56. Das Pferd

Im Sommer 1989 stand Stella an einer Pferderennbahn und blickte missmutig über den Platz. Sie spürte bereits, dass die Sonnencreme, die sie auf ihre nackten Arme aufgetragen hatte, heute keinen ausreichenden Schutz vor der brennenden Sonne bot.

Der Rest ihres Körpers wurde durch ein pfirsichfarbenes, luftig geschnittenes Kleid bedeckt, zu dem sie einen Hut mit einer großen Krempe und ein Paar Ballerinas trug. Damit hatte ihre Mutter sie ausreichend elegant für den Anlass eingekleidet.

Ihr Vater und Mr. Stark waren zu diesem Rennen eingeladen worden. Der Veranstalter wollte diesen Rahmen nutzen, um über anstehende Geschäfte zu verhandeln. Neben ihnen waren zahlreiche andere betuchte Gäste eingeladen. Die Veranstaltung sollte am Abend mit einem Cocktail-Empfang im Clubhaus ausklingen.

„Warum bist du so mies gelaunt?", fragte Tony, ohne sich vorher mit einer Begrüßung abzumühen. Er trug ein leichtes Sakko zu einer Jeans und einem schlichten T-Shirt.

„Ich bin bei einem Pferderennen", antwortete Stella.

„Ja. Und? Weißt du nicht, auf welches du wetten sollst?"

Sie nahm ihre große Sonnenbrille ab und schaute ihren Kumpel finster an.

„Ich bin erst 16! Und außerdem: Wie würde es dir gefallen, wenn sich einer auf dich setzt und dich antreibt, als ginge es um dein Leben?"

„Ah, daher weht der Wind! Du machst dir zu viele Gedanken. Versuche das Beste daraus zu machen. Da hinten gibt es einen Stand mit handgemachter Eiscreme. Hast du den schon gesehen?"

„Nein, ich will den jetzt auch nicht sehen", zickte sie.

Er hob abwehrend die Hände. „Musst du ja auch nicht. Dann machen wir eben was anderes."

„Ich weiß nicht, warum Dad mich hierher mitgenommen hat. Das ist die reinste Quälerei!"

„Ja, das sieht man. Du läufst ja schon rot an."

„Ich meine nicht mich. Ich meine die Tiere. Sie schinden sie und quetschen das letzte bisschen Leistung aus ihnen heraus, bis ihre Körper völlig kaputt sind. Da! Siehst du die Startnummer 7?"

„Ja?"

„Das Pferd heißt Lucky Clover. Ich war vorhin mal in den Ställen und habe mich umgesehen. Es hat entzündete Kniegelenke. Aber statt dass es mal richtig versorgt wird, wird es mit Schmerzmitteln vollgepumpt, nur damit es noch ein weiteres Rennen laufen kann."

„Ich verstehe, was du meinst. Aber was willst du schon dagegen machen?", versuchte er sie zu besänftigen.

Sie wurde ein wenig ruhiger. „Hier in der Nähe gibt es die Sunset-Ranch. Sie nehmen ehemalige Rennpferde auf und kümmern sich gut um sie."

„Also ein Altenheim für Pferde?"

„Ja, sozusagen. Man müsste Lucky Clovers Besitzer dazu überreden, ihn dorthin zu bringen. Dann wäre die Situation schon ein bisschen besser."

„Dass der alte Mr. Pearson das macht, passiert wohl erst wenn Schweine fliegen können."

Sie blickte traurig auf den Boden. „Ja, leider."

Er fasste sie vorsichtig an den Schultern und schaute ihr direkt ins Gesicht. „Dann lass uns erstmal das Beste aus dem Tag machen."

Sie nickte schmollend. Tony wollte gerade Luft holen und zu einem Vorschlag ansetzen, als eine ältere Dame begeistert Stellas Namen rief, auf sie zu stolzierte und in ein langatmiges Gespräch verwickelte. Stella blieb geduldig und hörte höflich zu, während Tony sich davon schlich und irgendwo anders amüsierte.

Erst am Abend, während des Cocktail-Empfangs, sah Stella Tony wieder. Sie war gerade am Buffet und belud ihren Teller mit Häppchen, als er sich neben sie stellte.

Er sah sich kurz verstohlen um und flüsterte dann: „Also ich habe mir was überlegt, wie der Abend noch interessant werden könnte. Wir treffen uns nachher bei den Ställen."

