19. Glaubt mir, glaubt ihr

Kapitel 19: Glaubt mir, glaubt ihr

Levi POV:

Beim Mittagessen beobachtete ich sie. Völlig in Gedanken versunken schien sie niemanden wahrzunehmen.
Sie reagierte zwar, als Hanji sie etwas fragte, doch blieb der Brillenschlange trotzdem ihre vollständige Aufmerksamkeit versagt.
Was wollte sie uns sagen? Dieser skurille Abdruck auf ihrem Unterarm, woher kam er nur?
Was sollte all das bedeuten?
Wie anstrengend.
Es reichte nicht, dass wir diese Gören trainieren sollten, jetzt hatte sich auch noch ein Mitglied meiner Einheit verletzt. Oder was auch immer ihr fehlte.
Das nervte mich alles ziemlich.
".. Levi?", sprach mich Erwin plötzlich an.
"Hast du gehört, was ich eben gesagt habe?"
"Nein, wiederhol es bitte nochmal."
Er sah mich erwartungsvoll an.
"Wir werden uns gleich zu viert in meinem Büro zusammenfinden. Ich gehe schon mal vor. Kommt, wenn ihr mit dem Essen fertig seid."
Ich nickte ihm bejahend zu während er sich bereits erhob.

Noch immer ruhte mein Blick auf ihr. Worüber dachte sie nach? Ich wusste, dass sie ein starke Person war. Daran zweifelre ich nicht. Sie hatte mir ihre Geschichte erzählt, ich verstand sie nun etwas besser. Doch ich konnte sie noch nicht vollständig lesen. Und das musste sich ändern.
"Ich gehe auch schon. Kommt dann zu Erwins Büro."
"Jawohl, Levi!", antworte Hanji mir gut gelaunt, von Celeste kam jedoch keine Antwort.
"Aber flott", fügte ich hinzu und musterte sie strengen Blickes. Nicht einmal das bemerkte sie.
Worüber zerbrach sie sich den Kopf?

Als wir alle zusammengefunden hatten, schloss Hanji die Tür hinter sich zu.
"Was soll das werden?"
"Vertrauliche Informationen, jedenfalls gehe ich davon aus", zwinkerte sie mir zu.
Erwin nickte bloß, wandte sich dann an Celeste.
"Bereit?"
"Ja", engegnete sie kurz und knapp.
Dann sah sie zu mir, ihre Augen blitzen kurz auf ehe sie sofort wieder den Blick verstohlen abwandte.
Was sollte das denn?
Ich beschloss in Gedanken die Aussage von vorhin wieder zurückzunehmen. Sie war mir immer noch ein Rätsel.
"Was ich euch jetzt sage, hört sich für euch wahrscheinlich erst wie ein Märchen an-"
Na toll, das konnte ja was werden.

Celeste POV:

"- aber bitte, glaubt mir. Ich denke mir das nicht einfach aus."
Drei strenge Blicke erwiderten mich auf diesen Anfang. Zu viel?
Dabei hatte ich den ganzen Vormittag als auch während dem Essen überlegt, wie ich es nur formulieren sollte.
Ich ließ einen angestrengten Seufzer von mir. Ich wollte nicht zu nervös wirken.

"Nachdem ich wieder umgekippt bin, habt ihr mir befohlen auszusetzten... In...in der ersten Nacht hatte ich eine Begegnung. Ich dachte, es wäre ein Traum, aber es war nicht so..."
Kurz hielt ich Inne, beobachtete die Blicke der anderen. Levis Augen verengten sich, doch er sagte nichts, meckerte nicht und schimpfte auch nicht. Das allein war bereits eine Erleichterung für mich.
"Es war kein Traum, denn... diese Begegnung fand in der zweiten Nacht wieder statt", fuhr ich mit einer etwas zittrigen Stimme fort.
"Ich habe ein Mädchen gesehen, sie sah aus wie ich. Ihre Haare waren ebenso schneeweiß. Sie... meinte, ich hätte 'es' nicht unter Kontrolle. Aber ich weiß leider nicht, was sie damit meint."
Nun ließ ich absichtlich eine kurze Redepause.
An Hanjis Ausdruck konnte ich erkennen, dass sie sowieso wohl einige Fragen hatte.
"Dieses Mädchen, wie ist sie dir erschienen?"
Kurz überlegte ich wie ich es am besten erklären sollte.
Schließlich war keiner von ihnen dabei gewesen. Für mich war es verständlich, aber würde es das auch für sie sein?
"Sie meinte, sie wäre Teil meines Unterbewusstseins. Dort sei ich laut ihrer Aussage mit ihr zusammengetroffen. Ihre Augen waren eisblau und sie durchdrangen mich regelrecht."
"Dein Unterbewusstsein, also doch nur ein Traum?", hakte Levi misstrauisch nach.
"Nein, Levi, hör zu!", korrigierte in Hanji sofort streng.
"Ich habe davon schon mal etwas gelesen. Jemand hatte berichtet, er sei in seinem Unterbewusstsein seinem verstorbenen Familienmiglied begegnet, der ihn vor etwas gewarnt hat."
"Meine Mutter."
Nun konnte ich es nicht mehr verhindern. Meine Lippen bebten vor Aufregung und Anspannung.
"Wie bitte?"
Hanji erwiderte meinen Blick sofort und kam schnurstracks auf mich zu.
"Sie hatte plötzlich die Stimme meiner Mutter."
Zerstreut fuhr ich mir durchs Haar.
"Und sie hat... sie hat sie erwähnt. Sie kennt sie!"
"Hey, ruhig, ganz ruhig." Die Abteilungsleiterin packte mich fest an den Schultern.
"Erzähl in Ruhe weiter, niemand verurteilt dich hier."
Sie nickte über ihre Schulter hin zu Levi.
"Auch nicht der Grisgram dort drüben."
Darauf erntete sie einen Schlag auf den Hinterkopf Vom Hauptgefreiten, der nun auch vor mir stand.
Sein eisiger Blick musterte erst Hanji, dann mich.
"Sprich weiter", befahl er mir.
"Bitte, ja", fügte Erwin hinzu und bot mir einen Stuhl an.

