26. Die Verbrecher

Nachdem Steve, Bucky, Sam und Prinz T'Challa festgenommen worden sind, wurden alle vier nach Deutschland in das Hauptquartier der Joint Terrorism Task Force, die auch den Einsatz in Bukarest geleitet hatte, gebracht.

Bucky hatte man in einer Hochsicherheitszelle auf einen Stuhl gefesselt.

Ein Fremder nutzte die Abgeschiedenheit dieser Zelle, um sich als angeblicher Psychologe, der Bucky befragen sollte, hineinzuschleichen. Gleichzeitig hatte der Mann, der dem Team später als Baron Helmut Zemo bekannt wurde, einen Stromausfall in die Wege leiten lassen, sodass die Sicherheitseinrichtungen des Hauptquartiers ausfielen.

Diese Gelegenheit nutzte Zemo, um die in Bucky immer noch schlummernde Wintersoldier-Programmierung zu aktivieren, indem er ihm ein paar scheinbar zufällige russische Worte vorlas. Bucky konnte sich aus seiner Zelle freikämpfen und war bereit, Zemos Befehlen zu folgen.

In diesem Zustand kämpfte Bucky sich schließlich durch das Hauptquartier nach draußen. Steve, Sam, Tony, Sharon, Natasha und T'Challa versuchten nacheinander ohne Erfolg, ihn aufzuhalten.

Steve ließ sich auch dieses Mal nicht davon abbringen, auf eigene Faust nach seinem besten Freund zu suchen. Ihm und Sam gelang es schließlich, ihn in einer alten Fabrik aufzuspüren und ihn mit seinem Metallarm in einer Industrie-Presse festzusetzen, bis er sich wieder daran erinnerte, dass Steve sein Freund war.

Bucky erzählte den beiden, dass es in einer alten HYDRA-Basis in Sibirien weitere Wintersoldiers gab, die Zemo wohl ebenfalls aktivieren wollte.

Den dreien war klar, dass sie Verstärkung brauchten, um als Gejagte, die sie im Moment waren, Zemo nachreisen zu können.

Sharon stellte ihnen einen Käfer zur Verfügung, mit dem sie weiterfahren konnten. Noch im Parkhaus übergab sie ihnen Steves und Sams Ausrüstung. Mit einem Kuss verabschiedete sie sich von Steve.

Im Parkhaus am Flughafen in Leipzig trafen die drei schließlich einen neuen Mitstreiter, den Sam aufgetan hatte. Der Mann namens Scott Lang war begeistert, Captain America zu treffen. Sam war er vor einer Weile aufgefallen, als er als Ant-Man quasi vor seiner Nase in das Avengers Hauptquartier eingebrochen war. Sam glaubte, dass seine Fähigkeiten bei der bevorstehenden Auseinandersetzung nützlich sein könnten.

Auf dem Weg zum Hangar, in dem der Quinjet stand, mit dem sie weiterfliegen wollten, standen sie den anderen Avengers gegenüber.

An Steves Seite waren Bucky, Sam, Scott, Wanda und Clint.

Tony brachte Rhodey, T'Challa, Natasha, Vision und einen Jungen namens Peter mit.

Die Auseinandersetzung hatte Steve nicht gewollt, doch Tony beharrte darauf den Auftrag, den General Ross ihm gegeben hatte, auszuführen und die Leute, die entgegen dem Befehl der Regierung handelten, aufzuhalten.

Während der Auseinandersetzung gelang es Bucky und Steve, zu dem Quinjet zu kommen. Natasha hatte sich auf ihre Seite geschlagen und sie bei ihrer Flucht unterstützt.

Rhodey wurde von Vision versehentlich abgeschossen, während Steves Team versuchte, zu fliehen. Er blieb regungslos am Boden liegen und später stellte sich heraus, dass er nun querschnittsgelähmt war.

