69. Die Aussprache
Als Steve in seinem Bett lag, konnte er nicht aufhören, danach zu lauschen, was in der Wohnung vor sich ging. Er machte sich Sorgen, dass Michael aufwachen und noch betrunken genug sein könnte, um Stella wieder wehzutun. Am liebsten wäre er bei ihr im Zimmer geblieben, um sich nötigenfalls gleich dazwischen stellen zu können. Doch diesen Vorschlag hätte sie sicher abgelehnt und er hatte auch Verständnis dafür, dass sie lieber allein schlief.
Stella hatte Steve heute an seine Mutter erinnert, denn auch sie wollte sich nie helfen lassen und hatte immer versucht, alles mit einem Lächeln zu überspielen. Nachdem sein Vater im Ersten Weltkrieg gefallen war, hatte sie Steve ein paar Jahre lang allein groß gezogen. Irgendwann hatte sie einen Verlobten gehabt, der sie in seiner Trunkenheit häufig geschlagen hatte. Sie hatte ihm sehr leidgetan, und er hätte ihr am liebsten geholfen, doch als Kind hatte er keine Chance gegen ihn gehabt. Eines Tages hat Steve den Mann dennoch angeschrien, um ihn aufzuhalten, und wurde dafür grob zur Seite gestoßen. Das war wohl der Augenblick gewesen, an dem seine Mutter entschieden hatte, dass es so nicht weitergehen konnte. Am nächsten Morgen, noch während ihr Verlobter schlief, hatte sie ihre wenigen Sachen zusammengepackt. Die Familie Barnes war so freundlich gewesen, die beiden für eine Weile bei sich aufzunehmen.
Jetzt dachte Steve an den Traum zurück, von dem Stella ihm erzählt hatte, als sie nach Tonys Party betrunken war. Sie hatte mehrfach von einem weißen Wolf mit blauen Augen geträumt, der ihr treu zur Seite stand und sich häufig auch schützend vor sie stellte. Ihre Großmutter glaubte daran, dass dies eine Vision und ein Hinweis auf Stellas Mann fürs Leben ist. Im Gegensatz zu Stella war Steve sich jedoch nicht sicher, ob Michael dieser Mann war.
Michael war nicht treu, er war nicht für sie da und statt sie zu beschützen, war er derjenige, der ihr weh tat.
Doch wer ist ihr Wolf dann? Ist es jemand, den sie schon kennt? Oder wird sie ihn erst noch kennenlernen?
Steve überlegte, wer von den Männern, die er kannte, in Frage kam.
Thor hat blaue Augen. Und er schützt sicher diejenigen, die er liebt. Doch hier auf der Erde gibt es anscheinend diese Physikerin, in die er verliebt ist. Außerdem weiß niemand, wo er sich gerade aufhält und ob er überhaupt noch einmal her kommt.
Dann wäre da noch Clint. Aber der macht den Eindruck, als hätte er schon jemanden.
Welche Augenfarbe hat eigentlich Alex? Ist die Farbe überhaupt wichtig? Oder geht es nur um die Charaktereigenschaften? Alex ist sehr treuherzig und gutmütig. Aber ist er über Emilia schon hinweg?
Und Stella wird keinen anderen Mann wollen. Sie nimmt ihr Eheversprechen sehr ernst, was eigentlich auch gut ist. Aber das sollte doch von beiden Seiten kommen. Dennoch hofft sie darauf, dass er sich bessert, wenn es ihm wieder gut geht. Vielleicht hat sie recht. Irgendetwas muss er ja mal an sich gehabt haben, oder?
In Stellas Wohnung blieb es für den Rest der Nacht ruhig.
Der erste Wecker klingelte im Arbeitszimmer, wo Stella diese Nacht schlief. Steve beschloss, ebenfalls aufzustehen und schnell zu duschen, um richtig wach zu werden. Als er danach aus seinem Zimmer kam, stand die Tür zum Arbeitszimmer offen.
Stella hatte es bereits geschafft, ihre Uniform anzuziehen und adrett geschminkt zu sein. Sie legte gerade das Telefon zurück auf seine Station, als Steve in der Tür stand und leise anklopfte.
Sie lächelte ihn besorgt an und sagte: „Guten Morgen Steve. Du siehst aus, als hättest du kaum schlafen können. Geht es dir gut?"
„Ja, es geht mir gut. Kann ich irgendwas für dich tun?"
