30. Die Ehrung
Zwischen all den Presseterminen, die Steve und Tony in der Zeit nach dem Angriff abgehalten haben, bekamen sie irgendwann eine offizielle Einladung aus dem Air-Force-Stützpunkt in Cape Canaveral.
General Carter, der den Stützpunkt leitete, kündigte an, dass es eine Feier geben sollte, bei der die medizinischen Einsatzkräfte und ein paar Piloten geehrt werden sollten. Manche von ihnen sollten in dem Rahmen auch für ihre gute Leistung befördert werden. Der General teilte in seiner Einladung mit, dass es für seine Leute sicher eine große Ehre wäre auch die beiden Helden in ihren Reihen begrüßen zu dürfen.
Für die anderen Rettungskräfte, die an dem Einsatz in New York beteiligt gewesen waren, hatte es in New York bereits eine ähnliche Feier gegeben. Steve und Tony fanden es richtig, auch den Leuten aus Cape Canaveral für ihre Bemühungen zu danken, weswegen beide der Einladung zustimmten.
Am Tag der Feier flogen Steve und Tony gemeinsam in einem Quinjet nach Cape Canaveral und landeten auf dem Flugplatz der Air Force. Dort wurden sie vom General begrüßt und bekamen eine Führung über das gesamte Gelände. Nach der Führung konnten sie gemeinsam mit einigen Offizieren des Stützpunktes zu mittag essen. Danach hatten sie eine Pause, die sie nutzen, um sich ihre Anzüge anzuziehen.
Tony nutze die Pause zusätzlich, um einen Rundflug über die Stadt zu machen. Steve begab sich in der Zeit schon einmal auf die große Wiese, auf der die Feier stattfand.
Man hatte dort eine Bühne aufgebaut. Davor standen einige Stuhlreihen. Die ersten Reihen waren für geladene Gäste reserviert. Im hinteren Teil, sowie an den Seiten gab es jeweils eine Tribüne, auf der die Angehörigen Platz finden konnten.
Steve stand am Rand des Platzes und unterhielt sich mit einem der Hubschrauberpiloten, die in New York waren, als er aus dem Augenwinkel sah, dass sich ein bekanntes Gesicht auf ihn zu bewegte.
Antony wollte gerade zwischen den Stuhlreihen und der Tribüne entlang laufen, um Steve zu begrüßen, als Iron Man plötzlich vor ihm auf der Wiese landete und tiefe Fußabdrücke auf dem Rasen hinterließ.
Der Junge fuhr im ersten Moment erschrocken zusammen. Iron Man drehte sich zu ihm um, öffnete seinen Helm und sah ihm ins Gesicht.
„Alles klar bei dir, Kleiner?"
Antony nickte. „Sie sollten hier etwas vorsichtiger landen! Hier laufen Menschen herum!", protestierte er.
Tony gab sich reumütig. „Hast ja recht. Nächstes Mal passe ich besser auf, versprochen!"
„Darf ich Ihnen eine Frage stellen?", begann Antony vorsichtig.
Tony nickte: „Na klar."
„Wie haben Sie die Temperatur in ihrem Anzug geregelt?"
Tony war ein wenig über diese Frage verblüfft. Er hatte mit einer der üblichen Fragen, die Kinder in Antonys Alter stellten, gerechnet. Sie fragten meistens wie hoch oder wie schnell er fliegen kann. Oder wie schwere Dinge er hochheben kann. Manchmal auch wie weit er schießen kann. Aber an so etwas dachten nur wenige Kinder. Er sah Antony einen Moment lang fragend an, weswegen der Junge dazu ansetzte seine Frage weiter auszuführen.
„Sie stehen gerade mitten in der Sonne. In einem Auto wird es dadurch ziemlich warm. In Ihrem Anzug müsste es doch auch sehr warm werden..."
Tony fing mit einer Gegenfrage an: „Wie heißt du, Kleiner?"
„Antony"
Tony lächelte breit. „Netter Name. Um es kurz auszudrücken: Ich habe eine Klimaanlage eingebaut."
Der Junge wollte gerade dazu ansetzen, eine weitere Frage zu stellen, als ein paar Meter entfernt ein älterer grimmiger Mann seinen Namen bellte und auf ihn zugelaufen kam.
„Ich habe dir doch gesagt, dass du auf deinem Platz bleiben sollst", knurrte der Alte.