Nachdem Steve und Bucky auf dem Weg nach Sibirien waren, erhielt Tony Informationen, die auch ihm zeigten, dass Zemo der wahre Attentäter in Wien war. Er konnte Sam überzeugen, Steves und Buckys Flugziel zu verraten, und machte sich ebenfalls auf den Weg zu der HYDRA-Basis.

In dem alten Komplex traf er bald auf Steve und Bucky. Gemeinsam konnten sie Zemo aufspüren. Dabei erfuhren sie, dass Zemo die dort ruhenden Wintersoldiers einfach durch das Glas ihrer Stasiskammern hindurch erschossen hatte.

Zemo offenbarte ihnen, dass sein wahres Ziel es war, die Avengers von innen heraus zu zerstören. Er wollte damit Rache nehmen, da seine Familie in Sokovia ums Leben gekommen war. Um den dreien einen endgültigen Schlag zu versetzen, spielte er eine Videoaufnahme aus dem Jahr 1991 ab. Auf den Bildern war zu sehen, wie Bucky als Wintersoldier das Auto von Tonys Eltern stoppte und beide ermordete.

Tony wurde von seinem Zorn sofort überrollt und ging auf Bucky los. Steve ging direkt dazwischen. In der Auseinandersetzung gestand er Tony, dass er von dem Video gewusst hatte. Er hatte es gemeinsam mit Natasha gesehen, als die beiden in Washington versuchten, die Infiltration von S.H.I.E.L.D durch HYDRA aufzuhalten, und dabei über eine verlassene HYDRA-Basis gestolpert waren.

Steve hatte diese Information bisher für sich behalten, weil er geahnt hatte, dass Tony zornig reagieren könnte. Er hatte gehofft, dass Tony Bucky vorher kennenlernen könnte und so lernen würde, dass es einen meilenweiten Unterschied zwischen dem Wintersoldier und seinem besten Freund gab.

Von seiner Wut geleitet, setzte Tony den beiden Supersoldaten sehr zu und es folgte ein erbitterter Kampf, in dem Steve versuchte, Bucky zu schützen und gleichzeitig Tony nicht zu viel Schaden zuzufügen. Er wusste nicht, wie er Iron Man zur Vernunft bringen sollte, und seine Verzweiflung wuchs stetig an.

Tony gelang es, mit Hilfe seines Repulsor-Strahls Buckys Metallarm abzureißen, was ihn nahezu kampfunfähig machte.

Endlich gelang es Steve, Tony zu Fall zu bringen. Er hatte ihm zuvor schon das Visier seines Helmes vom Gesicht reißen können, sodass er in das Gesicht seines Kameraden blicken konnte, während er seinen Schild anhob, um damit zuzustoßen. Er rammte den Schild in den kleinen ARK-Reaktor auf Tonys Brust. Dadurch wurde Tonys Anzug nicht länger mit Energie versorgt und er konnte nichts mehr gegen die beiden Supersoldaten ausrichten. Steve war dabei klar, dass Tony mit einem Hubschrauber gekommen war und diesen nutzen konnte, um heimzufliegen.

Diese Tat verursachte dennoch sofort einen bitteren Nachgeschmack bei Steve. Sie erinnerte ihn daran, dass Stella ihm nach Tonys Party in ihrem betrunkenen Zustand von einem ihrer Träume erzählt hatte. Sie hatte ihn gewarnt, dass er einem wehrlosen Mann weh tun könnte und dass dies ein Fehler sein würde, den er nicht mehr gut machen könnte. Seine momentane Situation hatte für ihn eine große Ähnlichkeit mit dieser Vision und er bekam ein wenig Angst davor, was nun passieren könnte.

Tony lag erschöpft auf dem Boden und blickte zu Steve hoch. Dafür, dass er ihm das Video verschwiegen hatte, warf er Steve Verrat vor. „Ich dachte, du wärst mein Freund", war der Satz, der Steve noch eine Weile nachklingen sollte.

