hüften.

„Auf ein schönes neues Jahr mit dem größten Abenteuer, das wir bis jetzt bestreiten durften", meinte Harry gerade so laut, dass Mykaela es über die Böller hinweg noch hören konnte.

Seine Freundin legte ihre Hände auf seinen Kopf, strich ihm durch die dichten braunen Locken und entgegnete: „Und ich würde dieses Abenteuer mit niemand Anderes angehen wollen als mit dir."

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HAPPY NEW YEAR EVERYONE!
Ich wünsche jedem Einzelnen von euch ein tolles neues Jahr mit vielen schönen Momenten, viel Liebe und Freude!

Genießt die Zeit mit den Menschen, die euch nahe stehen und lasst sie von Zeit zu Zeit wissen, wie viel sie euch bedeuten. Ich bin selber jemand, der sich schwer tut damit, Gefühle und Emotionen gesprochen richtig auszudrücken, aber es macht einen großen Unterschied, wenn man ab und zu mal ein ernst gemeintes 'Ich hab dich lieb' in den Hörer spricht, oder von Angesicht zu Angesicht sagt.

Ich denke, Harry und Mykaela haben dies ganz gut im Griff :-)

LG
Eure StephVi

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