„Ich wollte nur kurz Steve begrüßen."
Antony zeigte auf Steve, der immer noch mit dem Piloten zusammen stand und jetzt freundlich winkte.
Der alte Mann ignorierte diese Erklärung und wandte sich an Tony.
„Ich hoffe, der Bengel ist Ihnen nicht zu sehr auf die Nerven gegangen."
Tony wollte gerade sagen, dass ihm das Gespräch mit dem Jungen nichts ausgemacht hatte, doch der Alte hatte schon den Jungen am Arm gepackt und zog ihn jetzt zurück auf die hintere Tribüne.
Tony zuckte mit der Schulter und ging dann mit einem fragenden Blick herüber zu Steve.
Über seine Schulter zeigte er auf den alten Mann.
„Wer war denn das Herzchen?"
„Thomas Chain."
Tony war erstaunt, dass Steve den Namen kannte.
„Du kennst den? Warst du zusammen mit ihm im Kindergarten? Oder in der Grundschule?"
„Er ist Stellas Schwiegervater."
„Dann ist der Kleine ihr Sohn?", fragte Tony.
Steve nickte.
„Ich wusste es. Er hat die Augen von seiner Mutter und den Namen von mir!", sagte er grinsend.
Als Steve ein wenig fragend zurückblickte, erinnerte Tony ihn an seinen vollständigen Namen.
„Na, liegt doch auf der Hand, ich heiße Anthony und er auch."
Tony sah einen Augenblick lang dem Jungen und seinem Großvater hinterher.
„Ich wette Kenai ist sein Lieblings-Opa", murmelte er schließlich.
Er sah jetzt, dass Kenai und Susan den Platz betraten, kurz Ausschau hielten und schließlich auch auf die hintere Tribüne gingen. Dort begrüßten sie ihren Enkelsohn. Thomas wurde von Kenai mit einem knappen Nicken begrüßt. Nachdem sich Kenai und Susan hingesetzt hatten, rückte Antony näher zu ihnen.
„Hast du schon Stella gesehen?", fragte Tony irgendwann, als sich der Beginn des offiziellen Teils näherte.
„Nein, bisher noch nicht. Auch Michael habe ich noch nicht gesehen."
Steve und Tony wurden gebeten, schon einmal ihre Plätze auf der Bühne einzunehmen. Auf dem Weg dahin schloss Tony seinen Helm wieder.
Von ihrem neuen Platz aus sahen sie schließlich Michael neben einer der Tribünen stehen.
„Da ist ja der Pappkamerad", murmelte Tony und blickte in dessen Richtung.
Michael sah genervt auf seine Armbanduhr und blickte noch einmal über den Platz. Stella kam hinter der Tribüne herbei geeilt und zog beim Herlaufen ihre Uniformjacke an.
„Du bist spät dran!", stellte Michael fest.
„Ich wurde bei der Visite aufgehalten", fing Stella an zu erklären.
Michael schaute etwas missmutig.
„Ein Patient musste reanimiert werden."
„Jetzt bist du ja endlich da", sagte Michael genervt.
„Wie konnte der Patient auch ausgerechnet jetzt versuchen wegzusterben", murmelte Tony in seinen Helm hinein und erntete einen strengen Blick von Steve.
Michael fing jetzt an alles an Stellas Uniform zurechtzurücken. Er korrigierte den Sitz ihres Kragens. An ihrer Jacke rückte er die Abzeichen zurecht.
„Du hättest schon auch ein wenig Zeit einplanen sollen, dich ordentlich anzuziehen", tadelte er sie. „Wenn Dad das sieht!"
„Michael, das konnte ich nicht planen."
„Das hätte doch auch sicher jemand anderes übernehmen können."
„Aber ich war halt gerade da."
Er bemerkte jetzt, dass sich ein paar Haarsträhnen aus Stellas Frisur gelöst hatten und strich sie hinter ihre Ohren.
„Du musst auf so etwas mehr Acht geben!"
Sie nickte reumütig.
„Dad wird eh einige Frage stellen, wenn er nachher weiß, dass viele von euch befördert wurden und du nicht", murmelte Michael.
„Einige von denen werden auch an einen anderen Stützpunkt versetzt. Von daher bin ich mit meiner Situation recht zufrieden."
Er sah sie streng an.
