24. Die Bereitschaft
Michaels Tag hatte relativ ruhig angefangen. Antony war noch bei Stellas Eltern auf der Farm. Das hatte sich gut getroffen, denn Stella musste an diesem Morgen bereits sehr früh aufstehen, um zu einer Übung mit dem restlichen medizinischen Personal aufzubrechen. Michael hatte sich am Stützpunkt von ihr verabschiedet und hatte dann noch ein wenig Vorbereitungszeit, bevor sein routinemäßiger Tag beginnen sollte.
Auf seinem Stundenplan standen heute Vormittag zunächst zwei Blöcke Theorieunterricht mit seinen Rekruten. Gerade als der zweite Block begonnen hatte, wurde er herausgerufen. Er sollte sich gemeinsam mit den anderen fertig ausgebildeten Piloten und Waffensystemoffizieren in einem Besprechungsraum einfinden.
Michael und seine Kameraden mussten in dem Besprechungsraum nur kurz warten, bevor General Carter, der diesen Stützpunkt leitete, den Raum betrat und das Briefing startete.
„Im Augenblick wird New York angegriffen. Die Angreifer sind Aliens, die aus einer Art schwarzem Loch gekommen sind. Wir können nicht einschätzen, wie viele Aliens sich noch in dem Loch befinden.
Es gibt eine Spezialeinheit, die im Moment dabei ist, das Problem einzudämmen.
Die Übung unserer Sanitäter wurde abgebrochen und sie haben nun ein Lazarett in New York errichtet, um die Zivilisten zu versorgen.
Sollte es der Spezialeinheit nicht gelingen die Außerirdischen zurück zu schlagen, müssen alle verfügbaren Kräfte bereit stehen um den Angriff abzuwehren. Daher sollen nun auch in diesem Stützpunkt alle verfügbaren Kampfjets startklar gemacht werden und Sie sollen sich bereit halten, jederzeit los zufliegen. Gehen Sie sich umziehen!"
Damit endete das Briefing.
Michael und seine Kameraden gingen sofort in die Umkleideräume und zogen sich ihre Pilotenanzüge an, während das technische Personal die Jets vorbereitete.
Als sein Jet fertig war, ging Michael zusammen mit Stan, seinem Waffensystemoffizier, wie vorgeschrieben selbst noch einmal die Checklisten durch. Alles war in Ordnung. Der Jet war für den Luft-zu-Luft-Kampf ausgerüstet worden und stand nun startbereit auf dem Platz.
Stan und Michael gingen nun zunächst in den Bereitschaftsraum, um dort gemeinsam mit den anderen Kameraden auf den Startbefehl zu warten. In der einen Ecke des Raumes lief ein Fernseher. Sämtliche Kanäle zeigten im Moment durchgehend die ersten Bilder von dem Angriff in New York. Die Männer schauten zunächst schweigend auf den Bildschirm. Die Piloten studierten die Flugbewegungen der Aliens, zumindest soweit sie zu erkennen waren. Viele der gezeigten Bilder waren total verwackelte Aufnahmen, die die flüchtenden Passanten mit ihren Handys gemacht hatten.
Nach einer Weile begannen sie über mögliche Strategien zu sprechen, falls es so weit käme, dass man sich tatsächlich über New York einen Luftkampf mit diesen Aliens liefern müsste.
In den Nachrichten wurden immer wieder dieselben Bilder gezeigt. Die Nachrichtensprecher erzählten, dass zwar einige Verletzte bereits durch die Rettungskräfte geborgen wurden, es aber immer noch eine große Gefahrenzone gäbe, in die sie nicht vordringen konnten.
Die Gruppe, die der General als „Spezialeinheit" bezeichnet hatte, wurde laut den Nachrichten von Captain America und Iron Man angeführt und setzte sich aus weiteren Helden zusammen. Dieses Team hatte aber offensichtlich große Mühe, den Angriff abzuwehren und es kamen dem Anschein nach immer mehr Aliens durch dieses Loch im Himmel, welches im Moment über dem Stark Tower klaffte.
Die Männer im Raum wurden sichtlich immer angespannter, da jedem sehr bewusst war, dass die Sanitäter der Gefahrenzone immer noch sehr nahe waren und jederzeit auch unter Beschuss geraten konnten. Es waren dort alle medizinischen Kräfte aus dem Stützpunkt unterwegs, die der Air Force angehörten. Jeder im Raum war mit mindestens einem der Sanitäter befreundet oder anderweitig verbunden. Und es war für viele ein schreckliches Gefühl, hier warten zu müssen und nicht helfen zu dürfen.
Schließlich betrat der General den Bereitschaftsraum und gab Michael und seiner Rotte den Startbefehl. Der Rest des Geschwaders sollte zunächst noch abwarten und sich weiter bereit halten.
Michael und seine Kameraden machten sich sofort auf dem Weg zu ihren drei Jets, um eilig los zufliegen. Ziel war es, diejenigen Alienschiffe, die es möglicherweise in Richtung Süden aus New York herausgeschafft hatten, abzufangen. Daher hielten sie bereits vom Start an Ausschau nach möglichen Feinden.
Fast auf dem gesamten Weg nach New York war der Luftraum leer. New York zeichnete sich bereits am Horizont ab, als die Rotte den Befehl bekam, die Mission abzubrechen und sofort umzukehren. Jemand „ganz oben" war nervös geworden und hatte den Befehl gegeben, eine Atombombe auf Manhattan ab zu werfen. Michael bestätigte den Befehl knapp, als wäre nichts Ungewöhnliches an dieser Situation.
