34. Das Fluchtfahrzeug

Stella steuerte den Wagen aus der dunklen Gasse, in der sie angehalten hatte, heraus und fuhr dann über eine Hauptstraße weiter. Dabei beobachtete sie aufmerksam den Verkehr. Die Straßen waren fast menschenleer. Niemand folgte ihr und Natasha oder schien in irgendeiner Form Kenntnis von ihnen zu nehmen.

Am Hafen hielt sie das Auto schließlich erneut an und verkündete: „Wir sind am Ziel!"

„Du wirst mich jetzt aber nicht im Hafenbecken versenken, oder?", scherzte Nat.

„Nein, von hier aus hast du die Möglichkeit aus der Stadt rauszukommen", sagte Stella und stieg aus dem Auto aus. Sie holte eine Reisetasche hinter ihrem Sitz hervor und stellte sich zu Nat, die inzwischen neben dem Fahrzeug stand und die Wasserfahrzeuge, die hier anlegten, musterte.

Mich auf einem alten Kutter oder einem Frachtkahn unterzubringen ist wirklich nicht die dümmste Idee. Das hat schon oft genug funktioniert.

„Ich habe dir hier noch ein bisschen was zusammen gepackt, das hoffentlich nützlich ist", sagte Stella und reichte Nat die Reisetasche. „Ganz wichtig sind das Verbandszeug und die Anleitung, wie du deine Wunden pflegen sollst. Normalerweise hätte ich dich noch nicht aus dem Krankenhaus entlassen."

„Ich wäre aufgeflogen, wenn ich geblieben wäre."

„Das glaube ich zumindest."

Nat nickte und öffnete die Tasche, um sich den Inhalt näher anzusehen. Ganz oben fand sie die besagte Pflegeanleitung für ihre Wunde. Das Verbandszeug erspähte sie dabei ebenfalls schon. Doch neben der Anleitung hatte Stella einen ganzen Stapel Papiere zusammen gestellt. Nat betrachtete zunächst alle anderen Gegenstände. Zusätzlich zu ein paar Bündeln Bargeld hatte Stella ihr weitere Kleidungsstücke eingepackt.

„Ich vermute, dass mein Mama-Look eigentlich nicht ganz dein Stil ist. Aber vielleicht hilft er ja, dich zu tarnen", versuchte sich Stella für die Auswahl zu rechtfertigen.

„Das ist sehr großzügig und hilfreich. Danke!", antwortete Nat, bevor die Ärztin zu weiteren Erklärungen ansetzen konnte. Und tatsächlich meinte die Agentin dies auch so.

Sie blätterte die Papiere durch. Dabei fiel ihr eine Checkkarte entgegen.

„Das ist deine Zimmerkarte", erklärte Stella.

Eine Zimmerkarte auf einem alten Kahn, habe ich was verpasst? Nats Augenbrauen wanderten ein Stück weit nach oben.

„Das da ist dein Fluchtfahrzeug", verkündete Stella und zeigte in eine Richtung, der Nat mit den Augen folgte.

Als Erstes fiel ihr tatsächlich ein alter Schlepper auf. Da dieser definitiv nicht zur Zimmerkarte passte, wanderte ihr Blick weiter und heftete sich an eine strahlend weiße Bordwand, die nur ein kleiner Ausschnitt einer schwimmenden Kleinstadt war.

„Das ist ein Kreuzfahrtschiff", stellte Nat fest.

„Ja. Auf dem Zettel hier ...", Stella deutete auf das Blatt, das Nat gerade vor sich aufgeschlagen hatte „... siehst du die Route. Mit dem Kapitän ist ausgemacht, dass du jetzt unbehelligt an Bord gehen und dann in einem der Häfen bleiben kannst. Die Crew weiß nicht, wer du bist, und es ist ihnen auch egal. Ich hoffe, du bist mit dem Plan einverstanden. Etwas Besseres habe ich nicht", entschuldigte Stella sich.

„Ich bin tatsächlich schon deutlich unbequemer gereist als mit diesem Luxusliner da. Und ich muss zugeben, dass du mich damit überraschst – auf positive Weise. Wie hast du das eingefädelt?"

„Der Kapitän und der Schiffsarzt haben mir noch einen Gefallen geschuldet, glaubten sie zumindest. Vor ein paar Jahren ist auf dem Schiff ein Norovirus ausgebrochen und hatte schon mehrere Passagiere befallen. Die Hafenverwaltung verhängte eine Quarantäne und ließ das Schiff nicht anlegen. Ich bin zusammen mit meinen Kollegen mit einem Heli herübergeflogen und habe geholfen, die Patienten zu versorgen. Wenn es sich weiter ausgebreitet hätte, hätte die Reederei ziemlich negative Schlagzeilen geerntet."