„Darum geht es nicht. Es geht darum, dass du es irgendwie geschafft hast, an einem Tag drei Verwarnungen zu sammeln."
„Von denen Maybourne zwei zurückziehen musste. Wenn man die Regeln streng auslegt, müsste er auch die Dritte zurückziehen. Du weißt, dass ich mich üblicherweise an die Regeln halte. New York war eine Ausnahmesituation."
Michael seufzte und schüttelte den Kopf.
„O.K., hör zu: Du geht jetzt an deinen Platz und bekommst zumindest deinen verdienten Orden überreicht."
Stella nickte und wandte sich um, um zu gehen.
Er hielt sie noch kurz am Arm fest und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
Er lächelte sie an und sagte: „Ich bin stolz auf dich."
Sie lächelte zurück.
Als alle an ihrem Platz waren, eröffnete General Carter die Zeremonie mit einer länglichen Rede. Er erzählte von der großen Bedrohung, die durch die Helden so hervorragend gemeistert wurde und lobte die Rettungskräfte, die im Hintergrund mitgeholfen haben, den Schaden an den Zivilisten zu begrenzen.
Er schüttelte Captain America und Iron Man stellvertretend für alle Avengers die Hände und sagte noch einmal offiziell „Danke".
Danach wurden die Personen der medizinischen Einheit nacheinander aufgerufen, die nur einen Orden erhielten. Jeder von ihnen durfte ebenfalls Iron Man und Captain America die Hand schütteln.
Stella lächelte beide aufmunternd an, als sie an der Reihe war. Sie vermutete, dass diese Art von Veranstaltung für beide eher eine Geduldsprobe, als ein Vergnügen war.
Im zweiten Block waren diejenigen dran, die zusätzlich eine Beförderung erhielten. Dabei wurde von Major Maybourne bei jedem Einzelnen vorgelesen, welche besonderen Leistungen die Person erbracht hatte.
Zuletzt wurden auch jeweils 3 Piloten und Waffensystemoffiziere geehrt. Einer von ihnen war Michael. Sie hätten geholfen, die Bedrohung einzudämmen, indem sie erfolgreich einen der Leviathane, der sich von der Masse entfernt hatte, abgefangen haben. Hierbei horchte Tony auf.
Nachdem sich die Flieger hingesetzt hatten, folgte eine weitere längliche Rede.
Tony folgte der Rede nicht, sondern beschäftige sich damit, über den Einsatz der Flieger nachzuforschen.
„J.A.R.V.I.S, hatten wir die drei Flugzeuge auf dem Schirm?"
„Ja, sie näherten sich von Süden, waren aber zu dem Zeitpunkt keine Bedrohung, da sie gleich wieder abgedreht haben."
J.A.R.V.I.S listete die Daten zu den drei Flugzeugen auf.
„Welchen Befehl hatten sie?"
J.A.R.V.I.S blendete den offiziellen schriftlichen Befehl ein.
„Warum sind sie dann abgedreht?"
Tony bekam nun einen zweiten Befehl zu Gesicht, mit dem eine sofortige Umkehr angeordnet worden war, da bekannt war, dass ein atomarer Sprengkopf auf Manhattan abgeschossen werden sollte.
„Das ist ja interessant. Und das haben sie einfach so gemacht?"
„Soll ich Ihnen Zugriff auf das Funkprotokoll geben?"
„Ja!"
J.A.R.V.I.S spielte die mitgeschnittenen Funksprüche ab.
„Dieser Pappkamerad!", sagte Tony nun laut genug, dass Steve seinen Kopf zu ihm drehte.
„Was ist denn los?", flüsterte Steve.
„Preisfrage, Cap: Wenn du weißt, dass die Stadt, in der sich deine geliebte Ehefrau aufhält, von einer Atombombe zerlegt werden soll und dein Flieger nah genug dran ist, um die Bombe aufzuhalten - Was machst du?"
Steve schaute ihn fragend an und Tony deutete unauffällig in Michaels Richtung.
„Du hast daran bestimmt etwas übersehen", versuchte Steve das Gespräch unauffällig zu beenden.
„Ja, die Antwort auf die Frage, was sie an ihm eigentlich findet."
Steve schaute Tony nun ein wenig streng an.
„Lass die Beiden in Frieden. Stella ist glücklich mit ihm. Sie haben gemeinsam eine nette kleine Familie. Und sie ist alt und intelligent genug um selbst zu erkennen, wenn irgendetwas an ihm faul wäre."
