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„Wieso denn Ärger?", wollte Sebastian daraufhin wissen.
„Das weißt du nicht?", erkundigte sich das Häschen verwirrt. „Davon hat doch jeder schon mal etwas gehört?"
„Von was denn? Und wo sind wir hier überhaupt?"
„Keine Zeit für weitere Fragen, komm jetzt mit! Sonst kommen wir noch zu spät. Du willst bestimmt nicht die Zeremonie verpassen oder etwa doch?" Ohne eine Antwort abzuwarten, hopste der Hase auch schon los. Eilenden Schrittes folgte Sebastian ihm.
Es ging über keine Hügel und sanfte Täler, die alle mit der wunderschönen, samtweichen Blumenwiese bedeckt waren. Zu seiner Rechten konnte Sebastian einen Wald erkennen, den sein tierischer Begleiter sogleich ansteuerte. Sie liefen zwischen all den Bäumen hindurch, denn einen gepflasterten Weg gab es keinen.
Die Strecke wurde von allerlei Moos, Wurzeln und Geäst gesäumt. Außerdem erkannte Sebastian einen Himbeerstrauch, der an seiner linken Seite vorbeizog und von dem sich der Hase genüsslich im Vorbeigehen eine Himbeere abzupfte und sie augenblicklich verspeiste.
„Schmecken wirklich lecker, diese frischen Waldhimbeeren. Du solltest auch mal kosten.", unterrichtete der Hase den Jungen. Dieser nickte nur, da seine Mutter ihm immer beigebracht hatte, dass man Obst ungewaschen nicht essen sollte.
Schnell ging es weiter und schon bald erreichten die beiden eine Lichtung, die sich ungefähr in der Mitte des Waldes befinden musste. Auch hier glitzerte die Wiese im Sonnenlicht und die Farbenpracht der Blumen, die hier sogar in Beeten angelegt waren, kam sogar noch mehr zur Geltung als auf der Wiese zuvor. Pflastersteine waren zu erkennen und ein alles überragendes, glitzerndes Etwas befand sich direkt in der Mitte des Platzes, umringt von einem Blütenmeer und zwitschernden Vögeln.
Unzählige Hasen sprangen hier kreuz und quer herum. Sogar Hühner waren auszumachen. Sie gackerten unentwegt und flatterten aufgeregt mit den Flügeln. Es wirkte ganz so, als würden alle einige Vorbereitungen treffen. Doch wozu nur? Was konnte heute so Wichtiges geschehen?
Sein gesamtes Leben lang hatte Sebastian geglaubt, dass alle Osterhasen zum Osterfeste ausschwärmen würden, um die Eier und kleinen Geschenke in allen Gärten oder Häusern zu verstecken. Aber irgendwie schien es, als wären sie alle auf dieser Lichtung versammelt, um sie auf Hochglanz herauszuputzen und geschmackvoll zu dekorieren. Was mochte hier vor sich gehen?
Vielleicht waren das auch gar keine Osterhasen, sondern ganz gewöhnliche Feldhasen. Was hatten dann allerdings die Hennen unter ihnen verloren? Erst in diesem Moment bemerkte Sebastian, dass die Hühner selbst ihre Küken mitgebracht hatten. Einige führten sie sogar am Flügel über das Gras, um sie in all dem Gewimmel nicht aus den Augen zu verlieren.
Auch die jüngsten Hasenkinder waren mit von der Partie. Eines beeilte sich so sehr, dass es direkt vor Sebastian ausrutschte und auf sein niedliches Puschelschwänzchen fiel. Eine winzige Träne kullerte seine Wange hinunter, die jedoch sofort versiegte, nachdem Sebastian ihm liebevoll aufgeholfen hatte.
„Wo ist meine Mami?", fragte er schluchzend. Verzweifelt sah der Junge zu dem dunkelbraunen Hasen herüber.
„Die werden wir auf jeden Fall wiederfinden.", beruhigte dieser das Hasenkind.
Just in diesem Augenblick kam eine völlig aufgeweichte Hasenmutter auf die beiden zu geflitzt.
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