Stan, der hinter Michael saß, war entsetzt. „Du willst jetzt tatsächlich einfach umkehren?"
„Ja, so lautet unser Befehl."
„Ich habe die Maschine mit dem Sprengkopf auf dem Radar. Wenn wir uns jetzt nur noch ein bisschen nähern, können wir sie abfangen, bevor sie die Ladung abwirft", schlug Stan hastig vor.
„Unseren eigenen Mann abschießen? Nein!"
„Der gehört zu irgendeiner anderen ominösen Einheit. Ich würde auf seine Triebwerke zielen. Er hätte die Möglichkeit rechtzeitig auszusteigen."
„Und wenn du den Sprengkopf triffst?"
„Geht er über dem Meer hoch. Michael, mit der Ladung wird er Manhattan komplett wegsprengen. Die umliegenden Stadtbezirke werden stark in Mitleidenschaft gezogen werden. Unzählige Zivilisten sind noch da unten. Unsere Freunde und Verwandten sind noch da unten. Deine eigene Ehefrau ist noch da unten! Und sie alle hätten keine Chance, wenn der sein Ding durchzieht!"
„Wir kehren um!"
„Verdammt, Michael! Hast du mir eben zugehört? Und wer garantiert, dass hinterher das Portal geschlossen sein wird? Weiß das irgendwer? Nein! Aber hinterher sind ein paar der größten Helden, die wir im Moment haben einfach weg!"
„Du hast den Befehl gehört. Er war eindeutig, wir kehren um!"
Einer der anderen Kameraden meldete sich resigniert zu Wort. „Es ist ohnehin zu spät. Er hat eben sein Päckchen ausgeklinkt."
„Da bewegt sich ein kleines Flugobjekt auf den Sprengkopf zu! Ist das etwa Iron Man?"
„Egal, wir bekommen gerade Besuch", sagte einer der Männer, um alle darauf aufmerksam zu machen, dass eines der größeren Alien-Flugobjekte sich gerade auf sie zu bewegte.
Sobald die Aliens nah genug waren, eröffneten sie das Feuer. Michael und seine Männer waren zunächst damit beschäftigt auszuweichen.
Sie flogen schließlich ein Manöver, um hinter das Alienschiff zu kommen und es nun selbst unter Beschuss nehmen zu können. Bevor ihre ersten Geschosse einschlugen, drehten sie ab, um erneut Abstand zu gewinnen, und drehten eine erneute Schleife, um zu einem zweiten Angriff anzusetzen. Sie feuerten eine zweite Salve ab.
Das Alienschiff hatte jetzt deutlich erkennbare Schäden, flog aber immer noch weiter. Durch die Schäden erkannten sie aber nun, dass es sich hierbei um eine Lebensform handelte, mit der mehrere andere Aliens mitflogen. Die Aliens feuerten weiter auf die drei Jets.
Michael und seine Männer setzten jetzt dazu an, vor das Alienschiff zu gelangen, um auf das zu zielen, was wohl das Maul dieses seltsamen Wesens war. Eines der Geschosse traf dieses Mal genau ins Ziel, das Wesen kam zu Fall und landete im Meer, wo es versank.
Durch die Manöver, die sie geflogen waren, hatten sie im Moment wieder den Blick in Richtung New York. Sie erkannten, dass das Portal über dem Stark Tower verschwunden war und das Manhattan trotzdem immer noch stand. Sie atmeten erleichtert auf und flogen eine erneute Wende, um zurück zu ihrem Stützpunkt zu fliegen.
Nach der Landung am Stützpunkt kletterten Michael und Stan aus ihrem Jet.
Stan baute sich mit einem wütenden Blick vor Michael auf. Es wirkte so, als ob Stan Michael jeden Moment mit der Faust ins Gesicht schlagen könnte.
Michael blieb stehen und sah Stan fragend an.
Die anderen Kameraden waren auch ausgestiegen und zu den beiden herüber gekommen.
Einer von ihnen legte seine Hand auf Stans Schulter und sagte ruhig: „Lass gut sein. Ist den Ärger nicht wert."
Stan sah den Kameraden kurz an, schnaubte und ging dann in Richtung der Umkleideräume.
Die anderen Kameraden sahen Michael noch kurz prüfend an und ließen ihn dann schließlich auf dem Platz stehen, um auch in die Umkleideräume zu gehen.
Stan war gerade dabei seinen Anzug in den Spind zurück zu hängen, als Michael in den Raum kam. Er sah Michael weiterhin mit einem bösen Blick an und schloss mit einem lauten Geräusch seinen Spind.
„Was regst du dich jetzt eigentlich noch so auf? Es ist doch gut ausgegangen!"
„Ja, es ist noch mal gut ausgegangen. Aber nur weil ein Typ, der nichts weiter um sich herum hat, als seinen fliegenden Anzug, mehr Rückgrat hat als du!", zischte Stan und verließ dann den Raum.
„Da würde ich mal drüber nachdenken", fügte einer der Kameraden hinzu.
Michael schnaubte, schüttelte den Kopf und begann dann damit sich umzuziehen.
Als dies erledigt war, lieferte er noch ordnungsgemäß seinen Bericht ab. Als sein Dienst für beendet erklärt wurde, fuhr er nach Hause.
Er setzte sich ins Wohnzimmer und schaltete den Fernseher ein. Auf allen Kanälen liefen immer noch die Berichte von dem Angriff. Er hörte nur halb zu und ließ den Tag vor seinem inneren Auge Revue passieren.
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