62. Der Workshop
In den ersten Tagen nach Stellas Geburtstag hatte es so gewirkt, als würden sich die Dinge zwischen ihr und Michael wieder einrenken. Er hatte sich sogar an sein Versprechen gehalten, seinen Ausrutscher auf Tonys Party ihren Eltern zu erklären.
Die Wogen in den Medien konnten bald durch ein paar geschickte Winkelzüge, die sich der Pressesprecher der Hammonds ausgedacht hatte, wieder geglättet werden.
Zwei Wochen später bekam Michael jedoch eine Nachricht von der Einheit, bei der er sich beworben hatte. Es war eine klare Absage, ohne die Option, auf eine Warteliste zu kommen, oder Ähnliches. Er war für immer raus aus diesem Projekt und da er sich in der Vergangenheit bereits erfolglos bei einigen anderen Einheiten beworben hatte, gingen ihm langsam die Möglichkeiten aus.
Dies ließ Michael in ein emotionales Loch fallen. Er verbrachte mehr Zeit in der Bar, kam abends sehr spät heim und verhielt sich zunehmend aggressiv und herrisch gegenüber Stella. Sie versuchte, ihm so gut wie möglich beizustehen, und hoffte, dass er sich bald wieder fangen würde. Ihren Eltern oder Steve erzählte sie nichts davon, denn sie wollte nicht, dass sie sich unnötig Sorgen machten. Gleichzeitig war sie froh, dass Michaels Ausbrüche erst dann passierten, wenn Antony längst im Bett war. So konnte sie hoffen, dass der Junge nichts davon mitbekam.
Trotz allem fühlte Stella sich auch ihrem Beruf verpflichtet und reiste daher zu einem schon länger eingeplanten Workshop nach Washington, um sich im Bereich Krisenintervention fortzubilden.
Stella war jetzt allein in einem Hotel in der Nähe des Konferenzzentrums. Sie hatte am Abend zuvor eingecheckt und wollte hier drei Nächte verbringen, um der Veranstaltung von Anfang bis Ende beiwohnen zu können.
Nach dem Aufstehen hatte sie zunächst geduscht, sich angezogen und frisiert. Jetzt stand sie vor dem Spiegel im Bad und legte sorgfältig ihr Make-up auf. Dieser Punkt war neu in ihrer Morgenroutine und er fühlte sich immer noch ungewohnt an. Doch er war notwendig geworden, nachdem Michael zuletzt in der Nacht vor ihrer Abreise in seiner Trunkenheit die Hand ausrutschte. Kurz betrachtete sie ihr Werk und war dankbar dafür, dass sie in ihrem Gesicht nur einen blauen Fleck und keine Schwellung verstecken musste.
Bevor sie das Zimmer verließ, zog sie noch einen luftigen Seidenschal aus ihrem Koffer, den sie zu ihrem langärmeligen Pullover anzog und packte die Sachen, die sie tagsüber brauchen würde, in eine Schultertasche. Mit dieser im Gepäck ging sie zunächst in den Speisesaal, um noch etwas vom Frühstücksbuffet abzubekommen, bevor sie zu der Veranstaltung aufbrechen musste.
**
Sam hatte am Morgen nur schnell nach einem Bekannten sehen wollen, der im Moment im Krankenhaus war. Dies hatte jedoch mehr Zeit in Anspruch gekommen, als er gedacht hatte, weswegen er erst jetzt völlig gehetzt in dem Konferenzzentrum ankam. Er brauchte einen Moment, um sich zu orientieren und den richtigen Saal zu finden. Vor dem Eingang atmete er noch kurz durch. Er öffnete die Tür gerade weit genug, um unauffällig hindurch zu schlüpfen, und schloss sie so leise wie möglich. Alle saßen bereits auf ihren Stühlen und blickten nach vorne, da der Vortrag bereits begonnen hatte. Sam setzte sich still auf den nächstbesten Stuhl, der noch frei war.
Der Redner präsentierte gerade neue Möglichkeiten für im Einsatz dauerhaft Verletzte, Hilfsgelder von der Air Force zu beantragen. Besonders psychisch Beeinträchtigte sollten bereits ab dem kommenden Quartal besser unterstützt werden.
Das klingt erstmal ganz gut. Wo ist der Haken?