Seufzend ließ ich mich darauf fallen. Meine Hande vergruben sich erneut in meinen Haaren.
"Sie sprach mit mir, meine Mutter, durch das Mädchen. Dort hatte sie mich bei der Hand gepackt."
hob ich den Arm und betrachtete das Mal darauf.
"Ich schätze so ist das hier entstanden."
Plötzlich fuhren alle zusammen auf. Ihre Blicke erhellten sich, als sie meinen Arm ins Auge fassten.
"Was?", fragte ich zögerlich.
Dann sah auch ich darauf und schlagartig wurde mir bewusst, warum sie so verblüfft dreinschauten. Langsam aber sicher und wie von Zauberhand entfernte sich der Handabdruck auf meinem Unterarm. Bis er schließlich komplett verblasste starrten wir alle nun entgeistert darauf.
Als er vollständig verschwunden war, hob ich erwartungsvoll den Blick.
"Das ist schierer Wahnsinn! So etwas habe ich noch nie, und ich habe wirklich schon viel gesehen, aber wirklich noch nie erlebt!", plapperte Hanji sofort drauf los.
In null komma nichts hatte sie meinen Arm egriffen und zu sich gedreht.
"Celeste, das ist unglaublich! Du hast mein vollstes Vertrauen. Bitte erzähl mir noch mehr davon, wenn du etwas weißt!"
"Na, Hanji. Lass sie sich erst einmal beruhigen", sprach Erwin zu ihr und legte ihr bedacht die Hand auf die Schulter.
Ein Zeichen dafür, dass sie es gut sein lassen sollte. So weit kannte ich die Körpersprache des Kommandanten schon.
"Du bist mit vollkommener Sicherheit nicht die einzige die mehr darüber wissen will."
Dann wandte er sich zu mir, während Hanji unwillig die Hände von mir ließ.
"Du wolltest noch weiter erzählen?", fragte er mich. Dabei entgegnete er mir ein sanftes Lächeln.
Ich sah zu Levi, dessen Gesicht ausnahmsweise ein Erstaunen ausdrückte. Auch er schien von dem Ereignis überrascht zu sein.
Nachdenklich sah ich zu meinen Händen hinab, betrachtete die nun leere Stelle, wo zuvor der Abdruck seinen Platz hatte.
"Ja. Sie.. das Mädchen behauptete, ich wüsste nicht wie ich 'es' kontrollieren sollte, weil ich nicht mal wüsste was 'es' ist."
Seufzend hob ich den Kopf an, sah in Erwins klare, blaue Augen.
"Und damit hat sie auch Recht. Dafür hat sie meine Mutter zu mir sprechen lassen. Sie sagte ich solle zu unserem alten Haus gehen. Dort unter ihrem Nachtisch sei ein geheimes Fach in dem ein Buch mit einem weißen Umschlag liegt. Dann.. sprach das Mädchen wieder zu mir. Sie sagte, ich solle wiederkommen, wenn ich es gefunden hätte."

Nun starrte ich in drei nachdenkliche Gesichter. Gesichter, von den ich mir gerade nichts mehr wünschte als irgendeine Reaktion.
Eine positive im besten Fall.
Nach einer kurzen Weile schlug Hanji schwungvoll die Faust in ihre Handfläche.
"Na schön, also was schließen wir daraus?"
Ich wartete bereits auf den boshaften Kommentar Levis, der normalerweise genau solche Worte als Steilvorlage nutzte um andere zu beleidigen.
Doch der kam nicht. Seltsam.
"Celeste, bist du dir auch wirklich sicher, dass sich an dieser Aussage nichts bestreiten lässt? Werden wir dort wirklich eine Antwort finden?"
In den Augen des Kommandanten lag ein leicht besorgter Schimmer.
Doch den konnte ich ihm nicht einfach nehmen.
"Ich weiß es nicht."
"Tss", kam es nun von Levi. Ich entschied mich dazu es zu ignorieren.
"Was gibt es daran anzuzweifeln?!", schimpfte Hanji mit
mit beiden Männern.
Sie wandte sich energisch zu ihnen. "Bin ich die Einzige, die gerade miterlebt hat, wie sich einfach dieser mysteriöse Handabdruck mir nichts dir nichts in Luft aufgelöst hat? Genau in dem Moment, als Celeste von diesem Mädchen sprach?"
Levi verdrehte genervt die Augen während Erwin sich kurz räusperte.
"Nein, ich denke nicht!", ergänzte Hanji. Sie blühte gerade richtig auf.
"Schon gut, ich verstehe dich Hanji. Trotzdem bleibt meine Frage: Wird es sich lohnen, diesem Geheimnis auf den Grund zu gehen?"
Sein Blick richtete sich wieder auf mich.
Ich schloss die Augen, nahm einen ausgiebigen Atemzug und schnaubte ihn dann zügig wieder aus.
"Ja, das ist es", verkündete ich und erhob mich so stolz es in diesem Moment nur ging.
Energisch schoss ich Salut.
"Kommandant, ich bin mir sicher, dass es das wert ist."
"Was macht dich so sicher?"
"Ich.. ich spüre es. Ich-"

