48. Die Investition

Nachdem Kenai sein Gebäude inspiziert hatte, kehrte er ins Hotelzimmer zurück, um eilig zu duschen und einen sauberen Anzug anzuziehen.

Die Powerbank, die er von Elane erhalten hatte, steckte er in seine rechte Hosentasche und schloss sie durch ein kleines Loch in der Tasche an das Bein an. Seine Laune verbesserte sich, als er durch diese Maßnahme sein Bein wieder vollständig bewegen konnte.

Im weiteren Verlauf seines Tages traf Kenai die Bewerber für den Posten des CFOs für seinen Konzern. Gleich am Anfang war ein vielversprechender Kandidat dabei, den er zu einem weiteren Gespräch einlud. Die Aussicht darauf, dieses Problem bald aus der Welt schaffen zu können, hob Kenais Stimmung.

Nachdem alle Termine abgearbeitet waren, ging er noch einmal ins Hotelzimmer, um sich etwas legerer anzuziehen, und fuhr dann weiter nach Brooklyn zu dem Haus, in dem Steve wohnte.

Die Bewohner des Hauses hatten in den letzten Wochen mehrere Probleme gemeldet und der Hausmeisterdienst, der hierfür eigentlich engagiert war, hatte sich nicht darum gekümmert, diese Probleme zu beheben. Kenai wollte sich vor Ort selbst ein Bild davon machen und die Reparaturen so bald wie möglich veranlassen.

Er freute sich auch darauf, bei der Gelegenheit Steve zu treffen. Er war ihm sympathisch und ein guter Gesprächspartner. Er gehörte tatsächlich zu den wenigen Menschen, denen er sogar die Sicherheit seiner Familie anvertrauen würde.

Erst neulich hatte Steve ihm sehr weiter geholfen, indem er sich spontan bereit erklärt hatte, auf Antony aufzupassen. Und danach hatte er sich gut um Stella gekümmert, während Michael noch irgendwo auf der Welt unterwegs war.

Für diese Hilfe wollte Kenai ihm noch einmal persönlich seinen Dank aussprechen.

Als er vor dem Wohngebäude stand, betätigte er zuerst Steves Klingel. Dieser öffnete jedoch nicht. Also klingelte er bei einer der anderen Wohnungen. Eine ältere Dame öffnete ihm schließlich die Tür.

„Guten Tag, Mrs. Perkins. Ich bin hier, weil die Bewohner diverse Probleme gemeldet haben und ich mir das ganze mal ansehen wollte."

„Sie kommen dafür sogar persönlich?", staunte die Frau, die Kenai offenbar wiedererkannt hatte.

„Ja. Die Beschwerden häufen sich doch sehr und sämtliche Handwerker rühren sich meiner Meinung nach zu wenig. Ich möchte wissen, was ich ihnen auftragen kann und wofür Spezialisten gebraucht werden", antwortete Kenai freundlich.

„Sehr schön! Ich zeige Ihnen alles", freute sich die Dame und winkte ihn in das Haus.

Sie zeigte Kenai alles vom Dach bis zum Keller. Er machte sich währenddessen Notizen und reparierte im Keller den Heizkessel provisorisch.

„Jetzt haben Sie zumindest mal wieder warmes Wasser", verkündete er.

„Wunderbar, ich danke Ihnen."

„Die anderen Reparaturen werde ich veranlassen. Dann ist das auch bald erledigt."

Die alte Frau begleitete ihn durch das Treppenhaus. Als er zu Steves Wohnungstür abbog, sagte die Frau: „Ich glaube, Mr. Rogers ist im Moment nicht da. Er ist oft drüben im Box-Club."

„Danke, dann werde ich ihn dort suchen", antwortete Kenai freundlich.

Auf der Straße sah sich Kenai einen Augenblick lang den Box-Club an. Es war ein altes Backsteingebäude, welches schon einmal bessere Zeiten erlebt hatte. Das große Schild über dem Eingang verriet, dass der Club bereits 1930 gegründet wurde. Damit gehörte er zu den wenigen verbliebenen alteingesessenen Geschäften, die ein Stück der Geschichte Brooklyns erzählten.