Kaum hatte Sam zu Ende gedacht, wechselte der Redner in seiner Präsentation zur nächsten Folie, auf der die neuen Antragswege dargestellt waren. Es vergingen einige Minuten, in denen der Vortragende auch die zugehörigen Formulare vorstellte. Sam kam es so vor, als würde der bisherige Papierdschungel nur noch dichter und undurchdringlicher werden und er fragte sich gerade, inwiefern das den Betroffenen helfen sollte.
Die blonde Frau neben sich hatte er bisher nur so weit registriert, dass ihm aufgefallen war, wie aufmerksam sie dem Vortrag gefolgt war. Sie hatte sich am Anfang noch ein paar Notizen auf ihrem mitgebrachten Schreibblock gemacht und klopfte jetzt angespannt mit der Stiftspitze auf dem Papier herum.
Plötzlich stand sie auf, um sich zu Wort zu melden. Der Vortragende ließ sie reden.
„Es ist eine gute Idee, die Betroffenen besser zu unterstützen. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Aber durch den neuen bürokratischen Aufwand wird den Menschen gleichzeitig der Zugang zur Hilfe erschwert. Jemandem, der unter Depressionen oder Angstzuständen leidet, fällt es oft genug schon schwer, alltägliche Aufgaben zu meistern. So ein Antrag ist eine Hürde, die diese Menschen nicht überwinden können. Dadurch werden sie am Ende gar keine Hilfe bekommen."
„Das sehen Sie zu pessimistisch", entgegnete der Redner. „Die Leute haben Angehörige, die sie unterstützen können."
„Auch die werden damit schnell überfordert sein", warf die Frau ein.
„Und genau da kommen Leute wie Sie ins Spiel. Sie werden hier in der nächsten Stunde alle notwendigen Informationen an die Hand bekommen, um Ihre Patienten bei den Anträgen unterstützen zu können. Wenn Sie im Anschluss noch Fragen haben, können Sie gerne auf mich zukommen."
Der Redner fuhr mit seiner Präsentation fort. Die Frau ließ sich mit zusammengekniffenen Lippen zurück auf ihren Stuhl fallen.
Durch ihren Einwand hatte sie Sams Aufmerksamkeit gewonnen. Er war sich sicher, ihr Gesicht irgendwo schon einmal gesehen zu haben. Auffällig an ihr war auf jeden Fall, dass sie trotz des sommerlichen Wetters einen langärmeligen Pullover und auch noch einen Schal dazu trug.
In der Pause nach dem Vortrag wollte Sam sie am liebsten gleich ansprechen, doch sie hatte sich mit ihrem Handy in eine stille Ecke zurückgezogen. Sie wirkte angespannt und ihr Blick war ernst. Er wollte sie nicht gerade in diesem Moment stören.
Der nächste Block auf dem Stundenplan bot dafür umso mehr Möglichkeiten, seine Nachbarin kennenzulernen. Der Dozent hatte zunächst ein paar Techniken vorgestellt, mit denen man das Vertrauen des Patienten gewinnen soll. Diese sollten die Zuhörer mit ihren Sitznachbarn in einem Kennenlernspiel erproben. Jeder erhielt einen Zettel mit unterschiedlichen Fragen, deren Antworten man in Erfahrung bringen musste. Das durfte entweder dadurch geschehen, dass der Andere direkte Auskünfte gab, oder indem man zwischen den Zeilen etwas heraushörte.
„Okay, dann sind wir wohl in der nächsten Stunde Partner", fing Sam an. „Ich bin Sam Wilson."
Die Frau lächelte ihn routiniert an. „Ich bin Stella ..."
„Hammond!", unterbrach er sie freudig, denn als sie ihn direkt ansah, war ihm plötzlich eingefallen, woher er sie kannte.
„Nun ja, eigentlich Chain. Ich bin verheiratet", entgegnete sie geduldig.
Was, sie ist immer noch mit diesem Typen verheiratet?
Einerseits kannte Sam Stella aus den Medien, schließlich war sie die Tochter eines milliardenschweren Unternehmers.
Andererseits hatte sie vor einigen Jahren eine eher traurige Berühmtheit erlangt, als sie auf einer Mission in Afghanistan zusammen mit Michael Chain und anderen gefangen genommen wurde. Sam hatte die Berichte über diese Mission gelesen und sie ein wenig dafür bewundert, dass sie trotzdem wieder mit beiden Beinen fest im Leben stand.
