9 - Im Zeichen des Feindes

(DS) „Bleibt in der Nähe ihr beiden. Hier wird unser Lager sein. Wenn irgendetwas ist, gebt mir Bescheid", mit diesen Worten weist sie die beiden Drachen an, die sie begleiten, bevor sie sich selbst auf der Insel umsieht. „Das ist also die berühmt berüchtigte Dracheninsel..."

Wenn sie eine Idee für absolut irrsinnig erklären könnte, dann diese. Eine so große Mischung aus lebensmüde und wahnsinnig ist ihr schon lange nicht mehr untergekommen. Nun wird sich zeigen müssen, wie viel sie noch über diese Insel von Fischbein gelernt hat. Das weitaus Schlimmere hieran? Berk ist nicht mal mehr wirklich entfernt.
Schweigend sieht sie aufs Meer hinaus, bevor sie sich abwendet und den beiden Drachen in die Insel folgt. Eine Armee. Eine Armee aus Drachen, für eine einzige Sache. Wahnsinn.
Mit schnellen Schritten folgt sie Schocker und dem Trampler, welche witternd auf der Suche nach weiteren Drachen sind. Kurzerhand schlägt sie etwas Geäst zur Seite und sieht sich mit suchend um. Wobei der erdige Boden immer wieder unter ihren Füßen knirscht. Auf einer kleinen Lichtung hebt sie die Hand und bedeutet so ihren Begleitern, hier eine weitere Rast einzulegen. Kurzerhand winkt sie einen Schrecklichen Schrecken zu sich, bestimmt. Ich hasse es, diese Fähigkeit einsetzen zu müssen...

Hastig fliegt der kleine Drache über das weite Meer, sich von nichts ablenken lassend. Ein Ziel vor Augen habend, verfolgt er stur diese eine Route, die er schon unzählige Male geflogen ist. Das Einzige, was diesmal anders ist, ist eine kleine Papierrolle an seinem Bein. Viel wurde ihm nicht gesagt. Nur, dass er diese kleine Rolle zu einem großen stämmigen Wikinger bringen soll.
So lässt er erleichtert die Zunge raushängen, als die Insel endlich in Sicht kommt. Sich nun doppelt so sehr anstrengend, steuert er direkt den Marktplatz an. Ausschau haltend sucht er nach besagtem Wikinger.
Im nächsten Moment grummelt sein Magen, kaum riecht er gebratenes Hühnchen. Ruck zuck macht er also eine Kehrtwende und verschwindet in das nächstanliegende Haus, wo eine junge blonde Drachenreiterin Hühnchen brät. Innerhalb weniger Sekunden hat er das Hühnchen anvisiert, bevor er emporschnellt, es sich schnappte und damit aus dem nächstbesten Fenster wieder abhaut. Zurück lässt er eine verdutzte Drachenreiterin, die noch versuchte, ihn zu erwischen. Sich auf das nächste Dach rettend, betrachtet er zufrieden seine Beute.
Gierig beißt er in das heiße Fleisch und verschlingt dies auch sofort, als ein bedrohliches Knurren hinter ihm ihn innehalten lässt. Erschrocken wirbelt er mit dem Kopf herum, nur um einem Skrill direkt in die Augen zu schauen. Noch ein Fiepen von sich geben lässt er das Fleisch fallen und ergreift die Flucht nach vorne. So schnell, dass ein verdutzter Skrill zurückbleibt und ihm schweigend hinterherschaut. Würde eine weibliche Stimme besagten Drachen nicht aus seinen Gedanken reißen: „Zickzack! Kommst du?"