Kenai überquerte die Straße und öffnete die etwas klapprige Glastür. Gleich im Eingangsbereich stand Steve neben einem Schreibtisch. An dem Schreibtisch saß ein alter, dunkelhäutiger Mann. Halb auf dem Schreibtisch sitzend befand sich ein dunkelhaariger Mann mit einem fröhlichen Gesicht und erzählte offenbar gerade von seinen neuesten Erlebnissen. Kenai hatte den Mann im Fernsehen gesehen und erkannte ihn wieder – es handelte sich um Alessandro Moretti.

„Was sollte das am Ende des Kampfes? Warum bist du da einfach nur dagestanden, als dich der Dampfhammer umgenietet hat?", wetterte der Alte mit seiner rauen Stimme.

„Ich war kurz abgelenkt."

„Ablenkt? Wovon warst du verdammt noch mal ablenkt?"

Moretti zögerte kurz, bevor er weiter sprach. „Ich habe mich beobachtet gefühlt."

„Klar hast du dich beobachtet gefühlt! Es waren Zuschauer und Fernsehkameras da! Das hat ein öffentlicher Kampf so an sich!"

„Das ist mir bewusst. Aber mir ist plötzlich eine Frau ins Auge gefallen ..."

„Mann, du brauchst echt mal wieder ein Date ..."

„Nein, nicht auf diese Weise! Sie hat mich beobachtet – intensiver als die anderen Zuschauer und sie hatte eine seltsame Ausstrahlung ..."

„Wie sah sie denn aus?", wollte der Grauhaarige grinsend wissen.

„Sie hatte lange, weißblonde Haare. Ein ziemlich ausdrucksloses Gesicht und das Alter kann ich überhaupt nicht einschätzen", erklärte Moretti.

Kenai hatte zu Morettis Beschreibung sofort ein Bild im Kopf. Er sah vor seinem geistigen Auge Elane inmitten einer Zuschauermenge stehen.

„Und so plötzlich wie sie mir aufgefallen ist, war sie auch wieder weg ...", schloss der Boxer seiner Erzählung ab.

Der alte Mann grinste breit und lachte herzhaft: „Hah! Du hast wohl ein paar Schläge zu viel abgekriegt! Andere sehen weiße Mäuse und du siehst weiße Frauen ..."

Auch Steve konnte sich jetzt ein Schmunzeln nicht verkneifen, auch wenn seine Augen ein wenig Sorge zeigten.

„Ja ja, lacht ihr nur!", winkte Moretti ab. „Ich bin jetzt hinten im Büro und bereite den Termin nachher vor", sagte er und verließ den Raum durch eine Tür im hinteren Teil.

„Jetzt hat er immer noch nicht verraten, wo er sich danach rumgetrieben hat!", stellte der Alte fest.

Steve blickte jetzt auf. Seine Lippen formten sich zu einem Lächeln, als er Kenai entdeckte.

„Hallo Kenai! Was führt dich hierher?"

„Hallo Steve! Ich war drüben im Haus und habe nach den Reparaturen gesehen, die noch ausgeführt werden müssen. Gute Nachricht: Ihr könnt jetzt erstmal wieder warm duschen."

„Das ist gut, danke!"

„Gerne. Und wenn ich schonmal in der Gegend bin, dachte ich, ich sage mal kurz >>Hallo<<"

„Das trifft sich gut. Ich wollte ohnehin mit dir über die Wohnung sprechen."

Steve ging zu einer Kaffeemaschine und bot Kenai eine Tasse an, welche er dankend annahm. Mit dem Kaffee in der Hand führte Steve Kenai zu einer Galerie, von der aus man in den großen Trainingsbereich des Clubs hinabsehen konnte. Dort konnten sie einen Augenblick lang in Ruhe miteinander sprechen.