Michael Chain hatte sich vor ein paar Jahren bei Sams Einheit beworben. Das ist an sich schon einzigartig gewesen, denn bei dieser Einheit bewarb sich keiner. Man wurde dafür ausgesucht und rekrutiert. Aber über irgendwelche Verbindungen hatte der Pilot es trotzdem so weit gebracht, dass man seine Bewerbung prüfen wollte. Sams Vorgesetzter wollte damals von ihm wissen, welchen Eindruck er von Chain hatte, und hatte ihm sämtliches Material zur Verfügung gestellt.
Erst wollte Sam ihn ablehnen, weil der Mann ein Familienvater war und die Missionen seiner Einheit ein viel zu großes Risiko bargen, nicht lebend heimzukommen. Dann hatte Sam sich entschlossen, nicht so oberflächlich zu urteilen und alle Informationen zu betrachten. Es hätte ja sein können, dass seiner Einheit ein Spitzenpilot entgeht.
Dabei war er auf die Berichte über den Afghanistaneinsatz gestoßen. Michaels Bericht war recht langweilig. Stellas Bericht wurde verstärkt unter Verschluss gehalten, aber Einheiten wie Sams hatten eine höhere Sicherheitseinstufung und kamen deswegen trotzdem problemlos an ihn heran.
So wie sich ihr Bericht las, hatte sie ihn vorschriftsmäßig und gewissenhaft verfasst. Und wenn man ihn richtig interpretierte, konnte man herauslesen, dass Michael damals einen riesigen Fehler gemacht hatte, der zu dem Flugzeugabsturz und letztlich zu ihrer Gefangennahme geführt hatte.
Sam hatte aufgrund der Berichte dann die Empfehlung gegeben, Michaels Bewerbung abzulehnen. Er wollte niemanden in seiner Einheit haben, der riskante Entscheidungen traf, nur um sein Ego zu pushen.
So ein Mann muss doch Probleme damit haben, mit so einer intelligenten Frau zusammen zu sein. Das muss echt hart für sein Ego sein.
„Okay Sam, dann lege ich mal mit der ersten Frage los: Was ist dein Job, wenn du keinen dieser Vorträge hier besuchst?", fragte sie mit ihrer warmen Stimme.
„Ich bin psychologischer Berater und unterstütze ehemalige Soldaten dabei, sich wieder im Leben zurechtzufinden."
„Hast du das schon immer gemacht?"
„Nein."
„Was hast du dann vorher gemacht?"
„Ich war Pilot."
„Und wie kam es zu diesem Jobwechsel?" Etwas war in ihrem Blick, was sie sehr vertrauenswürdig erscheinen ließ. Sie hörte offen zu und Sam hatte den Eindruck, dass er genau so offen zu ihr sein konnte.
„Bei meinem letzten Einsatz wurde mein Wingman abgeschossen und war auf der Stelle tot", gab er zu.
„Du hattest dich bestimmt gut mit ihm verstanden, oder?", fragte sie mitfühlend.
Sam wusste nicht, ob es an ihrer Art lag oder daran, dass er die Geschichte eigentlich schon gut verarbeitet hatte, aber er fühlte das Bedürfnis ehrlich zu antworten.
„Wir konnten uns immer zu 100 Prozent aufeinander verlassen. Ich habe mir danach lange das Hirn darüber zermartert, ob ich nicht besser auf ihn hätte aufpassen müssen. Ob ich überhaupt gut genug war für diesen Job. Und ich hatte Angst, dass sich die Geschichte wiederholt. Deswegen habe ich aufgehört. Ich habe es dann irgendwann aus diesem Loch wieder herausgeschafft und wollte dabei helfen, anderen diesen Weg zu erleichtern. Heute leite ich eine Selbsthilfegruppe hier in Washington."
Sie neigte interessiert den Kopf. Dabei verrutschte ihr Schal ein wenig und ließ einen blauen Fleck zum Vorschein kommen. Sam löste seinen Blick davon, als sie die nächste Frage stellte: „Hier in Washington? Sind da noch Plätze frei?"
„Oh ja, Neuzugänge sind immer willkommen. Sollte die Gruppe eines Tages zu groß werden, biete ich einfach einen weiteren Termin an. Wenn du jemanden kennst, der in Washington ist und Hilfe braucht, kannst du ihn gerne zu uns schicken."