Steve hatte in der Zwischenzeit Bucky aufgeholfen und hatte sich schon umgewandt, um mit ihm die Basis zu verlassen. Doch jetzt blieb er stehen und blickte einen Moment seinen Schild an. Tonys Vorwürfe und die Erinnerung an Stellas Vision nagten an ihm. Er glaubte in diesem Moment selbst, dass er des runden Vibranium-Stücks, das damals Howard Stark für ihn geschaffen hatte, nicht mehr würdig war. Resigniert ließ er den Schild neben Tony fallen und machte sich mit Bucky auf den Weg nach draußen ohne sich erneut umzudrehen.

Vor der Basis wurden die beiden nicht nur von der eisigen Kälte dieses Ortes in Empfang genommen. Sie wurden auch von T'Challa begrüßt, der ihnen heimlich gefolgt war und in der Zwischenzeit Zemo in Gewahrsam genommen hatte.

T'Challa hatte durch die jüngsten Ereignisse ebenfalls eingesehen, dass nicht Bucky der Mörder seines Vaters war, sondern Zemo. Das hat ihm verdeutlicht, wie falsch es war, aus seinem Zorn heraus zu handeln. Er bot Steve und seinen Freunden seine Hilfe an, was Steve dankend annahm.

So kam es, dass Steve und Bucky kurz darauf im Quinjet des Prinzen aus Wakanda saßen. Bucky hatte sich erschöpft auf seine Sitzbank zurückgelehnt und die Augen geschlossen.

Steve verfasste einen Brief an Tony, in dem er ihm erklärte, dass er immer noch glaubte, das Richtige getan zu haben. Gleichzeitig wollte er seinem ehemaligen Kameraden auch die Hand reichen und versprach ihm, immer für ihn da zu sein, wenn er Hilfe brauchte. Es gelang ihm gerade rechtzeitig, das Papier in den Umschlag zu stecken, bevor T'Challa ihren vereinbarten Zwischenstopp ankündigte.

T'Challa hatte den Ort im Atlantischen Ozean angesteuert, an dem sich das Hochsicherheitsgefängnis „Raft" befand, denn seine Leute hatten in Erfahrung gebracht, dass die anderen aus Steves Team dort festgehalten wurden.

In einer schnellen Aktion gelang es ihnen, die Wachtposten zu überrumpeln und ihre Freunde zu befreien.

T'Challa bot ihnen allen Asyl in Wakanda an und steuerte daher als Nächstes sein Heimatland an. Nach ihrer Ankunft dort ließ er ihnen allen Zimmer zuteilen, damit sie die Gelegenheit hatten, sich erst einmal auszuruhen.

Steve begleitete Bucky zunächst auf die Krankenstation, wo man die Blessuren der beiden versorgen und Buckys Arm notdürftig flicken wollte. T'Challas Schwester Shuri wollte den ehemaligen Wintersoldier unbedingt so schnell wie möglich untersuchen, um sich ein Bild von ihm und den Veränderungen, die HYDRA an seinem Gehirn bewirkt hatte, zu machen.

Während die junge Frau die ersten Messwerte begutachtete, saßen sich die beiden Supersoldaten schweigend auf ihren Behandlungsliegen gegenüber und warteten.

T'Challa kam hinzu und erzählte ihnen, dass sie und ihre Freunde zum Abendessen mit der Königsfamilie eingeladen sind.

„Da ist noch etwas, was mich neugierig macht", fragte der Prinz behutsam. Steve sah ihn aufmerksam an. „Wie kommt es, dass du diese Wohnung so schnell gefunden hast? Hattet ihr vorher schon Kontakt?"

Bucky hob seinen Blick und wartete ebenso gespannt auf Steves Antwort, wie T'Challa.

Steve kaute einen Augenblick auf seiner Unterlippe herum und fragte sich, was er von seiner Geschichte preisgeben konnte, ohne Stella zu gefährden.