„Ich fühle mich sehr wohl in der Wohnung", begann Steve. „Aber ich werde in ein paar Monaten ausziehen müssen."

„Wohin ziehst du?"

„Nach Washington. Die meisten meiner Termine sind im Moment dort und S.H.I.E.L.D richtet gerade ein neues Hauptquartier ein ..."

„Das ist verständlich. Brauchst du Hilfe bei der Wohnungssuche?"

„Nein, man hat mir bereits eine Wohnung reserviert."

„In Ordnung, sage mir einfach noch mal Bescheid, wenn es so weit ist. Oh und bevor ich es vergesse ...", Kenai griff in seine Jackentasche und holte eine kleine, liebevoll verpackte Schachtel hervor. „Stella hat mir ein kleines Geburtstagsgeschenk für dich mitgegeben, nachdem das erste Päckchen leider bei der Post verloren gegangen ist."

Steve war freudig überrascht und sein Blick erhellte sich.

„Danke!"

„Keine Ursache! Ich bin nur der Bote."

Steve überlegte kurz. „Tony hat heute Morgen erwähnt, dass er dich noch treffen wollte, um dir irgendwas mitzuteilen ... hat er dich erwischt?"

Kenai seufzte leise. „Ja, wir haben uns getroffen. Du solltest meinen Namen in seiner Gegenwart in nächster Zeit besser nicht erwähnen – es sei denn du willst, dass zwischen euch Funkstille herrscht."

„Was ist passiert?", fragte Steve besorgt.

„Kleine Meinungsverschiedenheit. Das renkt sich schon wieder ein", versuchte Kenai sein Gegenüber zu beschwichtigen.

„Worum ging es?"

„Unter anderem interessiert er sich neuerdings sehr dafür, mit wem Stella zusammen ist. Er ist der Meinung, dass Michael nicht der richtige für sie ist."

Steve schien einen Moment lang abzuwägen, was er dazu sagen sollte. Schließlich fragte er vorsichtig: „Was hältst du denn von ihm?"

Kenai lächelte müde. „Na ja, er ist nicht der Schwiegersohn meiner Träume. Aber welcher Vater kriegt den schon? Ich war auch nicht der Wunschschwiegersohn meines Schwiegervaters."

„Du glaubst, er hätte sich einen anderen gewünscht?"

Kenai dachte an den Tag zurück, als Susan ihn das erste Mal nach Hause eingeladen hatte. Nachdem er versucht hatte, sich höflich vorzustellen, wurde er mit einem Gewehr aus dem Haus gejagt.

„Ja, einen weißen vermutlich", antwortete der Indianer schließlich.

Steve blickte ihn fragend an, so als hätte er noch nicht verstanden, worauf Kenai hinaus wollte.

Der Mann aus dem Empfangsbereich hatte sich inzwischen dazu gesellt und nickte wissend.

Steve schaute schamvoll weg und sagte leise: „Ich wusste nicht, dass das immer noch ein Thema ist ..."

Der alte Mann mischte sich jetzt ein. „Ist es immer noch ... Ich wette Mr. Hammond musste sich damals ein Bein ausreißen, um seine Susan zu bekommen ..."

„Ja, so ungefähr", antwortete Kenai knapp.

Tatsächlich hatte sich sein Schwiegervater ihm erst geöffnet, nachdem er in Vietnam gewesen war und dort sein Bein verloren hatte. Richtig freundlich wurde Susans Vater dann schließlich, nachdem Kenai seine erste Million verdient hatte.

„Und deine Schwiegermutter?", wollte Steve jetzt wissen.

„Mit Lis habe ich mich immer gut verstanden. Und sie versteht sich blendend mit meiner Mutter. Ist manchmal etwas unheimlich, wenn die beiden zusammensitzen und etwas miteinander austüfteln. Und es ist immer wieder erstaunlich, wie viel die beiden gemeinsam haben."

Während die drei miteinander sprachen, war eine Frau im Hosenanzug im Club angekommen und hatte an Morettis Tür geklopft. Moretti war jetzt dabei sie durch den Club zu führen. Die Frau machte sich ein paar Notizen und beendete den Rundgang recht schnell. Die beiden kamen schließlich auf der Galerie zum Stehen.