Stella machte gerade den Mund auf, um Tony zu fragen, was er denn dort vorhatte, doch sie klappte ihn gleich wieder zu und versuchte unscheinbar zu wirken.

Mrs. Carter hatte sich soeben auch ans Buffet gestellt und sah die beiden jungen Menschen prüfend an.

Tony sagte knapp: „Hallo Mrs. Carter!" Ohne abzuwarten, verzog er sich an das andere Ende des Raumes.

„Hallo!", sagte Stella höflich.

„Hallo Stella. Na, was macht ihr beiden?"

„Also ich weiß nicht, was Tony macht. Ich habe ein bisschen Hunger und diese Häppchen sind wirklich gut." Sie zeigte auf ein Tablett mit Blätterteigtaschen. „Die hier sind mit Frischkäse und Spinat gefüllt – die sollten Sie probieren."

„Klingt gut. Aber ich habe schon genug", antwortete Mrs. Carter freundlich lächelnd. „Du und Tony, ihr heckt heute aber nichts aus, oder?"

Stella musste daran zurückdenken, wie Mrs. Carter die beiden schon einige Male bei ihren Abenteuern erwischt hatte. Sie setzte einen unschuldigen Blick auf und sagte: „Na ja, hier ist keine Werkstatt in der Nähe, also gibt es wohl nicht allzu viel, was Tony sich ausdenken kann."

„Bist du dir da sicher?"

„Ja." Es ist hier wirklich keine Werkstatt in der Nähe.

„Gut, dann vertraue ich darauf. Ich werde mal deinen Vater suchen, um mich noch zu verabschieden. Leider muss ich bereits gehen. Ich wünsche dir noch einen guten Abend."

„Danke, Ihnen auch."

Als Mrs. Carter sich entfernt hatte, aß Stella ihren Teller leer. Währenddessen beobachtete sie, ob Mrs. Carter wirklich bereits die Veranstaltung verließ. Sobald sie sich dessen sicher war, schlich sie sich raus zu den Ställen.

Bei den Ställen lehnte Tony bereits an einem Auto mit einem Pferdeanhänger. Er hatte das Gespann genau vor der Box abgestellt, in der sich Lucky Clover befand.

„Tony, was hast du vor?", fragte Stella skeptisch.

„Na ganz einfach: Wir packen das Pferd in den Anhänger und bringen es auf die Sunset-Ranch. Besser gesagt, du bringst das Pferd in den Anhänger. Du kannst einfach besser mit Tieren, als ich. Dafür fahre ich dann."

„Woher hast du das Auto?"

„Hab ich mir von Mr. Pearson geliehen." Als sie weiter skeptisch guckte, fügte er hinzu: „Okay, ich habe mir den Schlüssel beim Parkwächter stibitzt."

„Wir werden erwischt werden!"

„Ist Mrs. Carter noch da?"

„Nein, sie ist vor zehn Minuten weggefahren."

„Dann ist die Luft rein. Hier im Stall sind keine Wachleute. Nur ein paar Überwachungskameras, aber die zu überlisten war ein Klacks. Unsere Väter stecken mitten in ihren Geschäften. Mr. Pearson hat schon zwei Cocktails intus und bekommt bestimmt eh bald nichts mehr mit. Niemand wird uns erwischen. Der Plan ist idiotensicher."

Sie blickte nachdenkend zwischen Tony und der Pferdebox hin und her.

„Ach komm schon. Lass es uns für das arme Pferd durchziehen!", drängelte Tony.

„Also gut", sagte sie schließlich.

Während Tony die Tür des Anhängers herunterklappte, öffnete Stella das Gittertor, das die Pferdebox vom Gang abtrennte. Sie nahm das Zaumzeug, das an der Wand hing und legte es dem Tier behutsam an. Es scheute ein wenig zurück, als sie es in den Anhänger führen wollte.

Sie legte sanft ihre Hand auf seine Seite und sagte: „Es ist alles gut, du brauchst keine Angst haben. Wir bringen dich an einen Ort, wo du dich ausruhen kannst."

Die Worte schienen zu wirken und das Tier ging jetzt vorsichtig mit ihr mit in den Anhänger.

Nachdem sie das Pferd gut versorgt hatte und der Anhänger fest verschlossen war, setzte sich Stella neben Tony auf den Beifahrersitz.

Er startete den Wagen und fuhr langsam los. An einer Schranke zwischen dem Gelände und der Straße musste er halten.