Sie schüttelte: „Nein, alles gut. Ich mache uns gleich Frühstück, wenn du magst."
Sie gingen in die Küche und Stella bereitete ein kleines Frühstück vor.
„Wie geht es heute mit dir und Michael weiter?", wollte Steve wissen.
„Ich habe eben bei dem Therapeuten angerufen und sogar schon für heute Nachmittag einen Termin für ihn bekommen. Da soll er hingehen. Sobald er wach ist, werde ich mit ihm reden. Ich habe am Vormittag ein, zwei Patienten, um die ich mich kümmern muss, weswegen ich vorher noch in der Klinik sein werde. Aber mein Dienst endet heute schon am frühen Nachmittag, weil ich neulich ein paar Mal nachts Bereitschaft hatte."
Steve wollte nicht die Zeit gemeinsam mit Michael in einer Wohnung verbringen, ohne etwas zu tun. „Soll ich vorher mal mit ihm reden?", schlug er vor.
„Nein!", sagte Stella entschlossen. „Lass ihn einfach in Ruhe. Ich werde das regeln."
Steve seufzte: „Ich kann ihm aber nicht gegenüber sitzen und so tun, als wäre nichts gewesen."
„Und wenn du versuchst, etwas Schlaf nachzuholen?"
„Nein, das wird nicht funktionieren. Darf ich dich und Antony zur Arbeit und zur Schule bringen? Und danach vielleicht für dich den Einkauf erledigen?"
Er guckte Stella hoffnungsvoll an. Einkaufen war zwar auch nicht seine Lieblingsbeschäftigung, aber besser als freundlich zu Michael sein zu müssen und nichts unternehmen zu dürfen.
Stella gab nach. „Okay, ich schreibe schnell den Zettel, dann können wir das so machen." Sie holte ihre Handtasche und daraus ihr Portemonnaie, aus dem sie eine Karte zog, um sie Steve hinzuhalten. „Nimm dafür meine Kreditkarte."
Steve winkte erst ab, doch ihr Blick wurde dadurch nur entschlossener.
„Also gut, wenn du drauf bestehst. Aber es macht mir nichts aus, einen Beitrag zu leisten, wenn ich hier schon übernachten darf."
„Das hast du doch gestern schon, als du mir geholfen hast, die Möbel aufzubauen."
Steve steckte die Karte ein und schmierte sich dann ein Toastbrot. Antony wurde währenddessen von Stella geweckt und kam auch in die Küche. Als das Frühstück verspeist war, machten sich die drei auf den Weg.
Nach ihrem Dienst holte Steve Stella schließlich wieder aus der Klinik ab und brachte sie zurück in die Wohnung. Vor der Wohnungstür hielt er sie vorsichtig am Arm fest und sie schaute ihn fragend an.
„Bevor du mit ihm sprichst, solltest du das Make-up entfernen. Er sollte sehen, was er angerichtet hat."
„Ich glaube, er wird es auch so verstehen."
„Er muss es aber ganz sicher verstehen. Damit er sich wirklich bessert."
Sie seufzte. „So, wie du guckst, lässt du nicht locker, ehe ich >>ja<< sage, oder?"
„Nein, werde ich nicht."
„Du bist manchmal ein alter Sturkopf", sagte sie leise und rollte leicht mit den Augen.
„Du weißt, dass ich es nur gut meine. Wenn das Gespräch etwas bringen soll, musst du deinen Standpunkt deutlich klar machen. Und dazu gehört eben auch, ihm deutlich zu zeigen, was er getan hat."
„Also gut."
Er nickte. „Ich werde am Strand hinter dem Haus auf dich warten. Von dort aus höre ich dich, wenn du mich rufst, und bin notfalls schnell bei dir."
„Du wirst uns belauschen?", hinterfragte Stella.
„Nein, natürlich nicht. Wenn ihr normal sprecht, sollte ich euch nicht hören. Schon gar nicht, wenn die Fenster geschlossen sind. Aber, wenn ihr laut werdet, bekomme ich das mit", erklärte Steve.
„Dann komme ich zu dir raus, sobald alles geklärt ist."
Bevor sie schließlich in die Wohnung ging, umarmte Steve Stella vorsichtig und ging aus dem Haus.
**
Stella schloss leise die Tür hinter sich und sah sich einen Augenblick im Wohnzimmer um. Hier war niemand, aber aus der Küche war zu hören, dass sich jemand gerade einen Kaffee machte.