Japsend und seine kleine Zunge raus hängen lassend landet der Schreckliche Schrecken auf einem Tisch, vor ihm ein großer, stämmiger Wikinger mit rotem Bart. Kurz überlegt er, bevor er zu dem Entschluss kommt, dass dies der genannte Wikinger sein muss. Mit einem erschöpften Krächzen versucht er dessen Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, wofür er mit einem kräftigen Schlag fast vom Tisch gefegt wird. Erschrocken und empört krächzt er noch einmal, dieses Mal lauter. Genervt sieht der besagte Wikinger zu ihm und will erneut die Hand heben, als er den Zettel entdeckt. Kurzerhand nimmt er diesen an sich und beginnt sofort zu lesen. Deutliche Skepsis macht sich in seinem Gesicht breit, Falten bilden sich auf der Stirn, als er die wenigen Zeilen liest. Kurz sieht der Wikinger schweigend vom Zettel auf, wobei sein Blick noch einmal auf den Schrecklichen Schrecken fällt, der sehnsüchtig aufsieht. Noch drohender scheucht er somit zum dritten Mal den Schrecklichen Schrecken weg, welcher dem diesmal beleidigt folgt und durchs Fenster verschwindet.
Seufzend und ungewiss mustert der Wikinger nun wieder die wenigen Zeilen. Von seinem Sohn stammt dies so oder so niemals. Auch sind alle anderen Drachenreiter Berks hier, von wem also kann diese Nachricht nur stammen...?
Widerwillig steht er auf und verlässt sein Haus.

Viele Stunden lang, bis zum Abend hin war Violene nicht untätig geblieben und hat die Dracheninsel durchkämmt. Dabei hat sie die verschiedenen Drachenarten genaustens beobachtet und sich schlussendlich für die harmloseren entschieden. Nun gut, natürlich kann man selbst eine nicht so gefährliche Drachenart als harmlos bezeichnen... Aber es sind Drachen, mit denen die sogenannten Drachenreiter von Berk problemlos fertig kommen sollten. So hofft Violene es jedenfalls schlussendlich.
Neugierig und skeptisch zugleich behalten die ausgewählten Drachen Violene im Blick, welche diese immer wieder beobachtet hat. Sich durchringend bleibt sie vor den besagten Drachen stehen, wendet sich diesen zu. Mit nur wenigen Worten widmet sie sich den Drachen, harsch, ernst und irgendwie erbarmungslos. Doch es funktioniert. Gewünschte Drachen, die ihr eben noch skeptisch gegenüberstanden, beugen sich nun willenlos und warten allein auf ihre Anweisungen.
Unwohl schaut ihr Begleiter Schocker, der Leuchtende Fluch, dem zu. Mit zunehmender Besorgnis und seine Reiterin immer weniger wiedererkennend. Er kennt seine Reiterin. Sie haben schon viel Zeit miteinander verbracht und er weiß, wie sie eigentlich ist. Umso besorgter und skeptischer macht ihn diese Sinneswandlung. Aufmunternd stupst der Trampler neben ihm ihn an und versucht eine Art aufbauendes Grinsen.

So lässt sie weitere Stunden verstreichen, in denen sie den ausgewählten Drachen den Plan erklärt und diesen auch für sich selbst immer wieder durchgeht. Die größte Gefahr ist das der Schreckliche Schrecken sein Ziel verfehlt hat... Oder nicht mehr die Unberechenbarkeit von Menschen?
Schweigend beobachtet sie den Nachthimmel, bevor sie sich in den Sattel schwingt und den Drachen den Befehl gibt loszufliegen.
Das Bild, das sich am Nachthimmel dadurch ergibt, ist wahrlich einmalig. Es ähnelt den Zeiten, als die Drachen damals noch gezwungen waren für den Roten Tod auf Beutezug zu fliegen. Eine grausame Zeit, die glücklicherweise schon seit mehreren Jahren vorbei ist. Doch diese Truppe ist kleiner, mit einem anderen Ziel und angeführt von einem Leuchtenden Fluch und einem Trampler. So nehmen sie in dieser Nacht Kurs auf zu Berk, im Schutze der Dunkelheit und Wolken.