„Das kriegen wir schon hin", versicherte Tony. „Du gehst einfach raus zu dem Wachmann und überredest ihn, die Schranke aufzumachen. Tu einfach so als gehörte dir der Laden hier", forderte er sie auf.

Sie guckte erst ein wenig entsetzt, gab sich dann aber geschlagen und stieg aus.

„Guten Abend!", grüßte sie den Wachmann.

„Guten Abend. Darf ich fragen, was Sie hier mit dem Gespann von Mr. Pearson machen?"

„Er hat uns gebeten, sein Pferd schon einmal zurück in seinen eigenen Stall zu bringen. Er will es auf das nächste Rennen vorbereiten."

„Und das soll ich glauben?"

Sie plusterte sich künstlich auf. Viele Male hatte sie zum Spaß die betuchten Damen nachgeahmt und damit Tony zum Lachen gebracht. Jetzt setzte sie genau den gleichen pikierten Tonfall auf.

„Natürlich sollen Sie das glauben! Was glauben Sie eigentlich, wen Sie vor sich haben? Hm?"

„Miss Hammond, ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten ..."

„Haben Sie aber eben gerade gemacht! Ich kann unsere Väter herrufen, die werden ihnen dann die Leviten lesen. Sie dürfen dann vielleicht noch einen Minigolfplatz bewachen!"

Sie fühlte sich ein wenig seltsam dabei, so fies zu dem Mann ihr gegenüber zu sein. Doch für das Wohl des Pferdes war es ihr das wert.

„Nein bitte, ihre Väter brauchen sich nicht bemühen", stammelte der Wachmann. „Ich öffne Ihnen die Schranke."

„Fein!"

Als sie sich in den Wagen zurücksetzte, kniff Tony seine Lippen zusammen, so als ob er gleich platzen würde. Nachdem er ein paar Meter auf der Straße gefahren war, prustete er los. „Das hast du echt gut gemacht!"

„Ja, so weit hat es funktioniert. Jetzt müssen wir nur noch den Leuten auf der Ranch klar machen, dass wir das Pferd dort auch abliefern dürfen. Das wird deutlich schwieriger werden."

„Darum kümmern wir uns, wenn wir dort sind", sagte Tony unbekümmert und schaltete vergnügt das Radio an.

Auf halber Strecke tauchte ein Polizei-Auto hinter ihnen auf. Es gab das Signal, rechts ranzufahren.

Tony seufzte und folgte der Anweisung, da er mit dem Gespann ohnehin nicht schneller fahren konnte.

Aus dem Auto stieg einer der Polizisten aus, während der andere irgendetwas über das Funkgerät besprach.

Der Polizist kam zu den beiden herüber. Tony kurbelte das Fenster herunter und begrüßte ihn freundlich.

„Wissen Sie, warum wir Sie anhalten?"

„Nein, Sir. Ich habe mich an die Geschwindigkeitsbegrenzung gehalten", antwortete Tony scheinheilig.

„Die Rücklichter an Ihrem Anhänger sind defekt. Das Fahrzeug ist nicht verkehrstüchtig."

Der andere Polizist kam nun ebenfalls und flüsterte seinem Kollegen etwas zu.

Der Erste blickte Tony nun streng an und befahl: „Aussteigen! Alle beide!"

Tony wollte protestieren, doch Stella schüttelte beschwichtigend den Kopf. Sie stiegen vorsichtig aus dem Wagen aus.

„Mitkommen!", wurde ihnen befohlen und die Polizisten führten sie zu ihrem Auto, in das sie hinten einsteigen sollten.

„Euer Gespann wurde vor ein paar Minuten als gestohlen gemeldet. Ihr beiden Pferdediebe kommt jetzt schön mit auf die Wache", kündigte der Polizist an, bevor er losfuhr. Ein weiterer Streifenwagen war inzwischen eingetroffen und blieb bei dem Gespann.

In der Polizeiwache wurden Tony und Stella in einen Verhörraum geführt. Ein anderer Polizist kam herein und musterte die beiden.

„Was haben wir denn da? Zwei diebische millionenschwere Gören. Das sieht man nicht alle Tage!", stellte er vergnügt fest.

„Milliarden!", warf Tony ein und wurde fragend angesehen. „Wir sind milliardenschwer!"

„Tony!", ermahnte Stella ihn.

„Was denn?"

„Halt den Mund, das ist nicht hilfreich."