Um Steves Rat zu befolgen, ging sie zunächst ins Bad und schnappte sich ihr Päckchen mit den feuchten Kosmetiktüchern. Im Schlafzimmer wechselte sie schnell zu bequemerer Kleidung und ging so gerüstet in Richtung Küche.
Ein paar Schritte vor dem Durchgang zögerte sie.
Wie soll ich das Gespräch eigentlich anfangen? Ich will ihm keine Vorwürfe machen. Ihm soll hinterher klar sein, dass ich ihm helfen will. Wie wird er reagieren?
Sie atmete einmal tief durch und ging dann durch den Durchgang und blieb stehen.
Michael saß mit seiner Kaffeetasse am Esstisch und hatte seinen Kopf verkatert auf beiden Händen abgestützt.
„Hi!", sagte Stella vorsichtig.
Er sah auf und lächelte ein wenig. „Hey! Du bist schon vom Dienst zurück. Ich habe dich gar nicht reinkommen hören", stellte er fest.
Sie verlagerte ihr Gewicht von einem Bein auf das andere und fasste sich den Mut, den Smalltalk gleich zu beenden und das wichtige Thema anzusprechen.
„Wir müssen reden", sagte sie, nachdem sie sich geräuspert hatte.
Michael guckte überrascht und fragte: „Okay, worüber?"
Sie setzte sich auf den Stuhl gegenüber von Michael.
„Du kommst in letzter Zeit oft sehr spät aus der Bar zurück."
„Ja? Es tut mir leid, aber das hat sich gestern spontan so ergeben. Ich werde darauf achten, dass es nicht mehr ganz so spät wird."
Sie nestelte mit ihren Fingern an den Kosmetiktüchern herum, um ihr Zittern zu unterdrücken.
„Weißt du noch etwas davon, was letzte Nacht passiert ist?"
Er strich sich müde mit der Hand durchs Gesicht. Nach einem Augenblick sagte er: „Okay, ich gebe es zu: Ich habe zu viel getrunken und einen leichten Filmriss. Ich war dann vermutlich ziemlich weggetreten und du hattest nichts mehr von mir. Auch darauf werde ich zukünftig besser achten."
Ihre Nase kribbelte und sie schluckte, um die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken.
„Es geht mir nicht um die späte Uhrzeit oder deinen tiefen Schlaf. Das könnte ich hinnehmen. Aber du wirst dann immer aggressiv."
„Was?", fragte er ungläubig.
Sie nickte und zog eines der Kosmetiktücher aus der Verpackung. Damit wischte sie sich über das Gesicht und versuchte, das Make-up vollständig zu entfernen.
Michael beobachtete ihre Bewegungen und machte große Augen, als sie den blauen Fleck freigelegt hatte.
„Bin ich das gewesen?", flüsterte er.
„Ja", sagte sie leise. „Aber es ist nicht nur der eine blaue Fleck. Du hast auch ...". Sie musste schlucken und konnte den Rest nicht aussprechen.
Er streckte eine Hand aus, um ihre vorsichtig zu umschließen.
„Du weißt, dass ich gern mit dir schlafe", begann sie zu erklären. „Aber nicht so."
Sie zog ihre Hand unter seiner weg, um sich die Tränen aus dem Gesicht zu wischen.
Er lehnte sich auf seinen Stuhl zurück und schaute sie entsetzt an.
„Es tut mir leid", sagte er kaum hörbar.
„Ich habe versucht, es vor allen anderen zu verstecken, aber das funktioniert nicht mehr", entschuldigte sie sich.
„Letzte Nacht konnte ich nicht verhindern, dass Steve etwas davon mitbekommt. Ich weiß nicht wie viel er davon ahnt, aber er war ziemlich ungehalten."
„Wo ist er jetzt?"
„Am Strand und wartet auf mich. Ich habe ihm gesagt, dass ich das allein mit dir kläre. Ich möchte nicht, dass er sich einmischt."
Michael nickte nachdenklich und lehnte sich wieder vor. „Ich verspreche dir, dass es nicht wieder vorkommen wird. Ich höre damit auf."
Sie atmete kurz durch. „Das reicht mir nicht. Diese Sache ist jetzt schon zu sehr außer Kontrolle geraten und ich allein kann dir nicht helfen. Ich möchte, dass du zu einem Therapeuten gehst."
„Du findest, das ist notwendig?"
„Ja. Ich habe einen Termin für dich ausgemacht. Heute Nachmittag ist deine erste Sitzung."
Er guckte skeptisch.