Kenai erkannte auf dem Namensschild, welches die Frau an ihrer Jacke trug, das Logo der Bank, die zu seinem Konzern gehörte. Er war jetzt gespannt darauf, was sie zu Mr. Moretti sagen würde. Er hatte nicht oft die Gelegenheit, seine Mitarbeiter tatsächlich bei der Arbeit zu beobachten.

„Mr. Moretti, wenn Sie an dem bisherigen Konzept festhalten, kann ich Ihnen den Kredit leider nicht zusagen. Wenn Sie bereit wären, umfassender zu modernisieren und hieraus zum Beispiel ein Yoga-Studio zu machen, sähe es schon deutlich günstiger aus."

Moretti senkte kurz den Kopf und seufzte leise. Als er ihn wieder hob, hatte er ein freundliches Lächeln aufgesetzt. Seinen Augen sah man jedoch die Enttäuschung an. Außerdem befand sich in dem Blick eine Spur Resignation. Vermutlich hatte er diese Begründung nicht zum ersten Mal gehört.

„Ich danke Ihnen, dass Sie sich heute dennoch die Zeit genommen haben hierher zu kommen", sagte Moretti, um die Bankfrau zu verabschieden.

Kenai war nicht einverstanden mit dieser Entscheidung und wollte sich jetzt ein eigenes Bild von der Situation machen.

Er bedeutete Steve, einen Moment auf ihn zu warten, und ging auf die beiden anderen ein paar Schritte zu.

„Entschuldigen Sie bitte, ich habe das eben gerade versehentlich mitgehört."

Die beiden schauten ihn fragend an. Er blickte auf das Namensschild der Bankfrau.

„Mrs. Anderson, sind Sie wirklich der Ansicht, dass ein Yoga-Studio die bessere Wahl wäre?", hinterfragte Kenai.

Mrs. Anderson machte zunächst den Mund auf, um zu antworten, machte dann aber plötzlich große Augen.

„Sie sind Mr. Hammond!"

„Ja, das stimmt", antwortete Kenai geduldig.

„Ähm ... also ... Yoga-Studios haben in den letzten Jahren einfach einen großen Zulauf erfahren."

„Das ist richtig. Yoga ist auch toll. Meine Tochter und ich, wir machen das sogar auch ab und zu. Aber in letzter Zeit ist ein gewisser Hype darum entstanden und es sind schon einige Studios aus dem Boden geschossen. Wenn man rechtzeitig auf so einer Welle mitschwimmt, kann man auch durchaus was daran verdienen. Allerdings flacht so eine Welle irgendwann auch wieder ab. Und die meisten Studios, die in letzter Zeit eröffnet wurden, werden dann wieder geschlossen. So ähnlich wie mit diesen Bubble-Tea-Läden, die es vor ein paar Jahren gab. Die waren mal an jeder Ecke. Wissen Sie, wo es heute den nächsten Bubble-Tea gibt?"

„Nein ... Das heißt, Sie denken, dass dies hier ein Box-Club bleiben sollte?"

„Ja. Ganz besonders, weil er laut dem Schild über dem Eingang bereits 1930 gegründet wurde. Er ist ein Stück der Geschichte dieses Viertels. Und er wird von einem Profiboxer geleitet, der vor kurzem im Fernsehen zu sehen war. Ich glaube, dass es langfristig gut für das Viertel ist, wenn der Box-Club erhalten bleibt. Also lassen Sie uns doch Mr. Morettis Antrag noch einmal durchgehen," erklärte Kenai geduldig und wandte sich an den Boxer: „Können wir uns kurz irgendwo hinsetzen?"

„Wir können uns in mein Büro setzen", antwortete Mr. Moretti und deutete auf eine Tür.