„Dann erklärt mir mal, was das mit dem Pferd werden sollte", forderte der Polizist.

Stella entschied sich, ehrlich zu antworten. „Das Pferd wird von seinem Besitzer gequält. Wir wollten es befreien und an einen Ort bringen, wo es ihm besser geht."

„Und wer hat euch das erlaubt?"

Die Teenager guckten schweigend nach unten.

„Dachte ich es mir doch. Ihr habt Glück, für euch sind heute noch Einzelzellen frei. Da bleibt ihr, bis ich eure Eltern und Mr. Pearson angerufen habe."

Der Mann verließ den Raum und wies seine Kollegen an, die beiden in die Zellen zu führen.

Die Zellen lagen nebeneinander und waren nur durch eine Gitterwand getrennt.

Stella setzte sich auf die schmale Bank in dem Raum. Sie rieb sich erschöpft das Gesicht und als sie daran dachte, welche Strafen jetzt auf sie zukommen könnten, kamen ihr die Tränen. Sie drehte sich mit dem Rücken zu Tony, verschränkte die Arme und ließ den Kopf hängen.

„Hey, was ist los?", fragte Tony.

Sie zuckte nur mit der Schulter.

Tony streckte seinen Arm durch das Gitter und legte seine Hand auf ihre Schulter.

„Aua!", protestierte sie. „Du hast genau auf den Sonnenbrand gefasst!"

„Wo hast du denn auch keinen Sonnenbrand! Es ist ein Wunder, dass du an der Sonne nicht gleich in Flammen aufgehst! Du bist wie ein Va ..."

„Tony!", unterbrach sie ihn abrupt. „Wie kannst du jetzt noch Scherze machen?"

„Na Trübsalblasen hilft uns auch nicht. Bist du sauer auf mich?"

„Nein."

„Wirkt aber so. Und du weinst. Auch wenn du dich wegdrehst, dein Schniefen höre ich trotzdem."

Sie drehte sich genervt um und sah ihn an. Sie konnte es sich zwar nicht erklären, aber irgendetwas war in seinem Lächeln, was sie ein wenig aufmuntern konnte.

„Ich bin nicht sauer auf dich", sagte sie leise. „Du hast es mit deiner Idee echt gut gemeint. Dafür bin ich dir dankbar. Aber wir sitzen jetzt trotzdem ziemlich in der Klemme."

„Ach, mache dir keine Sorgen. Unsere Väter werden uns hier schon irgendwie raushauen. Deiner, weil er dich lieb hat, und genau so ein Öko-Freak ist wie du. Und meiner, weil er Angst um seinen guten Ruf hat."

„Bist du dir sicher?"

„Absolut."

**

Kenai und Howard waren auf die nächste Polizeiwache zitiert worden. Dort trafen sie den Besitzer des Pferdes, welches die Kinder versucht hatten zu stehlen.

„Ich muss Sie darüber in Kenntnis setzen, dass Mr. Pearson eine Anzeige wegen Diebstahls gegen die beiden erstatten kann. Da es hier nicht nur um ein Kaugummi geht, ist das eine ernst zu nehmende Sache", klärte der Polizist die Runde auf.

„Welche Möglichkeit haben wir, das zu umgehen?", wollte Howard wissen.

Mr. Pearson grinste schief. „Also, wenn Sie mir 30 Riesen für den Gaul geben, könnte es passieren, dass ich die Sache vergesse."

„30 Riesen? Da ist doch das Auto mit dabei oder?"

„Nein, dann sind es 40."

„35, mit Auto und Anhänger. Die Kinder haben dem Officer gesagt, dass sie das Pferd befreien wollten, weil es gequält wurde. Dann wird es ja ohnehin nicht mehr allzu viele Rennen laufen können", stellte Howard fest.

„Na schön. Aber halten Sie die Gören zukünftig von meinen Tieren fern!"

„Werden wir machen", sagte Howard und holte sein Checkbuch hervor.

Mit dem Check in der Tasche verabschiedete sich Mr. Pearson recht schnell.

„Wir teilen uns die Kosten", forderte Kenai.

„Unsinn. Ich weiß nicht wie der Junge immer wieder auf so etwas kommt, aber ich muss jetzt halt dafür gerade stehen."

„Ein Pferd zu befreien klingt aber tatsächlich mehr nach Stellas Idee."

„Ja, aber sonst bringt er sie immer in die unmöglichsten Situationen."