„Du hast ihnen also aus der Scheiße geholfen, bevor es zu einen Shitstorm werden konnte", schmunzelte Nat.

„Ja, aber keine Angst – sie haben die Hygienemaßnahmen seit dem deutlich verbessert. Nur vom Meeresfrüchtebuffet würde ich weiterhin Abstand nehmen."

„Gut zu wissen. Wie viele Gefallen hast du für den Rest der Aktion heute eingelöst?"

„So zwei drei", antwortete Stella bescheiden. „Eigentlich hat mir niemand etwas geschuldet. Aber die Leute scheinen Ärzten gerne zu helfen."

Stella holte tief Luft und fuhr dann fort. „Du kannst dich an Bord frei bewegen, so wie jeder andere Passagier. Tatsächlich ist das Schiff fast ausgebucht. Dadurch könntest du in der Masse gut untergehen. Versuche wegen deiner Verletzungen aber, körperliche Anstrengungen zu vermeiden."

„Also kein Besuch im Fitnessraum?"

„Nein besser nicht. Und auch keine Prügeleien."

Nat schmollte gespielt. „Du gönnst einem aber auch gar keinen Spaß."

Die Ärztin lächelte kurz. „Es ist wirklich wichtig, dass du dich schonst. Wie bereits gesagt: Normalerweise hätte ich dich noch nicht entlassen. Wenn deine Wunde aufgeht, könntest du verbluten", betonte sie.

„Ich werde auf mich aufpassen", gelobte Nat und blätterte durch die anderen Papiere. Die meisten Blätter waren Kopien von handbeschriebenen Seiten. Nat überflog den Text und bemerkte, dass Stella währenddessen an ihrer Jacke herumnestelte.

„Der Teil dürfte sich jetzt ziemlich verrückt lesen", sagte sie kaum hörbar.

„Verrückt ist in meinem Job ein ziemlich dehnbarer Begriff", widersprach Nat.

Bei den Kopien handelte es sich wohl um einen Auszug aus Stellas Traumtagebuch, aus dem auch Steve bereits ungefragt ein paar Seiten gelesen hatte. Mit dem wichtigen Unterschied, dass Stella sie ihr jetzt freiwillig anvertraute.

„Lies es am besten in Ruhe, wenn du in der Kabine bist", wandte die Ärztin mit leicht zittriger Stimme ein.

„Und wenn ich Fragen habe?"

„Ich habe versucht, alle Details aufzuschreiben. Mehr kann ich dir dazu nicht sagen", wehrte Stella ab. „Das Schiff legt bald ab. Du solltest an Bord gehen, wenn du es nicht verpassen willst."

„Wie wird es dir hier gehen?", hinterfragte Nat.

Stella zuckte mit der Schulter. „Ich komme zurecht, mach dir darum keine Gedanken."

„Und wenn das CIA dich jetzt wieder ins Visier nimmt?"

„Ich werde ihnen nichts verraten. Das ist zumindest mein Plan. Aber zur Absicherung will ich eben nicht wissen, in welchem Hafen du dann das Schiff verlässt."

Nat nickte verstehend.

Stella zuckte kurz, als wollte sie zu einer Umarmung ansetzen, behielt die Arme dann aber bei sich. „Pass auf dich auf, ja?"

„Sicher."

„Und solltest du Steve treffen, richte ihm das Gleiche aus."

Von sich selbst hätte Nat nie behauptet, dass sie gerne andere Menschen umarmt. Doch sie glaubte, dass es in diesem Fall eine gute Idee wäre. Also legte sie vorsichtig ihre Arme um ihr Gegenüber.

„Wenn Steve jetzt hier wäre, würde er dir wohl das hier mitteilen", erklärte sie dabei.

Sie hörte, wie Stella schluckte, und als sie sich wieder von ihr entfernte, ertappte sie sie dabei, wie sie eine Träne weg blinzelte.

„Also gut, dann bin ich mal gespannt, was mich auf dem Schiff erwartet", verkündete Nat mit einem schiefen Lächeln.

„Keine Schlägereien", verdeutlichte Stella noch einmal mit einem mütterlich strengen Blick.