Levi POV:

"Ich-", doch weiter kam sie nicht. Plötzlich kippte ihr Kopf nach unten. Was sollte das denn jetzt wieder?
"Celeste?", erkundigte sich Hanji und streckte die Hände nach ihr.
Sie zuckte sofort erschrocken auf, als sich Celestes Kopf wieder erhob. Was wir dann sahen, schien wirklich nicht mehr von dieser Welt zu sein.
"Celeste, deine Augen, sie-", doch erneut wurde Hanji von ihr unterbrochen.
"Ich bitte euch, vertraut ihr. Vertraut mir, vertraut uns", sprach eine Stimme zu uns. Dabei handelte es sich nicht um ihre Stimme.
Auch ihre Augen, das waren nicht ihre Pupillen, die uns dort anstarrten. Nein. Es waren eisig blaue Pupillen. Sie strahlten alles andere aus, als die Wärme, die normalerweise von Celestes braunen Rehaugen ausging.
"Was zur Hölle-"
Ich trat energergisch auf sie zu, doch Erwin bremste mich sofort aus. Mittels Kopfschütteln teilte er mir mit, lieber nichts zu tun. 
Tss, verdammt!
"Wer bist du? Wer spricht da mit uns?"
Hanji versuchte wie immer eine Antwort zu erzwingen.
"Sie hat euch doch gerade von mir erzählt."
Dann sah sie zu mir, beäugte mich scharf mit ihrem eisigen Blick, dem nichts zu entgehen schien.
Sie schenkte mir ein mildes Lächeln bevor sie ihre Augen schloss. Den Kopf ließ sie wieder sinken. Ich konnte sofort erkennen, wozu dies führen würde. Mit einem Satz fiel mir die bewusstlose Celeste wieder in die Arme.
Als hätte es diese... Stimme es so gewollt.

"Celeste!", rief Hanji ihr zu während ich sie in meinen Armen versuchte aufzurichten.
"Verdammt mach dich nicht so schwer!"
"Levi halt sie gut fest!"
Was denn sonst?
Ich packte sie hoch und saß sie zurück auf den Stuhl.
Als sie ihre Augen wieder aufriss, sah sie als allererstes ganz verwundert in meine Augen.
"Sie.."
"Wir haben mit ihr geredet! Mit dem Mädchsn", schrie Hanji aufgeregt und sah sich sofort Celestes Pupillen genauer an.
"Wahnsinn, du hattest plötzlich eine andere Augenfarbe. Ihre Farbe nehme ich an?"
Doch wieder schien Celeste nicht wahrzunehmen, was Hanji ihr gerade einreden wollte.
Sie sah einfach nur mich an, fixierte mich regelrecht mit ihrem Blick.
"Ich glaube dir", durchbrach dann Erwins Stimme den Raum.
"Wir werden zu deiner ehemaligen Heimat reisen, in ein paar Tagen. Wir werden dieser... Kraft auf den Grund gehen."
Strengen Blickes wandte er sich dann an mich.
"Levi, der Rest deiner Einheit wird uns begleiten."
"Kommandant, meine Heimat sie.."
Celeste warf mir einen sorgenvollen Blick zu.
"Sie liegt innerhalb der Mauer Sina."
Nun wusste ich genau, warum sie mich so ansah.
Innerhalb der Mauer Sina, in ihrer alten Heimat... bedeutete es würde wieder die Möglichkeit bestehen, ihrem Vater zu begegnen.

___________________________
Sooo, und wieder ein Kapitel. Also wie können sie ihr auch nicht glauben, da muss einfach das Mädchen antworten (die übrigens auch einen Namen hat, der später auch noch revealed word xD)

Na, was denkt ihr? Ahh ja, ich genieße es, wie es langsam dramatisch wird.
Hoffe, ihr hattet Spaß beim Lesen!
❤️❤️❤️♡⃛ヾ(๑❛ ▿ ◠๑ )

Eure Mouns

Bildquelle:
https://64.media.tumblr.com/085a1394eef4058453c152ce76473029/tumblr_ow2lq9xj5s1stvwz6o8_500.jpg

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top