44. Die Erklärung

∞∞*Triggerwarnung: Dieses Kapitel enthält sexuelle Handlungen.*∞∞

Nachdem die Übertragung des Boxkampfes beendet war, drehten die Kellnerinnen den Ton des Fernsehers wieder ab und dafür die Jukebox wieder an. Diejenigen, die auf Vince Porter gesetzt hatten, strichen zufrieden ihren Gewinn ein.

Michael bezahlte die Rechnung für den ganzen Tisch und machte sich zusammen mit Steve auf den Heimweg.

Während sie den Weg entlang liefen, schwiegen sie eine ganze Weile. Steve dachte still über das nach, was er in der Bar beobachtet hatte. Er war etwas entsetzt darüber, denn es stand seiner Vorstellung einer guten Ehe entgegen. Schließlich konnte er seine Frage nicht mehr zurückhalten und sie platzte ziemlich direkt aus ihm heraus.

„Als du auf Toilette warst, hast du da etwa mit der Kellnerin...", fing er an.

Michael unterbrach ihn und sagte fast selbstverständlich: „Ja."

„Aber Stella wartet zu Hause auf dich. Willst du die Zeit nicht lieber mit ihr verbringen? Besser gesagt: Glaubst du nicht, dass du ihr damit weh tust?"

„Nein, es ist okay für sie. Wir haben darüber eine Vereinbarung getroffen. Sie weiß Bescheid."

„Eine Vereinbarung? Warum?"

„Sie mag es sehr zu kuscheln und das bekommt sie von mir auch. Aber wenn es um mehr geht, ist sie oft ziemlich verkrampft. Wenn sie es aber will, bekommt sie auch das von mir."

„Okay...", sagte Steve zögerlich.

Michael grinste leicht verschmitzt. „Ich würde schon gerne öfter mit Stella schlafen. Sie hat eine echt tolle Figur – alles sitzt an der richtigen Stelle." Sein Blick wurde wieder etwas ernster. „Aber sie zeigt es nicht gerne. Ich meine: hast du sie zum Beispiel jemals mit kurzen Ärmeln herumlaufen sehen?"

Steve überlegte kurz. „Nein."

„Eben. Sie läuft das ganze Jahr über so herum, obwohl wir eigentlich in einer Gegend wohnen, in der es angenehm warm ist. Wir wohnen auch noch direkt am Strand. Da würde es sich doch anbieten, mal einen Bikini anzuziehen, um ein wenig zu baden. Sie kann einfach etwas mehr aus sich machen, als ständig diesen Mami-Look zu tragen. Sie ist viel zu verklemmt."

„Hmm... Aber wenn sie sich so wohler fühlt...", gab Steve zu bedenken. „Und du bekommst ihren Anblick ja zu Gesicht."

„Ja, schon. Aber ich brauche ab und zu ein bisschen mehr. Du bist doch auch ein Mann, du verstehst das doch, oder?"

„Hmm...", machte Steve leise. Es vergingen ein paar Sekunden, bis es aus ihm herausplatzte: „Ich habe sie geküsst."

Michael stolperte fast über seine eigenen Füße, als er dies hörte. „Was?"

„Ich habe sie gestern geküsst", führte Steve weiter aus. „Es war einfach ein Impuls und ein Fehler. Wir haben danach darüber geredet und sind uns einig, dass es nie wieder passieren wird. Aber es ist eben passiert und wir können es nicht rückgängig machen."

Normalerweise hätte Steve sich jetzt gleich im Anschluss auch für seine Tat entschuldigt. Doch bei Michael war er sich nicht sicher, ob dies richtig wäre. Schließlich beging dieser anscheinend regelmäßig Ehebruch. Und das in dem Wissen, dass seine Frau selbst eher zurückhaltend war und es ihm nicht so schnell gleichtun würde.

Jetzt weiß ich, was sie damit meinte, dass Michael die Sache einfach hinnehmen muss. Er erlaubt sich so viel, dass er ihr auch mal einen Fehler verzeihen sollte.

„Hmm... okay...", sagte Michael schließlich. „War eine einmalige Sache?"

„Ja."

Michael zuckte jetzt mit den Schultern, als ob er die Information einfach abschütteln wollte. „Okay, cool. Kann ich dir nicht verübeln. Ich habe dir ja eben schon erzählt, wie ich sie sehe", grinste er.

„Das heißt, wir kommen trotzdem noch miteinander aus?"

„Klar!"

