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Mit einem Mal erblickte Sebastian eine Pfote, welche von der Sonne wie von einem Scheinwerfer angestrahlt wurde, die aus den Abgründen des unterirdischen Baus hervorlugte.
„Komm jetzt!", forderte ihn der Hase erneut auf. Dieses Mal war das Kommando deutlich bestimmter.
Keine Sekunde zögerte Sebastian mehr und setzte seinen Fuß vorsichtig in das Loch. Unerwartet tief ging es herunter. Sebastian hatte das Gefühl, langsam eine glatte und steile Böschung hinabzugleiten. Sein rechter Fuß rutschte etwas schneller als der linke voran.
Konzentriert bemühte er sich darum, das Gleichgewicht zu halten. Es fühlte sich an, als stünde er auf dem Skateboard, welches er vor einem Jahr zu Ostern bekommen hatte, doch seitdem nur ein oder zwei Mal verwendet hatte. Hätte er sich nur öfter darin geübt, seinen Schwerpunkt zu finden. Balance hatte schon im Schulsport nie zu seinen Stärken gehört.
Wild fuchtelte er mit den Armen um sich herum. Vielleicht könnte er ja einen Erdklumpen an den Wänden um sich herum erhaschen oder sich allein mit dem Berühren dieser abzubremsen, so wie das in den Rutschen immer funktionierte, wenn man Armen und Beine von sich streckte.
Doch bedauernswerteweise waren seine Gliedmaßen zu kurz und um nicht hinzufallen, musste er in der Mitte des Tunnels bleiben. Dort kam er am einfachsten voran. Schon wurde der dunkelbraune Hase wieder sichtbar. Noch weit entfernt von ihm selbst, konnte Sebastian ihn eindeutig ausmachen. Allerdings schien das Tier sich nicht nach ihm umzudrehen, sondern setzte seinen Weg einfach hoppelnd fort. Mit einem klaren Ziel vor Augen flitzte er den Gang entlang.
Ob er wohl spät dran war? Mittlerweile begann Sebastian daran zu zweifeln, dass der Hase ihn wirklich hatte mitnehmen wollen. Wieso sonst würde er ihn keines Blickes würdigen?
Sollte er wohl umkehren? Jedoch wusste Sebastian nicht, wie er das hätte anstellen sollen. Immer enger und enger wurden die Gassen, die der Hase in einem unglaublichen Tempo durchquerte. Nichtsdestotrotz holte Sebastina immer weiter auf. Wie er es nur geschafft hatte, sich so schnell fortzubewegen?
Er hatte eine solche Geschwindigkeit erreicht, dass um ihn herum ein Fahrtwind entstand, wie es Sebastian nur vom Fahrradfahren kannte. Der Staub um ihn herum wurde aufgewirbelt und wedelte ihm direkt ins Gesicht. Zwei Mal musst er niesen, was es nur noch schwieriger machte, die Balance zu halten.
Ein etwas größeres Stückchen Erde kam auf sein Gesicht zugeflogen. Immer näher und näher kam es seinem Gesicht. Wie hätte Sebastian nur ausweichen sollen? Er würde einfach die Augen schließen. Dann würde er zumindest nicht sehen, wie der Dreck auf seinem Gesicht aufschlug. Mit aller Kraft kniff Sebastian seine Augen zu und presste die Lippen aufeinander.
Da spürte er plötzlich, wie er fiel. Es kam ihm vorwie ein Sturz ins Bodenlose. Für ein paar Sekunden schien die Zeit still zustehen. Immer schneller und schneller schien er zu fallen. Wenn er doch nureinen Fallschirm hätte oder irgendetwas, um den Sturz abzufangen. Dochnatürlich war er völlig unvorbereitet in irgendein Loch im Garten gestiegen, umeinem x-beliebigen Hasen zu folgen. Wie hatte er nur so naiv und blauäugig seinkönnen? Leider war es nun zu spät, um einen Schritt zurück zu machen.
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