„Kannst du mir aufschreiben, wann und wo das stattfindet?"
„Ich kann dir morgen einen Flyer mitbringen."
„Das klingt gut."
Jetzt war Sam an der Reihe ihr Fragen zu stellen.
„Und wie sieht es mit dir aus? Was ist dein Job? Außer die Tochter eines Milliardärs zu sein." Er wusste, dass sie Ärztin war, er wollte nur harmlos einsteigen.
„Ich bin Ärztin in einem Krankenhaus in Cape Canaveral."
„Wozu brauchst du dann den Workshop hier?"
„Na ja, das ist eigentlich nicht mein Fachgebiet. Ich bin Chirurgin und habe eine Zusatzausbildung in der Notfallmedizin. Nach der Grundausbildung in der Air Force habe ich dann noch einen Lehrgang im Bereich Krisenintervention gemacht und versuche mich immer mal wieder fortzubilden."
„Musstest du dann Astronauten gut zureden, damit sie auch wirklich in das Shuttle einsteigen?"
Sie lachte: „Nein, die Vorbereitung auf den Start haben andere übernommen. Ich durfte nur zwei, drei Mal aushelfen. Manche von ihnen kamen aber dafür schon in den Tagen vor dem Start zu mir."
„Ist ja auch kein Wunder, vor so einem Trip noch kalte Füße zu bekommen."
„Sie hatten meistens nicht mal ein Problem damit. Dafür wurden sie ja ausgebildet und sind oft mehr als eine Mission geflogen. Diese Leute bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Sie hatten eher familiäre Probleme und Schwierigkeiten, sich vom Weltraum aus nicht darum kümmern zu können."
„Hast du eine Familie?"
„Ja, ich bin verheiratet und wir haben einen Sohn."
Sam überlegte immer noch wie er einen geschickten Übergang zu dem blauen Fleck und der Tatsache, dass sie recht stark geschminkt war, finden konnte.
„Und ihr habt bestimmt eine Nanny."
„Nein. Meine Eltern wohnen in der Nähe und unterstützen uns sehr."
„Ist dein Sohn oft bei ihnen?"
„Ja, sie holen ihn oft von der Schule ab, wenn ich noch arbeiten muss."
Als Sam immer noch keinen passenden Übergang fand, beschloss er, doch etwas direkter nachzufragen.
„Ist dir eigentlich kalt?"
„Im Moment nicht, wieso?"
„Du trägst bei den Temperaturen draußen einen Pullover und einen Schal. Ich an deiner Stelle würde eingehen."
„Ich laufe immer so rum. Und der Schal ist ja auch ganz dünn. Der wärmt gar nicht."
„Aber er reicht aus, um diesen Fleck zu verdecken."
Sie fasste sich peinlich berührt an die Stelle, wo der Fleck war. Aus der Reaktion schloss Sam, dass er auf der richtigen Spur war.
„Ein ziemlich mächtiger Knutschfleck, wenn du mich fragst", holte Sam weiter aus.
„Das ist nichts", sagte sie eilig. Sie setzte sich etwas aufrechter hin und hielt ihren Block ein wenig fester in ihrer Hand.
„Und was hat es mit dem Make-up auf sich?"
„Was meinst du?"
„Na ja, du bist so dick geschminkt, als hättest du heute Abend noch vor, dich auf den roten Teppich zu begeben."
„Du weißt gar nicht, wie ich mich für so einen Anlass zurechtmache."
„Doch, es gibt Bilder und Videos davon."
„Da wirkt es aber anders, als wenn du direkt vor mir stehst."
„Was verbirgst du darunter?"
Sie guckte ihn misstrauisch an. „Dass ich langsam älter werde. Worauf willst du hinaus?"
Er beugte sich ein bisschen vor und versuchte, ihren Blick zu fixieren. Mit ruhiger Stimme sagte er dann: „Unser Dozent hier hat vor einer Weile mal einen Artikel veröffentlicht, in dem er bemängelt, dass es viel zu oft die eigenen Kameraden sind, die Frauen im Einsatz wehtun. Nach meiner Erfahrung sind es zu Hause viel zu oft die eigenen Ehemänner, die so etwas tun."