„Gut", sagte Steve knapp und lief den Rest des Weges still neben Michael her.

Als die beiden Männer in der Wohnung ankamen, lag Stella auf dem Sofa. Der Fernseher lief und zeigte das Hauptmenü einer DVD an. Sie war während des Films offenbar eingeschlafen. Obwohl Steve und Michael sich bemühten, leise zu sein, wachte sie jetzt auf.

„Hey", sagte sie leicht verschlafen. „Ihr seid zurück. Wie war es denn?"

„War ein ziemlich spannender Kampf", antwortete Michael und lächelte seine Frau an. „Aber jetzt merke ich langsam doch, dass es spät wird. Wenn du ins Bett umziehen magst, komme ich mit dir mit."

„Ja. Lass mich nur schnell hier aufräumen, dann bin ich bei dir."

Michael nickte und ging in Richtung Schlafzimmer.

Sie stand auf und schaltete den Fernseher aus. Anschließend nahm sie ihre Teetasse vom Couchtisch und brachte sie in die Küche.

Steve nahm in der Zwischenzeit die Decke, in der sich Stella eingekuschelt hatte, und faltete sie ordentlich, um sie zurück an ihren Platz auf dem Sofa zu legen.

Als Stella aus der Küche kam, sagte er „Gute Nacht" und ging in sein Zimmer.

Stella ging ins Schlafzimmer und zog sich ihren Schlafanzug an. Danach ging sie ins Bad, wo Michael dabei war, seine Zähne zu putzen. Sie umarmte ihn von hinten und lehnte ihren Kopf an seinen Rücken an.

Er legte eine Hand auf ihre Hände, spülte sich den Mund aus und drehte sich dann zu ihr um, um sie zu küssen.

„Ich muss dir was sagen", fing sie zögerlich an. „Bitte sei mir nicht böse."

Michael blickte ihr in die Augen und fragte: „Worum geht es denn?"

Sie schluckte nervös. „Steve und ich... wir haben uns geküsst."

Er nickte. „Das hat er mir vorhin schon erzählt."

„Hat er das?"

„Ja."

„Es war ziemlich flüchtig. Nur eine Sekunde und mit geschlossenen Lippen", führte sie weiter aus.

Michael schmunzelte etwas.

„Und wir sind uns einig, dass das nicht mehr vorkommt. Es tut mir leid", schloss sie ihr Geständnis ab, um ihren Mann dann fragend anzuschauen.

Er fasste sie an den Schultern und musterte sie.

„Es ist in Ordnung", sagte er nach einem Augenblick. „Er hat mir das Gleiche versichert. Damit ist für mich alles gut."

Sie atmete erleichtert aus. „Ist wirklich alles gut?"

„Ja", sagte er, lächelte liebevoll und schloss sie in seine Arme.

Als er seine Umarmung wieder löste, sagte er: „Ich gehe mich jetzt hinlegen."

„Ich bin dann bald bei dir."

Er ließ sie allein im Bad zurück und sie machte sich dort in Ruhe bettfertig.

Im Schlafzimmer schlüpfte sie schließlich mit zu ihrem Mann unter die Decke.

Sie hatte sich fest vorgenommen, heute die Initiative zu ergreifen, auch wenn ihr das schwerfiel. Sie machte sich dabei immer Gedanken, ob es für ihn überhaupt der richtige Zeitpunkt war und ob sie es richtig machte. Sie hatte Angst, es falsch anzugehen. Und falls sie es richtig anging, hatte sie Angst, dass sie in ihn Erwartungen weckte, die sie dann doch nicht erfüllen konnte. Sie wollte, dass es ihrem Mann gut ging und ihn nicht enttäuschen.

Sie fühlte sich zittrig und ihr Herz schlug schnell, als sie vorsichtig ihre Hände auf seine Brust legte und ihm in die Augen sah. Er lächelte entspannt. Sie lächelte zurück und tat den nächsten Schritt, indem sie ihn jetzt vorsichtig küsste. Er legte seine Hände an ihre Taille und erwiderte ihren Kuss. Während sie sich weitere, inniger werdende, Küsse austauschten, wanderte seine Hand von ihrer Taille abwärts in ihren Hosenbund und legte sich auf ihren Po. Seine Berührungen steigerten ihre Lust. Sie biss sich auf ihre Unterlippe und überlegte kurz, ob sie bereits den nächsten Schritt wagen sollte. Sie löste sich ein wenig aus seinen Armen, um sich die Hose ausziehen zu können. Anschließend ließ sie ihr Bein über seinen Körper gleiten, um auf ihm zu sitzen. Sie beugte sich vor, um ihn wieder zu küssen. Gleichzeitig spürte sie, wie sich seine Männlichkeit regte. Um dort anzukommen, erhob sie sich leicht. Gerade als ihre Hand fast am Ziel angekommen war, ergriff Michael das Wort.