Im Büro ging Kenai gemeinsam mit seiner Mitarbeiterin noch einmal den Finanzplan des Clubs durch und machte dann einen Vorschlag für einen fairen Kredit. Er bat seine Mitarbeiterin, die Papiere fertig zu machen und so bald wie möglich zu versenden.

Als sie wieder aufstanden, wirkte Mr. Moretti erleichtert und verabschiedete Kenai und Mrs. Anderson freundlich.

Bevor Kenai den Club verließ, ging er noch einmal zu Steve herüber, um sich auch von ihm zu verabschieden.

**

Steve freute sich für Alex, da seine finanziellen Probleme jetzt anscheinend geklärt waren und der Club wie erhofft saniert werden konnte.

Nachdem Kenai den Club verlassen hatte, packte Steve seine Sporttasche, verabschiedete sich von Alex und ging herüber in seine Wohnung.

In der Wohnung holte er das Geschenk aus der Tasche, welches Kenai ihm in Stellas Namen überreicht hatte.

An der kleinen Schachtel hing ein Kärtchen, in welchem Stella ihm ihre Glückwünsche mitteilte.

Es war ihm egal, was sich in der Schachtel befand, er freute sich bereits über die warmen Worte in der Karte und über die kleine Aufmerksamkeit.

Dennoch siegte bald seine Neugier und er zog vorsichtig an dem Geschenkband, um den Deckel abheben zu können. In der Schachtel befand sich eine weitere kleine Notiz von Stella:

Damit du nicht mehr mit Kugelschreibern schreiben musst :-)

Er musste leise lachen. Er hatte irgendwann einmal in einem Nebensatz, ganz beiläufig, erwähnt, dass er das Schreibgefühl mit Kugelschreibern nicht mochte, die Dinger aber heutzutage einfach überall waren. Er hätte nie gedacht, dass sie sich das gemerkt hatte.

Er legte den kleinen Zettel beiseite und entdeckte jetzt, dass sich unter ihm ein Füllfederhalter und ein kleines Tintenfässchen in der Schachtel befanden. Er nahm das silberfarbene, elegant geformte Schreibwerkzeug in die Hand und freute sich darüber, wie gut es in der Hand lag.

Er konnte es kaum abwarten, den Füller auszuprobieren, und setzte sich daran, Stella einen Brief zu schreiben.

**

Als Kenai in das Hotelzimmer zurückkehrte, rechnete er damit, noch eine Weile allein zu sein, denn Susan wollte zusammen mit Nicole noch ein wenig shoppen gehen. Er nahm sich vor, bis Susans Rückkehr noch ein wenig die Füße hochzulegen und ein Buch zu lesen, um seine Frau anschließend zu einem guten Essen auszuführen.

Gleich beim Öffnen der Tür merkte er, dass sich jemand im Zimmer befand.

Er ging hinein, schloss die Tür hinter sich und blieb stehen.

„Elane! Hat Susan dich reingelassen oder hast du dir selbst Zutritt verschafft?", begrüßte er seine vertrauteste Mitarbeiterin, die es sich in einem Sessel in der Ecke des Raumes gemütlich gemacht hatte.

„Susan war schon weg, als ich gekommen bin", antwortete die weißblonde Frau.

„Hmm ... dann sollte ich mich wohl bei der Hotelleitung beschweren, weil es viel zu einfach ist hier herein zu kommen ..."

„Es war erstaunlich einfach. Du solltest nächstes Mal in einem anderen Hotel übernachten."

„Werde ich mir merken", sagte er und ging auf die kleine Anrichte zu, auf der Tassen und Getränke bereitgestellt waren. Er füllte den Wasserkocher, schaltete ihn ein und legte einen Teebeutel in eine Tasse.

„Möchtest du auch einen?"

Elane schüttelte den Kopf.

„Ich habe mich bei Damage Control umgesehen", begann sie zu berichten. „Sie haben das Gebäude gründlich durchleuchtet. Dabei haben sie sämtliche Gänge und Treppenhäuser entdeckt. Auch die Geheimgänge, die aus dem Penthouse herausführen. Sie kennen jetzt alle Zugänge. Und sie haben die Informationen an S.H.I.E.L.D weiter gegeben."