Sie schüttelte vehement den Kopf. „Ich verstehe deinen Eifer, im Rahmen dieser Übung hier irgendetwas Spannendes herausfinden zu wollen. Aber du bist damit auf dem Holzweg. Bei mir gibt es im Moment nichts Besonderes zu erzählen."
Mit verschränkten Armen lehnte sie sich auf ihrem Stuhl zurück und wartete auf seine Reaktion.
Oh, ich glaube, ich habe den Nagel auf den Kopf getroffen. Nur jetzt macht sie leider dicht. Weiter werde ich bei ihr nicht kommen. Das ist aber auch kein Wunder – sie hatte gar keine Zeit, erstmal Vertrauen zu mir zu fassen.
„Mir ist klar, dass du mich erst seit heute Morgen kennst und deswegen so etwas nicht sofort ausplaudern würdest. Es tut mir leid, wenn ich dir damit zu nahe getreten bin", fing er an, um einen diplomatischeren Weg einzuschlagen.
„Sollte ich aber doch nicht auf dem Holzweg sein, möchte ich, dass du weißt, dass ich ein offenes Ohr für dich habe. Und dass es noch andere Hilfen gäbe, wenn du meine nicht willst. Du sagtest doch, deine Eltern unterstützen dich sehr. Das klingt, als ob sie dir auch dabei helfen würden. Wichtig ist, dass du dich nicht scheust danach zu fragen. Es ist wirklich keine Schande Hilfe zu brauchen. Und das ist jetzt auch das Letzte, was ich dir dazu gesagt habe. Ich verspreche, dass ich nicht weiter nachbohren werde."
Sie saß immer noch mit zusammengekniffenen Lippen da, aber sie entspannte sich etwas und nickte vorsichtig.
„Was hältst du von Mittagessen? Willst du hier im Konferenzzentrum essen?", fragte er mit einem aufmunternden Lächeln.
„Ja, das klingt gut."
Im Verlauf des Tages schaffte es Sam, noch ein paar oberflächliche Wortwechsel mit Stella zu führen. Das erleichterte ihn, denn sie war ihm sympathisch und er hatte schon befürchtet, sie mit seiner direkten Fragerei verscheucht zu haben. Der Wunsch, ihr zu helfen, blieb. Aber er musste sich eingestehen, dass er im Moment nichts für sie tun konnte. Sie musste das von sich aus wollen.
Bevor sie sich am Abend ins Hotel verabschiedete, fragte er noch: „Siehst du dir die Vorträge morgen Vormittag auch an?"
„Ja, das hatte ich so geplant."
„Was machst du danach?"
„Ich wollte mir die Captain America-Ausstellung ansehen. Wenn ich schon mal hier bin, muss ich irgendwie die Gelegenheit nutzen."
„Das ist eine gute Idee. Nachdem Captain America bei der Schlacht in New York sich der Öffentlichkeit gezeigt hat, haben sie in dem Teil noch mal ein paar Ergänzungen gemacht. Ist wirklich spannend zu sehen."
„Was hattest du denn vor?"
„Ich wollte dich fragen, ob du bereit wärst, mit mir ins Krankenhaus zu kommen. Einer meiner Schützlinge ist im Moment dort und ich hätte gerne eine zweite Meinung zu seiner Verfassung."
„Aber du weißt, dass das hier eigentlich nicht mein Fachgebiet ist?"
„Das hattest du vorhin erwähnt. Dennoch nutzt du laut >>Rate My Doctor<< einen eigenen Behandlungsraum für deine beratende Tätigkeit. Und hast durchaus gute Bewertungen."
„Man bewertet mich auf einem Internetportal?"
„Ja, kennst du das nicht? Habe ich vorhin in der Pause schnell nachgesehen. Worauf ich aber hinaus wollte: Ich möchte einfach eine Einschätzung von jemandem, der dem Mann nicht ganz so nahe steht. Ganz unverbindlich."
„Ja, das kann ich machen."
„Soll ich dich dann aus dem Museum abholen? Ist kein Problem für mich. Ich kenne den Kerl an der Kasse, der lässt mich rein. Wenn nicht, lasse ich dich einfach ausrufen."
Sie rollte mit den Augen. „Ich bezahle dir die Karte, wenn du mich nicht ausrufen lässt."
„Einverstanden", grinste er.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top