„Da kennst du sie noch nicht so gut wie ich!"
„Lass sie einfach in Frieden. Es geht dich nichts an, was die beiden miteinander machen."
„Ich finde das sollte Stella aber wissen..."
„Das haben die sicher schon miteinander besprochen."
„Also gut, wenn du meinst. Sehen wir halt einfach zu, wie sie mit ihm auf die Nase fällt!", sagte Tony eingeschnappt. An seinem Ton konnte Steve erahnen, dass Tony das Thema aber nicht ewig ruhen lassen wird.
Ihr Gespräch wurde davon unterbrochen, dass die Rede jetzt endlich vorbei war und alle applaudierten. Der offizielle Teil war beendet. Man hatte jedoch dazu eingeladen, noch bei Kaffee und Kuchen in lockerer Runde zu verweilen.
Stella hatte dazu angesetzt, zu Steve und Tony herüberzulaufen, wurde aber vom General noch aufgehalten und in ein Gespräch verwickelt.
Auf dem hinteren Teil des Platzes sah man, dass Thomas Chain versuchte, mit Kenai zu diskutieren. Steve beschloss, herüberzugehen und alle zu begrüßen. Tony folgte ihm.
Beim Herlaufen hörten die beiden noch ein paar Fetzen von dem, was Thomas gerade auszusetzen hatte. Es ging darum, dass Stella viel zu wenig ehrgeizig sei und dadurch in seinen Augen auch eine Karrierebremse für seinen Sohn war. So etwas konnte seiner Ansicht nach nur von viel zu liberaler Erziehung kommen. Und Kenai sei jetzt gerade dabei auch den Jungen zu einem Verlierer zu erziehen.
„Aber was kann man schon von solch einer Familie erwarten!", schloss Thomas seinen Monolog ab und stapfte davon, um mit einem anderen alten Mann zu sprechen.
Kenai hatte sich das alles so geduldig angehört, dass Tony sich fragte, wie er so gelassen bleiben konnte. Kenai stand da, wie ein großer geduldiger Bär, den es nicht kümmerte, was der andere ihm entgegen bellte. Tony war Kenai mit seinem Unternehmen um einige Längen voraus und daraus machte er auch keinen Hehl. Insgeheim bewunderte er Kenai aber oft für seine ruhige, überlegte Art.
Als sie nahe genug waren, begrüßten sie Kenai, Susan und Antony.
Antony schaute Tony mit seinen neugierigen Augen so an, als ob er immer noch zahlreiche Fragen hatte, war aber offenbar immer noch zu sehr von Thomas eingeschüchtert, um sie auch laut auszusprechen. Er blickte stattdessen an Kenai hoch.
Kenai legte aufmunternd seine Hand auf Antonys Schulter. „Wenn du Fragen hast, stell sie ruhig! Er wird dich schon selbst aufhalten, wenn er nicht antworten mag."
Der Junge blickte unsicher zwischen Kenai und Tony hin und her.
Tony hockte sich schließlich neben Antony und nahm seinen Helm ab. Er zeigte dem Jungen das Innere und erzählte ihm hierzu ein paar Dinge.
Als Stella sich der Gruppe näherte, strahlte Antony sie an und sagte: „Mom, das musst du sehen. Das ist so cool!"
Der Junge erzählte ihr jetzt munter, was er eben alles gelernt hatte.
Sie lächelte Tony an. „Danke, Tony."
Er winkte ab. „Ich mag den Jungen. Ein munteres Kerlchen. Und schön, dass du ihn nach mir benannt hast!"
Sie grinste. „Bist du dir da so sicher, dass ich ihn nach dir benannt habe?"
„Ja, klar. Nach wem denn sonst?"
„Du weißt, dass es noch jemanden in meinem Leben gibt, der einen ganz ähnlichen Namen hat."
„Ja, schon. Aber meiner ist ähnlicher!"
Sie lachte und ließ dies ohne weiteren Kommentar im Raum stehen. Stattdessen begrüßte sie nun Steve mit einer kurzen Umarmung.
Sie unterhielten sich locker über ein paar Dinge, bis Steve und Tony sich verabschieden mussten. Sie hatten geplant, noch heute wieder abzureisen, um rechtzeitig beim nächsten Termin sein zu können.
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