Allerdings haben sowohl Bucky als auch T'Challa die Wahrheit verdient, oder?, überlegte er und rang sich schließlich dazu durch, ihnen zumindest einen Teil zu erzählen.

„In wieweit glaubt ihr an übernatürliche Dinge?", erlaubte Steve sich eine Gegenfrage.

„Nun, wir wissen, dass es Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die sich nicht mit unseren wissenschaftlichen Erkenntnissen erklären lassen", entgegnete T'Challa ruhig.

Steve nickte nachdenklich. „Meine Erklärung könnte sich ein wenig verrückt anhören."

„Vieles von dem, was in den letzten Jahren passiert ist, könnte sich verrückt anhören", bemerkte Bucky.

Steve sah ihm einen Moment in die Augen und wusste, dass er seinem Gegenüber vertrauen kann.

„Ich habe eine Freundin, die in ihren Träumen Dinge sieht, die später tatsächlich eintreten", begann Steve schließlich zu erklären. „Ich habe ihr Traumtagebuch gelesen und darin hat sie die Wohnung und die Umgebung so detailliert beschrieben, als wäre sie dort gewesen. Alles. Die Farbe an den Wänden, das Muster auf dem Geschirr in der Spüle. Die Chipstüte auf dem Kühlschrank. Das Notizbuch daneben."

„Und sie ist sicher nicht dort gewesen?", staunte T'Challa.

„Nein, bestimmt nicht", versicherte Steve.

„Das wäre mir aufgefallen", machte auch Bucky große Augen.

Jetzt, als Bucky vor ihm saß, fiel Steve wieder ein, dass Stella gar nicht ihn als Bewohner der Wohnung beschrieben hatte. Zumindest nicht direkt. In ihrem Traum hat dort ihr weißer Wolf gelebt. Dieses Tier, das sie als treu, gutmütig und fürsorglich beschrieben hatte, war in den Augen ihrer Großmutter das Sinnbild für den Mann gewesen, der eigentlich für sie bestimmt war.

Bucky hat die Eigenschaften, die sie an dem Wolf so sehr mag. Ist er etwa der weiße Wolf? Würden sie sich mögen, wenn ich sie einander vorstellen würde?

„Aber, wenn das mit dem Traum stimmt, dann muss ich ihr wohl dankbar sein, dass sie dir dieses Tagebuch gezeigt hat", fügte Bucky hinzu und riss Steve damit aus seinen Gedanken.

In seinem Magen bildete sich ein Knoten und erinnerte ihn daran, dass sie ihm gar nicht erlaubt hatte, das Buch zu lesen. Diese Tat hatte ihn vermutlich ihr Vertrauen gekostet und er wusste immer noch nicht, wie er das wieder gut machen sollte. Sie hatten zwar zwischendurch telefoniert, aber er hatte gespürt, dass sie sich ihm gegenüber noch mehr verschloss als zuvor. Abgesehen davon, dass er in seiner Trauer um Peggy nicht wirklich daran gedacht hatte, sich richtig nach ihrem Befinden zu erkundigen.

„Eigentlich ist es mir versehentlich in die Hände gefallen. Sie dürfte deswegen noch sauer auf mich sein", gestand Steve leise.

T'Challa seufzte kaum hörbar. „Nun, im Moment gibt es leider andere Dinge, um die ihr euch kümmern solltet. Sie einfach am helllichten Tag zu besuchen wird dabei nicht möglich sein, denn man sucht nach euch. Aber eines Tages solltet ihr das klären. Eine Seherin solltest du in Ehren halten."

Steve nickte und sah Bucky an. „Ich glaube, du würdest sie mögen. Vielleicht sollte ich euch einander vorstellen, sobald sich die Wogen ein wenig geglättet haben."

In das müde Gesicht des Einarmigen schlich sich ein leichtes Lächeln. Für einen Moment glaubte Steve, dass Hoffnung in den Augen seines besten Freundes funkelte. Dann schob sich Shuri dazwischen und fuhr mit ihren Untersuchungen fort.

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