Es dauert nicht lange, bis die gewünschte Insel in Sichtweite kommt. Mit großer Vorsicht lässt sie Schocker am Rande des Dorfes landen, welches unnatürlich still ist. Unabhängig davon das schon längst Nacht ist und dementsprechend so oder so eigentlich alle schlafen sollten, so ist diesmal doch etwas anders. Es ist nicht nur ruhig, weil es Nacht ist, es ist mehr als ruhig! Still. Lautlos.
Probeweise schaut Violene kurzerhand in zwei Häuser rein, bevor sie dann zufrieden nickt und einmal pfeift.

Doch was niemand sieht, sind die breit gebauten Wikinger, die sich weit im Hintergrund aufhalten, abwartend.

Wie aufs Kommando tauchen die mitgekommenen Drachen auf und machen sich wortwörtlich im Dorf breit. Beginnen zum Teil in den Häusern zu verschwinden und eine Art Chaos zu verursachen. Sachen werden umgeworfen, Lebensmittel werden gefressen, hier und da mal das ein oder andere Möbelstück kaputt gemacht.
Violene beobachtet dies vom Rand aus, Schocker neben sich behaltend. Kurz nickt sie ihm zu, bevor sie sich gemeinsam mit unter das Chaos mischen und in verschiedene Häuser eindringend. Zielgerichtet macht sie sich an die Suche, reißt verschiedene Schubladen auf, durchsucht die Möbel, in der Hoffnung schnell die gesuchten Sachen zu finden. So geht es mehrere Häuser lang, bis ein plötzliches Räuspern hinter ihr sie innehalten lässt. Und zu allem Übel hat sie Schocker auf Patrouille geschickt. Langsam, sehr langsam dreht Violene sich vorsichtig um. Nur um hinter sich ein Mädchen in ihrem Alter zu erblicken, welche ein Schwert auf sie gerichtet hat.

„Anni, wie schön! Wir haben uns ja lange nicht mehr gesehen!"
„Nicht unbedingt verwunderlich, wenn du plötzlich mitten in der Nacht abhaust und genauso plötzlich wieder auftauchst", dabei hält Anni ihr Schwert weiterhin auf den unerwünschten Eindringling gerichtet. „Was soll das da draußen und was suchst du hier drin?"
„Das sind aber viele Fragen auf einmal, oder nicht?", schmunzelnd lässt Violene sich von dem Schwert nicht abschrecken, mustert vielmehr ihr Gegenüber, „Keine Sorge, wenn ich gefunden habe, was ich suche, bin ich auch sofort wieder verschwunden."
„Wie wäre es denn, du verrätst mir, was du suchst und man könnte darüber reden?"
„Ein interessanter Vorschlag, nur... muss ich leider ablehnen", lächelt Violene entschuldigend.
„Was bringt dir das hier überhaupt? Chaos und Verwüstung... wofür?!"
Bei diesen Worten schweigt Violene, zurück an Narvik denken müssend, wie er in dieser Zelle sitzt. So... ermattet, erschöpft. Das kurze Zögern bemerkt Anni wiederum, welche nur bestätigend nickt. Also doch...

Im selben Moment gibt Violene ein Zeichen, was Anni verwirrt innehalten lässt. Schocker aber, welcher sich während dieses Gesprächs hinter Anni versteckte, versteht das Kommando seiner Reiterin und attackiert Anni im nächsten Augenblick mit seinem paralysierenden Nebel. Erschrocken aufschreiend versucht Anni noch sich mit einem Sprung zur Seite zu retten. Aber zu spät. Der Nebel paralysiert sie augenblicklich bei der kleinsten Berührung und friert Anni einmal vollständig ein. Entschuldigend mustert Violene Anni, bevor sie sich abwendet. „Keine Sorge, Anni. Es wird schon bald vorbei sein. Aber anders. Und das hoffentlich zum Guten..."