„Okay, ausnahmsweise. Zumindest auf dem Schiff nicht. Ich will den Urlaubern ja nicht die Laune verderben", gab Nat nach. Sie nickte Stella noch einmal zu und ging dann an Bord.

Die Schlüsselkarte gehörte zu einer Außenkabine. Das Bullauge zeigte auf ein Rettungsboot, aber innen war es für eine Person ausreichend geräumig und vor allem sauber.

Nat nahm sich die Zeit, sich zumindest einen ersten Überblick über die Einrichtungen des Schiffes zu machen. Dann setzte sie sich auf das Bett in ihrer Kabine und studierte die Route. Die Tour war in New York gestartet. Das Schiff sollte zunächst zwei Häfen weiter im Süden ansteuern, um dann zum Ausgangshafen zurückzukehren. Dies sollte der Ort sein, an dem sie schließlich wieder an Land ging, denn in der Nähe von New York hielt sich Steve gerade auf und dort hatten sie auch den Quinjet versteckt.

Als sie sich die Seiten aus dem Traumtagebuch näher ansah, war sich Nat umso sicherer, dass sie Steve treffen musste. Sie brauchte ihn, für das, was auf sie zukam.

Stella schrieb auf den Seiten über die junge Frau, die sie bereits in Lagos gesehen hatte. Sie beschrieb relativ genau, wie sie gerade aussah und Nat erkannte, dass es sich dabei um Wanda handelte. Wanda war den Notizen nach in Begleitung eines Mannes. Er hatte eine zunächst unscheinbare Erscheinung, war etwa einen Kopf größer als Wanda, schlank und hatte kurze blonde Haare. Das Paar hielt sich den Beschreibungen nach in einer älteren Stadt irgendwo in Nordeuropa auf. Stella beschrieb eine Altstadt und einen Kebab-Laden, der anbot das Essen zu frittieren. Der Mann besaß einen leuchtenden Punkt auf der Stirn.

Ist das etwa Vision? Die beiden sollten zusammen unterwegs sein, aber das letzte Mal als ich ihn gesehen habe, sah er auffälliger aus, wunderte Nat sich.

Das Paar wurde dort von Wesen angegriffen, die nicht von der Erde stammten. Der Mann hatte etwas Wichtiges bei sich, das die Aliens haben wollten, um damit Unheil anzurichten.

Das war zumindest die Zusammenfassung dessen, was Stella in mehreren Träumen gesehen hatte und Nat nun aus unterschiedlichen Detailbeschreibungen zusammenstückeln konnte.

Es muss ein großes Unheil sein, wenn sie sich dazu durchringen konnte, es mir mitzuteilen, oder? Nur über den Zeitpunkt schreibt sie nichts. Also müssen wir Wanda und Vision finden und dann an ihrer Seite bleiben. Und wenn Stella sich doch irrt? Dann wissen wir trotzdem, ob es den beiden gut geht.

***

Nachdem Natasha das Schiff betreten hatte, trat bei Stella wieder das seltsame Gefühl in den Vordergrund, dass sie bereits beim Schmieden ihres Plans gehabt hatte.

Sie hatten sich „Auf Wiedersehen" gesagt, doch an ihr nagte der Gedanke, dass sie Nat nie wieder sehen würde. Es fühlte sich an, als hätte sie sie geradewegs in den Tod geschickt.

Während sie den Leichenwagen zurück zum Bestattungsunternehmen fuhr, um dann mit ihrem eigenen Auto zur Klinik weiterzufahren, gingen ihr zahlreiche Möglichkeiten durch den Kopf, die das Leben der Agentin beenden könnten. Und für alle fühlte sie sich jetzt im Moment verantwortlich.

Vielleicht irre ich mich auch. Sie kann schließlich gut auf sich selbst aufpassen, oder? Und wer weiß, wie es ihr ergangen wäre, wenn man sie entdeckt hätte. Ich hoffe, sie schafft es, sich weiter bedeckt zu halten.

In der Klinik war sie dankbar dafür, dass sie fast sofort wieder von ihren eigenen Aufgaben eingeholt wurde und damit von allen Grübeleien abgelenkt war. Zu ihrem Erstaunen stellte sie außerdem fest, dass den Wachmännern das Verschwinden ihrer Patientin nicht aufgefallen war. Diese konzentrierten sich immer noch auf die Suche nach dem Wischmopp-Kerl.

Doch irgendwann endete auch diese Schicht und Stella fuhr nach Hause in ihre furchtbar stille Wohnung.