„Und ich bitte dich, das durchzuziehen, bis es dir besser geht."
Er machte den Mund auf, aber sie kam ihm zuvor und fuhr fort.
„Wenn du das abbrichst, und wieder aggressiv wirst, werde ich mit Antony zu meinen Eltern gehen. Ich möchte nicht, dass er so etwas mit ansehen musst."
Mit einem Seufzer rieb er sich erschöpft das Gesicht.
Stella spürte den Drang, ihre Forderung noch weiter zu erklären. „Es ist auch für dich das Beste. Wenn sie im Stützpunkt davon hören, dass du dich häufig betrinkst, werden sie dich am Ende gar nicht mehr fliegen lassen. Das ist doch nicht das, was du willst, oder?"
„Nein", sagte er resigniert. „Wann ist der Termin?"
Sie schaute auf die Uhr. „In einer Stunde."
„Gut, wenn du glaubst, dass das der einzige Weg ist, dann mache ich das so. Aber bitte bleibe bei mir."
Sie rang sich ein kleines Lächeln ab. „Ich verlasse dich nicht. Du musst nur deine Termine einhalten."
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Steve saß im warmen Sand am Strand und lauschte nach den Geräuschen, die vom Haus kamen. In Mr. Tanakas Garten hing ein Windspiel, das leise Melodien erzeugte. Die Wellen rauschten. Auf dem Wasser fuhr ein Motorboot vorbei. Aber aus Stellas Wohnung war nichts zu hören.
Nach einer Weile kam Stella zu ihm und setzte sich neben ihm in den Sand. Sie winkelte die Beine an, legte ihre Arme locker darauf und sah einen Augenblick nachdenklich in Richtung Horizont.
Steve war sich nicht sicher, ob sie ihr Make-up schon wieder aufgelegt hatte oder ob sie sich doch nicht abgeschminkt hatte. In jedem Fall wollte er wissen, was gerade in ihr vorging.
„Wie ist es gelaufen?"
In ihrem Gesicht war jetzt ein Hoffnungsschimmer zu sehen. „Er ist jetzt auf dem Weg zum Therapeuten. Er hat versprochen, das konsequent durchzuziehen."
„Tatsächlich?", fragte Steve überrascht.
„Ja."
„Und du glaubst, das wird funktionieren?"
„Ich habe ihm gesagt, dass ich mit Antony zu meinen Eltern gehe, wenn er es nicht macht."
Er nickte. „Und bist du auch bereit, diese Drohung in die Tat umzusetzen, wenn er sich nicht an seine Abmachung hält?"
Sie ignorierte die Frage und sagte: „Ich habe ihm auch klar gemacht, dass es seiner Karriere schadet, wenn er so weiter macht."
Welche von beiden Konsequenzen wohl für ihn schlimmer ist?, fragte sich Steve.
Sie guckte ihn aufmunternd an. „Vertraue mir, es wird alles gut werden. Mach dir keine Gedanken mehr darum."
„Ich vertraue dir, aber ich bin mir trotzdem nicht sicher, ob ich dich mit ihm alleine lassen sollte."
„Du wirst es wohl irgendwann müssen."
„Ja, da hast du recht."
„Freust du dich auf Washington?"
Jetzt ahnte er, dass sie dazu ansetzte, von ihren Problemen abzulenken, und auf seine zu kommen. Er ließ sich darauf ein und sagte: „Da bin ich mir noch nicht so sicher. Aber ich werde nicht mehr so viel umherreisen müssen, das ist auf jeden Fall etwas Gutes."
Sie nickte und fragte nach einer Weile plötzlich: „Und wirst du Peggy besuchen?"
„Wie kommst du von Washington auf Peggy?", wunderte Steve sich.
„Sie wohnt dort, oder?"
„So steht es in ihrer Akte. Aber woher weißt du das?"
„Ich kenne sie von früher. Für mich wird sie aber wohl immer Mrs. Carter sein. Mir ist erst, als ich in diesem Museum war, aufgefallen, dass Mrs. Carter und deine Peggy dieselbe Person ist."
„Woher kennst du sie?"
„Dad hatte doch viel Kontakt mit Howard Stark."
„Ja, das hat er mir erzählt."
„Und sie war eine gute Freundin von Mr. Stark. Daher ist sie häufig auch bei seinen Veranstaltungen gewesen."
„Wie war sie?"