„Du hast es aber eilig heute", hauchte er zwischen zwei Küssen, um sie anschließend mit seinem Blick zu durchbohren. „Hat dich sein Kuss angeregt?", schickte er plötzlich hinterher.

Stella konnte die Frage in diesem Moment erst gar nicht richtig erfassen. Sie hielt inne und blickte ihren Mann fragend an.

„Was?"

„Denkst du gerade an ihn?"

Diese zweite Frage riss sie vollkommen aus dem zuvor zärtlichen Moment heraus.

„Nein! Ich bin einfach nur froh, dich wieder hier zu haben!", stammelte sie und wollte wieder von ihm herunter gleiten.

Er hielt sie an den Oberschenkeln fest und sein Blick wurde ernster. „Und das soll ich dir glauben?"

Sie richtete sich etwas weiter auf, um mehr Distanz zwischen ihre beiden Gesichter zu bringen.

„Michael, als wir vorhin darüber geredet haben, dachte ich, es wäre alles gut..."

„Ist es aber nicht. Ich weiß nicht, was ihr noch miteinander macht, wenn ihr wieder alleine seid."

„Wir sind einfach nur gute Freunde. Es wird nichts mehr in dieser Richtung passieren. Das kannst du mir glauben. Bitte!"

Sie unternahm einen weiteren Versuch, zur Seite wegzurutschen, doch er verstärkte seinen Griff. Seine Finger bohrten sich unangenehm fest in ihr Fleisch und ein Anflug von Panik begann in ihr aufzukeimen. Ihre Augen begannen sich mit Tränen zu füllen, die sie versuchte zurückzuhalten.

„Bitte lass mich los!", flehte sie ihn leise an.

Er seufzte genervt. „Kommst du mir jetzt etwa so?"

Sie brachte im Moment kein Wort hervor und kniff stattdessen ihre Lippen zusammen. In seinen Blick hatte sich jetzt ein Anflug von Zorn geschlichen, den sie in der Form noch nie bei ihm gesehen hatte.

Endlich ließ er locker und sagte kühl: „Dann geh doch."

Sie rutschte auf ihre Seite des Bettes, setze sich dort aufrecht hin und sah ihren Mann flehend an. „Bitte verzeihe mir! Es tut mir leid!", sagte sie leise.

Er brummte abfällig und drehte sich von ihr weg. Er blieb in einer Position liegen, die sie davon abhielt sich an ihm anzukuscheln.

Resigniert nahm sie ihre Hose und ging damit ins Bad. Dort zog sie sich die Hose wieder an. Sie biss sich auf die Unterlippe und versuchte, tief durchzuatmen, um sich zu beruhigen. Sie konnte ein paar ihrer Tränen nicht zurückhalten und harrte eine Weile vor dem Waschbecken aus. Als es endlich wieder ging, wusch sie sich kurz das Gesicht und ging dann leise zurück ins Schlafzimmer.

Michael lag immer noch in seiner zurückweisenden Haltung da. Sie legte sich vorsichtig auf ihre Seite und blickte traurig zu ihm herüber.

Obwohl ihr Mann direkt neben ihr war, fühlte sie sich einsam und ihr war kalt. Sie hüllte sich tief in ihre Decke ein und schloss die Augen.

Es war bereits manchmal vorgekommen, dass Michael teilnahmslos neben ihr lag und sich nicht die Zeit für Zärtlichkeiten nahm. Sie hatte sich dies stets damit erklärt, dass er müde war und deswegen einfach nur schlafen wollte.

Heute hatte er ihr das erste Mal offen Vorwürfe gemacht und die Frage, in welche Richtung das noch gehen könnte, machte ihr Angst. Sie fragte sich, was sie besser machen könnte und befürchtete, dass sie schon bei dem Versuch versagen würde.

Noch fast die ganze Nacht über kreisten ihre Gedanken, um das, was geschehen war. Zu allem Überdruss kehrten ihre Magenschmerzen zurück. Sie lag eingerollt auf der Seite, als sie in den frühen Morgenstunden letztlich doch einschlief.

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