Antony sollte diese Nacht bei seinen Großeltern verbringen, also gab es niemanden, der sie bei ihrer Ankunft begrüßte.

Mit einem Seufzen stellte sie ihre Handtasche an der Garderobe ab, schlüpfte aus ihren Schuhen und ging wie ferngesteuert in die Küche.

Ihr war nicht danach, etwas zu essen. Aber sie brauchte noch Flüssigkeit. Daher machte sie sich einen Tee. Obwohl er sie von innen wärmte, fand sie es zu kalt in der Wohnung. Ein Blick auf das Thermometer verriet ihr, dass die Temperatur jedoch genau richtig sein müsste.

Vielleicht bin ich einfach nur müde, folgerte sie und machte sich bettfertig.

Sie wollte diese Nacht endlich wieder in ihrem Bett im Schlafzimmer verbringen. Es war frisch bezogen und der Duft des Waschmittels dominierte den Raum. Doch sie glaubte immer noch, einen Hauch von Michael zu riechen.

Damit auch dieser Rest verfliegen konnte, öffnete sie ein Fenster und inhalierte die hineinströmende Meerluft. Nach ein paar tiefen Atemzügen legte sie sich hin. Doch an Schlaf war dennoch nicht zu denken.

Sie fand keine bequeme Position und drehte sich hin und her. Gleichzeitig begannen ihre Gedanken wieder zu kreisen. Ihr Herzschlag wollte sich einfach nicht beruhigen, als sie den Moment, als Michael ihr die Scheidungspapiere präsentierte, noch einmal durchlebte. Sie dachte an Antonys Blick zurück und wünschte sich, ihm diesen Schmerz irgendwie nehmen zu können.

Ich kann es nicht rückgängig machen, war ihre bittere Erkenntnis.

Natasha hat es gesehen. Ob sie Steve davon erzählt? Aber die beiden haben Besseres zu tun. Und warum sollte es Steve noch interessieren, nachdem ich mich so ihm gegenüber verhalten habe?

Sie musste schlucken und ihre Augen brannten.

Ich habe Steve fortgejagt. Genauso wie Estelle, Tony und meine Eltern. Alle habe ich nacheinander vertrieben. Und wofür?

Ihr Körper zitterte und sie zog die Decke ein wenig fester um sich. Doch der weiche Stoff konnte nichts gegen die Kälte ausrichten, die sie gerade spürte.

Ein Schluchzen entwich ihrer Kehle und sie klammerte sich am Kopfkissen fest. Tränen rollten ihre Wangen hinab und hinterließen nasse Flecken auf dem Bettzeug. Jeder Atemzug schien keine Luft mehr in ihre Lungen zu befördern und tat weh.

Mit Mühe zwang sie sich, sich aufzurichten, und starrte durch das Fenster auf das Meer hinaus.

Ich habe allen, die mich gern hatten, weh getan. Und ich glaube nicht, dass sie mir meine Dummheit je verzeihen werden. Warum sollten sie? Jeder von ihnen hatte mich gewarnt, aber ich wollte ja nicht hören.

Ihre Hände ballten sich zu einer Faust.

Und dann habe ich auch noch zugelassen, dass er Antony weh tut. Ich kann es nicht wieder gut machen. Im Gegenteil, ich muss ihm mit diesem verdammten Umzug noch mehr weh tun. Was soll ich nur machen?

***

Nachdem Kenai am Vorabend mit Antony im Kino gewesen war, hatte der Junge die Nacht im Haus seiner Großeltern verbracht. Jetzt am nächsten Morgen brachte er ihn zurück zu seiner Mutter.

Um diese Uhrzeit war Stella für gewöhnlich schon wach und er hatte erwartet, dass sie ihnen, nachdem Antony die Tür aufgeschlossen hatte, bereits im Wohnzimmer entgegenkam. Doch ihre übliche Begrüßung blieb heute aus und es war still in der Wohnung.

Hoffentlich hat sie einfach nur verschlafen, ging es Kenai durch den Kopf, als er und Antony sich gegenseitig verwundert ansahen.

„Machst du uns ein kleines Frühstück?", bat der Großvater.

Antony zögerte erst, nickte dann und ging in die Küche. Kenai ging in Richtung Schlafzimmer.

Die Tür stand offen und das Bett war zerwühlt, aber Stella war in dem Raum nicht zu sehen. Er drehte sich zum Arbeitszimmer um, dessen Tür nur leicht angelehnt war.