Ohne noch länger zögern zu wollen, geht sie raus und mustert das Getümmel. Wenn Anni mich erwartet hat, dann... der Trampler! Ich muss ihn finden. Er ist in Gefahr!
Schnell setzt sie sich in den Sattel, worauf Schocker dann augenblicklich startet. Hastig versucht Violene, das Getümmel zu überblicken. Der Plan war einfach. Die Drachen sollten im Dorf bleiben, etwas Chaos anrichten und die Drachenreiter dies versuchen zu verhindern. Und es scheint auch zu klappen. Jedenfalls zum Teil. Wenn man davon absieht, dass Anni sie in einem der Häuser erwartete und der Trampler verschwunden ist.
„Er ist kein dummer Drache... das heißt, es muss etwas geschehen sein."
„Du meinst... so etwas?", mischt Schocker sich ein und weist sie auf eine abgelegene Stelle außerhalb des Dorfes hin, wo sich mehrere starke Wikinger sammeln. Mit Fangutensilien, um einen Drachen zu fangen. Nein!
Sofort bedeutet sie ihrem Freund, sie auf der anderen Seite abzusetzen und rennt selbst weiter, Schocker bedeutend Abstand zu halten. Verbissen schlägt sie sich durch das Geäst des Waldes, bis sie auf einer kleinen freien Fläche ankommt, welche von Bäumen dicht besiedelt ist. Am Rande der freien Fläche hält sie inne, die Umgebung musternd.

Das war so klar... Verdammt!

Mehrere Wikinger haben sich auf der freien Fläche versammelt, mit dazugehörigen Seilen, Netzen und was man alles so zum Fangen von Drachen benötigt.
Es ist eine Sache, dass die Berkianer dem Problem mit dem Fangen und Fesseln der Angreifer begegnen. Aber es ist eine andere Sache, wenn sie es auf den Trampler abgesehen haben. Den wilden Drachen werden sie ja nicht unbedingt was antun, vor allem, wenn sie auch einen Nachtschatten zähmen konnten. Aber Narviks Freund in ihrer Gewalt... Ohne groß zu überlegen, stürmt sie zu dem aufgeregtem Trampler, sich an den Schränken von Wikingern vorbei zwängend. „Hey, alles gut! Ich bin da!" Behutsam streicht sie ihm über die schuppige Schnauze, sehr zum Missfallen eines stämmigen Berkianers.
„Du warst das also?! Du hast diese Nachricht geschickt?! Fangt sie, Männer!", völlig außer sich vor Wut schreit der Häuptling diese Worte, während er auf die junge Reiterin zeigt. Überrascht sieht die Angesprochene zu ihm, die 4 stämmigen Wikinger plus Anführer erst jetzt realisierend.
„Öhm..., das könnte tatsächlich möglich sein. Aber... vielleicht, nur so vielleicht, solltet ihr euch lieber um das Problem hinter euch kümmern, anstatt um uns beide."
Verdutzt halten die Männer tatsächlich inne, was sogar nicht mal eine dumme Idee ist. Denn ein bedrohliches Schnauben später hat sich ein Riesenhafter Alptraum vor die beiden gestellt und hält die Wikinger so auf Abstand. Welche von hinten wiederum von weiteren wilden Drachen nun selbst eingekesselt werden.

Schmunzelnder sieht Violene zu dem Drachen neben sich.
„Na komm, wir sollten zurück zum Marktplatz. Renn los, ich folge dir."
Schnell nickt der Drache, bevor er tut wie geheißen und sie ihm schmunzelnd folgt. Kaum aber ist der Trampler voraus zwischen den Bäumen verschwunden, taucht Schocker wieder an ihrer Seite auf.
(DS) „Wo warst du denn?"

„Ich hab euch gerettet! Oder denkst du wirklich, die Drachen sind nur durch Zufall aufgetaucht?" Grinsend sieht der Leuchtende Fluch zu seiner Reiterin auf, welche sich mit einem dankbaren Lächeln in seinen Sattel schwingt.

Nächstes Ziel – Marktplatz!





Hey, danke dir fürs lesen :p
Ich hoffe, das Kapitel hat dir gefallen. Zeig es mir doch gerne mit einer Rückmeldung durch Votes und Kommis – Geisterleser kriege ich leider nicht wirklich mit 🥺😅

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