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Er hatte das Gefühl, sich leicht in der Luft zu drehen. Mit einem Mal spürte er, wie seine Füße etwas streiften. Etwas Weiches und dennoch Hartes zugleich. Es fühlte sich an, als würde das Weiche auf dem Harten liegen oder besser gesagt wachsen. Während er ein wenig einsank, kitzelte es ihn sogar ein bisschen an den Sprunggelenken. Durch seinen Fall waren seine Socken nach unten gerutscht.

Trotz allem hatte er das Gefühl, Halt gefasst zu haben und nun fest zu stehen, ohne gleich umzufallen. Was mochte das nur sein? Sebastian konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. Wie konnte er nach einem solchen Sturz sicher gelandet sein und nun auch noch fest auf beiden Beinen stehen?

Wo war er überhaupt gelandet? Vor seinen Augen war es immer noch schwarz. Erst in diesem Moment wurde ihm klar, dass dies sicher daran lag, dass er seine Augenlider immer noch fest aufeinanderpresste. Vorsichtig öffnete er sie. Strahlendes Sonnenlicht blendete ihn und ließ seine Pupillen sich zusammenziehen. Um sich vor dem grellen Schein zu schützen, streckte er seine Hand gen Himmel, sodass diese einen Schatten auf sein Gesicht warf.

Er blinzelte. Ein Mal, zwei Mal. Dann hatten sich seine Augen endlich an das einfallende Sonnenlicht gewöhnt.

Immer noch spukte die Frage in seinem Kopf herum, wo um alles in der Welt er gelandet war. Sein Blick wanderte vom Himmel zum Boden. Unter seinen Füßen breitete sich eine saftige Wiese aus, die vom Sonnenlicht dermaßen erhellt wurde, dass es wirkte, als strahle jeder einzelne Halm in allen erdenklichen Grüntönen.

Ein solcher Anblick war Sebastian noch nie untergekommen. Vorsichtig bückte er sich, um mit seinen Fingerspitzen sanft über das Gras zu streicheln. Weich fühlte es sich an. Zart bogen sich die Pflänzchen unter seinen Händen.

Selbst einige Blümchen, die ihre Knospen dem Himmel emporstreckten, waren auf der Wiese zu finden. Ein paar Bienchen schwirrten schwerbeladen mit Blütenstaub von Blüte zu Blüte, um, in ihrem Stock angekommen, noch besseren Honig fabrizieren zu können. Alles um Sebastian herum schien gerade zu von Leben zu bersten. Was ging hier nur vor sich?

Sebastian ließ seinen Blick über seine gesamte Umgebung schweifen. War es ihm nur so oder kam da ein niedlicher, dunkelbrauner Hase auf ihn zu gehoppelt? Es konnte nur eine Einbildung sein. Viel zu ähnlich sah er dem Hasen, dem er zuvor durch den dusteren Gang gefolgt war.

„Da bist du ja endlich!", riss ihn ein zartes Stimmchen aus seinen Gedanken. Seltsam, dabei stand doch niemand vor ihm.

„Hier bin ich! Hier unten!" Ungläubig schaute Sebastian zu seinen Füßen und entdeckte, dass genau der Vierbeiner, den er zuvor als eine bloße Halluzination abgestempelt hatte, dort hockte und ihn triumphierend mit seinen schwarzen Kulleraugen anstarrte.

Schnuppernd näherte sich sein Näschen, welches in einem zarten Rosa gehalten war, Sebastians Hosenbein. Prüfend zog das Häschen seinen Geruch ein und atmete dann nachdenklich wieder aus.

„Hatte ich es doch gewusst!", stieß er daraufhin aus.

„Was hast du gewusst?", hakte Sebastian nach, während er sich zu seinem kleinen Gastgeber herunterbeugte und sich vor ihn hinkniete.

„Dass du der Richtige bist!", erschallte es zur Antwort. Ein erleichterter Seufzer entfuhr Sebastian. Er hatte sich also korrekt verhalten, indem er hinter dem Hasen hergelaufen war. Dieser schwenkte fröhlich die Löffel hin und her.

„Zum Glück habe ich dich noch ausfindig gemacht. Stell dir mal vor, ich wäre erst nach Ostern auf dich gestoßen? Was meinst du, was ich dann für einen Ärger bekommen hätte?"


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