Stella lächelte. „Na ja, zu Tony und mir war sie oft streng. Aber das könnte damit zusammenhängen, dass sie, neben Mr. Jarvis, diejenige war, die uns am häufigsten bei unseren Abenteuern erwischt hat."
Bei der Vorstellung, wie Peggy die beiden Jugendlichen zurechtwies, musste Steve leise lachen. Dass sie so durchsetzungsfähig war, war eine der Eigenschaften, die er immer am meisten an ihr bewundert hatte.
Nach einem Moment wurde Stellas Blick ernster. „Du musst sie bald besuchen, Steve."
„Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist."
„Wenn du es nicht für dich tust, musst du das für sie machen. Ich bin überzeugt davon, dass sie sich sehr freuen würde."
Stella sah ihm eindringlich in die Augen. „Es kann sein, dass sie nicht mehr so viel Zeit hat. Du musst das bald machen."
„Wie kommst du darauf?"
„Nun zum einen ist sie über 90 Jahre alt. Zum anderen gibt es Anzeichen, dass ihr Gesundheitszustand nicht mehr viel besser werden wird."
„Woher weißt du davon?"
Sie wandte verlegen ihr Gesicht ab. „Kennst du das, wenn du bei der Arbeit immer die gleichen Handgriffe machst und sie irgendwann automatisch passieren?"
„Worauf willst du hinaus?"
„Ich habe sie im Krankenhaus besucht und mir ist ihre Akte irgendwie in die Hände gefallen. Es ist wie der Griff zum Desinfektionsmittelspender. Man kommt in ein Patientenzimmer und macht das automatisch."
„Aber es war in einem fremden Krankenhaus und du bist nicht ihre Ärztin. Das kannst du nicht einfach machen!"
„Ich weiß", sagte sie reumütig.
„Was wäre gewesen, wenn jemand dich erwischt hätte?"
„Sie hat mich erwischt."
Die Vorstellung, wie die gealterte Peggy die heutige Stella zurecht weißt, ließ Steve leicht schmunzeln.
Stella schüttelte traurig den Kopf. „Es kann sein, dass sie es gar nicht mehr weiß. Du hast doch Stans Großvater getroffen ..."
„Ja. Er ist manchmal verwirrt und glaubt, noch in der Vergangenheit zu leben."
„So ähnlich ist es mit ihr auch. Noch nicht ganz so ausgeprägt, würde ich sagen. Aber die Krankheit wird mit der Zeit voranschreiten. Ich weiß, dass es das nicht einfacher macht, ihr zu begegnen. Aber je länger du wartest, desto schlimmer wird es, bis du vielleicht gar keine Chance mehr hast. Und je früher du hingehst, desto länger kann sie sich freuen. Ich weiß, dass sie sich sehr freuen wird."
„Weiß sie, dass du mich kennst?"
„Nein."
„Ich überlege es mir", lenkte Steve ein.
„Nein, das reicht nicht. Du musst es versprechen."
„Ich weiß nicht ..."
Sie streckte ihren Zeigefinger aus und begann ihn damit in die Seite zu stupsen.
„Was wird das?"
„Ich mache das so lange, bis du es versprichst."
„Du weißt, dass ich das den ganzen Tag aushalte."
Ihre Augen funkelten herausfordernd. „Und ich kann das den ganzen Tag machen. Ich habe eine zweite Hand, mit der ich notfalls weitermachen kann."
Steve lachte „Also gut: Ich nehme es mir fest vor, okay?"
Stella ließ von ihm ab. „Gut, das reicht mir. Und danach rufst du mich an und erzählst mir, wie es gelaufen ist."
„Ja, natürlich. Oder du besuchst mich dort irgendwann."
„Das werde ich tun", freute sie sich. Nach einer Weile sagte sie: „Ich sollte jetzt reingehen. Antony wird bald von Mom heimgebracht und ich muss noch ein bisschen was im Haushalt machen."
Er nickte und folgte ihr ins Haus.
Drinnen angekommen sahen sie, dass der Anrufbeantworter blinkte. Stella ließ die aufgezeichnete Nachricht abspielen. Sie war von Tony, der Steve mitteilen ließ, dass er sich endlich ein Handy anschaffen soll und dringend um Rückruf bat.
Mit Stellas Erlaubnis zog sich Steve mit dem Telefon zurück und rief Tony an.
Tony brauchte Steve für eine neue Mission. Natasha sollte ihn noch diese Nacht aus Cape Canaveral abholen und ihn an den Bestimmungsort bringen.
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