Als er am Türrahmen klopfte, hörte er nichts, deswegen fragte er: „Stella, bist du da drin?"

Aus dem Zimmer war erst das Knarzen des Sofas zu hören.

„Oh nein, ist es schon so spät?", hörte er seine Tochter murmeln.

„Darf ich reinkommen?"

„Ja", antwortete sie.

Er ging hinein und sah sie mit zerzausten Haaren auf der Kante ihres improvisierten Bettes sitzen.

„Wie geht es dir?", tastete er sich vorsichtig heran, obwohl ihre geröteten Augen und die dunklen Ringe darunter für ihn schon ein Zeichen dafür waren, dass sie sich schlecht fühlen musste.

Sie setzte ein kleines Lächeln auf und sagte: „Alles gut. Es war gestern nur eine lange Schicht. Tut mir leid, dass ich verschlafen habe."

„Das ist kein Problem. Ich habe Antony schon mal in die Küche geschickt. Ich schätze, heute gibt es Cornflakes zum Frühstück. Darf ich mich kurz setzen?"

Stella nickte. Kenai zog sich den Schreibtischstuhl hervor. Dabei fiel ihm auf, dass die Scheidungspapiere noch auf der Tischplatte lagen. Er wollte jedoch nicht gleich mit dem schwersten Thema anfangen.

Ist die Scheidung oder der Umzug schlimmer für sie? Auf jeden Fall muss ich vorsichtig sein, wenn sie sich mir wieder öffnen soll. Sie sollte das alles nicht allein durchstehen.

„Wie kommst du mit der Planung deines Umzugs voran?", fragte er und versuchte, es wie Smalltalk klingen zu lassen.

„Ich wollte heute in den Baumarkt fahren und Kartons dafür kaufen."

„Wirst du in das Haus auf der Farm ziehen?"

„Nein. Ich habe ein nettes Haus in einem Vorort von Colorado Springs gefunden ..."

„Das dürfte ein gutes Stück weiter weg vom Stützpunkt sein", warf er ein.

„Ja schon, aber auch deutlich näher an Antonys Schule. Er könnte mit dem Fahrrad fahren. Und sein Weg würde ihn komplett durch verkehrsberuhigte Straßen führen."

Sie sah ihm dabei so fest in die Augen, dass er wusste, dass er kein weiteres Gegenargument bringen brauchte.

„Nimmst du alles mit?"

„Es hat sich ganz schön viel angesammelt, fürchte ich. Aber Zeit zum Sortieren habe ich nicht wirklich und das Haus ist groß genug. Antonys alte Kindersachen, die ich Rachel geben wollte, werde ich hier im Keller lassen. Wir müssen das dann irgendwie organisieren, dass sie sich nach und nach alles holen kann. Ansonsten packe ich unsere wichtigsten Sachen ins Auto und dann machen wir uns mit dem Autozug auf den Weg."

„Soll ich für den Rest unsere Logistikleute beauftragen?", bot er hoffnungsvoll an.

Sie zögerte, doch zu seiner Erleichterung nahm sie das Angebot mit einem kleinen Nicken an.

„Ich würde auch gerne einige Möbel mitnehmen."

„Alles klar. Markiere einfach, was alles mit soll und dann wird es erledigt." Er atmete kurz durch, bevor er die nächste Frage stellte und dabei mit dem Kopf auf den Schreibtisch deutete. „Wie läuft es mit der Scheidung?" Hoffentlich klang das jetzt nicht zu flapsig.

Sie seufzte leise. „Ich muss die Papiere noch unterschreiben.", gab sie zu und starrte einen Augenblick lang das unsägliche Dokument an. „Ich will es vorher richtig gelesen haben.", rechtfertigte sie sich. „Nicht, dass da irgendwo ein Haken versteckt ist.", fügte sie leise hinzu.

Alles erst gründlich durchzulesen, bevor sie etwas unterschreibt, war genau das, was Kenai seiner Tochter beigebracht hatte. Aber er konnte es auch nachvollziehen, wenn sie sich damit schwertat die Juristensprache richtig zu verstehen.

„Soll ich dir einen Anwalt besorgen? Damit er das mal durchgeht?"

Stella schüttelte mit dem Kopf. „Nein, er würde nur versuchen wollen, Geld dabei rauszuholen. Ich möchte Michaels Geld nicht. Ich brauche es nicht. Es soll einfach nur vorbei sein."

„Okay", sagte Kenai sanft. „Aber sag Bescheid, wenn du deine Meinung änderst, ja?"

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top