Kenai seufzte. „Das überrascht mich eigentlich nicht sehr. Die meisten Fluchtwege waren ja jetzt unseren Mitarbeitern bekannt. Das Penthouse jetzt noch auseinanderzunehmen war keine große Herausforderung mehr. Ich wollte nur sichergehen, als ich dir heute Morgen den Auftrag gab."

„Die gute Nachricht ist, dass ich bereits einen Plan ausgearbeitet habe, wie sämtliche Zugänge trotzdem effektiv abgesichert werden können."

Sie holte ein Tablett aus ihrer Umhängetasche hervor, öffnete darauf eine bestimmte Seite und reichte es ihm.

Er goss erst das heiße Wasser in die Tasse, um den Tee darin ziehen zu lassen, und nahm dann das Gerät mit den Plänen entgegen.

Nachdem er die Pläne einen Augenblick lang betrachtet hatte, nickte er nachdenklich und sagte: „Ja, lass uns das so machen. Ich will außerdem zusätzliche Maßnahmen ergreifen, um das Penthouse zukünftig besser vor Angriffen aus der Luft zu schützen. Ich habe da schon so eine ungefähre Vorstellung, aber wir können das erst einbauen, wenn die Handwerker alle wieder weg sind."

„Das klingt nach einer guten Idee."

„Ich hoffe es."

Er nahm jetzt den Teebeutel aus der Tasse heraus und nippte vorsichtig an dem heißen Getränk, bevor er fortfuhr: „Hast du neulich den Boxkampf zwischen Alessandro Moretti und Vince Porter gesehen?"

„Wie kommst du auf diese Frage?"

„Ich glaube du hast einen bleibenden Eindruck bei Moretti hinterlassen ... Hast du vor ihn zu rekrutieren?"

„Ich dachte eigentlich, dass du dich um die Angelegenheiten unserer Organisation nicht mehr kümmern möchtest ..."

Kenai zuckte mit den Schultern. „Tja du kennst mich. Meine Neugier ist manchmal unstillbar."

„Er lässt sich leicht ablenken. Und dass er der Nachbar von Steve Rogers ist, birgt ein großes Risiko, dass wir aufgedeckt werden. Rogers würde es nicht entgehen, wenn sein Nachbar sich ständig Nachts davonschleicht."

„Das ist wohl wahr. Und wie bist du auf ihn gekommen?"

„Seine Vergangenheit als Agent bei S.H.I.E.L.D und ich glaube, dass er aus genau dem Grund dort aufgehört hat, aus dem du unsere Organisation aufgebaut hast. Er ahnt wohl auch, dass S.H.I.E.L.D vermutlich mal wieder unterwandert wird."

„Glaubst du er hat irgendwelche Beweise?"

„Nein. Er hat eng genug mit Fury zusammengearbeitet, dass er ihn darauf aufmerksam gemacht hätte. Fury wirkt immer noch so, als wäre alles beim Alten."

„Unterschätze Fury nicht!"

„Mache ich nicht. Aber auch er ist nicht unfehlbar", antwortete sie und fuhr nach einer kurzen Pause fort: „Der Erbauer des Box-Clubs – Alfonso Moretti – hat seinerzeit zusammen mit ein paar anderen Geschäftsleuten tief unterhalb des Box-Clubs einen Schutzbunker errichten lassen. Über die Jahrzehnte hinweg ist er jedoch in Vergessenheit geraten. Nach diversen Umbaumaßnahmen an den umliegenden Gebäuden gibt es jetzt nur noch einen einzigen Zugang zu dem Bunker. Und der ist im Keller des Box-Clubs versteckt. Ich glaube, dass der Bunker gut geeignet wäre für einen kleinen Stützpunkt."

Kenai nickte verstehend. „Dann wird es dich vielleicht interessieren, dass Rogers demnächst nach Washington umziehen wird."

„Das wird die Sache einfacher machen."

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