„Sie ist selbst in einem Alter, in dem sie wissen sollte, wann sie >>Nein<< sagen müsste. Einigen wir uns darauf, dass die beiden gleichermaßen schuld sind."

„Na schön. Und was hast du jetzt vor?"

Kenai drehte sich zu dem Polizisten. „Officer, ist es möglich, dass wir die beiden noch eine Stunde in ihren Zellen schmoren lassen?"

„Na klar."

„Gut. Ich werde rüber in den Supermarkt auf der anderen Straßenseite gehen und uns eine kleine Stärkung holen", kündigte Kenai an und stand auf.

Als er mit einer Schachtel Donuts zurückkam, telefonierte Howard gerade, um den Transport des Pferdes auf die Sunset-Ranch zu veranlassen.

Kenai bot dem Polizisten die Donuts an, als Howard auflegte.

„Du bestichst Beamte mit Gebäck?", fragte er amüsiert.

„Nein, ich habe versehentlich zu viel gekauft und brauche Hilfe, damit nichts davon verkommt", grinste Kenai.

„Das Pferd wird noch diese Nacht auf die Ranch gebracht. Auch wenn ich mir immer noch nicht sicher bin, ob das eine gute Idee ist, wenn die Kinder genau das bekommen was sie wollten."

„Sie bekommt eine Woche Hausarrest", sagte Kenai.

„In den Sommerferien? Du wirst langsam echt streng. Aber ja, Tony bekommt das auch. Und Telefonverbot."

„Und ich werde ihr erstmal nicht sagen, wo das Pferd geblieben ist. In ein paar Tagen vielleicht, wenn sie ihren Fehler einsieht."

Howard grinste. „So machen wir das."

Nachdem die Stunde abgelaufen war, gingen die Väter zu den Zellen. Nach einer gehörigen Standpauke brachten Howard und Kenai die Teenager zu ihren Autos und verabschiedeten sich voneinander.

Stella saß auf dem Beifahrersitz und schmollte den ganzen Weg bis zur Farm. Als Kenai den Wagen schließlich abgestellt hatte, drehte er sich zu ihr, um ihr noch einmal die Konsequenzen zu erklären.

„Du weißt, dass du den Rest der Woche Hausarrest hast?"

„Aber Dad!"

„Kein Aber! Und telefoniert wird auch nicht! Du musst jetzt halt mal mit den Konsequenzen für den Unsinn, den du anstellst, leben!"

„Na toll! Und der geldgierige Sack kann sich weiter an dem Pferd bereichern!", protestierte sie, während sie aus dem Wagen ausstieg.

Kenai stieg ebenfalls aus und versuchte, ruhig zu bleiben. „Du verstehst wohl noch nicht, worum es mir hier geht."

„Was gibt es daran noch zu verstehen?", protestierte sie lautstark genug, dass ihre Großmutter, die an ihrer Hütte stand, es hörte und sich nun auf die beiden zu bewegte.

„Du hast heute deine eigenen Prinzipien verraten!", warf sie ihm vor und wollte weiter ausholen.

„Pass auf, was du sagst!", warnte er.

Sie schnaubte genervt, stapfte zum Haus und ging hinein. Wenig später hörte man einen lauten Rums, der von ihrer Zimmertür stammen musste.

Kenai stemmte die Hände in die Hüften und guckte genervt in den Nachthimmel. Er spürte den prüfenden Blick seiner Mutter auf sich ruhen.

„Warum ist sie im Moment so schwierig?", seufzte er.

„Das Alter. Erinnere dich mal daran, wie du damals warst", antwortete sie seelenruhig.

„Ich war nicht so."

„Aber nicht weniger schlimm. Und wenn du in dein Herz schaust, merkst du vielleicht, dass sie mit ihrer Aussage eben auch ein wenig Recht hat."

„So einfach ist das nicht. Ich muss manchmal ein paar Kompromisse eingehen, um in dieser Welt überhaupt etwas bewegen zu können."

„Mag sein. Aber vergiss deine Wurzeln dabei nicht. Und besonders nicht deine Familie."

Er sah das warme Lächeln seiner Mutter und atmete kurz durch. „Wir haben das Pferd auf diese Ranch bringen lassen, wo es gut versorgt sein wird."

„Und weiß Stella das?"

„Nein. Ich werde mit ihr in ein paar Tagen hinfahren."

„Lass sie nicht zu lange schmoren", sagte die alte Frau und stapfte zurück in ihre Hütte.

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